Legend of Kay hatte es bei seinem Erscheinen im Jahr 2005 auf der PlayStation 2 nicht unbedingt leicht gegen Spiele wie Jak & Daxter und weitere Größen des Jump’n’Run Genre. Dennoch ging das Spiel des deutschen Entwicklers Neon Studios ebenso als Klassiker in die Spielgeschichte ein – Zehn Jahre nach der Ersterscheinung schickt Nordic Games nun die Anniversary Edition ins Rennen, die diverse Überarbeitungen verspricht. Ob das überzeugen kann, verrät unser Test zur PS4-Fassung von Legend of Kay Anniversary. Die Endwertung bezieht sich auch hier auf die Qualität des Ursprungsspieles ebenso wie das Remastered.
Ein Kater und „Der Weg“
Die Story von Legend of Kay Anniversary ist Jump’n’Run typisch eher schwach, aber voll ausreichend und macht sich immerhin die Mühe, einige Figuren zu etablieren, die zwar ziemlich prototypisch sind, aber gleichzeitig für den einen oder anderen Lacher sorgen. Der Protagonist, der Kater Kay, lebt in einer Welt, in der die meisten Einwohnern im Einklang mit der Lehre von „Dem Weg“ leben – Doch selbstverständlich tauchen dann die „Rebellen“ in Gestalt von Ratten und weiteren Tieren auf, die diese traditionelle Lebensweise stören wollen. Es liegt an Kay, die alte Ordnung zu erhalten.
Die Story ist also schnell erzählt, wird aber zwischenzeitlich ganz nett über comicartige Zwischensequenzen erzählt und hält insgesamt bei Laune, das Abenteuer des Katers zu Ende zu verfolgen.
Ein wenig PS2-like…
Wenn man Legend of Kay Anniversary einlegt, sollte man sich im Klaren darüber sein, dass es sich dabei eigentlich um ein PS2-Spiel handelt. Das kann das Spiel nämlich wirklich nicht verstecken – Im guten wie im schlechten Sinne.
Zunächst muss man sagen, dass der Schwierigkeitsgrad teilweise nicht von schlechten Eltern ist: Manche Stellen können einen ganz schön fordern, auch, wenn man nicht auf höchstem Schwierigkeitsgrad spielt. Dazu gehören insbesondere die Kampfszenen, die hin und wieder mitunter frustig werden können. Ein Lichtblick: Wer sich Upgrades für die Waffen und eine Rüstung beschafft, der kommt besser klar. Und hier gilt PS2-typisch: Geschenkt wird einem nichts! Waffenupgrades sind meist gut versteckte Objekte. Wer sie findet, in dem er versteckte Gänge entdeckt oder Rätsel löst, hat das gesamte restliche Spiel etwas davon. Wer’s übersieht, hat einfach Pech und muss so klar kommen.
Auch den Welten merkt man die PS2-Herkunft deutlich an und man muss an dieser Stelle sagen, dass Legend of Kay schon „damals“ nicht ganz mit den genannten Titeln wie Jak & Daxter oder Ratchet & Clank mithalten konnte. Hin und wieder fehlt ein kleines bisschen Abwechslung und Detailreichtum. Doch dafür sind die Welten teilweise erfreulich weitläufig und halten gleich mehrere Haupt- und Nebenaufgaben bereit und man muss hin und wieder ganz schön Köpfchen beweisen, um das alles erledigen zu können. Spielerisch gibt es ansonsten noch einige Elemente abseits von Kämpfen und Hüpfen: Das Finden von Sammelobjekten gehört wie schon erwähnt ebenfalls dazu wie zum Beispiel auch Zeitrennen auf Wildschweinen. Ebenso dürfen natürlich diverse Items wie Bomben oder Heiltränke nicht fehlen, die uns das Katerleben erleichtern können.
Die Altersfreigabe „ab 12 Jahren“ halten wir von den Darstellungen und dem Anspruch des Spieles her für sehr angemessen. Gleichzeitig ist Legend of Kay Anniversary auch ein Spiel, welches man als Eltern durchaus auch schon mit einem etwas jüngeren Kind zusammen spielen kann, wenn man das möchte.
… schön drübergebügelt
Veränderungen bei Legend of Kay Anniversary gegenüber der Ursprungsfassung sind hauptsächlich optisch erkennbar und hier haben die Entwickler unserer Meinung nach eine sehr solide Arbeit geleistet: Sicherlich erkennt man, dass das Spiel nicht auf der PS4 seinen Einstand feierte, jedoch sind die meisten Umgebungen schön anzusehen und auch die Charaktermodelle können überzeugen. Die Effekte sind immerhin solide.
Schade ist, dass man nicht zumindest etwas auch unter der Haube geschraubt hat. Am ärgerlichsten finden wir, dass man sich bei den neuen Charaktermodellen nicht wenigstens die Mühe gemacht hat, auch neue Animationen zu entwerfen. Gerade in Gesprächen verfügt jede Figur – inklusive Kater Kay – nur über einen einzigen Bewegungsablauf, was wirklich steinzeitlich anzusehen ist.
Darüber hinaus nervt in erster Linie die an manchen Stellen unterirdische Kamera, die, obwohl frei bewegbar, oft unheimlich bockig ist. Bei den meisten „Remastered“-Spielen wird an der Kamera zwar nicht gefeilt, Legend of Kay Anniversary hätte dies aber unheimlich gut getan. Nicht nur würde man sich frustige Abstürze sparen, sondern man könnte dann vielleicht auch alle wichtigen Objekte im Level sehen, die einem die Kamera teilweise einfach blockiert. Auch im Kampf hätte die Kamera ganz dringend Feinschliff vertragen, denn erstens gibt es keine Möglichkeit, einen bestimmten Feind anzuvisieren, zweitens erkennen wir ganz oft nicht, von wo aus wir gerade angegriffen werden. Stellenweise fragt man sich, ob PS2-Spiele eigentlich wirklich so bockig und stur waren – Auf der anderen Seite spielt sich Legend of Kay Anniversary insgesamtaber doch sehr flüssig und nervt nur an einigen Stellen mit diesen Ärgernissen.
Darüber hinaus funktionieren jedoch einige Elemente nicht immer ganz so, wie sie sollten: Beispielsweise zum Ausführen von Kombos werden Pfeile zum nächsten Gegner angezeigt, wodurch man direkt zu diesem „springen“ kann, doch manchmal hat das Spiel einfach keine Lust auf selbige Pfeile, wodurch Kombos verhindert werden. Davon abgesehen funktioniert die Steuerung in Legend of Kay Anniversary meistens recht problemlos und fühlt sich nur stellenweise etwas schwammig an, was man aus der PS2-Zeit ja noch so ähnlich kennt. Zu guter Letzt läuft Legend of Kay Anniversary auf der PS4 komplett flüssig, was zwar so eine Mindestanforderung an das Spiel, gleichzeitig aber auch irgendwie erfreulich ist.
Fazit: Ich hab ‘nen Kater!
Legend of Kay Anniversary ist eine solide Neuauflage eines ebenso soliden PS2-Jump’n’Runs. Die optischen Überarbeitungen sind insgesamt überzeugend, dennoch überwiegt stellenweise der Eindruck, dass es möglich wäre, nun ein noch besseres Gesamtpaket in den Händen zu halten: Einige Elemente wie die bockige Kamerasteuerung wirken so, als seien sie schon zu PS2-Zeiten einmal besser gelöst gewesen und darüber hinaus ist es ärgerlich, dass genau an diesen Stellen im Rahmen des Remasters nicht noch einmal Hand angelegt wurde. Manche Dinge wären vermutlich auch leicht zu erledigen gewesen: Wieso gibt es keine halbwegs modernen Animationen der überarbeiteten Charaktermodelle? Und wieso wurden kleinere Bugs bei den Kombos im Kampfsystem nicht gelöst? Am Ende steht so ein spaßiges und durchaus anspruchsvolles Abenteuer für junge wie auch ältere Spieler, welches stellenweise frustig sein kann und beinahe dauerhaft in PS2-Nostalgie schwelgen lässt, und zwar im guten wie im schlechten Sinne.
Pro | Contra | ||
+ Solide optische Überarbeitung… | – … mit Lücken: Keine neuen Animationen | ||
+ Weitläufige Welten | – Extrem bockige Kamerasteuerung | ||
+ Fordernd & anspruchsvoll | – Kleine Bugs (Kombos innerhalb von Kämpfen) | ||
+ Recht vielfältige Spielelemente |
- Grafik: 66
- Sound: 76
- Gameplay: 62
- Umfang: 83
- KI: 86
Spielspaß: 72
Einzelspieler:
- Story: Für Jump’n’Run Verhältnisse voll ausreichend und mit einigen zwar recht platten, aber witzigen Figuren ebenso wie mit Humor gespickt.
- Wiederspielwert: Durchaus vorhanden. Der Umfang mit gut 20 Leveln ist ausreichend, zudem lohnt sich für Geheimnisse und durch höhere Schwierigkeitsgrade auch erneutes Durchspielen.
- Frustfaktor: Stellenweise durchaus vorhanden. Der Schwierigkeitsgrad kann ziemlich hoch sein, zudem können manche Kämpfe und die nervige Kamera zur Weißglut treiben.
- Design/Stil: Die Spielwelt ist insgesamt überzeugend, stellenweise hätte es noch ein bisschen mehr Abwechslung und Detailreichtum sein dürfen.
- Musik/Sound: Der Soundtrack überzeugt insgesamt, die Synchro ist schwankend, aber ausreichend. Die Tonqualität ist für ein PS2-Spiel sehr gut!
Informationen zum Testgerät
Plattform: PlayStation 4 500GB
Hardware: Standard, ohne ausgetauschte Hardware
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 1 Jahr, 8 Monate (PS4 Launchkonsole)
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