Republique (PS4) im Test – Dystopie, Stealth und technische Stolpersteine

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Republique war ein ziemlich aufsehenerregendes Kickstarter-Projekt: Entwickler-Veteranen, die zuvor an Spielen wie Metal Gear Solid und Halo mitgewirkt haben, kommen zusammen, um eine Stealth-Spiel mit dystopischem Setting zu entwickeln. Im Verlaufe der Kampagne sichern sie sich dann auch noch die Stimme von David Hayter, vielen bekannt als Snake aus Metal Gear Solid (mal vom letzten Ableger abgesehen). Zunächst wurde Republique von Camouflaj in Episodenform auf mobilen Plattformen, ab dem letzten Jahr auf dem PC veröffentlicht und nun erfolgt der Gesamtrelease auf der PS4, wobei die Konsolenversion bei Darkwind Media entstanden ist. Wir haben mit Hope den Ausbruch versucht und klären im Test, was Republique so interessant macht – Und wo die Schwächen liegen.

Es blieb uns Hoffnung…

Hope, die Hauptfigur von Republique, ist kein gewöhnlicher Mensch, sondern ein ganz bestimmter Teil des dystopischen Systems, das in Republique vorgestellt wird und laut Entwicklerteam u.a. von George Orwells 1984 inspiriert ist: Hope, deren offizieller Name 390-H ist, und die sich nur selbst Hope (Hoffnung) nennt, ist ein Pre-Cal.

Was mit ihr geschehen soll: Sie soll zur Rekalibrierung gebracht werden, da sie mit Material des Rebellen Daniel Zager in Berührung gekommen ist. Zager wurde übrigens von David Hayter gesprochen – Daher könnt ihr seine Stimme tatsächlich öfter hören, da Zager beispielsweise viele Kassetten in der Spielwelt hinterlassen hat, die ihr mit einem geeigneten Wiedergabegerät anhören könnt.

Was Hope eigentlich will: Sie will aus dem unterirdischen Gefängniskomplex, der angeblich zum Schutz ihrer selbst und der Pre-Cals dient, ausbrechen. Im Prinzip erzählt Republiquealso eine gewöhnliche Dystopie-Geschichte, mit allen Stärken und Schwächen. So kommt ihr mit einem interessanten (wenn auch nicht immer konsistenten, doch dazu später mehr) System in Berührung, im Spielverlauf werden viele interessante, und zum Teil einfach nur gestörte Figuren eingeführt, und, bzw. aber… Hope selbst bleibt den ganzen Spielverlauf hindurch irgendwie platt. Sie teilt damit Eigenschaften vieler anderer (weiblicher) Dystopie-Hauptfiguren. Wir wissen zwar, was Hope will, aber wieso und weshalb? Nun ja… Interessant ist die Geschichte von Republique trotzdem alle mal.

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Hope kommuniziert direkt mit euch – Daher seid ihr stark ins Spielgeschehen eingebunden

Kniffe im Gameplay und die Rolle des Spielers

Ihr begleitet Hope also auf der Mission durch den Komplex Metamorphosis, der von den Prizraks, den Beamten des totalitären Staats bewacht wird. Doch nun ist Republique kein gewöhnliches Stealth-Spiel, denn ihr steuert nicht nur Hope. Der viel interessanter Teil ist, dass ihr euch in Kameras und teilweise andere Gerätschaften hackt – Ihr seht die Ereignisse also nie aus der Perspektive von Hope, sondern immer aus der einer Kamera.

Hope steht mit euch durch ihr Telefon in Kontakt, und das macht die Rolle des Spielers und eure Einbindung ins Spielgeschehen wirklich interessant, denn irgendwie hat man durchaus den Eindruck, an einem großen Regiepult zu stehen und dafür verantwortlich zu sein, Hope sicher durch die Levels zu begleiten.

Mit den Kameras könnt ihr so schon die folgenden Räume ausspionieren und die Prizraks auf ihren Routen beobachten. Wenn ihr euch durch die Kameras hackt, wird das Spielgeschehen automatisch pausiert, sodass euch in dieser Zeit nichts passieren kann. Erst, wenn ihr den Hackermodus wieder verlasst, geht das Spiel in den aktiven Teil über und dann dürft ihr Hope wieder steuern und euch nach und nach vorarbeiten.

Möglich wird das alles übrigens, weil euch einer der Prizraks dabei hilft, indem er sich für euch ins System gehackt hat – Irgendwo ist es also zumindest ansatzweise nachvollziehbar, dass wir durch die unzähligen Kameras laufen können, ohne dass die Prizraks auf uns aufmerksam werden. Doch vom Storyverlauf her scheint man das ganze Spiel über daran seitens der Beamten auch nichts ändern zu wollen, obwohl da doch ein Hacker ganz tief im System ist und die Prizraks ja auch wissen, dass da ein Mädchen frei herumläuft…

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So sieht es aus, wenn ihr gerade hackt.

Welcome to my Domain!

So allzu tief sollte man storymäßig also nicht ins Setting von Republique einsteigen, denn Freunde richtig guter Geschichten werden bei detailgetreuer Betrachtung vielleicht nicht ganz auf ihre Kosten kommen. Trotzdem überzeugt Republique damit, dass es einen sehr stark in dieses System hineinzieht und kann zudem mit einer glaubhaften Atmosphäre punkten.

Ganz abgesehen davon hat es uns die Stealthmechanik von Republique auch wirklich angetan – Die Mischung aus Hacken und aktivem Schleichen macht dauerhaft eine gute Figur, vor allem, weil die Spielwelt auch zum Erkunden einlädt. Man sollte sich nicht immer nur zum nächsten Wegpunkt vorarbeiten, sondern auch die restlichen Räume erkunden, wo zahlreiche Sammelobjekte warten – Übrigens strotzt Republique in diesem Zusammenhang nur so vor Easter Eggs, da es sich bei gefundenen Büchern und gesammelten Videospielen um echte Werke handelt, die in der Republique selbstverständlich verboten sind. Von Shovel Knight über Flower bis hin zum Fänger im Roggen ist da alles vertreten.

Ansonsten darf man freilich auch weitere Objekte scannen oder hacken, wie Computer, Zeitungen, Telefone und Co., was die Hintergrundgeschichte rund um die Republique, die Prizraks, Zager und Co. erweitert. Die Sammelobjekte haben in Republique die willkommene Eigenschaft, dass sie zwar zahlreich, aber nicht aufgesetzt, sondern recht glaubhaft wirken. Gewonnene Informationen könnt ihr an zahlreichen Terminals verkaufen und euch neue Fertigkeiten dafür kaufen – Alles könnt ihr euch nicht leisten, daher müsst ihr entscheiden, was ihr eher benötigt. Sehr sinnvoll auf Dauer beispielsweise: Die Routen von Prizraks vorhersagen zu können, da ab der zweiten Episode nervige Prizraks auftauchen, deren Route sich regelmäßig ändert.

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Ja, was haben wir denn da?

Mobile Wurzeln

Republique wurde ursprünglich auf mobilen Plattformen und dort in Episoden veröffentlicht – Beides merkt man dem Spiel freilich noch an. Strukturell flimmert so alle eineinhalb bis zwei Stunden bei halbwegs erfolgreichem Spielstil ein Abspann über den Bildschirm, da ihr dann eine weitere Episode geschafft habt. Das schadet dem Spielfluss viel weniger als die technischen Probleme, jedoch merkt ihr nach den Episodenübergängen teilweise, dass neue Kleinigkeiten in den Spielelementen hinzukamen – Man hat sich also nicht die Mühe gemacht, die Episoden komplett zu vereinheitlichen.

Am auffälligsten ist es, dass ab Episode 2 plötzlich Rätsel eingeführt wurden, wo sich Episode 1 nur auf das reine Schleichen berief. Auf die Dauer etabliert Republique dann eine sehr gelungene Mischung aus beidem, wobei die Rätsel mit ein bisschen Köpfchen sehr gut zu meistern sind, somit ergibt sich eine wirklich gelungene Mischung aus allen Spielelementen.

Die mobilen Wurzeln sind auch noch im Hinblick auf die Häufigkeit der Gefängniszellen zu sehen, in die ihr gebracht werdet, wenn ihr mal entdeckt werdet – Ihr habt meistens nicht weit zu laufen, da so eine Zelle fast immer in Reichweite ist. Hier sollte mit diesen quasi-Checkpoints ganz offensichtlich vermieden werden, dass mobile Spieler nochmal sehr weit laufen müssen. Das macht in Republique ein Scheitern nicht allzu ärgerlich, wobei einem der Prizrak, der einen erwischt, erfreulicherweise alle Items (Pfefferspray, Taser und Co., die zur Verteidigung vor den Prizraks dienen) abnimmt, die man sich von ihm via Taschendiebstahl wieder zurückholen muss. Cool gemacht! Weniger überzeugend ist teilweise, dass es so wirkt, als ob man möglichst oft in einem Kapitel durch die gleichen Abschnitte gehen soll – Manchmal wirkt das wie Recycling, zumal, wenn man mehrmals exakt die gleichen Wege entlangschleicht, nur weil wir noch von irgendwo etwas holen müssen.

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Die Rätsel haben verschiedene Ausprägungen und sind gut gelungen.

Technische Stolpersteine

Spielerisch ist Republique also bis auf einige Kleinigkeiten ziemlich stark – Doch wo liegen nun die technischen Stolpersteine, die schon eingangs erwähnt haben? Nun, man muss einfach sagen, dass Republique zwar wirklich nicht schlecht aussieht, Unity 5 sei Dank, aber erstens gibt es einige wirklich nervige Aspekte im Gameplay an sich, und zweitens werden diese noch verstärkt, da die Umsetzung der PS4 insgesamt einfach nicht gerecht wird.

Das größte Problem ist, dass es bei jedem (!) Wechsel der Kamera zu einer größeren Ladepause kommt – Und ihr wechselt die Kamera wirklich oft. Gerade, wenn aber der Raum gewechselt wird, sehr ihr teilweise sekundenlang nur ein verpixeltes Bild, bevor die Kamera gewechselt wird. Auf die Spitze getrieben wird das dadurch, dass man seine Kamera leider nicht frei wählen kann. Wenn Hope bestimmte Orte im Raum betritt, wird zwangsmäßig auf eine bestimmte Kamera gewechselt – Das stört den Spielfluss ungemein, vor allem, weil in diesem Moment auch die Steuerung umgedreht wird und ihr so, vor allem beispielsweise an Raumübergängen, versehentlich mehrfach die Kamera wechselt, sodass ihr jedes Mal die Ladezeit abwarten müsst.

Die Steuerung ist teilweise ohnehin sehr hakelig und durch die Richtungswechsel beim Kamerawechsel sehr verwirrend, sodass es noch viel öfter zu diesen Zwangspausen kommt – Warum diese Ladezeiten ohnehin so lang ausfallen, ist uns schleierhaft. Man merkt, dass für eine Optimierung an die PS4 nicht viel Zeit aufgewendet wurde, zumal die Framerate auch noch öfter einbricht.

Zusätzlich hätten wir uns auch bei der KI noch Verbesserungen gewünscht. Auf Tablets und Smartphones mag es alleine wegen des Frustfaktors in Ordnung gehen, dass die Prizraks nicht auf uns reagieren, wenn wir direkt hinter oder neben ihnen laufen, sondern nur, wenn wir tatsächlich in deren Blickfeld sind und dass sie zudem auch rein gar nicht auf ausgeschaltete Kollegen reagieren – Auf dem großen Bildschirm wirkt dies aber einfach nicht mehr zeitgemäß.

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Dieses Level ist zwar groß und hübsch, aber umso länger fallen die Ladezeiten aus…

Fazit: Tolles Spiel, mäßige Umsetzung

Auf dem Papier macht Republique eine tolle Figur, auch für PS4-Verhältnisse: Ein Stealthgame mit einem interessanten Kniff in Form des Hackens und zudem schönen auflockernden Rätsel, ein gelungenes dystopisches Setting, wenn auch mit kleinen Schwächen im Detail… Es könnte alles so schön sein und im Prinzip ist trotz der mobilen Herkunft des Titels auch auf der Heimkonsole Hitpotential drin. Leider machen die technischen Probleme und die insgesamt der PS4 nicht gerecht werdende Umsetzung Vieles davon wieder kaputt: Teils sekundenlange Ladepausen bei den häufigen Wechsel der gehackten Kamera, Framerateeinbrüche, verwirrende Steuerung und die Mängel bei der KI sind Dinge, die bei einem Spiel von den Ausmaßen von Republique eigentlich nicht sein dürfen. Unterm Strich merkt man Republique eben doch an, dass es ein Spiel ist, welches auf mobilen Plattformen ganz zweifellos beeindruckend war, welches aber für seinen Auftritt auf großen Plattformen in vielen Bereichen noch einmal hätte überarbeitet werden müssen – Auch wenn die tollen Ansätze dafür sorgen, dass es letztlich trotzdem Spaß macht.

Pro Contra
+ Interessantes Setting mit gut ausgearbeiteten Figuren… – … aber die Protagonistin bleibt flach
+ Dichte und passende Atmosphäre – Ärgerliche, teils viel zu lange Ladepausen beim Kamerawechsel
+ Gelungene Stealthmechanik – Keine freie Wechsel der Kamera
+ Gute Gameplaymischung aus Schleichen, Hacken, Rätseln – Für Konsolenverhältnisse schwache KI
+ Viele Sammelobjekte, ohne aufgesetzt zu werden – Stellenweise verwirrende Steuerung
+ Interessante Einbindung des Spielers – Framerateeinbrüche

Technik: 70

  • Grafik: 68
  • Sound: 83
  • Umfang: 83
  • Gameplay: 69
  • KI: 50

Spielspaß: 68

Singleplayer:

  • Story: Eine interessante dystopische Geschichte. Leider sind alle Figuren besser ausgearbeitet als die Protagonistin.
  • Frustfaktor: An einigen Stellen sehr groß, durch die verwirrende Steuerung und die Zwangswechsel der Kamera – Nervt!
  • Wiederspielwert: Durch die Episodenstruktur und die vielen Sammelobjekte ergibt sich ein schöner Spielfluss. Es kann durchaus motivierend sein, auf die Dauer alle Trophäen zu verdienen.
  • Design/Stil: Stilistisch gelungen und mit einer überzeugenden Atmosphäre.
  • Musik: Die Musik und die Synchro sind gut, einige Soundeffekte sind unterdurchschnittlich.

Informationen zum Testgerät
Plattform: PlayStation 4 500GB
Hardware: Standard, ohne ausgetauschte Hardware
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 2 Jahre, 4 Monate (PS4 Launchkonsole)

Wir bedanken uns bei NIS America für die Bereitstellung des Downloadcodes zu Republique!

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Manuel Eichhorn
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