Sony und Insomniac Games können mit Marvel’s Spider-Man einen riesigen Erfolg verzeichnen: Es ist mit 3,3 Millionen verkauften Exemplaren in den ersten drei Tagen das am schnellsten verkaufte PlayStation Exklusivspiel aller Zeiten. Ein Beweis für die Tatsache, dass die PS4 eine wahnsinnig erfolgreiche Plattform ist. Bedeutet auch: So ein Spiel muss möglichst viele ansprechen. Was bedeutet das fürs Spiel?
Marvel’s Spider-Man soll bei uns mal keinen Test im klassischen Sinne bekommen. Ich bin selbst noch mit dem Spiel beschäftigt, finde es auch ganz nett, für mich persönlich aber auch nicht mehr. Ich mag Spider-Man, ich mag Insomniac Games, ich mag auch dieses Spiel, aber ein Wow-Effekt in irgendeiner Weise ist vollständig ausgeblieben. Das hat Gründe im technischen, aber auch im spielerischen Bereich. Einige davon möchte ich auch hier näher beleuchten, wenn es darum geht, wie und warum Marvel’s Spider-Man ein für den Massenmarkt ausgelegtes Produkt geworden ist.
Mit dem Spiel ist im Vorfeld des Launches, und auch danach, etwas passiert, das ich schon ganz lange nicht mehr gesehen habe: Marvel’s Spider-Man hat dort Aufmerksamkeit bekommen, wo Videospiele normalerweise entweder belächelt werden oder nur als Hobby gelten, dem man ganz selten mal nachgeht – und wo dann bestenfalls die Wii rausgekramt wird.
Ich kann es selbst für eine große Anzahl von Kreativen bestätigen, denen ich auf verschiedenen Plattformen folge. Spider-Man ist vor allem unter Jugendbuchautoren, Filmemachern oder auch sonstigen Kreativen natürlich ein wichtiges Thema, und Sony hat es hier geschafft, schon Wochen und Monate vor dem Launch einen echten Hype aufzubauen. Spider-Man hat auch durch Homecoming und andere Marvel Filme wieder viele Fans gefunden – und jetzt ein Spiel dazu? Das begeistert nicht nur Gamer.
Ich habe alleine bei kurzer Recherche zum Launch von mehr als nur ein paar Leuten gelesen, dass sie sich speziell für Spider-Man eine PS4 geholt haben – und normalerweise mit Videospielen nicht viel zu tun haben. Auf der anderen Seite stehen jetzt die Gamer, die vielleicht auch einen Souls Titel hinter sich haben und auch gut unterhalten werden wollen. Kann man es schaffen, beide glücklich zu machen?
Bitte nicht falsch verstehen: Es ist nicht so, dass Marvel’s Spider-Man ein anspruchsloses Spiel wäre. Da gibt es zum einen die Schwierigkeitsgrade, die auf höheren Stufen durchaus eine Herausforderung versprechen, und zum anderen auch das eine oder andere sonstige Element. Dennoch tut das Spiel noch deutlich mehr als andere, um besonders zugänglich zu sein.
Als ganz großen Punkt haben wir das Schwingen durch die Stadt, was nicht zu Unrecht eins der coolsten und am meisten gefeierten Elemente des Spieles ist. Andererseits bedeutet es auch: Man kann schnell und unkompliziert Spaß haben, denn beim Schwingen kann einem quasi nichts passieren. Und: Man stolpert schwingt ganz automatisch in Aktivitäten, die man machen kann.
Zu den weiteren Vorzügen von Marvel’s Spider-Man gehört eine große Behutsamkeit bei der Einführung von Inhalten, wobei gleichzeitig kontinuierlich sichergestellt wird, dass es ständig etwas Neues abseits der Missionen zu tun gibt. Bestes Beispiel: Direkt von Anfang an lassen sich Peters über die Stadt verteilte Rücksäcke einsammeln und alle Funktürme synchronisieren. Das geht vollständig ohne Zwischenfälle, von Anfang an. Es droht dabei nie Gefahr, oder man kann ihr sofort entgehen. Ich habe schon lange kein Spiel mehr erlebt, in dem sich auch nur eine Art von Sammelobjekt direkt von Anfang in in dieser Vollständigkeit und auch Einfachheit sammeln lässt.
Während der eine oder andere Bosskampf und auch hier und da eine Mission durchaus anspruchsvoll werden kann, tut Marvel’s Spider-Man auch sonst ziemlich viel, dass man sich nicht verliert: Sämtliche Missionen sind kurz und überschaubar, und mit zahlreichen Checkpoints ausgestattet.
Andere Elemente, die eingeführt werden – die Forschungsstationen – haben dagegen schon fast eher Minispielcharakter, auch, weil sie aus der offenen Welt jeweils in angepasste Versionen davon entführen. Sie lassen sich schnell abschließen und geben ruck zuck ein Erfolgserlebnis. Für nachfolgende Ereignisse schaltet man damit sogar auch noch eine Schnellreise frei, obwohl man durch das Schwingen auch so sehr schnell in Manhattan unterwegs ist.
Die Spielzeit ist letztlich wahrscheinlich der Faktor, der echte Gamer anspricht und alle anderen hoffentlich dazu bewegt, dabei zu bleiben. Mit der Zeit wird Angebot an Machbarem auf der Map natürlich auch ziemlich überwältigend – und so spricht Marvel’s Spider-Man unterm Strich eben die eingefleischten Gamer auf der einen und die ‚fach’fremden Fans auf der anderen Seite an.
Insomniac Games ist insofern ein wirklich großer Wurf gelungen – auch wenn ich klar festhalten muss, dass ich Marvel’s Spider-Man durch die extreme Zugänglichkeit und die Kürze aller Inhalte defintiv auf der Casualgameseite sehe. Für den höchstwahrscheinlich geplanten Nachfolger sind vor allem von Seiten der Gamer viele Erweiterungen erwartet: Hier darf man gespannt sein, ob es die Entwickler dann immer noch so gut bewerkstelligen können, ein perfekt auf den Massenmarkt zugeschnittenes Werk zu kreieren.
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