Fast 25 Jahre ist es her, dass das erste Soul Hackers erschienen ist – es kam 1997 mit dem Titel Devil Summoner: Soul Hackers auf Sega Saturn. 2022 erscheint mit Soul Hackers 2 endlich ein Sequel, ein neues RPG von Atlus. Ich habe mir die PS5 Version in den letzten Tagen bereits ausführlich angesehen. Ob sie mich überzeugen konnte, verrät die Review.
Der erste Seelenhack
Das Setting und die Geschichte von Soul Hackers 2 können mich absolut abholen – das wusste ich schon vorher, weswegen ich mit Bea, als unser Reviewcode zu Soul Hackers 2 kam, noch kurz ausdiskutiert habe, wer nun unseren Testbericht zu dem Spiel übernimmt. Soul Hackers 2 macht einen bevorstehenden, möglichen Weltuntergang zu seinem Thema, und Ringo und Figue, zwei Agentinnen von Aion, zu seinen Protagonistinnen. Geboren aus einer KI sind sie in menschlicher Gestalt damit beauftragt, den Untergang der Welt zu verhindern. Als mächtigste Waffe stehen ihnen die Seelenhacks zur Verfügung, durch die die schon zum Beginn gescheitert scheinende Mission gerettet werden kann.
Mit einem Seelenhack kann gar jemand von den Toten zurückgeholt werden, und mit dem Seelenhack entsteht auch eine dauerhafte Bindung zwischen dem „Gehackten“ und die letzten Momente vor dem Tod können eingesehen werden. Durch diesen Aspekt der Story bekommt das Bindungssystem ans Team in Soul Hackers 2 eine wertvolle Bedeutung und ergibt absolut Sinn: Während das Aufbauen einer möglichst guten Beziehung in manchem Spiel gekünstelt scheint, ist es in Soul Hackers 2 einfach auch inhaltlich verankert. Neben den Inhalten der Story gibt es für die drei Figuren Milady, Arrow und Saizo jeweils die Seelenmatrix zu erkunden, deren Abschluss die Bindung jeweils weiter steigert.
Mit den genannten Figuren ist man jeweils auch unterwegs, das Team entsteht recht schnell, alle von ihnen sind Beschwörer und können Dämonen zu ihren Verbündeten machen. Im taktischen Kampfsystem greift man auf die Fähigkeiten, Affinitäten und Resistenzen dieser Dämonen zurück. Das Kampfsystem ist in Soul Hackers 2 dabei ganz klassisch rundenbasiert aufgestellt. !B
Viele taktische Feinheiten
Dieses Kampfsystem und das Beschwörersystem von Soul Hackers 2 ist etwas für Tüftler:innen und genau dann perfekt für dich geeignet, wenn du dich gern mit allen Aspekten eines Spieles beschäftigt. Vorab: Insgesamt ist der Schwierigkeitsgrad von Soul Hackers auch auf der Einstellung „normal“ moderat, aber man verschafft sich wirklich viele Vorteile, wenn man alle zur Verfügung stehenden Aspekte in Betracht zieht.
Wie man das schon aus anderen Spielen kennt, arbeitet Soul Hackers 2 mit Affinitäten und Resistenzen zu bestimmten Elementen und Angriffsarten – gegen den einen Gegner wird man mit Schussschaden nichts ausrichten können, dafür aber mit Eis, oder umgekehrt. Über diese Resistenzen verfügen auch deine eigenen Dämonen und somit im Endeffekt Beschwörer:innen – doch die COMPs, in die die Dämonen integriert werden, bringen nochmal eigene Vor- und Nachteile mit sich und ebenso gibt es noch Kristalle, die bestimmte Fähigkeiten unterstützen können. Man tut gut daran, hier alles genau anzuschauen und zu gucken, welcher Dämon bei welche:r Beschwörer:in am besten aufgehoben ist. Jede Nutzung einer Resistenz steigert die Kombo im Kampf, die nach der Runde im „Dämonentanz“ endet: Ein besonders mächtiger und hilfreicher Angriff, also nutze die Schwächen deiner Gegner nach Möglichkeiten immer aus!
Eine eigene Welt für sich ist auch das Fusionieren von Dämonen, aber auch ein Element, das viel Spaß macht. Irgendwann haben die Dämonen ihr Maximallevel erreicht und alles gelernt, was es zu lernen gibt. Mächtiger wird man in erster Linie dadurch, dass man sie fusioniert, wodurch höhere Level möglich werden, Fähigkeiten vererbt werden und man sich ein gutes Team zusammenstellen kann. Die Dämonen kennt man übrigens (zum Teil) schon aus anderen Atlus Spielen, zum Beispiel Persona 5.
Sowas wie Persona 5 light?!
Ich gebe zu: Ich habe von den Atlus RPGs bislang nur Persona 5 Royal und Tokyo Mirage Sessions #FE gespielt und vielleicht gerade dadurch einen bestimmten Eindruck von Soul Hackers 2 gewonnen. Fans des Studios werden diese Sachen vielleicht generell eher wieder erkennen und das Spiel auch genau deshalb so lieben. Optisch sind viele Elemente aus Persona 5 gut bekannt, auch die Menüs und UI Elemente sind teilweise sehr ähnlich aufgebaut? Und spielerisch? Da habe ich teilweise den Eindruck, es mit einem „Persona 5 Light“ zu tun zu haben.
Die Erkundung der Dungeons und auch das Führen der Gespräche und auch die Kämpfe fühlen sich sehr ähnlich zu einem Persona an – doch es „fehlt“ das Drumherum. Wir besuchen nicht die Schule, ich kann keinen Kaffee kochen oder anderen Freizeitaktivitäten nachgehen. Abseits der Story stehen mir die Seelenmatrix, Plauderevents, die Läden der Stadt und zum Beispiel der Unterschlupf zur Verfügung, der aber von seinen Möglichkeiten her sehr begrenzt ist.
Mein Problem mit Soul Hackers 2: Teilweise fehlt mir „etwas mehr“. Obwohl das Spiel taktisch viele Feinheiten bietet und die Kämpfe, die Entwicklung der Dämonen und Beschwörer:innen viel Spaß macht, fühlt sich das Spiel oft sehr gleichförmig an. Das liegt vor allem daran, dass man die meisten Orte und Dungeons mehrfach besucht, selbst dann, wenn schon längst zu mächtig für den Bereich ist. Und wenn man die Seelenmatrix nicht „rechtzeitig“ absolviert, weil man mehr Zeit woanders verbringt, ist sie auch nicht mehr als ein müder Spaziergang. Absolviert man diesen, oder geht generell durch die Dungeons, so absolviert man noch dazu im selben Gebiet einfach mehrfach den exakt gleichen Kampf, weil man wiederholt gegen die genau gleichen Gegnertruppen antritt. So geht dann die Herausforderung verloren und die Kämpfe gehen in beinahe langweilige Routine über
Andererseits gibt es dann die besonders mächtigen Dämonen in den Dungeons, die auch in vielen Situationen viel zu mächtig sind, sie sind eigentlich erst besiegbar, wenn man schon deutlich überlevelt für das Gebiet ist. Frustrierend, dass sie teilweise ebenso wie die normalen Dämonen in den Dungeons knapp vor einem spawnen und man den Kampf kaum umgehen kann. Es lohnt sich, immer einige Trafuri-Bomben im Gepäck zu haben, mit denen man auch aus diesen Kämpfen sicher fliehen kann. !B
Auf welcher Plattform spiele ich?
Soul Hackers 2 ist ja nicht alleine unter den JRPGs damit, aber: Ein technisches Showcase ist es nun nicht, dass ich hier auf der PS5 spiele, merke ich nicht wirklich. Vor allem dadurch, dass Soul Hackers 2 das erste Spiel seit langem ist, in dem mich die Ladezeiten nerven. Ich glaube sogar, dass die Ladezeiten ganz bewusst im Spiel gelassen wurden, damit die Tipps und Storyzusammenfassungen angezeigt werden können. Die SSD der PS5 könnte diese Informationen sicher viel, viel schneller laden und Soul Hackers 2 müsste wahrscheinlich gar keine Ladezeiten aufweisen. Da es bei jedem Ortswechsel einen Ladebildschirm gibt, sieht man diese teilweise sehr häufig hintereinander, was mich eben doch teilweise genervt hat.
Nicht verzichten kann auch Soul Hackers 2 auf eine Einstellung des Grafikmodus: Auflösung oder Bildrate können priorisiert werden. So oder so überzeugt Soul Hackers 2 aber eher mit der Gestaltung als mit der technischen Seite – es sieht einfach aus, wie ein vergleichbares RPG in der letzten Generation auch schon ausgesehen hat, ich denke nicht, dass es auf der PS4 großartig anders aussieht. An manchen Stellen fehlen mir auch die Details in den Dungeons oder ich finde unscharfe Texturen ärgerlich.
Stil und Musik dagegen können mich absolut überzeugen und auch die englische Synchronisierung von Soul Hackers 2 ist absolut gelungen. Wer lieber mit japanischen Stimmen spielen möchte, darf auch das machen, was seine Texte angeht, ist Soul Hackers 2 komplett auf Deutsch verfügbar. Was seine Spielzeit angeht, ist Soul Hackers 2 übrigens nicht so groß wie Persona 5: Je nachdem, wie gründlich man von Anfang an vorgeht, wird man in 40 bis 50 Stunden den Abspann sehen. Der Zeitaufwand für Nebenaktivitäten hängt maßgeblich davon ab, wie das eigene Level aussieht und wie viel Zeit man dadurch bedingt in die Kämpfe investiert. !B
Fazit: Qualitäten tief im System
Ich glaube, für viele ist Soul Hackers 2 genau das JRPG, auf das sie gewartet haben und ich denke, das Spiel wird schnell eine feine Fangemeinde um sich herum finden – alleine auch schon deshalb, weil es nach 25 Jahren endlich ein Sequel zum Erstling liefert! Ich selbst wurde mit Soul Hackers 2 nicht komplett warm, was teils an der spielerischen, teils an der technischen Seite liegt. Den vielen taktischen Elementen des Kampfsystems, der Entwicklung von Dämonen und Beschwörer:innen steht nämlich gegenüber, dass sich Soul Hackers 2 trotz seiner taktischen Systeme oberflächlich recht gleichförmig, ja teils sogar repetitiv anfühlt. Technisch habe ich hier keineswegs ein PS5-Showcase erwartet, dennoch ist Soul Hackers 2 das erste Spiel seit langem, in dem mich Ladebildschirme genervt haben, da ich ein paar Mal zu oft in sehr kurzer Zeit die Orte wechseln muss und jedes Mal einen sehe. Insgesamt bleibt für mich eine Art „Persona 5 light“ in Erinnerung, das mich zwar mit Story, Setting und taktischen Aspekten überzeugen und motivieren kann, spielerisch aber dennoch an vielen Stellen ausgebremst wirkt.
| Pro | Contra |
|---|---|
| + Tolles Setting und Geschichte | – Trotz technischer Feinheiten insgesamt recht gleichförmig |
| + Viele taktische Feinheiten | – Teilweise unausbalanciert |
| + Erkundung der Seelenmatrix und Aufbau von Bindung sehr stimmig | – Technisch nur Mittelmaß auf PS5 |
| + Gute Musik | – Ladebildschirme nerven |
| + Motivierende Entwicklung von Dämonen und Beschwörer:innen | – Kämpfe gegen schwierige Dämonen können frustrierend sein |
Offenlegung
Wir haben einen Reviewkey zu Soul Hackers 2 erhalten. Das Spiel erscheint am 26. August 2022 für PC, PS4, PS5, Xbox One und Xbox Series und ist ab sofort vorbestellbar*.
*Als Amazon Partner verdienen wir unter Umständen an qualifizierten Einkäufen.
- Gamer’s Palace geht in eine Pause - 21.12.2023
- Sony enthüllt das neue PS5 Modell - 10.10.2023
- Fate/Samurai Remnant (PS5) im Test – Ein intensives Abenteuer - 04.10.2023
