Love at First Sight (Steam) im Test – Die Liebe zu einer Einäugigen

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Geschichten, die das Leben schreibt, findet man nur ganz selten, vor allem im Videospielbereich. Und genauso selten wie waschechte Geschichten findet man im Videospielbereich Stories, die sich mit Behinderungen auseinandersetzen. Doch keine Angst, was möglicherweise verstörend klingt, ist es absolut nicht: Stellt euch vor, in einer Visual Novel verliebte sich ein Junge in ein Mädchen, das nur ein Auge besaß – mitten im Gesicht. Gibt’s nicht? Gibt’s wohl, nämlich in Love at First Sight, das bei Steam zu erstehen ist. Wir werfen in unserem Test einen Blick auf die etwas andere Liebesgeschichte.

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Monster oder Mädchen?

Schon in den ersten Minuten von Love at First Sight wird deutlich: Eine ganz einfache Visual Novel ist das wohl nicht, denn gerade der Zeichenstil ist an einigen stellen passend zum Namen des Entwicklerstudios “Creepy Cute”. Aber lasst euch vom etwas anderen Zeichenstil bloß nicht abschrecken, er passt unheimlich gut zur etwas anderen Geschichte.

Im Grunde habt ihr es mit einer Liebesgeschichte zu tun, die jedoch so herzerwärmend ist, dass man sie fast nicht erzählen mag. Es geht um den Jungen Mamoru, der im zweiten Jahr der japanischen Oberschule ist. Erst vor wenigen Monaten zog Mamoru mitsamt Familie in diese Stadt, sodass er noch nicht sonderlich viele Leute kennt und nur auf zwei gute Freunde blicken kann, die ihm treu zur Seite stehen. Eines Tages entdeckt er auf der Treppe zum Dach des Schulgebäudes ein Mädchen, das ihn fasziniert und dass er trotz der Tatsache, dass sie nur ein einziges Auge hat, das in der Mitte ihres Gesichts prangt, kennen lernen möchte.

Die Tatsache, dass das Mädchen namens Sachi nur ein Auge hat, macht das Ganze zu einer unheimlich interessanten Geschichte, da die Botschaft deutlich wird und auch mehrfach im Spiel erwähnt wird “Don’t judge a book by its cover” – Beurteile ein Buch nie nach seinem Einband, wirf einen Blick hinter die Fassade und erkenne den wahren Wert einer Person oder eines Gegenstandes. Es ist egal, dass Sachi nur ein Auge hat. Viel wichtiger ist, dass sie sich für Bücher interessiert, dass sie eine interessante Persönlichkeit hat und so unheimlich charmant ist, dass man sich in sie verliebt, selbst als Spieler – auch wenn man sich an ihre Erscheinung erst noch gewöhnen muss.

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Charaktere mit Charakter

In einigen Visual Novels versuchen zwar die Entwickler, ihren Figuren einen Charakter zu verleihen, scheitern jedoch meistens an der Umsetzung, sodass sich einige Charaktere platt und unausgereift anfühlen, nicht so bei Love at First Sight. Jeder Charakter hat hier seine ganz besondere Persönlichkeit, die man ihm allerdings auf den ersten Blick nicht unbedingt ansieht. Mamoru selbst ist eine liebenswerte, sanfte Person, die gern anderen hilft und ihnen zur Seite steht, während Sachi eher verletzlich wirkt, aber auftaut, sobald man sich mit ihr befasst. Auch Mamorus Freunde sind unheimlich tiefgehend, auch wenn man es natürlich mit den klassischen Klischeecharakteren zu tun hat. Liebenswert sind alle, auch wenn es selbstverständlich storybedingt auch Figuren gibt, denen man am liebsten den Hals umdrehen möchte.

Aber nicht nur die Charaktere wissen in Love at First Sight zur überzeugen, sondern auch die Atmosphäre und die Story, auch wenn letzteres stellenweise ein bisschen an Aufwärmung braucht. Aber vor allem die Atmosphäre ist dank einer hervorragenden musikalischen Untermalung stellenweise zum Schneiden dick. Noch besser wäre es da gewesen, wenn man als Spieler selbständig Entscheidungen hätte tätigen können, aber leider ist Love at First Sight eine Visual Novel, bei der man keinen Einfluss auf die Geschichte hat. Das ist sehr schade und hätte dem Spiel einen noch tieferen Spielwert gegeben.

Neben der musikalischen Untermalung greift Love at First Sight auf einen sehr schönen Zeichenstil zurück, wenn es um die Umgebungen und Landschaften geht. Besonders Gebiete mit Bäumen sind sehr schön gestaltet und erwecken den Anschein, dass man auf ein gemaltes Bild blickt. Das ist sehr schön geworden und verleiht dem Spiel einen weiteren Pluspunkt in der Atmosphäre.

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Kleinere Mängel

Neben der Möglichkeit, keine Entscheidungen treffen zu können, ist der einzig große Mangel am Spiel, dass es nur auf Englisch verfügbar ist, was für Spieler, die weniger gut Englisch verstehen, ein Problem darstellen könnte. Wir finden jedoch, dass man auch mit simplem Schulenglisch so gut wie keine Probleme haben sollte. De Sprache ist recht einfach gehalten und übertreibt es nur geringfügig mit Wörtern, die man nicht versteht. Und wenn man sich erst einmal ein bisschen eingelesen hat, ist das eigentlich auch kein Problem mehr.

Derzeit kämpft Love at First Sight allerdings noch mit einem technischen Problem, da nicht immer die Erfolge vergeben werden, wenn sie denn vergeben werden sollten. An diesem Problem sind die Entwickler allerdings dran, sodass in wenigen Tagen bereits ein Patch zur Verfügung stehen sollte. Wir selbst hatten ein Problem mit der Anzeige unserer Spielzeit: Bei uns steht immer noch, dass wir nur 19 Minuten gespielt haben, obwohl der Titel eine Spielzeit von ein paar, wenn auch wenigen Stunden, aufweist.

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Das Finden der geheimen Botschaft

Wer Love at First Sight spielt, wird vor allem eines erkennen: Zum einen ist nicht alles Gold, was glänzt, und zum anderen gibt es Menschen und Dinge, die vielleicht nicht unbedingt glänzen, aber ein Herz aus echtem Gold besitzen. Love at First Sight schenkt uns eine Geschichte, die nicht nur von der Liebe erzählt, sondern von der Liebe zu Menschen, die “nicht normal” sind und die durch eine Besonderheit zu den eher Ausgestoßenen unserer Welt zählen, dabei sind genau diese Menschen oft die besten Begleiter, die man auf seiner langen Reise des Lebens treffen kann. Und genau dies zeigt auch Love at First Sight und genau das ist es, was es zu etwas ganz Besonderem macht.

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Wir sind verliebt in das einäugige Mädchen

Love at First Sight erzählt eine klassischen Liebesgeschichte zwischen dem liebenswerten Mamoru und der schüchternen, zudem einäugigen und eingeschüchterten Sachi, deren Leben absolut nicht einfach war und die erst einmal Vertrauen zu anderen Menschen fassen muss. Love at First Sight erzählt eine Geschichte, wie sie täglich auf unserer Welt passiert: Eine mögliche Liebe zu einem behinderten Menschen, dessen Qualitäten möglicherweise nicht gleich auf den ersten Blick sichtbar sind. Auch wenn Love at First Sight vom Titel her zeigt, dass man sich auch sofort in Sachi mit dem einen Auge verlieben kann und dies auch definitiv tut.

Auch wenn der Zeichenstil ein wenig verstörend und gewöhnungsbedürftig zu Beginn sein kann, ist Love at First Sight eine unheimlich gute Geschichte, die mit einer dichten Atmosphäre und tiefgehenden Charakteren daherkommt. Da vergisst man stellenweise schon fast, dass man keinerlei Einfluss auf das Spielgeschehen an sich hat oder dass der Titel lediglich auf Englisch zur Verfügung steht. Wer auf der Suche nach einer herzerwärmenden Geschichte ist, der ist hier goldrichtig und sollte sich die Botschaft: “Don’t judge a book by its cover” sehr gut einprägen.

Pro Contra
+ Interessanter Grafikstil… – … der etwas gewöhnungsbedürftig sein könnte
+ Süße Geschichte – Leider nur auf Englisch verfügbar
+ Charaktere mit Charakter – Aktuell gibt es Probleme mit den Erfolgen (Patch wird nachgereicht)
+ Tiefgehende Botschaft
+ Sehr dichte Atmosphäre
+ Sehr guter Soundtrack

Technik: 86

  • Grafik: 85
  • Sound: 87
  • Umfang: 80
  • Gameplay: 90 (Im Sinne von Storytelling)

Spielspaß: 90

  • Story: Die Liebe zwischen einem einäugigen Mädchen und einem Jungen. Herzerwärmend. Faszinierend. Mitreißend.
  • Wiederspielwert: Dank einer unheimlich süßen und faszinierenden Geschichte, kann man es immer mal wieder spielen, zwar mit einigem Abstand, aber immerhin.
  • Design/Stil: Der Stil ist sehr gewöhnungsbedürftig und könnte einige Spieler erstmal abschrecken, doch dann passt “creepy cute” doch ganz gut als Beschreibung.
  • Musik: Die Musik sorgt dafür, dass die Atmosphäre stellenweise zum Schneiden dick ist. Sehr gut gelungen!

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Beatrice Eichhorn
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