Headliner (PC) im Test – Was geschieht, wenn du die lokalen Nachrichten leitest?

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Stellt euch vor, ihr hättet die Macht, die Meinung anderer zu bilden. Alles, was ihr schreibt, verändert das Land und die Leute. Alles, was ihr publiziert, bestimmt den Alltag. Wie würdet ihr wählen? Das kleine Indiespiel Headliner stellt euch genau diese Frage und lässt euch dabei ganz schön schwitzen. Wir haben uns Headliner auf dem PC für euch angeschaut und verraten euch, warum ihr bei diesem Titel zugreifen solltet.

Du bestimmst!

Viele große Spiele wollen euch momentan einreden, dass alle eure Entscheidungen Auswirkungen auf die Spielwelt an sich haben. Dass jedes Leben zählt, das ihr nehmt oder bestehen lasst. Doch das ist nicht so. Denn oft haben eure Entscheidungen keine oder nur geringe Auswirkungen auf die Welt an sich. In Headliner ist das anders. Ihr bestimmt, welche Nachricht in der Zeitung veröffentlicht werden soll. Ihr entscheidet darüber, ob Flüchtlinge zum Beispiel in das Land gelassen werden oder ob reine Menschen böse sind. Es ist eure Entscheidung – und ihr müsst auch mit den Konsequenzen leben.

Headliner spielt in einer Welt, in der es modifizierte Menschen gibt und jene, die rein sind. Zwischen beiden Gruppen schwelt ein Konflikt leise vor sich hin, doch es ist meine und eure Aufgabe, uns für eine Seite zu entscheiden. Doch das ist natürlich nicht alles: Ein Festival am Ende der Woche muss auch beworben werden, während ein Krieg im anliegenden Land für Aufruhr sorgt. Doch wofür werdet ihr euch entscheiden?

Jede Nachricht, die ihr veröffentlicht, hat Auswirkungen. Sie kann dazu führen, dass die Leute auf die Straße gehen. Sie kann aber auch dazu führen, dass eine Berühmtheit erschossen wird. Doch all eure Entscheidungen haben nicht nur Auswirkungen auf die Welt, sondern auch auf euch und eure kleine Familie. Werdet ihr am Ende einen Polizeistaat gründen und euch schützen oder wird es anders ausgehen? Eure Entscheidung. Und manchmal sind es Entscheidungen, die wehtun.

Die Arbeit bei der Zeitung

Headliner ist ein sehr kurzes Spiel, das etwa eine halbe Stunde Spielzeit pro Durchgang verspricht, denn es gibt auch nicht sonderlich viel zu tun. Auch wenn ich mir ein wenig mehr Spielzeit gewünscht hätte. Jeden Morgen gehe ich zur Arbeit und sehe die aktuellen Artikel durch, die mich bereits erwarten. Ich stemple die ab, die ich veröffentlichen will, und versehe die mit einem Kreuz, die nicht erscheinen sollen. Dabei ist meine Aufgabe, dass die Nachrichten möglichst zusammenpassen und nicht unterschiedliche Meinungen widerspiegeln, denn das ist nicht gut für die Öffentlichkeit. Damit kommen die Leser nicht zurecht, sonst müssten sie selbst denken.

Sobald ich alle Artikel angesehen habe, darf ich das Büro verlassen. Ich laufe durch eine 2D-Pixelstadt und höre dabei den Menschen zu. Auf diese Weise kann ich herausfinden, was die Leute über die veröffentlichten Artikel sagen und sehe auch gleich, ob irgendwas passiert ist. Wenn ich beispielsweise entscheide, dass wir mehr Überwachung brauchen, begegne ich auf meinem Heimweg Drohnen und Polizisten, die für Recht und Ordnung sorgen. Auf dem Weg nach Hause muss ich manchmal Dinge für meinen Lebenspartner mitbringen. Sobald ich zu Hause bin, führe ich ein Gespräch mit meiner Tochter und meinem Lebenspartner – ich kann übrigens zu Beginn festlegen, ob ich mit einem Mann oder einer Frau verheiratet bin. Headliner ist in der Beziehung ein sehr offenes Spiel. Zuhause sprechen wir über alles, was am Tag so geschehen ist und essen gemeinsam zu Abend. Mehr muss man im Spiel nicht machen.

Die Intensität meiner Arbeit

Es ist fast schon bedrückend: Ich gehe zur Arbeit und entscheide, was passieren wird. Untermalt wird das Ganze von einer seichten und melancholischen Musik, die gerade bestimmte Entscheidungen und Auswirkungen sehr heftig untermauert und mich mit einem üblen Beigeschmack zurücklässt. Habe ich wirklich falsch entschieden? Hätte ich es mit einem anderen Artikel besser machen können? Und so ertappe ich mich selbst dabei, wie ich ein neues Spiel starte, nachdem ich das erste überlebt habe.

Ähnlich wie in Always Sometimes Monsters erhaltet ihr am Ende noch einmal eine Zusammenfassung all eurer Entscheidungen, was nicht gerade sehr aufbauend ist. Besonders unser zweiter Durchgang endete mit keinem schönen Ende, weswegen mich alles doch sehr bedrückte. Und genau das ist eine Stimmung, die ich bei den ganz großen Spielen häufig vermissen. Dieses Mitfühlen. Dieses Gefühl, dass ich für etwas verantwortlich bin. Dass ich keine leeren Entscheidungen treffe, sondern dass ich WIRKLICH über etwas bestimme. Und das hat Headliner ziemlich fantastisch umgesetzt. Ich bin stolz auf das Studio und das Spiel, das sie geschaffen haben.

Die technische Seite…

Headliner ist wirklich ein tolles Spiel, das einen emotional zu Höchstleistungen anstrebt. Dass einen fast schon zerstört – wenn man sehr seicht gebaut ist. Doch auf der technischen Seite hakt es ein bisschen. Um die Artikel zu genehmigen oder abzulehnen, zieht man den Artikel von der einen Seite des Schreibtischs auf die andere. Doch nicht immer kann man das Schreiben dort auch wirklich ablegen. Häufig ist es mir passiert, dass das Dokument doch wieder auf die linke Seite des Tisches gewandert ist, sodass ich es wieder rüberziehen musste. Das ist ein wenig ärgerlich und muss nicht sein.

Zudem kam es aus meinem ACER Swift 3 zu kleineren Einbrüchen der Framerate, meistens immer genau dann, wenn sehr viele Elemente auf dem Bildschirm zu sehen waren. Doch meistens lief es doch recht flüssig. Weniger schön ist jedoch, dass die Spielfigur immer mal wieder an kleineren Ecken und Kanten hängenbleibt, sodass ich doch immer mal wieder nachjustieren muss. Das ist schade und hätte umgangen werden können, aber es sind keine Fehler, die das Spiel unspielbar machen würden.

Fazit: Ich möchte nicht bei der Zeitung arbeiten, dafür bin ich zu emotional

Manchmal zweifle ich an kleinen Indiespielen, obwohl ich fast immer eines Besseren belehrt werde. So auch bei Headliner. Es ist ein kleines und kurzes Spiel, dessen Durchgänge um die 30 Minuten dauern, doch es ist ein Spiel voller Emotionen und mit so viel Tiefgang wie es den großen Spielen einfach fehlt. Jeden Tag trefft ihr Entscheidungen, die das Land tatsächlich verändern. Ihr entscheidet, wer zur führenden Menge gehört, wer lebt und wer stirbt. Es ist eure Zeitung, eure Meinung, die ihr vertretet. Doch seid wirklich auf die Konsequenzen vorbereitet, diese sind nicht immer von der schönen Seite.

Headliner ist ein fantastisches Spiel, das seine Auszeichnungen wirklich auch verdient hat. Es ist emotional eine Meisterleistung und kann hier problemlos mit anderen narrativen Spielen dieses Genre mithalten. Mit jeder Minute, jedem Tag, baut man eine größere Bindung zu allem auf. Hervorragende Leistung, mit kleineren technischen Mängeln, die jedoch die Emotionen keineswegs trüben.

ProContra
+ Tiefgehende und bewegendes Setting– Technische Seite nicht immer einwandfrei
+ Mehrere Enden und Entscheidungen– Sehr kurze Spielzeit (ca. 30 Minuten pro Durchgang)
+ Entscheidungen haben Auswirkungen auf Spielwelt
+ Passende musikalische Untermalung

Wertung

Technik: 81
Grafik: 69
Sound: 86
Umfang: 67
Gameplay: 87
KI: 95

Spielspaß: 90

  • Story: Ihr arbeitet für eine Zeitung und bestimmt, welche Artikel veröffentlicht werden und welche nicht.
  • Frustfaktor: Der ist nicht vorhanden, es sei denn, man ist sehr emotional. Dann kann es frustrierend sein.
  • Wiederspielwert: Durchaus vorhanden, da man mehrere Entscheidungen treffen und somit auch mehrere Enden heraufbeschwören kann.
  • Design/Stil: Das Büro selbst ist sehr schön gestaltet, über die 2D-Pixelart außerhalb des Büros kann man sich sicherlich streiten.
  • Musik: Hervorragende, wenn auch loopartige, Musik, die jedoch die Stimmung des Spiels hervorragend unterstreicht.

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Beatrice Eichhorn
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