Iron Danger (PC) im Test – Taktische Kämpfe zum zusammenbauen

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Mit Iron Danger präsentieren die Entwickler bei den Action Squad Studios ihr Debüt und veröffentlichen es gleich vom Publisher Daedalic. Das Studio verspricht Titel mit Fokus auf Story und Kreativität. Tatsächlich kommt Iron Danger direkt mit einem Kniff, den man so nicht alle Tage sieht: Das Kampfsystem ist nicht nur taktisch, sondern auch mechanisch etwas Besonderes. Unser Test verrät, ob das RPG überzeugt.

Eine wunderschöne Welt mit vielen Gefahren

Rein erzählerisch haut mich Iron Danger nicht von den Socken, doch ausgerechnet beim Debüt haben die Entwickler das auch gar nicht als leitendes Feature kommuniziert. Eine spannende und etwas mysteriöse Geschichte erzählt Iron Danger alle mal, denn das zentrale spielerische Element, nämlich die Zeit jederzeit manipulieren zu können, ist nämlich auch inhaltlich verankert: Die „Trance“, also die Fähigkeit, die Zeit zu manipulieren und so den Tod zu umgehen, beschäftigt die beiden Protagonisten nicht nur am Anfang des Titels.

Getragen werden Ereignisse in Iron Danger anstatt der trockenen Erzählung durch viele Texte und Kapitel vor allem durch die wunderschöne Spielwelt – und diese hat mich dann wirklich beeindruckt. Es tut Iron Danger gefühlt gut, auf viele kleine Level anstatt auf eine große Welt zu setzen. Vor allem, weil wir nach und nach mehrere Gebiete absegeln, gibt es unheimlich viel Abwechslung und jedes Level ist mit einem Detailgrad gestaltet, den ich gern in mehr Spielen so sehen würde – egal ob Natur oder Stadt, Iron Danger inszeniert eine wunderschöne Spielwelt.

Hauptsächlich gefunden werden können allerdings Gefahren, das heißt Gegner und Kämpfe. Gewünscht hätte ich mir mehr Interaktionsmöglichkeiten außerhalb derer: Es gibt zwar viele Objekte, die hervorgehoben werden, doch die Interaktionsmöglichkeiten sind (außerhalb der Kämpfe) beschränkt: Zum Sammeln gibt es Nahrung, aber sonst kaum etwas, Loot gibt es nicht. Hin und wieder gibt es kleine nette Ereignisse und Boni, aber nichts, was wirklich weltbewegend. Innerhalb der Kämpfe allerdings gibt es viele Umgebungsaspekte, von denen man profitieren kann: Fallen, zerstörbare Objekte oder runterfallende Dinge können im Kampf gegen die Feinde sinnvoll eingesetzt werden.

Die Spielwelt ist wunderschön und bietet viele Details.

Bau dir den Kampf doch selbst

Die Kämpfe sind definitiv das Herzstück von Iron Danger. Auch von den Zeiten her: Gerät man mal mit mehreren Widersachern in den Konflikt, kann es schon mal Minuten dauern, bis man erfolgreich ist. Deswegen verbringt man auch den größeren Teil der Zeit im Level in der Trance, denn diese wird automatisch aktiviert, wenn man einen Kampf betritt. Hier kann man jederzeit die Zeit vor- und zurückspulen, um zu sehen, wie die Gegner handeln und was man am besten erwidert.

Bis man einen Kampf erfolgreich abgeschlossen hat, sind in der Regel auch unzählige Tode gestorben worden – aber nicht nur von den Gegnern. Kämpfe in Iron Danger sind spaßig und taktisch, aber teilweise auch ermüdend: Das Frustpotential ist relativ hoch, und das, obwohl man nie scheitern kann. Ein Kampf in Iron Danger endet nie mit dem eigenen Tod, denn in so einem Fall spult man einfach wieder zurück und schaut, wie man es umgeht: Mit Ausweichen, Blocken, der richtigen Attacke…?

Während man in der ersten Spielstunde nur Topi als Axtkämpfer aktiv einsetzen darf, sind danach auch Kipunas magische Fähigkeiten erwacht und können eingesetzt werden. Das Feuer ist sogar ein zentrales Element, kann für Flächenfeuer sorgen oder Ölfässer zur Explosion bringen. Auf mehr einsetzbare Elemente setzt Iron Danger nicht – aber das ist auch gut so.

Das Ergebnis aus zwei spielbaren Figuren und der Zeitmanipulation ist jedenfalls ein extrem taktisches und anspruchsvolles Kampfsystem, in dem man ständig prüft, was man tut, Aktionen löscht und nachbessert – das macht Spaß und ist in dieser Form ungewöhnlich (andere Titel bieten es in ähnlicher Form eher nur als Ausweichmöglichkeit), kann teils aber eben auch ziemlich ermüdend sein. Manchmal fühlt man sich vollkommen unterlegen, doch hier muss man sich daran gewöhnen, dass man für Iron Danger einfach Geduld, Fingerspitzengefühl und etwas Intuition mitbringen muss. Die Lernkurve kann recht steil sein, doch meistert man das Prinzip, kann man aus vielen Kämpfen sogar ganz ohne Wunden herausgehen.

Die Kämpfe sind taktisch und bieten viele Interaktionsmöglichkeiten.

Kleine Macken bei der Bedienung

Die kompletten Spielmechaniken in Iron Danger funktionieren ziemlich gut und das Spiel greift einem bei den meisten Plänen gut unter die Arme – erstaunlicherweise ist aber vor allem außerhalb der Kämpfe die Bedienung ziemlich hakelig. Die Wegfindung funktioniert nicht immer perfekt, Objekte werden teils falsch ausgelöst und die Figuren interagieren immer damit, ohne vorher hinzulaufen.

Gewünscht hätte ich mir ein dauerhaftes Fortbewegen, indem man die Maustaste gedrückt hält. Das geht nicht und man muss immer wieder klicken, um sich zu bewegen. Einerseits ist das gut, weil man so nicht zu oft in eine Gefahr oder direkt in einen Kampf hineinläuft, doch andererseits könnte man in einem solchen Fall ja auch einfach zurückspulen – das geht durch den jederzeit möglichen Wechsel in die Trance immer und diese wird auch automatisch ausgelöst, wenn man Schaden erleidet.

Iron Danger baut ansonsten sein Spielprinzip im Verlauf der rund 15 bis 20-stündigen Kampagne kontinuierlich weiter aus: Während wir immer wieder durch schöne Gebiete reisen, gibt es neue Interaktionsmöglichkeiten. Die Erzählung an sich bleibt eher unspektakulär, zumal Iron Danger nur lückenhaft Englisch vertont wurde und viel über Texte erzählt. Obwohl das Kampfsystem einem den Willen zur Taktik vorgibt, darf man selbst aussuchen, welche Fähigkeiten man (zuerst) lernt oder mit Upgrades versieht, sodass man seinen eigenen Spielstil durchaus einfließen lassen darf.

Am Ende jedes Kapitels gibt’s eine Zusammenfassung und man darf eine Verbesserung wählen.

Fazit: Innovatives Prinzip im wunderschönen Gewand

Iron Danger setzt auf sein Zeitmanipulationsfeature und das taktische Kampfsystem als zentrales Vermarktungsargument – und das auch völlig zu recht. Die Kämpfe sind einzigartig, erfordern Verständnis, Fingerspitzengefühl und auch etwas Intuition, allerdings durchaus auch Frustresistenz. Obwohl man im Endeffekt nicht sterben kann, werden dennoch viele Tode gestorben und manchmal ist es ziemlich ermüdend, den Kampfablauf immer wieder neu zusammenzubauen, um möglichst unbeschadet aus einer Schlacht zu gehen. Doch die zweite große Stärke von Iron Danger ist die wunderschöne Spielwelt: Es ist keine offene Welt, doch die eher kleinen Gebiete verzaubern ein ums andere Mal mit wunderschöner Optik und vielen Details. Außerhalb der Kämpfe bleiben Interaktionsmöglichkeiten und Geheimnisse in der Spielwelt leider rar – ebenso wie die Erzählung in Iron Danger eher trocken ist. Die kleinen Macken bei der Bedienung werden hoffentlich noch mit einem Patch ausgebügelt. Wer taktische RPGs mag und vor allem eine hübsche Spielwelt zum Genießen sucht, sollte sich Iron Danger einmal anschauen.

ProContra
+ Wunderschöne Spielwelt– Teils hohes Frustpotential
+ Einzigartig taktisches Kampfsystem– Kämpfe können ermüdend sein
+ Vielfältige Möglichkeiten in der Umgebung zum Kampf…– … außerhalb der Kämpfe bleibt die Umgebung dagegen eher passiv
+ Sehr abwechslungsreiche Level– Bedienung etwas hakelig
– Wegfindung nicht immer perfekt

Technik: 81
Grafik: 90
Sound: 78
Umfang: 85
Gameplay: 83
KI: 68

Spielspaß: 81

  • Story: Iron Danger erzählt eine interessante Geschichte rund um die Entstehung der Trance und mächtige Artefakte, die Erzählung bleibt aber eher trocken.
  • Frustfaktor: Vorhanden – wirklich sterben kann man zwar nicht, doch manchmal wirken die Feinde übermächtig und es kann ermüdend sein, die Kämpfe immer wieder neu zu bauen.
  • Nachhaltigkeitswert: Iron Danger hat es verdient, Aufmerksamkeit zu bekommen. Die Spielzeit beträgt circa 15 bis 20 Stunden.
  • Design/Stil: Der Stil überzeugt, vor allem durch die wunderschöne Spielwelt.
  • Musik und Sound: Musik und Sound passen gut, sind aber nichts besonderes.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Beurteilen wir anhand des finalen Preises.

Offenlegung

Wir haben einen Reviewkey zu Iron Danger vom Publisher erhalten.

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Manuel Eichhorn
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