Japan ist immer noch so ziemlich im Trend. Wer jedoch mal eine andere Sichtweise auf das Land erlangen möchte, in dem eben doch nicht alles quietschbunt, langbeinig und großäugig ist, der wird ziemlich bald in der finsteren Vergangenheit Japans landen. Denn rosig war im Land der aufgehenden Sonne nicht immer alles. Wir haben deswegen einen Blick auf Samurai Warriors 4 für die PlayStation 4 geworfen und ob uns der japanische Geschichtsunterricht gefallen hat, verraten wir euch in unserer Review.
Japanische Geschichte vom Feinsten
Wer schon einmal einen Blick auf die Spiele der Dynasty Warriors Reihe geworfen hat, wird wissen, dass es zwischen den ganzen Schlachten auch einige interessante historische Fakten gibt. Auch Samurai Warriors 4 bietet diese, entsprechend zur damaligen Zeit. Man erfährt, welche Feldherren welche Strategien verfolgten, welche Ziele sie hatten, wie die familiären Beziehungen waren und noch jede Menge mehr. Wer hier aufpasst, darf sich wirklich glücklich schätzen, denn dann weiß man wahrscheinlich weitaus mehr als die ganzen “Otakus”.
Die Geschichte von Samurai Warriors 4 spielt in der Zeit der Sengoku Periode und entführt uns somit in ein Japan zwischen 1477 und 1573. Und dieses Japan war keineswegs gespickt mit Spaß und Tollerei, sondern mit jeder Menge Schlachten, Intrigen und Landserweiterungen. Aber genau das macht ja den Reiz eben dieser Spiele aus, oder etwa nicht? Doch so interessant wie das Ganze klingen mag, so werden diese Zwischenspiele für die meisten Spieler in der Rückhand bleiben, denn es geht nun einmal eher ums Gameplay. Wer jedoch wirklich aufpasst, der lernt jede Menge faszinierende Sachen über das Japan dieser Zeit.
Schlachten ohne Ende
In Samurai Warriors stehen euch drei verschiedene Modi zur Verfügung, die alle ungefähr das gleiche bieten, aber mit unterschiedlichen Settings daher kommen. Im Story Mode könnt ihr dabei die Geschichte Japans nachspielen und zwar noch dazu aus unterschiedlichen Sichtweisen. Zur Verfügung stehen euch dabei beispielsweise die Legenden von Kyushu und anderen Regionen des Landes. Hier habt ihr die Möglichkeit entweder allein, zu zweit oder mit einem Netzwerkpartner zu spielen. Wir empfehlen auf jeden Fall das Spiel mit einem weiteren Spieler, denn dann lassen sich vor allem die Objectives (später mehr) besser erreichen.
Wer es lieber freier mag, sollte sich am Free Mode versuchen. Hierbei könnt ihr alle Schlachten aus dem Story Mode noch einmal spielen, jedoch mit jeder beliebigen Figur, die euch vorschwebt. Wer Platin anstrebt, muss ohnehin jede Schlacht mit jeder Figur absolvieren. Warum also nicht gleich hier anfangen?
Und wer ganz auf eigene Figuren steht, der sollte unbedingt den Chronicle Mode ausprobieren. Hierbei könnt ihr euren ganz eigenen Krieger erstellen (später mehr) und diesen dann in eigene Schlachten führen. Hierbei könnt ihr euch beispielsweise persönliche Ziele setzen, Schlachten nacheifern oder euch mit anderen Offizieren verbinden, doch wir werden uns gleich noch einmal ausführlich dazu äußern.
Ich erstell mir einen Krieger
Wer keine Lust mehr auf eine Art MOBA hat, darf in Samurai Warriors 4 selbst Hand anlegen. Ihr habt nämlich die Möglichkeit, euren ganz eigenen Charakter zu erstellen und zwar von Kopf bis Fuß. Hierbei dürft ihr die Gesichts-, Mund-, Nasen- und Augenform bestimmen, Augen-, Haut-, und Haarfarbe festlegen und euch anschließend bei der Kleidung und den Waffen austoben. Das Gute: Ihr müsst euch nicht festlegen. Euch passt die Nase eures Kriegers nicht mehr? Alles klar, dann ändern wir das. Das macht das Ganze unglaublich flexibel und gerade Frauen wie ich kommen da wirklich auf ihre Kosten.
Hat man seine Figur fertig, wählt man das Startgebiet aus und begibt sich dann in die Schlacht. Wie bei einem Brettspiel könnt ihr einen Zug pro Runde setzen, um euch eurem Ziel zu nähern. Während ihr euch jedoch fortbewegt, machen das eure Gegner ebenfalls, sodass ihr sehr wohl auch überfallen werden könnt – auch wenn ihr gerade auf dem Weg zum Shop seid. Das macht jedoch einen gewissen Reiz aus.
Ihr könnt jedoch nicht nur die Waffen bestimmen, sondern auch euer Lebensziel. Ein Lebensziel setzt sich aus drei unterschiedlichen Stufen zusammen. Wählt ihr beispielsweise das Lebensziel “Warrior”, so müsst ihr zunächst nur 3000 Gegner besiegen, auf der nächsten Stufe dann ein paar Offiziere und ganz am Ende 110 Offiziere erlegen und 80.000 Erfahrungspunkte kassieren. Jedes dieser Lebensziele hat dabei vollkommen unterschiedliche Aufgaben – auch diese kann man nach eigenem Gutdünken wechseln und austauschen.
Objectives und der zweite Spieler
In Samurai Warriors 4 kommen im Verlauf der Schlacht verschiedene Aufgaben, diese heißen Objective. Häufig geht es dabei darum, jemanden zu besiegen, jedoch nicht einfach so. Gerade wenn man alleine spielt, gibt es dazu häufig verschiedene Aufgaben, wie beispielsweise den Combozähler auf einem bestimmten Level zu halten, oder innerhalb einer bestimmten Zeit einen Gegner zu vernichten oder dabei einen bestimmten Angriff zu verwenden.
Ein Objective löst man meistens dann aus, wenn man sich einem feindlichen Offizier nähert. Hin und wieder gibt es auch Bonus Objectives, die dann ausgelöst werden, wenn man quasi der Schlacht nicht ganz so folgt wie sie im “Original” stattgefunden hat. Diese Bonus Objectives bringen dann am Ende mehr Punkte, mehr Erfahrungspunkte oder besondere Waffen und Items. Auch wenn die Objectives auf der einen Seite sehr viel Spaß machen, fühlt man sich auf der anderen Seite ein bisschen verloren, wenn man gerade kein Objective zur Verfügung hat.
Ebenso verloren fühlt man sich fast schon, wenn man alleine unterwegs ist und sich von den vielen Objective-Zielen ein bisschen überfordert fühlt. Wenn man nämlich zu zweit unterwegs ist, kann man sich problemlos aufteilen, was allein schlecht möglich ist. Dennoch macht das Spielen zu zweit ohnehin mehr Spaß, da es ein sehr unkomplizierter Mehrspielermodus ist. Jeder Spieler muss sich ohnehin zu Beginn jeder Schlacht für eine Figur entscheiden, so ist es nicht so ein Krampf wie bei Warriors Orochi 3, wo der zweite Spieler seine Kämpfer jedes Mal erneut auswählen musste. Lediglich auf einen etwas kleineren Bildschirm muss der zweite Spieler vorbereitet sein, da viele Einblendungen einen Teil davon verdecken.
Das düstere Japan…
Kurz und knapp: Samurai Warriors 4 ist genau das Warriors Spiel was auf der PlayStation 4 gefehlt hat. Ja, es hat Macken, dazu kommen wir gleich noch, aber es sieht unheimlich gut aus, auch im Mehrspielermodus gibt es keinerlei grafischen Unterschiede. Genau so hätte Warriors Orochi 3 auch sein können, war es aber nicht. Besonders schön stechen hierbei die verschiedenen Charaktere hervor, die bis ins Detail ausgearbeitet wurden und sehr schön anzusehen sind. Selbstverständlich gibt es auch Kantenflimmern, aber das stört absolut nicht.
Etwas störender sind dabei nur die üblichen Macken der Warriors Spiele: Aufploppende Gegner, soweit das Auge reicht. Okay, etwas übertrieben ist das schon, denn ganz so schlimm wie beispielsweise auf der PlayStation 3 bei Dynasty Warriors 7, wo stellenweise ganze Horden verschwanden, ist es nicht. Eher wirkt es gar so, als würden kleinere Einheiten an Gegnern erst spawnen – tun sie zwar nicht, da man sie vorher auf der Karte sieht, aber es hat den Anschein.
Ansonsten spinnen manchmal die Objective-Zähler etwas, sodass die Combos einfach nicht weiter höher gezählt werden, aber das ist eher der selten der Fall. Samurai Warriors 4 macht rundum einen zufriedenen Eindruck und präsentiert zwar kein technisch einwandfreies Spiel, dafür aber eines, das sehr gut ist und viele andere “Exklusivtitel” in die Tasche stecken kann.
Samurai Warriors 4 ist im Übrigen mit japanischer Sprach- und englischer Textausgabe, das ist aber nicht sonderlich schlimm, da es zum Setting irgendwie passt. Das Englisch ist gut verständlich und wer ein wenig Japanisch kann, wird auch die eine oder andere Floskel verstehen.
Lohnt sich die Reise nach Japan?
Wir sind wirklich begeistert von Samurai Warriors 4, denn das ist endlich das Warriors Spiel, was bisher auf der PlayStation 4 gefehlt hat. Vom Setting einmal abgesehen, gestaltet sich das Spiel an sich wesentlich freundlicher als beispielsweise Warriors Orochi 3. Besonders angetan hat es uns hierbei der Chronicle Mode, bei man seinen ganz eigenen Kämpfer kreieren kann. Das macht Spaß, aber auch die anderen Modi sind spaßig und sorgen zu zweit für jede Menge Fun.
Auch technisch braucht sich Samurai Warriors 4 keineswegs zu verstecken: Zwar gibt es die typischen aufploppenden Gegner, doch hält sich das eher in Grenzen. Wer bisher noch keinen Titel dieser Art gespielt hat, könnte den Anfang mit Samurai Warriors 4 auf der PlayStation 4 machen, denn es ist ein sehr solides Spiel, das für viele, viele Stunden Spaß sorgen wird.
Pro | Contra | ||
+ Japanisches Setting und Historie | – Geschichte könnte in den Hintergrund rücken | ||
+ Detailverliebtheit bei den Charakteren | – Aufploppende Gegner, Kantenflimmern | ||
+ Man kann eigenen Krieger erstellen | – Einblendungen verkleinern 2. Bildschirm | ||
+ Sehr schönes grafisches Level | – Combozähler steckt manchmal fest | ||
+ Endlich mal ein Next-Gen-Warriors-Spiel | |||
+ Objectives sorgen für Abwechslung | |||
+ Sehr gut umgesetzter Multiplayer | |||
+ Maps liebevoll gestaltet |
Technik: 87
- Grafik: 87
- Sound: 84
- Umfang: 98
- Gameplay: 80
- KI: 85
Spielspaß: 90
Singleplayer
- Story: Geschichtsfans werden mit der Sengoku Periode aus Japan garantiert auf ihre Kosten kommen, für alle anderen wird die Story wohl eher in den Hintergrund rücken.
- Frustfaktor: Es kommt hier eher aufs Können und Geduld an. Je besser man die Figur trainiert hat und je besser man sie kennt, desto weniger Frust gibt es letzten Endes.
- Wiederspielwert: Da Samurai Warriors 4 einen riesigen Umfang aufweist, wird man das Spiel immer und immer wieder für eine kleine Partie einlegen.
- Design/Stil: Stilistisch befinden wir uns schon in einem vergangenen Japan, allerdings wirken einige Figuren wie aus einem Steampunk-Universum oder einem Manga.
- Musik: Samurai Warriors 4 wartet mit verschiedenen passenden Schlachtmelodien auf.
Multiplayer
- Motivation: Dank verschiedener Level und unterschiedlichen Objectives lässt die Motivation, das Ganze auch mit einem zweiten Spieler zu spielen, nicht nach.
- Vielfalt: Im Grunde macht man immer wieder dasselbe, hat aber viele verschiedene Figuren und Angriffe sowie Aufgaben, die nicht so schnell für Langeweile sorgen.