Life is Strange: Before the Storm Ep 1 (PS4) im Test – Zwischen Wut und Drogen

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Schon einmal haben wir mit Max‘ und Chloes Hilfe die Welt gerettet und wieder steht ein kleines Universum kurz vor dem Ende. Dieses Mal ist es jedoch nicht so groß, sondern nur die Welt rings um Chloe Price und Rachel Amber, die ihre ganz eigene Geschichte in Life is Strange: Before the Storm bekommen haben. In diesem Test möchte ich euch etwas mehr über die erste Episode namen „Erwachen“ verraten und euch an meinen Gefühlen teilhaben lassen, denn Emotionen werden immer noch groß geschrieben, auch wenn dieses Spiel von Deck Nine entwickelt wurde.

Jede Menge Wut

Das erste, was einem gleich auffällt, wenn man Life is Strange: Before the Storm in der ersten Episode spielt, ist die unsagbare Wut, die sich in Chloes Bauch befindet. Chloe und ich haben uns nachts rausgeschlichen. Mum hatte uns verboten, zu diesem Konzert zu gehen, doch das ist uns egal. Wir sind wütend auf Mum, wir sind wütend auf die Welt und wir sind wütend auf den Türsteher, der uns erst nach einem Wortgefecht in die alte Scheune zum Konzert lässt. Doch das ist nichts, den Türsteher reden wir in Grund und Boden.

Im Verlauf der ersten Episode wird so deutlich, das Chloe eines jener Kinder ist, die uns Erwachsenen unterwegs verloren gegangen ist. Auf die niemand geachtet hat, die vielleicht auch nicht beachtet werden wollten. Wer Life is Strange bereits gespielt hat, weiß, was in Chloes in Vergangenheit geschehen ist, für alle anderen werde ich jetzt nicht spoilern. Nur an der Stelle so viel: Chloe hat vor zwei Jahren jemanden verloren, der ihr sehr wichtig war und der sie vielleicht zu einem anderen Menschen hätte werden lassen. Doch sie ging verloren, so wie es vielen Jugendlichen in ähnlichen Situationen geht.

Sie ging verloren, als ihre Mutter einen anderen Mann traf. Niemand suchte sie, als sie das erste Mal Gefühle für ein Mädchen empfand. Keinen interessierte es, dass sie allein war. Alle wollten nur wissen, warum Chloe zu einer Rebellin wurde und nichts und niemanden an sich heranließ. Vielleicht lag es daran, dass Max, ihre beste Freundin, nach Seattle zog. Vielleicht lag es auch einfach nur daran, dass wir in unserer Gesellschaft keine Zeit für Menschen wie Chloe haben und sie deswegen abstempeln. Dabei ist es ein Hilferuf, den Chloe da in die Welt schickt. Sie möchte gehört und verstanden werden, sie braucht Aufmerksamkeit und Unterstützung.

Jeder braucht einen Freund

Es ist kein Wunder, dass Chloe so ist wie sie eben ist. Dass sie sich an das erstbeste Mädchen hängt, das sich ihr nähert. Rachel Amber ist eine gute Freundin, möglicherweise, die jedoch – zumindest in der ersten Episode – nicht sonderlich hilfreich ist. Wir treffen Rachel gleich an unserem ersten Abend beim Konzert – Chloe und ich stecken natürlich in Schwierigkeiten und müssen gerettet werden. Wie aus dem Nichts taucht hierbei Rachel auf, die uns aus der Klemme hilft. Die strahlende Rachel, die wie eine Ritterin in strahlender Rüstung scheint. Doch so ganz strahlend ist sie nicht.

Am nächsten Tag überredet sie uns, mit ihr die Schule zu schwänzen. Ärger ist an der Stelle natürlich programmiert und wir können gar nichts machen, um Chloe davon abzuhalten. Denn bei Chloe hat der ganz normale Verstand bereits abgeschalten. Sie scheint Schmetterlinge im Bauch zu haben wegen Amber, weswegen es einige sehr niedliche Szenen zwischen den beiden gibt. Ob Amber jedoch das gleiche fühlt, lässt sich nur schwerlich sagen. Vielleicht, vielleicht auch nicht. Vielleicht ist Chloe aber auch genau zur richtigen Zeit am richtigen Ort, wer weiß.

Die Geschichte zwischen den beiden entwickelt sich in der ersten Episode von Life is Strange: Before the Storm sehr zart und sanft. Nicht immer ist zu erkennen, wie sich Amber fühlt. Vielleicht ist sie auch nur froh, einfach eine Freundin zu haben, während sich Chloe Hals über Kopf in das faszinierende Mädchen verliebt. Doch nicht alles ist hier Friede, Freude, Eierkuchen, denn Chloes Wut ist einfach zu mächtig. Und sie traut sich nicht selbst, sie glaubt nicht, dass sie auch einmal Glück haben darf.

Vor dem Sturm ist nach dem Sturm

Life is Strange: Before the Storm greift zumindest bei der Charakterentwicklung auf Altbewährtes zurück, doch auch die technische Seite erinnert stark an den ursprünglichen Titel. Es hat seine Macken, die wir auch schon kennen, doch ein wenig anders hat es sich dennoch angefühlt. Chloe zu steuern fühlte sich irgendwie schwammig an. So als würde ich den Stick zwar in eine Bewegung beugen, aber Miss Price liefe erst ein wenig später los und zudem auch noch irgendwie bockig. Gern möchte ich glauben, dass Deck Nine vielleicht einfach nur ihre Gefühlslage in die Steuerung bringen wollte, doch das wird nicht der Fall sein.

Zusätzlich sind mir die typischen grafischen Fehler aufgefallen: Einploppende Texturen und längere Ladezeiten gehören mit dazu. Amüsant finde ich das Hauptmenü des Spiels, denn hier wird man aufgefordert, irgendeine Taste zu drücken, um das Menü zu öffnen, doch man kommt gar nicht mit jeder Taste weiter, sondern nur mit X. Das ist mir nur aufgefallen, jedoch ziehe ich hierfür keine Punkte ab. Bei der Steuerung kann ich jedoch kein Auge zudrücken, die ist wirklich zu schwammig und ungenau und hat mir dabei das Erkunden ein bisschen versaut, da es einfach keinen Spaß gemacht hat. Ebenso hätte man bei der Grafik noch einmal schauen können. Schade ist auch, dass die Figuren sehr hölzern wirken und sich steif bewegen.

Besonders die einploppenden Texturen hätte man überarbeiten können oder auch, dass nicht immer alles ineinander clippt. Dafür hat mir die Gestaltung von Chloes Zimmer ganz gut gefallen, also immerhin etwas. Gut hat mir zusätzlich gefallen, dass die nächsten Ziele im Spiel auf Chloes Arm geschrieben wurden, was ziemlich cool ist.

Fazit: Ein solider Auftakt

Die erste Episode von Life is Strange: Before the Storm ist ein solider Auftakt einer kurzen Geschichte. Sie dauert – grob geschätzt – drei Stunden, wenn man nebenbei auch noch nach den Graffitis suchen möchte oder sich alles anschauen will, diese sind jedoch nicht sonderlich schwierig versteckt, sodass es keinen wirklichen Sinn ergibt, einen zweiten Durchlauf der Episode zu starten. Technisch ist es ganz okay, hat aber hier und da einige Macken, vor allem die Steuerung bockt ziemlich heftig. Dafür ist es auf erzählerischer Ebene ganz gut. Es geht um Chloe, die auf dem Weg verloren gegangen ist und die wir unterstützen sollen, einen Platz zu finden. Chloe selbst vertraut sich nicht und weiß nicht, dass sie möglicherweise auch einmal Glück haben darf, sodass sie sich immer weiter in Dinge verstrickt, in die sie nicht hätte reingeraten sollen.

Es ist ein solider Anfang für eine interessante Geschichte, die uns die Grundlage zu Life is Strange bietet, doch keine Sorge: Ihr braucht den vorherigen Titel nicht gespielt zu haben, denn es werden auch so die Zusammenhänge erklärt. Und bisher kann ich euch Life is Strange: Before the Storm zumindest vom erzählerischen ans Herz legen. Ich bin gespannt, wie die anderen Episoden werden und hoffe immer noch inständig, dass die technische Seite besser wird.

Wertung

Technik: 74
Grafik: 73
Sound: 78
Umfang: 63
Gameplay: 78
KI: 80

Spielspaß: 80

  • Story: Wir erleben zusammen mit Chloe Price eine schwierige Zeit, in der sie sich selbst finden und von anderen noch gefunden werden muss.
  • Frustfaktor: Der ist glücklicherweise nicht so wirklich vorhanden, lediglich die sehr schwammige Steuerung auf der PlayStation 4 kann frustrierend sein.
  • Wiederspielwert: Eher gering, zwar ist die Story ganz gut erzählt, doch nach einem Durchlauf hat man alles gesehen und den groben Ablauf der Episode erkannt.
  • Design/Stil: Ein interessanter grafischer Stil, den wir bereits aus Life is Strange kennen.
  • Musik: Wie immer eine Mischung aus verschiedenen Stilen – nicht unbedingt mein Geschmack, aber die Abwechslung ist gut.
ProContra
+ Starke und dicht geschriebene Charaktere– Figuren bewegen sich steif und hölzern
+ Solider Auftakt einer interessanten Geschichte– Fehler, die bereits aus dem Hauptspiel bekannt sind
+ Zarte und verletzbare Gefühle– Sehr hakelige Steuerung
+ Ziele werden auf Arm geschrieben– Einploppende Grafiken und Texturen
– Längere Ladezeiten

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Beatrice Eichhorn
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