Odin Sphere Leifthrasir (PS4) im Test – Märchenhafte Abenteuer!

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Märchen und Videospiele sind erstaunlicherweise eine Kombination, die nur selten Anwendung findet, dabei liefern doch unsere ursprünglichen Märchen, Sagen und Legenden so viel Stoff für ein aussagekräftiges Abenteuer. Und wenn sich ein Entwickler dann doch einmal eines solchen Themas annimmt, bekommt es meistens nicht ganz die Aufmerksamkeit, die es letzten Endes verdienen würde. Aus diesem Grund heben wir heute ein Spiel in den Vordergrund, das es wert ist, gespielt zu werden. Wir werfen einen Blick auf die PlayStation 4 Fassung von Odin Sphere Leifthrasir, dessen ursprüngliche Fassung auf der PlayStation 2 im Jahre 2008 erschien. Nun, etwa acht Jahre später, sehen wir uns der überarbeiteten Version gegenüber und sind gänzlich fasziniert. Mehr dazu verraten wir euch aber selbstverständlich in unserem Test zu Odin Sphere Leifthrasir.

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Geschichten über Liebe, Freundschaft und Weltuntergang

Ihr bekommt mit Odin Sphere Leifthrasir nicht nur ein Spiel, sondern im Grunde gleich eine ganze Stange Spiele: Odin Sphere Leifthrasir setzt sich aus mehreren Geschichten zusammen, die mit unterschiedlichen Hauptfiguren erzählt werden und die im Schnitt viereinhalb Stunden gehen. Die Geschichte selbst wählt ihr in einem niedlichen Hauptmenü aus, in dem ein Mädchen in einem Dachboden sitzt und Bücher liest. Ihr entscheidet dabei, welches Buch sie lesen möchte, doch seid gewarnt, denn ihr werdet nicht von Anfang an alle Bücher auswählen können. Ihr müsst euch ganz langsam durch jedes Abenteuer spielen, um am Ende auch alle Geschichten zu erhalten. Doch die Geschichten sind keineswegs langweilig.

Nehmen wir beispielsweise die erste Geschichte, die Geschichte der Walküre Gwendolin. Alle Stories in Odin Sphere Leifthrasir spielen übrigens im Raum der nordischen Mythologie, weswegen auch König Odin und diverse andere Gestalten ihr Unwesen treiben. Doch zurück zu Gwendolin und ihrer Geschichte. Selten haben wir eine so schöne Geschichte über Liebe, Zuneigung und das Erwachsenwerden gelesen. Doch nicht nur das: Wir erleben, wie Gwendolin aus verschiedenen Impulsen heraus schreckliche Fehler begeht, die ihr am Ende fast alles zu nehmen scheinen, doch Gwendolin ist eine Kämpferin. Das bedeutet, dass wir gemeinsam mit ihr ihre Fehler wieder gutmachen und dafür sorgen, dass wir einem Happy End entgegen sehen. Doch es geht dabei um doch so viel mehr. Gwendolin macht eine interessante Entwicklung durch, die wir so selten bei Spielfiguren entdecken, und dennoch bleibt sie sich selbst treu. Genau solche Geschichten braucht es auf der PlayStation 4 – Geschichten, die uns zum Nachdenken anregen und die uns doch einmal innehalten lassen.

Doch nicht nur Gwendolins Geschichte ist tiefgehend, auch die anderen Stories sind vom gleichen Stil und bieten interessante Geschichten, die nur vordergründig das sind, was sie zu sein scheinen. Viel interessanter ist immer die Botschaft, die sich dahinter verbirgt. So geht es beim Pookaprinzen beispielsweise auf eine ganz andere Art ums Erwachsenwerden, denn hier haben wir es mit einem arroganten Prinzen zu tun, der sich lieber mit diversen Mädchen trifft, als seinen Pflichten nachzukommen. Die Konsequenz des Ganzen? Nun, er wird in einen Pooka verwandelt. In dem Fall bedeutet das, dass er als hasenähnliches Wesen sein Dasein fristen muss.

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Die Level dazwischen

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Zwischen den einzelnen Storyabschnitten lässt sich die Geschichte mit diversen Gameplayleveln vorantreiben, diese spielen sich in der Regel immer gleich: Ihr betretet einen „Dungeon“, der zur Geschichte passt, also beispielsweise die Unterwelt oder Nebelheimstatt, um am Ende gegen einen Endgegner zu kämpfen und so die Geschichte voranzubringen. Dieser Dungeon bietet euch verschiedene Kampfgebiete, aus denen ihr Phosonen mitnehmen könnt. Diese kleinen lilafarbenen Lichter benötigt ihr, um eure Fertigkeiten zu verbessen und zu stärken. In Regel dropen die Gegner die kleinen Lichtlein. Auch im Kampf müsst ihr auf die Lichtlein zurückgreifen, um eure Magieleiste aufzuladen und so mächtige Angriffe auf die Gegner zu feuern.

Neben den Kampfgebieten gibt es dann noch Ruhezonen, in denen ihr zum Beispiel etwas essen, beim Händler einkaufen oder etwas in eure Truhe einlagern könnt. Wer zwischendurch verschiedene Samen gesammelt hat, kann diese einpflanzen, um wenig später die Früchte ernten zu können. Diese Früchte geben euch einen gewissen Anteil an Erfahrungspunkten, sodass ihr relativ schnell levelt, wenn ihr einige Früchte und Samen mit euch führt. Empfehlenswert ist hierbei die Mangu, da diese in der Regel einen Kern zurücklässt, den ihr dann wiederum einpflanzen könnt, um eine weitere Mangu zu erhalten. Also eine klassische Win/Win-Situation. Zusätzlich gibt es dann wiederum noch Räumlichkeiten, in denen besondere Schätze auf euch warten. Es lohnt sich also auf jeden Fall die Dungeons komplett zu erkunden.

Und dann, ganz am Ende des Dungeons, erwartet euch selbstverständlich der Endboss. Typisch für japanische Videospiele kommt der Endboss immer mit mehreren Lebensbalken daher und will euch selbstverständlich mit einigen fiesen Angriffen ans Leder. Doch, wir können euch beruhigen: Besonders wenn ihr auf Leicht spielt, um der Story zu folgen, so sind selbst die Endgegner keine wirkliche Herausforderung. Der leichte Modus dient wirklich nur dazu, dass ihr den einzelnen Geschichten folgen könnt, ohne sinnlos hin und her zu leveln.

Odin Sphere Leifthrasir selbst ist übrigens ein Spiel, das komplett in 2D programmiert ist, doch durch verschiedene Ebenen, in denen sich die Figuren bewegen, wirkt alles sehr lebendig und erinnert zum Teil sogar an ein sehr schönes Theaterstück. Zunächst dachten wir, dass diese Art der Darstellung schwierig sein könnte, aber nun können wir uns gar keine andere Form der Darstellung vorstellen. Das ist auf jeden Fall sehr gut gelungen und war auch im Original des Spiels so, das im Jahr 2008 erschien, doch auf diesen Bereich gehen wir später noch einmal gesondert ein.

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Zauberhafte Märchen

 

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Odin Sphere Leifthrasir erzählt nicht nur einige sehr schöne und dramatische Geschichten, sondern kommt auch noch in einem entsprechenden Grafikstil daher, der sich wirklich sehen lassen kann und der wunderbar zum Bereich der Märchen passt. Vom Zeichenstil her könnte man sagen, dass Odin Sphere Leifthrasir vor allem an jüngere Spieler gerichtet ist, da er doch recht kindgerecht wirkt. Die Geschichten an sich sind jedoch eigentlich nichts für jüngere Spieler, aber gut, bei den normalen Hausmärchen ist das in der Regel ja ebenfalls so.

Doch nicht nur der Stil an sich ist schön, sondern auch die verschiedenen Gebiete und Figuren, die uns im Laufe unserer Abenteuer begegnen. Hier wurde viel mit verschiedenen Details gearbeitet, die die einzigartigen Gebiete besonders gut hervorheben. Wer also wirklich auf der Suche nach einem schönen Spiel ist, der sollte bei Odin Sphere Leifthrasir auf jeden Fall zugreifen.

Auch im musiktechnischen Bereich kann sich Odin Sphere Leifthrasir sehen lassen: Die Abmischung ist gut und auch die Synchronsprecher im Englischen sind sehr gut gewählt. Einziger Manko an der Sache ist jedoch, dass die Figuren stellenweise sehr asychron sind, was aber vermutlich daran liegt, dass die Lippenbewegungen auf die japanische Tonspur angepasst wurden. Das ist ein wenig schade, aber man kann es durchaus verkraften. Übrigens: An unsere klickfaulen Spieler, die sehr textlastige Sequenzen gerne mit X einfach weiterdrücken – das ist bei Odin Sphere Leifthrasir nicht unbedingt möglich. Die meisten Sequenzen laufen hierbei ganz automatisch durch, ohne dass ihr etwas drücken müsst. Abbrechen könnt ihr selbstverständlich dennoch, wie das jedoch geht, verraten wir euch an der Stelle nicht – ihr sollt schließlich den Geschichten folgen.

Ansonsten lassen sich kaum Fehler feststellen. Ein wenig ruckelt das Ganze wenn wirklich viel auf dem Bildschirm los ist, aber das dürfte dem ungeübten Auge kaum auffallen. Zudem gibt es kaum Kantenflimmern oder diverse andere technische Macken. Aber gut, im Grunde ist das auch keine wirkliche Meisterleistung, zumal die Neuauflage absolut identisch zum Originalspiel ist, doch dazu widmen wir nun einen gesonderten Abschnitt.

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Aus Alt mach Neu?

Mit Odin Sphere Leifthrasir erhaltet ihr nicht nur die überarbeitete Fassung, sondern auch das Ursprungswerk aus dem Jahr 2008 gleich mit dazu. Die Unterschiede sind dabei allerdings nicht besonders groß, vor allem auf grafischer Ebene nicht. Grafisch unterscheidet sich nur das HUD, also die Anzeige auf dem Bildschirm. In der überarbeiteten Fassung wirkt diese doch sehr modern und an das Genre und die Thematik angepasst, während man in der ursprünglichen Fassung schon eindeutig merkt, dass das Spiel seine acht Jahre auf dem Buckel hat. Ansonsten halten sich die Unterschiede wirklich in Grenzen und uns sind groß kaum welche aufgefallen. Die Steuerung scheint in der ursprünglichen Version ein wenig bockig zu sein, da nicht immer auf alle Eingaben reagiert wurde. Ansonsten sind die Unterschiede aber wirklich kaum vorhanden. Wir sind uns nicht ganz einig, ob wir das gut finden.

Odin Sphere sah für seine damaligen Verhältnisse schon unheimlich gut aus, doch auch die Überarbeitung ist gelungen, obwohl die Unterschiede wirklich nicht groß ausfallen. Wir können beide Versionen ans Herz legen, da beide einfach unheimlich schön sind und auch die Stories zu überzeugen wissen. Ach, übrigens: Odin Sphere Leifthrasir ist auf Deutsch verfügbar, bzw. gibt es sowohl eine englische als auch eine japanische Tonspur, die jedoch mit deutschen Untertiteln unterlegt werden.

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Fazit: Märchenstunde, bitte!

Einige Spiele begeistern uns, andere möchten wir lieber ganz schnell zurück ins Regal stellen und wieder andere Spiele. Tja, wieder andere Spiele gehören zu der Sorte, die man wärmstens seinen Freunden erzählt und von denen man noch lange schwärmt. Odin Sphere Leifthrasir ist ein solches Spiel, das mit so einer fantastischen Story voller Liebe, Freundschaft, Intrigen, Fehlern und Weltuntergängen daherkommt, das wir fast kein anderes Spiel kennen, das einen solchen Tiefgang an den Tag legt. Ein ähnliches Gefühl hinterlassen erstaunlicherweise ganz oft Indietitel bei uns. Und wenn man sich schon einmal von der schönen Geschichte hat anstecken lassen, so wird man garantiert auch einen Narren an der Grafik fressen, die einfach nur hervorragend zum Märchensetting und den fantastischen Wesen passt. Ein rundum gelungenes Spiel, wie wir finden.

Neben der Story und der Grafik überzeugt selbstverständlich auch das Gameplay. Odin Sphere Leifthrasir ist ein sidescrolling 2D Spiel, bei dem sich euer begehbares Gebiet immer nur von links nach rechts erstreckt. Das Kampfsystem selbst ist sehr dynamisch und erinnert stellenweise doch ein wenig an ein Hack & Slay Spiel, was jedoch keineswegs eintönig wirkt. Es macht Spaß, den vielen Geschichten zu folgen und sogar durch das Gameplay selbst mehr noch über die Stories zu erfahren, die einem so geboten werden.

Wir können euch Odin Sphere Leifthrasir wärmstens ans Herz legen, denn es nicht nur eines der schönsten Spiele auf der PlayStation 4, sondern auch noch eines der tiefgründigsten. Hier wurde beste Arbeit geleistet, auch wenn das Spiel selbstverständlich früher auch schon ein echtes Schmuckstück war. Wer momentan noch mit sich hadert, ob er Odin Sphere Leifthrasir kaufen sollte, dem möchten wir empfehlen: Kaufen! Denn wer Odin Sphere Leifthrasir nicht spielt, der hat wirklich mehrere fantastische Figuren und Geschichten versäumt.

Pro Contra
+ Märchenhafte Geschichten voller Liebe, Freundschaft und Weltzerstörung – Stellenweise arg asynchron
+ Sehr schöner, fantastischer Zeichenstil – Deutsche Untertitel mit geringfügigen Fehlerchen
+ Gelungener Soundtrack – Leichte Einbrüche der Framerate
+ Spaßiges und geschmeidiges Kampfsystem – Steuerung in Ursprungsversion hin und wieder schwammig
+ Geschichten, die zum Nachdenken anregen  
+ Deutsche Untertitel  
+ Figuren mit tiefgründigen Persönlichkeiten  
+ Sehr schönes Charakterdesign und detaillierte Landschaften  

Technik: 93

  • Grafik: 96
  • Sound: 93
  • Umfang: 94
  • Gameplay: 92
  • KI: 90

Spielspaß: 97

  • Story: Odin Sphere Leifthrasir hat nicht nur eine Story, sondern kommt mit einer ganzen Handvoll verschiedener Geschichten daher, die alle von Freundschaft, Liebe, Selbstsucht, Fehlern und so viel mehr noch erzählen, das man sich problemlos in ihnen verlieren kann. Die Stories sind richtige Märchen, die noch dazu verschiedene Lehren bereithalten und den Spieler zum Nachdenken anregen. Der Spieler muss nur zuhören.
  • Frustfaktor: Der ist kaum vorhanden, wenn man der Story auf Einfach folgt. Später ist dann eher Können gefragt, aber dank verschiedenster Fertigkeiten ist auch das eigentlich kein wirkliches Problem.
  • Wiederspielwert: Der ist sehr hoch, weil die Geschichten zum einen traumhaft sind, und zum anderen gibt es da so ein süßes kleines Ding, das Platintrophäe heißt – und die möchten wir doch erhalten, oder?
  • Design/Stil: Der Stil ist göttlich und erinnert sehr stark an klassische, gezeichnete Märchen. Ein wunderschöner Stil, in dem sehr viel Liebe zum Detail steckt.
  • Musik: Einfach nur traumhaft.

Information: Vielen Dank an Nippon Ichi Software America für das Pressemuster von Odin Sphere Leifthrasir.

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Beatrice Eichhorn
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