Caravan (PC) im Test – Einmal mit der Karawane durch die Wüste

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Die Märchen aus 1001 Nacht haben uns schon immer fasziniert. Die Geschichten über schöne Prinzessinnen, böse Zauberer und gefährliche Dschinns, die Wünsche erfüllen oder dich in den Tod bringen können. Wie cool wäre es, ein Spiel in genau dieser Zeit und Welt zu erleben? Caravan vom Entwicklerteam it Matters Games bringt uns genau in diese Gegend und lässt uns zwischen Beduinen, Sandstürmen und Händlern unseren Weg finden. Wir haben Caravan ausführlich auf dem PC getestet und verraten euch, warum auch ihr einen Abstecher in diese wunderbare Gegend machen solltet.

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Iram, die Stadt der Säulen

Wir beginnen unsere Reise in Caravan ganz harmlos: Unser Vater verlangt, dass wir uns als Händler versuchen, weswegen wir mit einer kleinen Karawane und unserem Onkel in die nächste Stadt reisen sollen, um Waren zu verkaufen. Diese kleine Reise nutzt Caravan gleich einmal dazu, um uns in die Grundlagen des Spiels einzuweisen. Schon mal ein kleiner Tipp zu Beginn: Geht in jedem Ort, den ihr besucht, zum Brunnen und füllt eure Wasserschläuche auf. Nachdem wir unsere Waren abgegeben haben und uns wieder unserer Heimatstadt Iram nähern, zieht ein heftiger Sandsturm auf, der die Stadt zerstört. Unsere neue Aufgabe lautet nun, dass wir herausfinden sollen, was mit Iram geschehen ist und wie wir es wieder zu der einst schönen Stadt wandeln können.

Nichts einfacher als das: Mit einer Spielzeit von etwa sechs Stunden seid ihr am Ende durch und habt Iram wieder auferstehen lassen. Caravan hat leider keine Schwierigkeitsgrade und ist trotz Zufallsprinzip in den einzelnen Reisen sehr einfach zu bewältigen. Herausforderungen gibt es so gesehen kaum welche – bis man sich dann dem Ende nähert und man es mit einigen Dschinns aufnehmen muss, die es ganz schön in sich haben. Da kann euer Weg noch so einfach gewesen sein, doch die Dschinns werden euch zeigen, dass ihr unvorbereitet seid. Obwohl sich vieles doch ganz einfach mit ein wenig Training wieder wettmachen lässt und schon werden auch diese mächtigen Wesen zu einfachen Gegnern, die sich erstaunlich einfach vernichten lassen. Dennoch bleibt zu sagen, dass der Schwierigkeitsgrad nicht ausgeglichen ist.

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Meine eigene Karawane

Und da steht ihr also. Eure Heimatstadt wurde zerstört. Eure Eltern sind weg. Einige böse Dschinns haben eure Stadt vernichtet. Und geblieben ist euch nichts außer der Hitze und der Sand in Arabien. Schöne Scheiße. Aber wisst ihr, was das Coole an Caravan ist? Es gibt keinen einzigen Moment im Spiel, an dem ihr wirklich verloren seid. Denn auch wenn ihr einmal einem Gegner nicht gewachsen seid oder ihr einfach nicht daran gedacht habt, euren Wasservorrat an einem der Brunnen aufzufüllen und euch somit eure Karawane stirbt (das ist uns mehr als nur einmal passiert – Blödes Kurzzeitgedächtnis), so ist Caravan kein dämliches Hardcorespiel, bei dem nun all eure Arbeit für den Poppes wäre. Caravan ist einfach. Es lässt euch nicht im Stich, wenn ihr einmal nicht mitdenkt. Auch wenn das manches Mal doch eine Ecke zu einfach ist. Manchmal hätten auch wir uns ein wenig mehr Herausforderung gewünscht – und zwar nicht erst am Ende des Spiels, sondern schon einmal zwischendrin.

Doch beginnen wir vielleicht zunächst am Anfang. Euer Ziel ist es selbstverständlich, dass ihr Iram wieder zu seinem alten Glanz verhelfen wollt. Dafür müsst ihr zunächst Geld und Ruhm anhäufen. Beides Dinge, die sich durch das Erfüllen von Quests und dem Handeln mit Waren ganz einfach erledigen lassen. Ihr seid dabei zu Beginn ziemlich auf euch alleine gestellt, doch keine Sorge, das System ist recht einfach zu verstehen. Um ein besserer Händler zu werden, benötigt ihr vor allem Stauraum. Diesen bekommt ihr am einfachsten, in dem ihr euch Packtiere besorgt. Hierbei müsst ihr nicht einmal welche kaufen, da durch verschiedene Szenen im Laufe des Spiels einige Tiere zu eurer Herde hinzugefügt werden. Insgesamt gibt es drei verschiedene Tierarten, die euch begleiten können. Da haben wir den langsamen Esel, das coole Pferd und das geniale Dromedar. Alle drei Tiere verfügen über unterschiedliche Werte und sind somit zum Beispiel schneller oder können mehr tragen. Es lohnt sich also, die Tiere miteinander zu vergleichen.

Habt ihr erst einmal mindestens ein Tier bei euch, könnt ihr euch direkt auf den Handel und die verschiedenen Quests konzentrieren, doch zu den Quests kommen wir später noch einmal gesondert. Im Grunde ist auch das Handeln ziemlich einfach. Von dem Geld, das euch zur Verfügung steht, kauft ihr die Ware ein, die in dem Ort, in dem ihr gerade seid, am günstigsten angeboten wird. Einen Hinweis könnt ihr dabei dem Handelsmenü entnehmen: Die Ware mit den wenigen Münzen daneben, wird gerade am günstigsten angeboten. Habt ihr genug eingekauft, reist ihr mit eurer Karawane in den nächsten Ort. Bitte, denkt an euer Wasser. Seid ihr im nächsten Ort angekommen, könnt ihr schauen, ob ihr eure Ware hier losbekommt. Netterweise verrät euch Caravan, ob ihr die Ware gewinnbringend verkaufen könnt. Das war uns dann doch ein wenig zu einfach, aber es ist ein nettes Gimmick.

Neben dem Handeln gibt es natürlich auch verschiedene Quests, die ähnlich einfach gestaltet sind wie auch schon die anderen Elemente in Caravan. Die meisten Quests fordern euch einfach nur auf einen bestimmten Händler oder anderen NPC zu einem nahe gelegenen Ort zu bringen. Dabei sollte dieser natürlich nicht sterben, doch das ist an sich wirklich kein Problem. Auf das Kampfsystem gehen wir jedoch später noch einmal ein, da das ein ganz besonderes Schmankerl ist und wirklich Spaß macht. Zurück zu den Quests: Wenn es einmal keine Eskort-Quests sind, so sollt ihr eine gewisse Anzahl an Dingen beschaffen. Hier könnt ihr entweder den einfachen Weg wählen und einfach alles einkaufen oder aber ihr begebt euch auf mehrere Reisen und plündert in Zufallsevents Höhlen oder Hütten. Ist euch überlassen. Uns selbst hat leider in einigen Momenten dann doch der Anspruch gefehlt.

BildIch würfel dich weg!

Wenn euch Caravan bisher zu einfach war, dann scheitert ihr garantiert an euren ersten Runden im Kampfsystem. Aber nicht, weil ihr es vielleicht nicht versteht (oder doch), sondern eher aus dem Grund, dass das Ganze von Gevatter Zufall abhängig ist. Denn in Caravan wird mit Würfeln gekämpft. So funktioniert das alles so, dass zu Beginn des Kampfes einmal gewürfelt wird und die Würfel in der Mitte der Spielfläche liegen. Je höher die Zahl, desto besser ist es. Ihr müsst nun überlegen, auf welchen Statuswert ihr den Würfel einsetzt, um so eventuell den Gegner zu einem Nicht-Angriff zu führen. Mit jedem Würfel, den ihr platziert, habt ihr gleichzeitig auch die Möglichkeit den Angriff oder die Verteidigung eures Gegners zu schwächen. Ist sein Angriffswert auf 0, greift er zwar an, macht aber keinen Schaden mehr.

Bis man das Kampfsystem wirklich verstanden habt, werden sicherlich einige Kämpfe ins Land gehen, doch keine Sorge: Wir erwähnten bereits eingangs, dass es sich um kein Hardcorespiel handelt. Ihr habt also nicht gelitten, wenn ihr einmal den Game Over Bildschirm seht, sondern ihr könnt einfach wieder zu dem Moment vor dem Kampf zurückkehren und es einfach noch einmal versuchen. Kommt ihr mit einem Kampf während einer Wanderschaft nicht zurecht, so ist das auch kein Beinbruch. Jedes Event auf eurer Reise wird zufällig erzeugt. Wenn ihr also einmal eine Wanderung nicht schafft, kann die gleiche Strecke beim nächsten Mal viel einfacher sein oder sogar vollkommen anders verlaufen.

Uns hat das Kampfsystem trotzdem ganz gut gefallen. Nur ganz verstanden haben wir Caravan nicht: Auf der Präsentation auf der gamescom wurde uns gesagt, dass man sicherheitshalber nie mit der Hauptfigur kämpft, da es sonst zum Ende des Spiels führt. Um ehrlich zu sein, sind wir nicht einmal mit unserer Hauptfigur gestorben und hatten mit ihr sogar die stärkste Figur im ganzen Spiel. Seltsam.

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Ich kann den Sand hören

Schon wenn man im Hauptmenü von Caravan steckt, erlebt man eine ganz besondere Stärke des Spiels: Der Soundtrack ist der absolute Hammer! Allein im Hauptmenü haben wir den Sand überall in unseren Kleidern gespürt und waren doch ganz hin und weg von der Musik, die dazu passte. Hier wurde hervorragende Arbeit geleistet, da man sich wirklich an diesen magischen Ort mitten in der Wüste versetzt fühlt. Passend dazu gibt es übrigens einen hervorragenden Erzähler, der euch in die Geschichte rund um Iram und die anderen Begebenheiten einweiht. Geniale Stimme, genialer Soundtrack. Ja, wir hatten Sand in den Haaren – und wir liebten es.

Doch nicht nur der Soundtrack ist schön, auch die Grafik weiß zu überzeugen. Jeder Ort, den ihr besucht, hat eine ganz besondere Struktur und verliert doch nie das Hauptthema aus den Augen. Das hat uns richtig gut gefallen. Bestimmten Orten sieht man einfach ihre Wichtigkeit und ihre Art an. Das macht Caravan zu einem ganz besonderen Leckerbissen für Grafikliebhaber und Soundtrackfetischisten.

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Fazit: Aleppo, Iram und Co – Wir kommen!

Caravan entführt die Spieler in eine Welt jenseits unserer Vorstellungskraft. Dschinns geben sich mit Beduinen die Klinke in die Hand und verfrachten uns in Gebiete, die wir aktuell nur aus dem Krisenfernsehen hören. Wir erkunden ein nicht zerbombtes Aleppo und wandeln auf Pfaden, die wir derzeit nicht einmal im Traum betreten möchten. Und doch ist Caravan ein wunderbares Abbild des Gebietes, das gerade leidet. Wir waren gern in der Wüste, lernten die Orte kennen und gaben uns voll und ganz dem Handel hin. Caravan ist ein wunderbares Spiel, das leider an einigen Stellen viel zu einfach ist.

Es soll eine Kombination aus vielen verschiedenen Elementen sein und das ist es auch, leider fehlt jedoch an vielen Elementen der wirkliche Anspruch, sodass sich Caravan von der Schwierigkeit her eher wie ein Kinderspiel spielt. Sicher, es ist kein Hardcorespiel, aber wenn man es im Grunde in einem Rutsch innerhalb von etwas mehr als sechs Spielstunden durch hat, fehlt doch irgendwo leider der Anspruch. Dabei ist Caravan bei Weitem kein schlechtes Spiel, da es einfach unglaublichen Spaß macht und einen für die Dauer der Spielzeit in eine andere Welt entführt, doch etwas mehr Anspruch hätten wir uns schon gewünscht – und zwar nicht erst in der letzten Spielrunde, wenn man sich den Dschinns stellen muss. Das ist sehr schade, denn wir lieben Caravan eigentlich, unter anderem wegen des genialen Soundtracks, wegen des coolen Kampfsystems und wegen der wunderbaren Grafik. Wir legen euch Caravan ans Herz, und zwar ohne Wenn und Aber, denn auch wenn es zu leicht ist, so hat es durchaus seine Berechtigung und gehört zu den schönsten Spielen, die wir 2016 gespielt haben.

Pro Contra
+ Genialer Soundtrack – Fehlender Anspruch im Spielsystem
+ Einfallsreiches Kampfsystem – Quests sind viel zu einfach
+ Individuelle Grafik – Fehlende Herausforderung
+ Einfaches Konzept
+ Zufällige Events lockern die Struktur auf

Technik: 73

  • Grafik: 83
  • Sound: 94
  • Umfang: 67
  • Gameplay: 58
  • KI: 63

Spielspaß: 87

  • Story: Iram, die Stadt der Säulen wurde zerstört. Doch eure eigentliche Aufgabe besteht darin, euch einen Namen zu machen, zu handeln und die Stadt wiederaufzubauen. Auf eurem Weg erlebt ihr viele spannende Aufgaben und erledigt Quests.
  • Frustfaktor: Der ist nicht so richtig vorhanden.
  • Wiederspielwert: Leider ist Caravan sehr kurz. Es gibt keinen richtigen Grund, den Titel noch einmal zu spielen. Dafür macht es Spaß, ihn am Stück zu spielen.
  • Design/Stil: Jeder Ort hat einen anderen Stil, was uns richtig gut gefällt, da das Hauptthema der Orte nicht verloren geht, aber dennoch jeder Ort individuell ist.
  • Musik: Der Soundtrack ist der absolute Hammer. Wir spüren den Sand richtig zwischen unseren Zähnen und in unseren Haaren. Absolut empfehlenswert! Ein Meisterwerk!

Information: Vielen Dank an Daedelic Entertainment für das Pressemuster von Caravan.

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Beatrice Eichhorn
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