Manchmal vermisse ich ehrlich die E3: Lange Nächte, die man sich um die Ohren hauen konnte. Pressekonferenzen, die Hype auslösten. Alles gebündelt in etwa 3 Tage, um nicht den Überblick zu verlieren. Das war häufig die Zeit, in der wir Urlaub nahmen oder die Uni vernachlässigten. Das waren noch Zeiten! Die sich geändert hat.
Durch den Wegfall der E3 hat sich alles eher in einen Gamingsommer voller verschiedener Events entwickelt. Das kann an sich ziemlich cool sein, da man auf diese Weise einfach genau das sehen kann, was einen interessiert und nicht gestresst von Pressekonferenz zu Pressekonferenz hopst. Ich bin ehrlich gesagt kein Fan von diesem neuen Konzept. Es ist mir zu viel und zu stressig und wenn man tatsächlich ALLES schauen will, müsste man sich von Juni bis August frei nehmen, nur um dann wahrscheinlich in manchen Sendungen fünfmal denselben Trailer zu sehen. Ich mochte das alte Konzept sehr, es war abwechslungsreich und vielfältig – und nicht so wie das Summer Game Fest, das kürzlich die Auftaktshow hatte.
Die Show lief gerade zwanzig Minuten, in denen bereits fünf oder sechs verschiedene Shooter präsentiert wurden. Fünf oder sechs. Das muss man sich mal auf der Zunge zergehen lassen. Für Fans von diesem Genre muss das ein wahres Fest gewesen sein, alle anderen schauten teilweise ein wenig in die Röhre. Das unspannende an diesen Shootern war jedoch nicht nur, dass sie alle demselben Genre angehörten, sondern dass sie größtenteils auch noch alle ein ähnliches Szenario darstellten. Der Großteil war wirklich ein Survival-Horror-First-Person-Shooter, der irgendwo in einer verlassenen Raumstation stattfand. Echt innovativ. Nur wenige Titel wie beispielsweise Witchfire machten hierbei mal eine Ausnahme und ich frage mich, wieso?
Warum können Shooter denn nicht abwechslungsreich sein? Was bringt es mir, wenn ich mich mit dem x-ten Spiel in einer Raumstation befinde und mich irgendwelchen Ängsten stelle, die ich anschließend mit meiner Waffe erschieße? Ich sehe darin wenig Sinn. Leider ist das jedoch der Weg, wie sich das Summer Game Fest schon in der Vergangenheit präsentierte. Wenig Abwechslung, viele Schießereien, nur um irgendwelchen Mainstream Gamern zu gefallen – ach so, aber ein bisschen Platz für „sehr kleine Indiestudios, die es wert sind gesehen zu werden“ gab es auch. Überraschung: Größtenteils Studios, die gerade an Spaceshootern arbeiten.
Wir haben schon in der Vergangenheit immer mal überlegt, ob wir das Summer Game Fest nicht einfach skippen. Zum einen ist der Moderator nicht unbedingt die Person, die ich mag oder weswegen ich die Präsentation schaue, und zum anderen ist es eben nur schießwütiger Mainstream. Da mochte ich die E3 Konferenzen früher deutlich mehr: Jede Konferenz hatte (meistens) ein umfangreiches und abwechslungsreiches Paket an kommenden Spielen dabei. Es war meistens eine angenehme Mischung, die für jeden etwas dabei hatte. Das Summer Game Fest, besonders die Startpräsentation, die den Grundstein legen sollte, hat das nicht und schreckt mich jedes Jahr aufs Neue ab, weitere Events zu schauen.
Glücklicherweise gibt es jedoch auch noch unabhängige Events, die zeitgleich zum Summer Game Fest stattfinden, wie beispielsweise die Wholesome Direct, die sich heute Abend wieder die Ehre gibt und vielen kleineren Studios einen Raum ermöglicht. Ja, viele unabhängige Studios arbeiten derzeit auch an ähnlichen Spielen – die Harvest Moon Nachfahren lassen grüßen – dennoch ist so was genau das, was ich sehen möchte. Zusätzlich bringen Indiestudios häufig auch bestimmte Kniffe mit rein.
Auf twitter schrieb jemand im Zuge des Summer Game Fests etwas, das in der Art so hier war: „Indies: Du kannst bei uns Gärtner sein oder Hausmeister, du kannst Geister jagen oder du hast als Häschen ein Gewächshaus. AAA: Du bist auf einer verlassenen Raumstation und hast eine Waffe.“ Und das fasst ziemlich gut zusammen, was ich über diese Spiele denke, denn während sich die unabhängigen Studios wirklich an frischen Konzepten versuchen, kommen die großen Studios und wärmen die immer gleichen Ideen wieder und wieder auf. So wie man es auch beim Summer Game Fest gesehen hat.
In Zukunft werde ich diese Mainstreamveranstaltungen einfach meiden und nur noch das schauen, was mich wirklich interessiert. Auf diese Weise bleibe ich glücklich und muss mich nicht über den x-ten Shooter innerhalb weniger Minuten aufregen.