Seraph (PS4) im Test – Einzigartiger und akrobatischer Platformer

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Die Dreadbit Studios haben mit dem außergewöhnlichen Ironcast Anfang des Jahres unsere Aufmerksamkeit erregt – Die Neuinterpretation des Drei-gewinnt-Prinzips vermochte uns ohne Einschränkungen zu überzeugen. Mit Seraph nimmt das britische Ein-Mann-Studio nun ein ganz neues Genre in Angriff: Platformer. Und Shooter. Auch Seraph hat seine ganz eigene Herangehensweise an vermeintlich bekannte Dinge. Unser Test zur PS4-Fassung verrät mehr.

Rennen, springen… Und den Abzug drücken

In Seraph habt ihr als Spieler im Prinzip zwei Aufgaben: Euch durch das Level bewegen, den nächsten Zielpunkt oder gegebenenfalls versteckte Geheimnisse zu finden, und den Abzug zu drücken. Ja, Seraph ist eine Kombination aus Platformer und Sidescrolling-Shooter – Nur, dass das Zielen komplett von der KI übernommen wird. Durchaus steht euch jedoch als Möglichkeit zur Verfügung, mit einer einfachen Bewegung des rechten Analogsticks einen Gegner anzuvisieren, der dann bevorzugt beballert wird, solange in Reichweite.

Das Grundkonzept von Seraph klingt also simpel, doch Dreadbit schafft es erneut, alle Aspekte des Spieles nahtlos miteinander zu verknüpfen und somit ein Gesamtpaket zu schaffen, welches eine echte Herausforderung darstellt – Ohne wirklich frustrierend zu werden. Zur Formel des Titels gehören auch alte Bekannte: Prozedurale Generierung, Crafting, Permadeath.

Im Hintergrund arbeitet bei Seraph vermutlich die gleiche Mechanik wie bei Ironcast: Mit der Zeit könnt ihr dank gesammelter „Bruchstücke“, von denen sich jeweils drei zu einem höherwertigen Typ kombinieren lassen, Eide aktivieren, die dem Seraph Verbesserungen im Bereich Munition, Verteidigung oder „Heilig“, also mit Einfluss auf Attribute und Fertigkeiten, liefern. Darüber hinaus führt ihr Transmutationen mit Überresten der erledigten Dämonen aus – Diese, das sind Waffen, Talismane und Wunder, die Sonderfertigkeiten der Spielfigur, landen dann in einem großen Pool und können prinzipiell im nächsten Spielverlauf gefunden werden. Lediglich eure beiden Wunder zum Start könnt ihr beeinflussen, da ihr zwei ausrüsten könnt. Lediglich das „Zerschmettern“, um verletzten Dämonen den entscheidenden Schlag zu verpassen, ist Pflicht.

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Der Pfeil am rechten Bildschirmrand weist zum nächsten Ziel.

Engel vs. Dämonen

Seraph inszeniert einen der klassischen Konflikte – Engel gegen Dämonen. Das Spiel tut dies mit einem düsteren und sehr gelungenen Stil. Den Umgebungen merkt man hinsichtlich Spielbarkeit und sinnvoller Platzierung von Objekten kaum an, dass sie prozedural generiert sind. Die Entwickler haben genügend Vorkehrungen getroffen, dass alle Kreationen sinnvoll aufgebaut sind. Die Hauptfigur wacht in einem Gefängnis auf, in dem alle Wachen vernichtet wurden… Anschließend macht sie sich auf die Suche nach der Quelle der Dämoneninvasion.

Die Erzählung tritt in Seraph wie in vielen anderen Spielen dieser Art in den Hintergrund. Nicht umsonst gibt es bei jedem Neuen Spiel die Möglichkeit, die Dialoge sofort zu überspringen. Im Prinzip ist die Erzählung also belanglos, da sich Seraph voll und ganz auf das Gameplay konzentriert, doch wer sich auf das Setting einlässt, wird mit einer überraschend soliden Handlung belohnt. Von der Kampagne abgesehen gibt es in Seraph auch noch tägliche (z.B. „Töte möglichst viele Dämonen in 30 Sekunden“) und Überlebensherausforderungen, wo es dann zum Beispiel darum geht, in einem Durchlauf, d.h. mit einem Leben, möglichst viele Bruchstücke zu sammeln.

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Einer der fiesen Dämonen, deren Bestandteile ihr sammeln könnt.

Flüssiger Ablauf mit kleinen Abstrichen

Mich hat Seraph vor allem dadurch überzeugt, dass es sich so unheimlich flüssig und fehlerfrei spielen lässt. Dreadbits Taktik besteht darin, wenige Elemente möglichst effizient zu nutzen. Und das klappt hervorragend, sieht man sich alleine die Steuerung an. Laufen, springen und „blinzeln“, die Fertigkeit der Hauptfigur, sich über kurze Distanzen zu teleportieren und dabei Gegnern und ihren Angriffen auszuweichen, reichen, um insgesamt ein herausforderndes und vielfältiges Spielerlebnis zu schaffen. Dazu tragen auch verschiedene Arten von Levelabschnitten bei – Mal muss man Dämonenportale zerstören, aus denen immer mehr Feinde spawnen, mal wird ein Abschnitt komplett abgeriegelt und man muss 50 Sekunden dort überleben, ein anderes Mal muss man nur den Boss im Level finden, um den Ausgang zur nächsten Ebene zu öffnen.

Die Vielfalt im Bereich Optik und Gegnertypen ist dabei eher beschränkt – Doch im Hintergrund laufen kluge Prozesse, sodass auch das nicht unbedingt auffällt. Anstatt auf viele Gegnertypen zu setzen, die letztlich doch alle gleich sind, bietet Seraph eher wenige Widersacher, die sich jedoch ständig verändern: Seraph verfügt über einen variablen Schwierigkeitsgrad. Je besser ihr spielt, desto mehr verlangen euch die Gegner ab. Sie erhalten neue Bewegungen, verfolgen euch länger, bekommen schließlich auch selbst Sonderfertigkeiten. Durch diese Mechanik erreicht Seraph keinen einzigen Punkt, an dem man sich langweilt, sondern bleibt immer herausfordernd.

Insgesamt wird das Spielerlebnis durch einige kleine Schönheitsfehler getrübt: Seraph hat bei allzu vielen der eigentlich beeindruckenden Effekte mit teils deutlichen Einbrüchen der Bildrate zu kämpfen, die für so ein rasantes Spiel sehr suboptimal sind. Zudem kommt es immer wieder vor, dass sich Gegner an Kanten oder Plattformen verhaken und ab und zu auch nicht angreifbar sind. Ebenfalls aus dem technischen Bereich winken die Ladezeiten, die vor allem beim Wiedereinstieg in ein laufendes Spiel auf PS4 teilweise überaus lange ausfallen.

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Bei vielen Effekten bricht die Framerate schon mal ein.

Fazit: Akrobatischer Hitkandidat

Ich habe in den letzten Wochen eine kleine Durststrecke erlebt, wenn es um wirklich fesselnde Spiele ging. Mit Seraph habe ich wieder eines gefunden – Dreadbit schafft es ein weiteres Mal, eine interessante Interpretation eines eigentlich beinahe schon ausgelutschten Genres abzuliefern. Ein Platformer-Shooter, in dem automatisch gezielt wird, und die Herausforderung ganz im Leveldesign, in den Gegnern und in den eigenen Fertigkeiten liegt. Seraph gelingt es vorzüglich, das alles unter einen Hut zu bringen – Gemeinsam mit prozeduraler Generierung und durchgangsübergreifendem Crafting. Kleine technische Probleme verhindern eine echte Topwertung für Seraph – Doch eine Empfehlung ist dieser Titel allemal wert!

Pro Contra
+ Rasantes Gameplay – Leichte Performanceprobleme
+ Überaus gelungene und flüssige Steuerung – Gegner hängen ab und zu an Kanten oder Plattformen
+ Sinnvoll prozedural generierte Umgebungen – Mitunter lange Ladezeiten
+ Motivierendes Fortschritts-System – Erzählung tritt in den Hintergrund
+ Großartige Sonderfertigkeiten („Wunder“) des Seraph
+ Tägliche und Überlebensherausforderungen
+ Tolle Effekte

Technik: 82

  • Grafik: 80
  • Sound: 85
  • Umfang: 85
  • Gameplay: 85
  • KI: 77

Spielspaß: 85

Singleplayer:

  • Story: Ein prinzipiell interessantes Setting, wobei die Erzählung durch den Spielcharakter in den Hintergrund tritt und bisweilen auch vernachlässigt werden kann.
  • Frustfaktor: Stellenweise vorhanden, jedoch ist Seraph in erster Linie herausfordernd, nicht frustrierend.
  • Wiederspielwert: Vorhanden – Prozedurale Generierung und durchgangsübergreifende Freischaltungen machen das Spiel interessant.
  • Design/Stil: Sehr gelungen und effektreich – Stellenweise fehlt ein bisschen Vielfalt und es gibt kleine technische Probleme.
  • Musik: Gute Musik, gelungene Effekte.

Informationen zum Testgerät
Plattform: PlayStation 4 500GB
Hardware: Standard, ohne ausgetauschte Hardware
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 3 Jahre (PS4 Launchkonsole)

Wir bedanken uns bei Dreadbit Studios für das Pressemuster zu Seraph!

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Manuel Eichhorn
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