Im Dezember 2022 landete im Game Pass ein Spiel, das ich zunächst nur belächelte. Rainbow Billy: The Curse of the Leviathan sah für mich nach einem albernen Kinderspiel aus. Ein Spiel, das ich installierte, nichts davon ahnend, dass es mich ganz schön an die Konsole fesseln würde. Gespielt habe ich auf der Xbox Series S und verrate in meiner Review zu Rainbow Billy, warum es mich so faszinierte. !B
Möge die Farbe verschwinden!
Rainbow Billy beginnt damit, dass ich in einer wirklich kunterbunten Stadt nach noch bunterem Feuerwerk suchen soll. Ehrlich gesagt, habe ich nicht ganz aufgepasst, warum ich das eigentlich soll, sondern erfreute mich der bunten Farben. Als Billy und ich alle zwölf Raketen beisammen hatten und das Feuerwerk in den Himmel schossen, rief das jedoch den grauen Leviathan auf den Bildschirm, der von all der Farbe und Freude nicht sonderlich angetan war und deswegen ganz einfach alle Farbe verschluckte und die Welt in Grauheit und Traurigkeit stürzte.
Allerdings hat Leviathan nicht mit Billy und seinem Quietscheentenboot Friend-Shop gerechnet, welches unseren Helden in Sicherheit bringt. Die Farben konnten trotzdem erstmal nicht gerettet werden, doch ein großes Abenteuer begann. Ein Abenteuer, in dem ich durch verschiedene Gebiete fuhr, unterschiedliche Inseln besuchte und Kristalle sammelte, um Leviathan in seine triste Höhle zurückzuschicken und die Welt wieder bunt und farbig zu machen.
Das Schöne an Rainbow Billy ist, dass es relativ einfach ist. Ich fahre zu grauen Inseln, spiele gegen den dort lebenden Charakter, gebe ihm seine Farbe zurück und nehme ihn mit auf meiner Reise. Dabei erwarten mich ganz viele verschiedene Charaktere: Mal eine Krabbe, mal ein Hund, es sind ganz unterschiedliche Wesen, die auch ganz farbenfrohe Seelen mit sich bringen. Wenn ich übrigens nicht nach neuen Charakteren suche, finde ich auf den Inseln auch negative Gedanken, die ich einsammeln und in Friend-Ship zu neuen Ideen umwandeln kann. Die Idee mag ich sehr und würde sie gerne auch im richtigen Leben anwenden. !B
Keine Gewalt, so einfach geht’s
Neben der Einfachheit, die Rainbow Billy an den Tag legt, gefällt mir jedoch noch ein Aspekt am Spiel sehr, sehr, sehr gut. Es ist relativ gewaltfrei. Um Charaktere farbig zu bekommen und sie davon zu überzeugen, sich mir anzuschließen, beginne ich mit ihnen einen verbalen Kampf. Hierbei geht es darum, die jeweils richtige und unterstützende Antwort zu finden, um die grauen Seelen zufrieden zu stimmen.
Über den Köpfen der grauen Charaktere sammeln sich stets verschiedenfarbige Symbole. Diese Farben und Symbole muss ich dann klug ausspielen, um sie wieder bunt zu machen und sie davon zu überzeugen, mit mir zu kommen. Jedes Wesen, das mit mir reist, hat bis zu drei verschiedene Farben und Symbole selbst dabei, die ich dann rundenbasiert und nachdem ich zunächst eine verbale Antwort gegeben habe, auf dem Spielfeld setzen kann. Anschließend gibt es noch einige einfache Minispiele, damit ich die grauen Gegner auch farbig werden lassen kann. Das ist ziemlich cool und hat mich sehr motiviert, überhaupt weiterzumachen. Denn dieses Mal geht es einfach nicht darum, die Gegner zu besiegen, sondern sie wieder glücklich zu machen.
Kommunikativ sind die Aussagen der grauen Charaktere nicht immer schön oder wertschätzend, schließlich sind sie mit dem tiefsten Schmerz ihrer Seele konfrontiert. Mal fühlt sich jemand nicht wahrgenommen, weil er/sie zu langsam ist. Mal hat jemand ein Ego, das auf mindestens drei weitere Inseln passen würde. Hat man zudem einen grauen Charakter farbig gemacht, geht ein Regenbogen über der gesamten Insel auf und ich kann mit Friend-Shop problemlos im Wasser schwimmen, denn der Regenbogen beschützt Billy und das Boot.
Ziemlich cool sind zudem einige der Kämpfe gestaltet. Beispielsweise habe ich gegen einen Charakter gespielt, der dachte, dass er ständig nur verliert und alle anderen besser sind als er. Das Gefecht konnte ich nur gewinnen, in dem ich bei den Minispielen nicht alles richtig machte. Bis ich das herausgefunden hatte, hat es schon einige Runden gedauert. Aber genau das macht Rainbow Billy zu einem wirklich interessanten und schönen Spiel, das sich auch mal mit den tiefen Abgründen von Seelen beschäftigt. !B
Grau, bunt, hängen geblieben
Rainbow Billy erzählt trotz seiner vielen Farben, wenn die Inseln vom Regenbogen erfüllt sind, eine traurige Geschichte, denn allen Charakteren wurde die Farbe und somit die Freude am Leben gestohlen. Auf dem Meer zwischen den Inseln, wenn keine Regenbögen in der Nähe sind, ist es gefährlich. Ist der Regenbogentank von Friend-Ship leer, schnappt mich Leviathan mit seinen grauen Händen. Glücklicherweise setzt er mich dann immer nur im letzten Regenbogengebiet ab, aber trotzdem ist es beängstigend: Die Hände des Monsters tauchen immer wieder neben meinem Schiff auf und werden immer größer, je leerer mein Tank wird.
Es ist eine Geschichte, die nicht nur traurig ist, sondern die auch ein bisschen Angst macht – und dennoch Hoffnung schürt. Ich entdecke viele Momente, in denen ich mich in den letzten Wochen häufig selbst erlebt habe. Momente, in denen ich an mir zweifelte, mich selbst verlor und immer wieder hoffte, dass es nachlassen würde. Wie sehr hätte ich mir einen Billy gewünscht, der mir gut zuredet und damit auch etwas erreicht. Gerade in der aktuellen Situation, wo ich mich sehr von meinem privaten Schmerz, vom Weltschmerz und auch vom Schmerz anderer erschlagen fühle, fehlt mir doch manchmal der Regenbogen aus dem Ganzen heraus. Etwas, was meine Welt wieder bunt macht. Und das stellt Rainbow Billy für mich unheimlich gut dar. Wie ein bunter Lichtstrahl in einer tristen Welt.
Genau das fasziniert mich auch so am Spiel. Ich möchte immer wieder herausfinden, welche Geschichte der nächste Charakter erzählt und wie ich ihm helfen kann. Wie ich seine Welt wieder etwas bunter machen kann und dabei auch meine Welt ein kleines bisschen bunter gestalte.
Und das in einer gut dargestellten Welt, in der ich nur manchmal an unsichtbaren Ecken und Kanten hängen bleibe. Wo sich Billy nur manchmal an irgendwelchen Schildern komplett aufhängt und sich nicht mehr bewegen lässt. Die technische Seite ist in mancher Hinsicht genauso grau wie die Spielwelt selbst. Manchmal hätte ich mir zudem noch ein bisschen Abwechslung gewünscht, denn im Grunde läuft jede Insel mit ihren kleineren Rätseln und Herausforderungen ähnlich ab. Ich schwimme erst zu einer Insel, mache sie bunt und suche mir die nächste. So schön das auch ist und so sehr ich mir so jemanden für die reale Welt wünsche, so sehr wünsche ich mir aber auch noch ein bisschen mehr Abwechslung. !B
Fazit: Ich mache die Welt wieder bunt!
Ich hätte nicht gedacht, dass ich hier schreiben würde, wir sehr mich Rainbow Billy überrascht hat. Auf der einen Seite mit der Einfachheit seines Gameplays, auf der anderen Seite mit dem Tiefgang seiner Charaktere. Ich mag es, mit Billy und Friend-Ship über das Meer zu segeln, den Händen von Leviathan auszuweichen, und nebenbei graue Charaktere wieder zu Leben und Farbe zu verhelfen, ohne dabei körperliche Gewalt anzuwenden. Stattdessen überzeuge ich durch meine Freundschaft und in dem ich zuhöre, schon kann ich die graue Welt ein kleines bisschen farbiger gestalten. Schade nur, dass die Abwechslung relativ gering ist und sich jede Insel fast ein bisschen gleich anfühlt. Dennoch ist Rainbow Billy: The Curse of the Leviathan ein hervorragender Titel, um damit das neue Jahr einzuleiten.
Pro | Contra |
---|---|
+ Wunderbarer Soundtrack | – Inseln fühlen sich häufig ähnlich an |
+ Farbenfrohe, graue Spielwelt | – Gameplay kann vom Ablauf her relativ eintönig werden |
+ Gewaltfreie Kämpfe mit Tiefgang | – Billy hängt immer mal irgendwo fest oder ganz auf |
+ Graue Charaktere mit Seelenfrieden unterstützen |
Offenlegung
Rainbow Billy: The Curse of the Leviathan war zum Zeitpunkt der Review Teil vom Game Pass Ultimate.