Besonders im Bereich der Indiespiele trifft man viele Spiele, die von sich selbst behaupten, besonders anspruchsvoll, schwierig, komplex und unschaffbar zu sein. Kurz und schmerzlos: Oft wollen diese Indies im Bereich der Hardcoregames mitmischen, doch nicht immer ist es echter Hardcore, den wir uns da gegenüber sehen. Manchmal ist es einfach nur eine fiese KI, die die Spieler in die Weißglut treibt. Es gibt jedoch auch Spiele, die zwar behaupten schwierig zu sein, mit denen man sich aber nur einige Zeit beschäftigen muss, um sie zu durchschauen. Ein solches Spiel ist Eternal Step, das auf Steam verfügbar ist. Warum wir den Titel jedoch empfehlen können, verraten wir euch in unserem Test zu Eternal Step.
Das war mein erster Versuch, nicht lachen.
Ein seltsames Tutorial
Wenn ihr Eternal Step das erste Mal startet, erwartet euch selbstverständlich ein Tutorial, das euch so ziemlich alle grundlegenden Elemente im Spiel erklärt – wie das Tutorials so an sich haben. Dabei geht das Tutorial allerdings nur auf Dinge ein, die irgendwie logisch sind, wie die Bewegungssteuerung oder womit man angreift. Wichtige Dinge erklärt es selbstverständlich nicht, was aber auch nicht schlimm ist. Viel verwirrender ist es, wenn ihr das Tutorial abgeschlossen habt und plötzlich wieder im Startbildschirm landet. Wir dachten erst, dass wir irgendwas falsch gemacht hätten, aber dem war natürlich nicht so.
In Eternal Step betretet ihr einen gigantischen Turm, der euch zum aktuellen Zeitpunkt 100 Ebenen bietet, die ihr erklimmen müsst. Doch der Weg dorthin ist nicht gerade mit Rosen gepflastert. Auf jeder Ebene erwarten euch verschiedene Gegner, die es in sich haben und für ihr oft viel trainieren müsst, um wirklich einfach durchzukommen. Jede Ebene wird dabei zufällig generiert, sodass ihr auch auf Ebenen stoßen könnt, wo euch gar keine Gegner erwarten, doch dazu später gleich etwas mehr. Alle paar Ebenen erwartet euch ein fieser Endgegner, der oft mit denselben Mustern vorgeht. einfache Vorgehensweise: Muster auswendig lernen und entsprechend reagieren. Selbstverständlich gehen aber die Endgegner nicht immer in derselben Reihenfolge vor, also alles auswendig lernen ist auch wieder nicht.
Ja, das ist echter Zufall
Wie schon erwähnt, wird jede Ebene in Eternal Step zufällig ausgewählt. Es kann jedoch vorkommen, dass ihr einige Ebenen mehrmals machen müsst. Wir hatten einmal den Fall, dass dieselbe Ebene gleich dreimal hintereinander auftauchte – was sehr fies war, da die Ebene echt nicht easy ist. Durch diesen Zufall könnt ihr euch aber auch plötzlich verschiedenen Aufgaben gegenübersehen wie beispielsweise die Ebene in unter 30 Sekunden zu säubern oder dass ihr auf der Ebene 70 Sekunden lang überleben müsst. So leicht wie das klingt, ist es am Anfang wirklich nicht, sondern funktioniert erst ziemlich gut, wenn ihr euren kleinen Helden ein Stück trainiert und aufgelevelt habt.
Dank des Zufalls kann es auch vorkommen, dass die Monster auf den Ebenen stärker oder schwächer werden oder dass sich gar Schatzgegner auf der Ebene verstecken: Tötet ihr diese, verwandeln sich alle verbleibenden Monster auf der Ebene in Schatztruhen und dann regnet es Loot, das ihr für eure Ausrüstung oder zum Leveln nutzen könnt. Dieser lustige Zufall sorgt generell für sehr viel Abwechslung und auch dafür, dass es nicht wirklich langweilig wird, den Turm zu erklimmen. Nur die ersten paar Level sind immer wieder eine Herausforderung, vor allem wenn man mit einem ganz neuen Helden startet, der noch nicht so weit trainiert ist. Aber hier greift sehr gut: Übung und Ausdauer schaffen wahre Meister.
Loot? Loot!!!!!
Auf manchen Ebenen findet ihr Schatzkisten, die wiederum Loot enthalten. Mit Loot sind in Eternal Step Karten gemeint, die euch verschiedene Waffen, Rüstungen oder andere Gegenstände zur Verfügung stellen. Diese Karten gibt es jedoch nicht nur durch Schatzkisten, sondern auch durch Monster, wenn diese welche fallen lassen. Am Ende der Ebene könnt ihr dann entscheiden, ob ihr die neuen Gegenstände ausrüsten oder nachhause in eure Kiste schicken wollt. Verfügen die neuen Waffen über besondere Fähigkeiten, könnt ihr diese auch eurer aktuellen Waffe zuordnen, allerdings müsst ihr selbst herausfinden, welche Fähigkeit und welches Attribut was genau mit eurer Waffe anstellt.
Beginnt ihr übrigens ein neues Spiel, also betretet erneut den Turm, so müsst ihr die Karten auswählen, die euch begleiten sollen. Wer ein bisschen schummeln und sich stärker machen möchte, kann die Karten in seiner Kiste nutzen, um bestimmte Attribute des Helden zu stärken und so beispielsweise seine Verteidigung zu erhöhen oder den Angriff zu stärken. Das empfehlen wir jedoch nur, wenn ihr auch schon genügend Dinge gelagert habt: Pro Runde im Turm geht nämlich eine Karte verloren von denjenigen, die ihr in eurer Kiste habt. Wenn ihr beispielsweise das Schwert auswählt, ihr aber nur eine Schwertkarte habt, so könnt ihr in der nächsten Runde kein Schwert mehr ausrüsten – es sei denn, ihr habt eine weitere Schwertkarte gefunden.
Haben wir eigentlich schon erwähnt, dass ihr in Eternal Step tot seid, wenn ihr sterbt? Ihr müsst dann erneut von vorn beginnen und behaltet jeweils nur das Level eurer Figur und die Karten, die bereits in eurer Kiste sind. Ihr solltet also aufpassen, denn das Spiel selbst setzt nur ein paar Zwischenpunkte, an denen ihr wieder einsteigen könnt, wenn ihr einen der großen Endgegner besiegt, die ungefähr alle 20 Level auftauchen. Seid also vorsichtig. Aber wenn ihr sterbt, ist das auch kein Problem: Eure Leiche liegt so lange darum, bis ihr sie aufhebt. Das bedeutet, dass ihr oft eine Karte aus eurem vorherigen Lauf erhaltet, es ist keine Garantie, dass ihr alles bekommt.
Der Tastatur-Fail
Zugegeben: Ich spiele am Computer ganz gern mit der Tastatur. Wenn ich mit einem Controller spielen möchte, setze ich mich an eine Konsole, doch Eternal Step zwingt mich dazu, auch noch mit einem Xbox-Controller an meinem Laptop zu spielen. Das ist nicht schön, sorgt jedoch für einen ordentlichen Spielspaß. Selten haben wir ein Spiel gespielt, das für den PC entwickelt wurde und das eine so schlechte Unterstützung der Tastatur-Steuerung anbietet. Vieles ist dabei so verwirrend gesetzt, dass es einfach keinen Sinn ergibt und im Eifer des Gefechts einfach nur für Verwirrung sorgt. Beispielsweise steuert man natürlich mit WASD, blockt mit Shift und greift mit der Leertaste an. Wenn man das nicht möchte, kann man auch mit der linken Maustaste angreifen, mit der rechten blocken. Blöd nur, dass die Maus deaktiviert wird, sobald mit die Tastatur bedient, sodass man immer einen kurzen Moment hätte, in dem man einfach nichts machen kann. Fakt ist: Wir raten zur Steuerung mit einem Controller.
Eternal Step hat jedoch einige andere kleinere Macken, die nicht sein sollten. Vom Genre her gehört es eindeutig zu den Hack & Slays, auch wenn einem nicht immer ganze Horden von Gegnern begegnen. Um euch am besten vor euren Gegnern zu verteidigen, ist es ziemlich häufig ratsam, euch aus dem Geschehen herauszurollen. Dumm nur, dass das gar nicht so gut ist, wie es zunächst den Anschein erwecken könnte: Euer Held braucht einige Sekunden, um aus der Rolle wieder aufzustehen, was wirklich auf einigen Ebenen das Todesurteil oder zumindest jede Menge Schaden bedeuten kann. Das ist ärgerlich und sorgt für Frust, der nicht sein sollte. Aber apropos Frust: Kennt ihr diese Spiele, die zwar schwierig sind, die euch aber jedes Mal dazu anstacheln, es wieder und wieder zu versuchen? Eternal Step ist ein solches Spiel.
Hin und wieder kam es auf unserem Testgerät zu leichten Einbrüchen der Framerate, was jedoch nicht schwer ins Gewicht fällt. Zusätzlich haben uns gestört, dass die vielen herumstehenden Vasen einfach kein Loot beinhalten und dass die Kampfsteuerung manchmal sehr tricky ist, weil es manchmal gar nicht so einfach ist, dass unser Held auch tatsächlich dahin angreift, wohin er eigentlich angreifen soll.
Fazit: Wir wollen den Turm erobern
Wir haben Eternal Step bereits auf der Gamescom in Köln und auch auf der EGX in Birmingham gesehen und waren jedes Mal begeistert. Nach unserem unglücklichen Start mit der Tatstaursteuerung dachten wir, dass uns unsere Einschätzung getäuscht hätte und wir es mit einem schlechten Spiel zu tun bekommen hätten, doch weit gefehlt. Eternal Stepmacht süchtig und stachelt an, immer und immer wieder aufs Neue in den verfluchten Turm zu gehen und sich selbst zu beweisen, dass man das schaffen kann. Es ist ein Hardcorespiel, das jedoch schaffbar ist, wenn man trainiert und sich mit den Gegnern auseinandersetzt, dann ist es nahezu sehr easy durch die zufällig gewählten Ebenen zu kommen und so den Turm zu erklimmen, auch wenn das viele Stunden dauert und euch dennoch viele graue Haare generieren wird.
Wir können Eternal Step vollen Herzens empfehlen, raten jedoch ganz dringend zur Steuerung mit einem Controller, sonst ist es einfach viel zu verwirrend. Und dann sagen wir: Zähne zusammenbeißen, Pobacken zusammenkneifen und versuchen, diesen Turm zu erklimmen und den Gegnern zu zeigen, wer hier nun die Hosen an hat. Einfach wird das nicht, aber genau deswegen ist Eternal Step auch etwas ganz Besonderes.
Pro | Contra | ||
+ Gutes Konzept | – Einige Ebenen wiederholen sich häufig | ||
+ Konzept macht süchtig und greift Stolz an | – Rollen ist eher ein gefährlicher Akt | ||
+ Gelungener Soundtrack | – Steuerung mit Tastatur ist grauenvoll | ||
+ Spannendes Lootsystem | – Herumstehende Vasen beinhalten kein Loot | ||
+ Zufällig gewählte Ebenen mit unterschiedlichen Challenges | – Seltene und leichte Framerateeinbrüche | ||
+ Schaffbares Hardcoregame | – Schwierige Steuerung im Kampf | ||
+ Köpfchen ist gebraucht, um wirklich erfolgreich zu werden |
- Grafik: 78
- Sound: 88
- Umfang: 94
- Gameplay: 76
- KI: 79
Spielspaß: 85
- Story: Eternal Step bietet eine simple Story, bei der ihr ganz einfach einen Turm voll mit verschiedenen Gegnern, die euch ziemlich schwer zu schaffen machen.
- Frustfaktor: Der ist zu Beginn des Spiels leider sehr stark gegeben, wenn man sich noch nicht gut genug mit dem Spiel auskennt und die Gegner einfach überfordern und einen schneller töten als einem lieb ist. Etwas weiter im Spielverlauf wird es jedoch nicht mehr ganz soooo frustig.
- Wiederspielwert: Es ist eher ratsam, dass ihr euer Glück immer und immer wieder versucht, um auf der einen Seite zu leveln, auf der anderen Seite einfach bessere Ausrüstungen und Waffen zu finden, um euren Gegnern das Fürchten zu lehren.
- Design/Stil: Eternal Step ist ein Indiespiel, das sich an eher einfachen, dafür aber selbst gezeichneten Grafiken versucht, die wirklich sehr schön gelungen sind und auch zum Setting passen.
- Musik: Der Soundtrack und die Soundkulisse passen hervorragend zum Spiel und sorgen an den entsprechenden Momenten auch noch für Schauder und leichtere Angstzustände, aber keine Sorge, so schlimm wird es meist nicht.