Life is Strange 2 Episode 2: Rules (Xbox One) im Test – Regeln sind Regeln

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Die erste Episode von Life is Strange 2 hat mich begeistert – und nach mehr lechzend zurückgelassen. Daher habe ich schon wenige Tage später die zweite Episode gespielt. Ob sich der starke Eindruck der ersten Episode fortsetzen konnte, erfahrt ihr im Test.

DIe Herausforderungen des Erwachsenwerdens

Die zweite Episode beginnt nicht nahtlos – etwas schade finde ich das schon, aber andererseits ist auch nachvollziehbar, dass Seans und Daniels wesentlich erlebnisreicher und auch umfangreicher ist, als das, was man uns zeigen kann – die fünf Episoden erzählen sozusagen auch nur Episoden daraus. Grundsätzlich wirft das die Frage auf, wie groß die Rolle unserer Entscheidungen denn dann wirklich sein können, wenn viel mehr auch ohne Zutun passiert. Klar ist: Der Rahmen für Life is Strange 2 steht längst fest, allerdings gibt es im Spielverlauf sehr viele Dinge, dich sich selbst zu kleineren Entscheidungen verändern, und nicht alles wird direkt als Entscheidung präsentiert. Hier hat DONTNOD wirklich viele Fortschritte gemacht, auch im Vergleich zum ersten Teil und hat auch anderen aktuellen Spielen Einiges voraus.

Zum Beginn der zweiten Episode von Life is Strange 2 begleiten wir Daniel und Sean noch beim letzten Tag in einer verlassenen Waldhütte, die sie im verschneiten Oregon gefunden haben. Sean lehrt Daniel bezüglich seiner telekinetischen Fähigkeiten, mit denen er spektakuläre Fortschritte macht – vielleicht zu schnelle. Letzterer Aspekt wird leider im Verlauf der Episode nicht mehr thematisiert. Mushroom als vierbeiniger Begleiter hat sich gut eingelebt, während es auch eine Herausforderung: Daniel ist krank, und so richtig besser wird sein Husten nicht.

Life is Strange 2 stellt das Leben der beiden Wolfsbrüder im Wald sehr gekonnt dar – die improvisierten Fallen funktionieren nicht, Ravioli aus der Dose stellen das tägliche Essen dar. Als sich die Vorräte dem Enden nähern, ist klar: Die Jungs müssen wieder ab auf die Straße. Ab da spielt die zentralen Fragen eine Rolle: Inwiefern soll Daniel seine Kräfte überhaupt einsetzen? Sean setzt drei Regeln auf, kurzum: Nicht benutzen und schweigen. Doch die beiden beschäftigt auch die Frage: Wohin sollen sie überhaupt?

Es ist Weihnachten – doch für die Jungs etwas anders als erwartet.

Regeln sind zum Brechen Da

Letztlich verschlägt es die beiden ins winterliche Beaver Creek zu ihren Großeltern – damit kommen die beiden Jungen nicht nur in einen strengeren Haushalt, als sie jemals kannten, sondern wandeln auch auf den Spuren ihrer verschwundenen Mutter. Was auch klar ist: Es ist nicht leicht, einem Neunjährigen Regeln zu seinen neu entdeckten Superkräften beizubringen.

Life is Strange 2 stellt Regeln und die Folgen ihrer Be- bzw. Missachtung auf vielen verschiedenen Ebenen dar und hat mich damit ein weiteres Mal beeindruckt. Es gibt zum einen die ausgesprochenen Regeln von Großmutter Claire: Das abgeschlossene Zimmer ist für euch tabu und euer Zimmer wird gefälligst aufgeräumt. Doch dann gibt es die vielleicht noch wichtigeren Regeln, die einem nicht unbedingt jemand sagt: Wie würde die Gesellschaft, insbesondere die religiös geprägte Beaver Creeks, reagieren, wenn sie von den Kräften Daniels erfahren würde, geschweige denn davon, dass sich zwei von der Polizei gesuchte Teenager in dem Städtchen aufhalten?

Vor allem diese gesellschaftlichen Dinge und Tabus ziehen sich durch die ganze Episode von Life is Strange 2 – sie bestimmten auch mehrere eurer Entscheidungsmöglichkeiten und nehmen direkten Einfluss auf die Interaktionen Seans mit seinem Bruder. Und dabei lehrt Life is Strange 2 auf beeindruckende Weise, dass es nicht immer leicht ist, zwischen der Wahrheit und dem Wahren gesellschaftlicher Konventionen zu entscheiden. Am Ende der Episode deckt Life is Strange 2 wieder auf, welche Pfade man gegangen ist – und es ist beeindruckend, wie viele verschiedene Nuancen der Story man mit unterschiedlichen Entscheidungen gehen kann.

Beim Würfelspiel halten sich alle an die Regeln – oder?

Kleine technische Pannen funken dazwischen

Inhaltlich ist Life is Strange 2 wieder stark unterwegs und zeigt wieder gekonnt die Irrungen und Wirrungen des Erwachsenwerdens – Seans Gefühle und Reaktionen sind dabei ebenso gut nachvollziehbar wie die des jüngeren Daniel. Seine Protagonisten ebenso wie die anderen Figuren stellt DONTNOD gut dar. Zudem nimmt Life is Strange 2 Episode 2: Rules Bezug auf Die Fantastischen Abenteuer des Captain Spirit, denn Charlie ist auch mit von der Partie. Eine sehr gelungene Verknüpfung der beiden Ableger.

Technisch dagegen hat man den sehr soliden Auftritt der ersten Episode in gerade noch so solide verwandelt. Direkt in den ersten zehn Spielminuten war Daniel bei mir kaputt und ließ sich hockend durch die Gegend schieben – überhaupt kommt es in der zweiten Episode von Life is Strange 2 zu vielen Konflikten zwischen den NPCs, sogar in den Filmsequenzen.

Während die Stabilität einwandfrei ist, hat DONTNOD erneut nicht die Abläufe der Gespräche völlig im Griff – so kommt es unnötig oft zu Unterbrechungen oder Überlagerungen der Tonspuren. Manchmal lösen Interaktionen der NPCs genau dann aus, wenn eigentlich klar sein müsste, dass jetzt eine Spielerinteraktion folgen muss. Hier sollte man im besten Fall das Spielerverhalten mehr in die Logiken einbeziehen oder vielleicht mehr das Verhalten von Testspielern beachten. Insgesamt gab es aber dennoch immer noch schlimmere Episodenspiele und Life is Strange 2 bleibt erneut durch die hübsche Optik und auch die starke Soundkulisse in guter Erinnerung. Zwischendurch gab es nur ein paar zu laut eingepflegte Tonspuren.

Hier war gleich zum Episodenbeginn was kaputt.

Fazit: Der Winter führt ins ungewisse

Den Winter haben Sean und Daniel überstanden – in einer weiteren starken Episode von Life is Strange 2. Das Spiel mit Regeln und deren Rollen auf verschiedenen Ebenen ist sehr gekonnt und es ist beeindruckend, wie viele verschiedene Möglichkeiten sich im Spielverlauf aus dem Umgang mit Regeln und draus getroffenen Entscheidungen ergeben. Life is Strange 2 ist auch in der zweiten Episode nicht nur inhaltlich stark, sondern führt einem Konsequenzen des eigenen Handelns vor allem am Episodenende sehr gekonnt vor Augen. Technisch gibt es ein paar Einbußen gegenüber der ersten Episode – Konflikte zwischen NPCs und unterbrochene Interaktionen sind keine Seltenheit. Der Auftritt ist dennoch solide – und ich sehr gespannt, wie es weitergeht.

ProContra
+ Inhaltlich vielfältig und super dargestellt– Figuren geraten teilweise unnötig in Konflikt
+ Auch kleine Entscheidungen spielen eine Rolle und werden später repräsentiert– Abbruch von Interaktionen durch manche schwache Schnitte
+ Gelungene Soundkulisse…– … bis auf einige ungünstig abgemischte Tonspuren
+ Schöne Spielwelt
+ Bezug auf Captain Spirit

Technik: 82
Grafik: 89
Sound: 87
Umfang: 88
Gameplay: 85
KI: 63

Spielspaß: 89

  • Story: Eine fesselnde Geschichte, die die Rolle von Regeln erstaunlich gut darstellt – vor allem von gesellschaftlichen.
  • Frustfaktor: Nicht vorhanden.
  • Nachhaltigkeitswert: Life is Strange 2 ist ein wichtiges Spiel mit einer guten Story – Wiederspielwert ist auch da und zumindest die erste Episode hat es verdient, beachtet zu werden.
  • Design/Stil: Stimmig und wunderschön.
  • Musik und Sound: Musikuntermalung, Sound und Synchro sind top! Es gab kleine Probleme mit einigen Tonspuren, die zu laut waren.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Der Preis von 7,99€ für die Episode ist angemessen.

Offenlegung

Wir haben Life is Strange 2 im Rahmen des Game Pass auf der Xbox One heruntergeladen. Wir haben das Spiel auf einer Xbox One X getestet, installiert auf einer externen Samsung SSD.

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Manuel Eichhorn
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