Ich habe aktuell eine wertvolle neue Erfahrung gesammelt: Ich habe dabei geholfen, in großen Teilen ein Spiel ins Deutsche zu übersetzen. Ich habe vorher schon mal unterstützt und einzelne Teile übersetzt oder Feedback zur bestehenden Übersetzung gegeben, allerdings noch nie so viel von einem Videospiel auf einmal übersetzt. Es ist eine gute Erfahrung – und eine, die manche Herausforderung nachvollziehbarer macht.
Ihr kennt das sicher: In einem Spiel fühlt sich die deutsche Übersetzung etwas steif an, einzelne Passagen passen nicht zusammen, die Formatierung stimmt nicht oder insgesamt habt ihr einfach das Gefühl, dass Wort für Wort übersetzt wurde oder einzelne Einblendungen nicht passen.
Das Spiel, bei dem ich geholfen habe, ist Playne. Hier gibt es nicht so viel Text, den Figuren sprechen, allerdings viele Erklärungen und Auswahltexte. Und ja, es ist teilweise schwierig, für die korrekte Übersetzung zu sorgen. Die Übersetzung von Playne ist über https://localise.biz/ organisiert, wie viele andere Projekte auch.
Im Prinzip habt ihr dort ein Dashboard, wo alle englischen Texte des Spieles eingepflegt sind – daneben habt ihr ein Feld für den deutschen Text. Und jetzt gibt es da viele Momente, wo ihr euch fragt: Okay, genau wo und wie taucht dieser Text denn auf?
Für jedes Textschnipselchen wird der Pfad aufgeführt, wo sich der Text in den Spieldateien verbirgt. Das ist schon mal eine Hilfe: So konnte ich zum Beispiel sehen, ob sich der Text in der Datenbank für Bücher und Wissen verbirgt, oder ob er direkt in einer Meditation auftaucht. Das kann einen Unterschied machen und hat mir auch dabei geholfen, beispielsweise Buchtitel zu identifizieren – denn die sollte man natürlich entweder gar nicht übersetzen oder aber wenn schon, dann richtig: Das ist dann eine Recherchearbeit, denn man muss den korrekten deutschen Titel des Buches herausfinden.
Für die Übersetzung von Playne habe ich auch einige Fachbegriffe aus der Meditation noch nachgeschlagen, da ich selbst bisher hauptsächlich auf Englisch meditiert habe. Doch eine zentrale Herausforderung blieb: Bei manchen Textschnipseln wusste ich trotzdem nicht, wo im Spiel sie auftauchen und in welchem Zusammenhang sie stehen.
Ich hatte schon den großen Vorteil, dass ich Playne selbst hatte und spielen konnte – für einige Texte hat mir das mehr Klarheit gebracht. Einige habe ich dennoch nicht gefunden, zum Beispiel, weil ich keinen Zugriff auf den VR Modus hatte und die Texte von dort stammten. Das macht das Übersetzen teilweise echt schwierig.
Und bedenkt man jetzt noch: Häufig werden Spiele, Programme und mehr übersetzt, wenn der oder die Übersetzer das fertige Werk gar nicht kennen. Das heißt, man übersetzt nach bestem Wissen und Gewissen, das kann am Ende komisch aussehen. Verschiedene Übersetzer sind auch ein Thema: Ich habe Playne nicht allein übersetzt und habe dann gesehen, dass andere Übersetzer diverse Begrifflichkeiten oder Floskeln anders übersetzt hatten. Somit bestand nicht immer Einheitlichkeit.
Und letztlich fallen einem im fertigen Spiel immer noch Fehlerchen auf oder Übersetzungen, die nicht so ganz passend sind. Manches Mal passt auch die Formatierung nicht – hier könnte ich jetzt versuchen, kürzere Formulierungen zu finden oder der Entwickler muss die Formatierung anpassen. Das ist was, was man vorher gar nicht absehen kann. Ich weiß jetzt, wie anspruchsvoll so eine Übersetzung ist, und dabei reden wir bei Playne von einem verhältnismäßig noch kleinen Projekt. Kleine Fehler in Übersetzungen von großen Spielen sollte man also definitiv vermeiden – gleichzeitig gibt es hier eine längere Testphase von Testern in verschiedenen Sprachen, denen die Fehler auffallen müssen. Eine große Aufgabe ist so eine Übersetzung zweifelsohne dennoch.
- Gamer’s Palace geht in eine Pause - 21.12.2023
- Sony enthüllt das neue PS5 Modell - 10.10.2023
- Fate/Samurai Remnant (PS5) im Test – Ein intensives Abenteuer - 04.10.2023