Euro Truck Simulator 2: Scandinavia (PC) im Test – Die ambitionierteste Trucker-Karriere

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Simulatoren genießen bisweilen einen extrem zweifelhaften Ruf, doch unter Umständen auch ganz zu Recht. Dass es aber auch anders geht, zeigt SCS Software mit dem Euro Truck Simulator 2, der auf eine beachtliche Fanbase blicken kann. Nun erschien das Add-On Scandinavia, das einen neuen Kartenabschnitt und viele weitere Dinge ins Hauptspiel einführt. Ob hiermit nur hartgesottene Trucker-Fans auf ihre Kosten kommen oder auch eine breitere Gamer-Audienz etwas damit anfangen kann, verrät unser Test. Dieser Test bezieht sich auf das Gesamtprodukt.


Ein Hoch auf individuelle Anpassbarkeit

Der Euro Truck Simulator 2 bietet einen Haufen Möglichkeiten zur individuellen Anpassung, sodass schon von Anfang an für jeden die richtige Option dabei ist und sodass auf Dauer aus den zeitfressenden Fahrten anspruchsvolle Herausforderungen werden können. Ob Zündung und Motorstart automatisch erfolgen sollen bleibt einem ebenso selbst überlassen wie die Einstellung der Regenwahrscheinlichkeit.

Wirklich nötig ist die detaillierte Einstellung zunächst nur bei der Steuerung: Hier muss man eine Weile feilen, ehe man die optimale Einstellung für den eigenen Controller gefunden hat. Sinnvollerweise unterscheidet der Euro Truck Simulator 2 zwischen Lenkrad und Gamepad, sodass man unbedingt darauf achten sollte, hier das Richtige auszuwählen, damit man sich beispielsweise nicht über das hektische Lenkradflattern wundert, wenn man den Controllerstick bewegt. Dummerweise hat der Euro Truck Simulator 2 manchmal die Eigenheit, Einstellungen zu vergessen und zusätzlich, den Controller nicht zu erkennen, wenn dieser eingeschaltet wird, nachdem das Spiel gestartet wurde. Doch damit arrangiert man sich auf Dauer.

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Die Einstellungsmöglichkeiten sind vielfältig und überzeugend.

Ab ins Truckerparadies

Während die vielen Einstellungsoptionen bereits deutlich machen, dass es SCS Software mit dem Euro Truck Simulator 2 ernst meinen, so wird einem spätestens auf der Straße oder beim Kauf des ersten eigenen Trucks klar, dass dem wirklich so ist. Der Aufbau der Karriere ist realistisch gestaltet: Vom Auftragsfahrer möchte man sich zum Inhaber einer erfolgreichen Spedition hocharbeiten. Dieser Weg hat verschiedene Etappen: Zunächst sollte man sich den ersten eigenen LKW leisten, wodurch Auftragseinnahmen steigen. Irgendwann kann dann die Garage das erste Mal ausgebaut werden, wodurch die ersten Angestellten ins Unternehmen kommen können.

Wie lang und steinig dieser Weg ausfällt, hängt von euch ab: Ganz Ehrgeizige können sich sämtliches Geld selbst erarbeiten, wodurch ihr aber bereits viele, viele Spielstunden bis zum eigenen Unternehmen brauchen werdet. Die einfachere und schnellere Alternative stellen Kredite dar, die aber natürlich von den laufenden Einnahmen zurückbezahlt werden müssen.

Kommt dann der Moment, wenn man sich seinen Truck bestellt, dann fällt wirklich auf, wie viel Liebe zum Detail im Euro Truck Simulator 2 steckt: Keineswegs kann man nur Laster von der Stange bestellen. Abhängig von eurem Fahrerlevel stehen diverse Ausführungen zur Verfügung, die auch nachträglich noch eingebaut werden können: Für welches Führerhaus entscheidet ihr euch? Soll es spezielle Anbauteile geben? So fühlt man sich wie beim echten Autohändler – Und geht unter Umständen letztendlich mit einer wesentlich größeren Rechnung nach Hause, als es der Serienpreis vermuten lassen würde.

Die Stunden auf der Straße
Raus aus der Werkstatt, raus auf die Straße. Es zeigt sich: Der Euro Truck Simulator 2ist ziemlich detailverliebt und ebenso ziemlich realistisch – Mit allen Vor- und Nachteilen, die das so mit sich bringt. Während die Cockpitansicht, die für die alltäglichen Aufträge am geeignetsten ist, für jeden Truck passend entworfen wurde, so wird man sie stundenlang anblicken. Die längste Zeit verbringt man nämlich eben damit, Waren von A nach B zu transportieren. Bei vielen Aufträgen ist man ungefähr eine halbe Stunde in Echtzeit unterwegs, gerne auch mal länger.

Natürlich ist im Euro Truck Simulator 2 an der falschen Adresse, wer einfach herumrasen will: Nicht nur sorgt das Anecken an Objekten für Schäden an der Ware, was am Ende für (krasse!) Abzüge in der Belohnung sorgt, sondern man fährt sich auch ruckzuck Strafen ein. Eine „echte“ Polizei gibt es zwar nicht, aber sehr wohl Radarkontrollen, zudem wird jedes Überfahren einer roten Ampel mit einem Geldbetrag über mehrere Hundert Euro geahndet und ist somit also nicht empfehlenswert. Übrigens verhält sich der restliche Straßenverkehr, von dem manchmal zu wenig unterwegs ist, ziemlich realistisch und es wurde auch an die Details gedacht, so lassen sie einen beispielsweise auf der Autobahn einfädeln und so weiter.

Der Euro Truck Simulator 2 umfasst ein breites Streckennetz über diverse Länder in Europa, auch Großbritannien inklusive Linksverkehr ist dabei. Das Skandinavien-Add-On bringt nun gleich drei Länder ins Spiel: Dänemark, Norwegen und Schweden sind jetzt auch befahrbar, zudem gibt es dadurch natürlich mehrere neue Unternehmen und Aufträge, die nun absolviert werden können.

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Ja, auch Baustellen inklusive Ampeln gibt es.

Mehr Details, mehr Aufträge, mehr Verbesserungen

Während Euro Truck Simulator 2: Scandinavia natürlich ein flächenmäßig recht großes neues Streckennetz mit sich bringt, so sind Neuerungen wie die neuen Unternehmen oder Güter nur für echte Fetischisten mehr als kosmetische Neuerungen. Schön ist aber, dass SCS Software auch unter der Haube des Euro Truck Simulator 2 viel gute Arbeit geleistet hat, sodass das insgesamte Spielerlebnis einen großen Schritt nach vorne gemacht hat.

Man sieht ziemlich bald, wenn man von der bisherigen Map in die skandinavische Umgebung fährt, denn bei den Umgebungen hat man sich ziemlich viel Mühe gegeben, sodass diese nun nicht nur schöner, sondern in erster Linie auch abwechslungsreicher ausfallen. Gerade in Deutschland hat man sonst nämlich sehr häufig den Eindruck, mehrmals über ein und dieselbe Straße zu fahren.

Das gleiche gilt auch für die Städte: Endlich gibt es mehr als nur in den Hintergrund geklatschte Bildchen, sondern die Städte in Dänemark, Norwegen und Schweden versprühen nun zumindest etwas eigenen Charme, fallen aber immer noch recht klein aus. Dinge wie echten Stadtverkehr oder spontane Ereignisse vermissen wir aber weiterhin: Hohes Verkehrsaufkommen kommt zwar vor, echter Stau aber nicht, ebenso wie es keine Unfälle auf den Strecken gibt. Das ist etwas schade, denn so hätte man dem Euro Truck Simulator 2 nicht nur noch mehr Realismus, sondern auch deutlich mehr Atmosphäre verpassen können.

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Schauplätze in Skandinavien sind recht vielfältig und detailliert.

Solide Technikausstattung

Technisch kann Euro Truck Simulator 2: Scandinavia eine sehr solide Grundlage nachweisen, aus der man teilweise wohl auch noch deutlich mehr herausholen könnte, als das bislang der Fall ist. Grafisch ist man an einigen Stellen überrascht, wie gut das Ganze dann doch ausschaut. Insbesondere wurde am Wetter und den Tagesverläufen mit dem Patch vor dem Add-On geschraubt, sodass insbesondere bei Nacht oder beim Sonnenauf- und –untergang alles wirklich gut aussieht. Gleichzeitig fallen die eher halbherzigen Automodelle des Straßenverkehrs auf: Hier sollte man sich an aktuellen Rennspielen orientieren, in denen die NPC-Karossen meistens genauso detailliert wie das eigene Fahrzeug sind. Wenigstens haben aber andere LKW, die ebenfalls unterwegs sind, die gleichen hochdetaillierten Modelle bekommen, die wir im Euro Truck Simulator 2: Scandinavia gewohnt sind.

Euro Truck Simulator 2: Scandinavia lässt sich mittlerweile in diversen Modi ausführen, beispielsweise im 64-bit Modus oder mit Direct X, was mehr Performance verspricht. Tatsächlich läuft das Spiel ziemlich rund und vor allem ohne Abstürze, Ruckler treten aber leider an zufälligen Stellen immer mal wieder auf und sind nicht unbedingt nachvollziehbar.

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Schaut gut aus!

Fazit: Heißer Anwärter auf den Simulatoren-Thron

Euro Truck Simulator 2: Scandinavia ist ein Simulator, der voll und ganz ernstzunehmen ist. SCS Software beweist nämlich immer wieder nicht nur eine durchdachte Vision und viel Detailverliebtheit, sondern auch, dass man sie technisch umsetzen kann. Denn trotz der vielen Stunden auf der Straße, die dem einen oder anderen durchaus monoton vorkommen könnten, geht im Euro Truck Simulator 2: Scandinavia eines nicht verloren: Der Spielspaß. Insbesondere durch das Gefühl, sich mit etwas Geschick eine gut funktionierende Spedition aufzubauen, ist man auch längerfristig motiviert, die ganze Fahrerei auf sich zu nehmen.

Das Scandinavia-AddOn entwickelt das Ganze sogar nochmal ein Stück weiter, da es nicht nur neue Inhalte bringt, sondern auch an der technischen Basis des Titels feilt, sodass die Spielumgebung und einzelne Modellelemente nun endlich deutlich detailreicher sind, was der Atmosphäre und der Glaubwürdigkeit der Spielwelt noch einen Schritt nach vorne ermöglicht. Im Gesamtpaket ist Euro Truck Simulator 2: Scandinavia somit ein guter Simulator, der technisch nicht nur gut umgesetzt ist, sondern auch noch Spaß machen kann und das Gefühl vermittelt, wirklich hinterm Steuer zu sitzen. Wir würden sagen: Alles richtig gemacht, SCS!

Pro Contra
+ Motivierender Aufbau der eigenen Spedition – Immer wieder Ruckler
+ Unheimlich viele Einstellungsmöglichkeiten – Spiel vergisst hin und wieder Steuerungseinstellungen oder erkennt Controller nicht
+ Viele, aber motivierende Stunden auf den Straßen – Häufig zu wenig Verkehrsdichte & detailarme Verkehrsteilnehmer
+ Extrem detaillierte Trucks inklusive „Bestellkatalogen“ – Umgebungen außerhalb Skandinaviens häufig etwas zu ähnlich
+ Strafen für Vergehen im Straßenverkehr – … aber leider keine echten Gesetzeshüter
+ Viele Detail- und Technikverbesserungen mit dem Scandinavia Add-On

Technik: 82

  • Grafik: 81
  • Sound: 75
  • Gameplay: 79
  • Umfang: 90
  • KI: 85

Spielspaß: 85

Einzelspieler:

  • Wiederspielwert: Extrem hoch. Die Menge an Gütern und zu erfüllenden Aufträgen ist quasi unbegrenzt, ebenso macht es Spaß, die eigene Spedition aufzubauen und zu erweitern.
  • Frustfaktor: Nicht vorhanden.
  • Design/Stil: Insgesamt sehr detailverliebt und gelungen. Die Spielwelt könnte hier und da noch ein wenig mehr Details und Abwechslung vertragen, macht aber insbesondere im Scandinavia-AddOn eine sehr gute Figur. Technisch ist der Euro Truck Simulator 2 insgesamt durchaus solide, hier und da mit einigen Abstrichen durch Ruckler.
  • Musik/Sound: Die Sounds der Trucks sind in der Cockpit-Ansicht recht gut umgesetzt. Für Musikliebhaber gibt’s ein Radio.

Information: Das Pressemuster von Euro Truck Simulator 2: Scandinavia wurde uns freundlicherweise von Rondomedia durch Buschbaum PR zur Verfügung gestellt.

Informationen zum Testgerät
Intel Core i5-3470 (3.20Ghz)
8,0GB RAM
Radeon HD 7990 (3GB)
Titel installiert auf 2TB-Festplatte (7.200 U/min)
Windows 7 Professional (64 bit)

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Manuel Eichhorn
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