Wie viel sagt eine Wertung wirklich über ein Spiel aus?

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Wir leben in einer Welt, in der Bewertungen und Rezensionen sowohl von der „Fachpresse“ als auch von Kund:innen über den Erfolg eines Produktes entscheiden. Häufig, so erlebe ich es auch bei mir, schaue ich mir zuvor an, was „echte“ Menschen zu Produkten geschrieben haben, um eine Kaufentscheidung zu fällen. Nicht immer treffen Bewertungen jedoch, manchmal handelt es sich hierbei auch nur um Einzelfälle, da der Großteil der Kaufschaft sowieso keine Bewertung hinterlässt.

Auch im Videospielbereich gibt es seit Jahren Spieletests, die sich Games im Detail anschauen und dann darüber eine Wertung abgeben. Manchmal sind es Zahlen, manchmal Sterne und manchmal auch Buchstaben. Klar ist jedoch, sind Zahlen oder Sterne entsprechend niedrig, ist das Spiel „schlecht“ und kann nichts taugen. In mancherlei Hinsicht mag das auch zutreffen. Zum Beispiel dann, wenn ein Spiel zum Zeitpunkt des Testes aus diversen Gründen nicht spielbar ist, weil es von vielen Bugs heimgesucht wird. Das kann jedoch zu verschiedenen Zeitpunkten im Lebenszyklus eines Spiels auftreten.

Erscheint ein Spiel beispielsweise voller Bugs, ist es durchaus wahrscheinlich, dass die Wertungen zu Beginn des Lebenszyklus nach unten gehen. Werden diese Fehler im Laufe der Zeit gefixt, können spätere Reviews deutlich anders ausfallen. Sind wir jedoch mal ehrlich: Der Großteil der Spieleredaktionen schreibt in den seltensten Fällen eine „Re-Review“ nach einigen Monaten, um dann nochmal einen Blick ins Spiel zu werfen. Bei großen Rennspielen wird das manchmal gemacht, aber nicht immer und schon gar nicht bei kleinen Indietiteln.

Ich denke hierbei zum Beispiel an Horse Tales: Rette Emerald Valley!, das im November 2022 für mehrere Plattformen erschienen ist und ein absolut technischer Reinfall war. Auf opencritic.com hat der Titel momentan einen Schnitt von 53 von 100 Punkten, wobei die letzte Review hierzu im Dezember 2022 erfasst wurde. Selbst wenn hier jetzt viele Patches und Updates nachgeliefert werden, wird Horse Tales immer mit einem niedrigen Score in Erinnerung bleiben, obwohl es sicher den einen oder anderen Menschen da draußen gibt, der Spaß mit dem Spiel hat.

Andersrum kann es aber natürlich auch passieren: Ein Spiel kommt gut auf den Markt, erhält überall hohe Wertungen. Nach einigen Monaten erhält es einen Patch, der den Titel unspielbar macht. Wie zutreffend sind dann noch die Reviews vom Anfang? Oder wenn ich an Simulationsspiele denke, ist das ähnlich. Durch verschiedene Erweiterungen und Updates im Lebenszyklus von so einem Bussimulator sind alle Reviews, die am Anfang verfasst wurden, hinfällig, weil sie einfach nicht mehr auf dem aktuellen Stand des Spiels sind.

Umso spannender finde ich jedoch die Wertungen an sich, also unabhängig davon, ob sich ein Spiel noch in seinem Lebenszyklus verändert oder nicht. Ich beobachte bei mir, dass ich meistens mit den Games, die eine hohe Wertung haben, gar nicht so lange warm bleibe und sie häufig nach wenigen Spielsitzungen wieder wegstelle, weil sie mich nicht motivieren. Gerade um die meisten „Blockbuster“ mache ich einen Bogen, weil sie mir auf lange Zeit nichts geben. Sie beschäftigen mich mal für ein paar Stunden, später werde ich jedoch nicht weiter darüber nachdenken. Ganz anders ist es bei mir häufiger, wenn die Spiele keine 100er Wertungen erhalten.

Ich denke dabei vor allem an Spiele, die mich im Nachhinein beeinflusst haben, wie beispielsweise Road 96. Das war technisch für mich kein Meisterwerk, aber im Nachgang habe ich noch häufiger über das Spiel nachgedacht und mich sehr aufs Prequel gefreut. Mein absolutes Highlight ist jedoch Magic Klondike. Das ist ein kleines Kartenspiel, das technisch teilweise eine Katastrophe ist, weil einige Mechaniken einfach nicht funktionieren. Allerdings ist es das Spiel, das ich momentan täglich mehrere Runden spiele, weil es mich nervt, aber gleichzeitig auch glücklich macht. Bewertet habe ich den Titel selbst mit einer 68.

Wenn wir jedoch mal ehrlich über diese Zahlenwertungen drüber schauen, ist eine 68 eigentlich gar keine schlechte Wertung. Wir haben nur im Laufe der Zeit angefangen, Spiele unter einer 80 als „schlecht“ anzusehen, dabei ist das überhaupt nicht so. Und mit vielen Spielen, die eine niedrige Wertung hat, kann jede:r trotzdem Spaß haben. Schließlich sind die Personen, die ein Spiel testen, am Ende auch nur Menschen: Mit viel Glück liegt der Titel im Interessenfeld der testenden Person, mit Pech eben nicht. Einem Call of Duty beispielsweise würde ich vermutlich auch keine hohe Wertung geben, eben weil es nicht mein Genre ist, aber im Gegensatz gibt es ganz viele Leute da draußen, die ganz viel Spaß mit dem Titel haben und sich über meine Wertung vermutlich eher nur aufregen würden.

Und das dürfen wir am Ende nie vergessen: Da hat ein Mensch ein Spiel gespielt und es nach seinem Ermessen bewertet. So sehr es zwar manche Redaktionen im Laufe der Zeit versucht haben, kein Spieletest kann objektiv sein – es sei denn, man verteilt einfach nur simple Checklisten, die man abhakt. Auch wenn unsere Tests auch Wertungen beinhalten, so kann diese Meinung trotzdem eine andere sein, als du sie vielleicht über ein Spiel hast, das ist keineswegs falsch. Genauso wie meine Wertung nicht generell falsch sein muss, vielleicht gab es nur Kriterien, die mich daran hinderten, eine andere Wertung zu vergeben.

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Beatrice Eichhorn
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