The Plague Doctor of Wippra (PC) im Test

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Vor einigen Tagen erschien auf Steam ein Point and Click Adventure namens The Plague Doctor of Wippra, das die Geschichte eines Arztes im deutschen Wippra erzählte. Ich fand den Titel bereits im Vorfeld ganz interessant und war dann ganz überrascht, als ich plötzlich einen Key in meinem Postfach fand. Perfekt, um in die Pestzeit in Deutschland einzutauchen und mehr über die Arbeit der damaligen Ärzte zu erfahren. Ob sich der Besuch gelohnt hat, erfährst du in dieser Review.

Die Pest geht um

Wie es der englische Name bereits vermuten lässt, dreht sich The Plague Doctor of Wippra um einen Pestarzt aus dem deutschen Ort Wippra. Wir spielen den Arzt Oswald Keller, der gerade erst nach Wippra versetzt wurde, um dort mit dem Schwesternorden den ganzen Kranken unter die Arme zu greifen. Ganz so einfach ist das nicht, denn auch die Zeiten damals waren schwierig: Ketzerei und Hexereivermutungen waren an der Tagesordnung und wehe, man verscherzt es sich noch mit einem Kirchenmann.

In etwa zwei Spielstunden erledigt man einen Hausbesuch, hilft zwei bettlägerigen Patienten im Spital und verarztet einem Knecht, der besoffen verunfallt ist. Es sind ganz verschiedene Fälle, die du entweder alleine durch Ausprobieren lösen kannst, alternativ kannst du dein schlaues Buch zur Hilfe nehmen, das immer ganz nützliche Tipps zu den Krankheiten bereithält. Was mich an The Plague Doctor of Wippra besonders gut gefällt, sind die echten Fakten, die ins Spiel eingearbeitet sind. Ob das nun die Behandlungen von Krankheiten sind oder die Thesen von Martin Luther, die kurz davor angeschlagen wurden. Man lernt einfach nochmal was dazu. Ich würde sogar soweit gehen und sagen, dass man dieses kleine Spiel auch mal im Geschichtsunterricht anschneiden kann. So kann dieser düstere Teil unserer Geschichte vielleicht ein bisschen besser verdeutlicht werden.

Leider wird auch ziemlich deutlich, wie die damalige Zeit war. Warum einen Arzt nehmen, wenn ich doch einen Ablassbrief kaufen kann? Warum überhaupt der Medizin vertrauen, wenn doch die Pest nur die Strafe Gottes war? Umso erschreckender finde ich, welche Stigmata verwendet werden – ich vermute, unsere aktuelle Pandemie hat auch zu einigen Schlagabtäuschen inspiriert, zumindest kam mir doch einiges bekannt vor. Auch finde ich die damalige Medizin spannend dargestellt. Einen Aderlass, um eine Migräne zu lindern? Sollte ich vielleicht demnächst mal ausprobieren… Ich bin sehr froh, dass sich einiges weiterentwickelt hat im Vergleich zu damals.

Es war auf jeden Fall eine… emotionale Erfahrung, die ich in dieser Zeit gemacht habe. Zusätzlich kann ich sagen: Mit einem Durchgang erlebt man eine Geschichte, es gibt jedoch auch ein paar andere Ausgänge und Entscheidungen, die du treffen kannst, in der Hoffnung, das Ende abzuändern. Ich weiß noch nicht, ob ich noch weitere Wege versuche, da mich die verschiedenen Schicksale der gut dargestellten Pixelmenschen doch sehr mitgenommen haben. Hier wird echte Geschichte verpackt in emotionale Schicksale.

Das ist… tatsächlich logisch!

Wenn du schon ein paar meiner Reviews gelesen hast, weißt du, dass ich manchmal lieber einen Bogen um Adventure Games mache, weil die mir nicht immer logisch erscheinen. Bevor ich dann etwas Falsches mache, lasse ich den Titel lieber aus. Doch The Plague Doctor of Wippra hat mich positiv überrascht. Fast alles im Spiel ist absolut logisch und wird auch gut und stimmig erklärt. Ich muss keine abstrakten Konstruktionen bauen, um beispielsweise eine Salbe zusammenzubrauen. Und ich habe auch nur ganz kurz einen Guide verwenden müssen, als ich einmal gar nicht weiterkam. Damit hing hier alles an einem Vogel.

Ich bin wirklich sehr positiv überrascht, wie gut und stimmig generell die technische Umsetzung ist. Ich hatte nur zum Ende hin ein paar Herausforderungen dabei, die Gegenstände in meinem Inventar richtig anzuklicken, um diese auszuwählen. Das lag aber nur daran, dass ich ein bisschen zu weit oben geklickt habe. Ansonsten habe ich fast nichts auszusetzen, außer den einen oder anderen Kommafehler, der sich eingeschlichen hat. Auch der Soundtrack weiß zu überzeugen und besonders, wenn ich mit Kopfhörern gespielt habe, habe ich mich richtig in diese Welt, dieses gefährliche Wippra, versetzt gefühlt.

Ein bisschen schade finde ich, dass der erste Durchlauf bereits nach knapp zwei Stunden zu Ende ist. Hier hätte ich mir vielleicht zwei oder drei Spieltage gewünscht, bevor es schon wieder zu Ende ist. Andererseits ist es vielleicht realistisch: Ein neuer Arzt kommt ins Dorf und wird erstmal als Quacksalber verteufelt. Ich hätte mir trotzdem ein bisschen mehr gewünscht, gerade auch, was die Entscheidungen angeht. Vielleicht wäre hier noch ein bisschen mehr möglich gewesen – oder gar auch ein Minispiel, zum Beispiel beim Reinigen der Wunde oder der Beulen. Vielleicht wäre das dann aber auch der Punkt gewesen, über den ich in einer anderen Review geschimpft hätte. !B

Fazit: Ein verständliches Point and Click Adventure

Auf dem Bild ist eine 84 als Wertung zu sehen.

The Plague Doctor of Wippra erzählt die düstere Geschichte eines Arztes in Deutschland zu Pestzeiten. Das war definitiv keine hervorragende Zeit und das beweist auch dieses kleine Spiel. Ich erlebe Schicksale, die ich nicht erleben möchte, Ideen, die mir aus den letzten beiden Pandemiejahren gar nicht so fremd erscheinen, und einen „Aberglauben“, der damals einfach an der Tagesordnung war. Die Zeit ist mir fast schon ein bisschen zu düster und ich bin froh, dass wir sie hinter uns gelassen haben. Ich habe mit The Plague Doctor of Wippra ein wunderbares Adventure erlebt, das stimmige und logische Konstellationen hatte, sodass sich auch ein zweites Mal durchspielen lohnt, in der Hoffnung, ein anderes Ende zu erhalten. Dennoch hätte ich mir ein paar mehr Entscheidungsmöglichkeiten gewünscht, generell ein bisschen mehr. Für alle, die auf der Suche nach einer guten Geschichte im Pixelartstil sind, definitiv geeignet.

ProContra
+ Gelungener Pixelartstil– Ich wünschte mir ein bisschen mehr
+ Tolle Soundkulisse– Manchmal war das Auswählen der Objekte im Inventar nicht immer einfach möglich
+ Hervorragende Umsetzung des historischen Kontexts– Das Ende kam mir zu schnell
+ Ergreifende Schicksale
+ Logische Rätsel, gute Umsetzung

Offenlegung

Ich habe durch Jonas Fisch einen Key zu The Plague Doctor of Wippra erhalten.

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Beatrice Eichhorn
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