Orwell: Ignorance is Strength (PC) im Test – Irgendwas kommt immer ans Licht

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Nicht immer ist es die Wahrheit, die uns in unserem Leben begegnet. Nicht immer mögen wir, was wir zu hören bekommen. Nicht immer möchten wir wirklich alles über unsere Mitmenschen wissen, denn nicht immer gefällt uns das, was wir herausfinden. Wie sich das jedoch anfühlt, wenn du die Macht hast, in den Leben der anderen zu stöbern, lässt dich Orwell: Ignorance is Strength spüren. Ich habe mir den Titel einmal genauer angesehen und verrate dir in meiner Review, warum einen das Spiel ganz schön mitnehmen kann.

Irgendwas kommt immer ans Licht…

… doch ob es die Wahrheit ist, steht auf einem ganz anderen Blatt Papier. Herzlich willkommen bei Orwell: Ignorance is Strength. Du arbeitest bei Orwell, einem Programm, das die Menschen überwacht und deren Daten auswertet. Doch keine Sorge, du brauchst keinen Aluhut für dieses Spiel, denn in Orwell: Ignorance is Strength geht es nicht darum, ganz normale Bürger auszuspionieren und dann das SEK vorbei zu schicken. Es geht viel eher um politische Intrigen, Flüchtlinge, Entscheidungen und Terrorismus.

Du stöberst dabei durch alle möglichen Webseiten, Computer, privaten Accounts, Handys und Chatverläufe, um der Wahrheit auf die Spur zu kommen. Dabei werden dir wichtige Hinweise Blau hinterlegt, sodass du nicht ganz alles lesen musst, um Dinge herauszufinden. Doch genau hier liegt der Hund begraben: Je nachdem, was du findest, änderst du den Verlauf der Geschichte, denn du legst mit deinen Hinweisen fest, was als nächstes passiert. Die Frage ist: Bist du dazu bereit?

Du bestimmst.

Ich war es nicht und ich kämpfe noch immer mit den Entscheidungen, die ich getroffen habe. Unbewusst. Das erste, was ich getan habe, als ich Orwell: Ignorance is Strength begonnen habe, war alle Informationen, die ich finden konnte, in meine Systeme zu hauen. Vielleicht ist alles wichtig. Habe ich bedacht, dass ich damit jemanden schaden könnte? Nein. Und am Ende habe ich drei Leute getötet. Ich fühle mich schlecht. Als die Credits über den Bildschirm flimmerten, wusste ich mit meinen Gedanken überhaupt nicht, wohin.

Im Laufe des Spiels waren mir die Figuren alle ans Herz gewachsen. Ich habe eine Beziehung zu ihnen aufgebaut, denn ich wusste, was sie bewegt, was sie antreibt, was sie weitermachen lässt. Und dann habe ich es geschafft, dass ich diese virtuellen Menschen verliere. Ich wollte das nicht. Ich wollte einfach nur den Übeltäter hinter Gitter bringen, so vielleicht für immer, aber… Ich fühle mich, als habe ich verloren, dabei habe ich dem Ganzen ein Ende gesetzt. Und dennoch… Bin ich unfähig? Hätte ich die Informationen besser aussieben sollen? Hätte ich etwas anders machen können?

Ja, zumindest wenn man den Errungenschaften trauen kann. Es gibt auch Guides, mit denen man arbeiten kann, aber ich wollte mich jungfräulich in dieses Abenteuer stürzen – und habe versagt. Selten saß ich vor einem Spiel und habe mich so nichtsnutzig gefühlt. Theoretisch kann ich es nochmal versuchen, muss mich dann aber wieder durch alles arbeiten – und weiß nicht, ob ich dieses Mal das bekomme, was ich will. Ich weiß es nicht. Ich habe Angst, es zu versuchen. Denn ich weiß nicht, wem ich dieses Mal das Leben nehme.

Das Gefühl der Macht

Orwell: Ignorance is Strength spielt mit meinen Gefühlen. Am Ende des Spiels habe ich mich gefühlt, als habe ich verloren. Doch währenddessen war ich mächtig. Allein der Gedanke, dass ich über das Schicksal anderer Leute bestimmen konnte, war irgendwie groß und hat mich selbst auch groß erscheinen lassen. Dabei handelt es sich lediglich um virtuelle Charaktere, die ich ausspioniere. Und dennoch war es manchmal seltsam, denn nicht alle gefundenen Hinweise haben auch zudem geführt, was ich vorhatte. Manchmal hatte es größere Auswirkungen als ich eigentlich wollte, denn manchmal wurde aus den kleinsten Hinweisen große Vorwürfe gebildet.

Doch genau das ist es, was Wissen an sich so gefährlich macht, denn du bekommst Macht über jemanden, je mehr du über ihn weißt. Du kannst dieses Wissen gegen ihn oder für ihn einsetzen, es liegt ganz an dir. Wichtig ist hierbei jedoch, dass Orwell: Ignorance is Strength auf Englisch ist, sodass die eine oder andere Information auch einmal schnell falsch aufgefasst werden kann. Sei hierbei besonders vorsichtig, denn du weißt nicht, welche Informationen hier wirklich verloren gehen und welche relevant für den Fall sind.

Die Wahrheit über die Technik

Orwell: Ignorance is Strength ist von der Struktur und dem Aufbau her relativ einfach gehalten: Du klickst dich durch jede Menge Dokumente und Webseiten und ziehst alle Informationen, die du findest auf die linke Seite und somit direkt in eine Akte. Sollte eigentlich nicht zu irgendwelchen Schwierigkeiten führen, nicht wahr? Dachte ich auch. Es gibt viele kleinere Macken, die für  mich ins Gewicht fallen. Beispielsweise hatte ich, um Platz zu schaffen, alle verschiedenen Quellen in meinen Dokumenten zugeklappt. Ich brauchte Platz, wollte in Ruhe schauen, ob ich noch etwas nicht gefunden hatte. Und dann tauchte plötzlich eine Nachricht als ungelesen auf. Sie klappte meine zugeklapptes Menü wieder auf, doch die Nachricht selbst verweilte unter einer bereits gelesenen Nachricht, sodass ich nicht rankam. Hier hat lediglich ein Neustart geholfen, dass ich irgendwie diese Information lesen konnte.

Auch ignorierte das Spiel regelmäßig, dass ich gerade irgendwelche Informationen mit der Maus genommen und sie in den Akten ablegen wollte. Oft habe ich hierfür mehrere Anläufe gebraucht – und das mit oder ohne angeschlossener USB-Maus. Das war sehr nervig und hat mich regelrecht zur Weißglut getrieben. Das frustriert ungemein und hätte besser abgestimmt sein können. Weiterhin hat mich gestört, dass alle Ordner wieder aufgeklappt sind, wenn man das Spiel neustartet – was ich an bestimmten Stellen häufiger tun musste, da die Ordnerstruktur neue Nachrichten verdeckte.

Orwell: Ignorance is Strength kommt mit etwa drei Stunden Spielzeit pro Durchlauf daher, jedoch ist es eher unwahrscheinlich, dass man es so schnell nochmal spielt, weil sich die Durchgänge dann viel zu sehr ziehen und wiederholen. Vom Umfang her hätte ich mir so ein bisschen mehr Abwechslung gewünscht. Vielleicht, dass ich meine Macht noch mehr ausspielen und Informationen verändern kann oder dergleichen.

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Mehr Informationen

Fazit: Die Wahrheit kommt immer ans Licht…

… Die Frage ist nur, welche Wahrheit wird es sein? Die echte oder doch nur die, die die Regierung gewählt hat? Orwell: Ignorance is Strength ist ein mächtiges Spiel, das dich darüber entscheiden lässt, wie die Geschichte der Welt auszusehen hat. Du bestimmst darüber, welche Menschen in das Fadenkreuz der Justiz geschoben werden und wer am Ende in Frieden gelassen wird. Es erzählt eine mächtige Geschichte, die dich an der Wurzel packt und mit in die Tiefen reißen kann. Ich selbst habe in einem meiner Durchgänge drei Menschen verloren. Es waren zwar virtuelle Leben, doch sie haben irgendwie zu mir gehört. Und dann habe ich mich gefühlt, als hätte ich am Ende verloren, obwohl ich irgendwo ja doch gewonnen hatte.

Doch Orwell: Ignorance is Strength ist nicht nur ein Spiel, das eine mächtige Story hat, sondern es hat auch einige Fehler, die bei mir eher zu Unmut führten. Besonders, dass die Maus keine richtige Lust hatte, die Informationshäppchen auch dahin zu bringen, wo sie hinsollten, hat mich genervt. Doch einige der anderen Fehler kann man übersehen. Orwell: Ignorance is Strength ist ein großes und mächtiges Spiel, das seinesgleichen sucht.

Technik: 75
Grafik: 83
Sound: 89
Umfang: 67
Gameplay: 74
KI: 62

Spielspaß: 89

  • Story: Hier spielt nicht so wirklich die Story eine Rolle für mich, sondern die Gefühle und das Bonding mit den Charakteren.
  • Frustfaktor: Eigentlich nur dann gegeben, wenn die Maus nicht will oder man nicht die richtigen Informationen findest.
  • Wiederspielwert: Könnte schwierig werden. Es gibt zwar mehrere Enden, aber der Weg dorthin ist doch eher mühsam.
  • Design/Stil: Der Stil ist einzigartig: Die Charaktere bestehen im Grunde nur aus Polygonen, die dann die Gesichtszüge bilden. Sehr interessant.
  • Musik: Die Musik und auch die Synchronisation sind sehr solide und untermalen an den richtigen Stellen. Gerade Vharts Synchronsprecher ist sensationell und strahlt de richtige Portion Macht aus.
ProContra
+ Bonding mit den Charakteren– Maus reagiert nicht immer
+ Tiefgehende Geschichte– Menüs klappen sich immer wieder auf
+ Gameplay, das einen mit ganz verschiedenen Gefühlen zurücklässt– Bei zugeklappten Menüs werden neue Nachrichten überdeckt
+ Einfaches und simples Prinzip
+ Macht gegenüber Charakteren/der Story
+ Guter Soundtrack, tolle Synchronsprecher

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Beatrice Eichhorn
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