Through The Darkest of Times (Steam) im Test – Lebendige Geschichte erleben

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Es war die schlimmste aller Zeiten, die Deutschland, Europa und die Welt in der Mitte des letzten Jahrhunderts durchleben mussten. Eine Zeit, die auch nicht einmal im Ansatz wiederkehren soll und darf. Mit dem Spiel Through The Darkest of Times versucht das deutsche Studio Paintbucket Games aufzuklären. Ich verrate euch in meiner Review ob ihnen das gelingt.

Nazideutschland war zu dem Zeitpunkt anerkannt, akzeptiert und respektiert. *schauder*

Geschichtsunterricht einmal direkt erleben

Besonders in der heutigen Zeit, in denen ein Rechtsruck durch die Welt geht, ist ein Spiel wie Through The Darkest of Times wichtiger denn je zuvor. Im Spiel erlebe ich die Machtergreifung Adolf Hitlers, die Gehirnwäsche, die er betreibt, die Deportation von Juden, um den Lebensraum für eine arische Rasse zu sichern… Ich bin Teil einer Widerstandsgruppe, die das nicht hinnehmen will. So drucke ich Flugblätter und male Parolen an Mauern, um Unterstützer zu finden, die ebenfalls gegen die Nazis sind.

Mein Hauptquartier

Through The Darkest of Times nimmt mich in eine Zeit mit, die mich damals im Geschichtsunterricht fast schon gelangweilt hat, weil nicht das Richtige und Wichtige in den Vordergrund gestellt wurde. Es ging damals nicht darum, was wirklich mit den Menschen geschah, wie das Leben war, was alle erlitten haben. Nein, es ging viel mehr um irgendwelche Gesetze, marschierenden Armeen und dergleichen. Doch Through The Darkest of Times zeigt mir einiges, was ich noch nicht wusste, und rückt in den Vordergrund, was ich nicht wirklich aus dem Geschichtsunterricht, dafür aber durch Filme und Bücher gelernt habe. Es lässt mich erneut an der deutschen Geschichte teilhaben und mich für die Einfachheit unseres Volkes schämen.

Und doch fühle ich mich machtlos. Ich bin Teil einer viel zu kleinen Gruppe. Flugblätter bewirken nichts, doch für andere Aktivitäten sind wir nicht ausgebildet genug. Ich habe keinen Einfluss. Und doch möchte ich so vieles ändern: Ich möchte all das ungeschehen machen, was Millionen von Menschen angetan wurde. Doch das kann ich in Through The Darkest of Times nicht und das soll ich auch nicht können. Wir sollten in historischen Spielen nicht die Historie ändern, sondern uns aktiv daran teilhaben lassen, so wie es dieses kleine Spiel tut. Sowohl schade als auch gute finde ich, dass mir nicht so wirklich etwas passieren kann. Ich setze mich in den Szenen, in denen ich Entscheidungen treffen kann, aktiv für alle ein: Für Schwache, für Juden, für Sinti und Roma, doch mir selbst passiert nichts. Ich bin oblivious und dennoch machtlos.

Was wir aus der Geschichte gelernt haben? Offensichtlich nicht viel…

Welche Aktionen plane ich?

Ich leite in Through The Darkest of Times eine Widerstandsgruppe und habe somit mehrere Aufgaben: Ich benötige zum einen Geld, zum anderen Unterstützer und Rohstoffe. Glücklicherweise geben mir die Unterstützer regelmäßig, nämlich zum Beginn einer Woche, Geld, sodass ich mich eigentlich nur um die Aktionen an sich sorgen brauche. Ein bisschen erinnert das Gameplay an This Is The Police: Ich habe zu Beginn einer jeden Woche eine Stadtkarte vor mir und entscheide je nach Fähigkeiten, welche Mitglieder ich wohin stecke, dabei achte ich auch auf ihre Moral und dass sie nicht traurig oder überfordert werden.

Zwischen den Aktionen finden im Hauptquartier häufig Sequenzen statt, bei denen eines meiner Mitglieder ein privates Problem mitbringt und wir gemeinsam nach einer Lösung suchen. Etwas schade hierbei ist, dass sich ein starker Fokus auf ein bestimmtes Mitglied abzeichnet. Bei mir war es Anna Kraft, jemand, den ich für die Gruppe rekrutiert hatte. Manchmal sind die Texte dann auch nicht angepasst, so wechselte Anna in den Gesprächen öfters das Geschlecht als ihr lieb war – oder sie war sich selbst nicht ganz sicher. Schade sind solche kleinen Patzer allerdings dennoch. Zudem gibt es auch einige Storyszenen, die zwischen den Jahren gezeigt werden, die aber nicht so wirklich Sinn ergeben. Plötzlich bin ich zum Beispiel auf dem Weg nach Paris, ohne dass ich mit der Gruppe vorher gesprochen habe.

Je unvorsichtiger ich bei meinen Aktionen übrigens bin, desto mehr bringe ich meine Mitglieder in Gefahr. Im ersten Kapitel war ich nicht aufmerksam genug, sodass einer meiner Mitstreiter – Sebastian – ins Gefängnis kam und ermordet wurde. Das war direkt nach der Machtergreifung der Nazis. Danach habe ich sehr darauf geachtet, keinen mehr zu verlieren.

Die liebe, gute Technik…

Am Anfang fielen mir bei Through The Darkest of Times kleinere Mängel auf, so sind die Ladezeiten doch recht lang, wenn es Handlungen zieht. Und auch zwischen Intro und Startmenü vergeht unnötig viel Zeit. Leider lässt das bis zum Ende nicht nach, doch so schlimm das jetzt klingen mag: Ihr wartet nicht stundenlang, keine Panik also. Etwas weniger schön, sind die Fehler, die mir ab dem dritten Kapitel begegnet sind und einer, der mir fast einen Stein in den Weg legte.

Ich schrieb bereits, dass ihr Unterstützer sammeln könnt, ab Kapitel drei löste bei mir jedoch nicht mehr das Ergebnis einer solchen Unterstützersammlung aus, sodass hier nur noch half, den Spielstand neu zu laden. Ich habe Through The Darkest of Times auf dem leichteren Schwierigkeitsgrad mit mehreren Spielständen gespielt, sodass das für mich keine Herausforderung darstellte. Das ist wirklich ärgerlich, da ich auf diese Weise einfach keine Unterstützer mehr sammeln konnte, sondern nur noch durch Aktionen. Was zwar auch geht, aber nicht ganz Sinn und Zweck der Sache ist. Zusätzlich ärgerten mich die Komma- und Tippfehler in den Texten. Ich meine, das Spiel kommt von einem deutschen Studio, hier erwarte ich einfach ein bisschen mehr. Anderen fällt aber vermutlich nicht mal auf, dass da etwas fehlt… Manchmal schmuggeln sich auch englische Textstücke mit ein und die Vielfalt der Texte, die meine Gruppenmitglieder sagen können, beschränken sich auch auf ein Minimum. Jeder greift hier auf dieselben Texte zurück, keiner hat eine Persönlichkeit.

Zudem finde ich die Scripts der Events nicht gut gewählt. Manchmal lösen meine Antworten meiner Meinung nach die falschen Reaktionen aus. Beispielsweise gehe ich einmal ins Kino und treffe dort jemanden. Ich wähle die Antwort „Schön, dich wiederzusehen“ aus und erhalte als Reaktion „Da liegst du falsch, ich war noch nie in Paris“, was einfach vom Kontext her überhaupt nicht zu dem passt, was ich gewählt habe. Auf diese Weise gibt es viele Sequenzen, die mit meinen Sätzen oft überhaupt keinen Sinn ergeben.

Fazit: Ich WILL nicht, dass das nochmal geschieht!

Through The Darkest of Times ist vermutlich das wichtigste Spiel, das 2020 auf den Markt kommen wird. Es beleuchtet die Geschehnisse von Hitlers Machtergreifung bis zum Ende und lässt dich dabei an der Geschichte teilhaben, denn du bist im Widerstand und versuchst dein Möglichstes, um etwas erreichen zu können. Doch du bist nicht genug. Du wirst dich machtlos fühlen in Anbetracht der Gräueltaten. Sei stark und gib dich weder damals noch heute den seltsamen Gedankenspielen der Nazis hin. Sie liegen falsch. Genau das soll dir Through The Darkest of Times vermitteln. Es soll dir zeigen, welchen Weg wir Menschen niemals wieder beschreiten dürfen. Dabei zeigt es dir historische Momente, die du noch nicht aus nächster Nähe gesehen hast und zwingt dich, Entscheidungen zu treffen. Schaust du nur zu oder schreitest du ein?

Through The Darkest of Times ist ein mächtiges Spiel, das noch viel mächtiger wäre, wenn es richtig funktionieren würde. Einige Spielmechaniken wie das Suchen von Unterstützern, funktionierten bei mir ab Kapitel 3 nicht mehr richtig und auch die Szenen dazwischen kommen unwirklich und unpassend daher. Es hat einige Lücken, die den Testern und Entwicklern entgangen sind, die jedoch wichtig sind, so zum Beispiel Persönlichkeiten bei den Gruppenmitgliedern oder auch Szenen, die sich erklären lassen. Wäre das nicht, würde Through The Darkest of Times noch viel mehr Punkte bei uns sammeln.

Ich kann es dir wärmstens ans Herz legen, wenn du Zweifel hast. Ich lege es dir auch dann ans Herz, wenn du denkst, dass die Rechten gar nicht so Unrecht hatten – hatten und haben sie! Ich empfehle es auch dann, wenn du denkst, dass du den zweiten Weltkrieg und alles drumherum schon kennst, denn Through The Darkest of Times öffnet noch einmal anders die Augen. Trotz technischer Mängel sollte dies ein Spiel sein, mit dem sich jeder beschäftigt.

ProContra
+ Historische Momente– Komma- und Tippfehler, englische Texte schmuggeln sich rein
+ Sehr dichte Atmosphäre– Manche Aktionen lassen sich nicht auslösen
+ Gute Sprecherin– Mitgliedern fehlt es an Persönlichkeit / Häufiger Fokus auf nur ein Mitglied
+ Darstellung der Geschichte aus anderer Sichtweise– Scripts und Szenen wirken zusammenhangslos
+ Man trifft eigene Entscheidungen
+ Relativ einfach verständliches Gameplay

Technik: 78
Grafik: 90
Sound: 92
Umfang: 85
Gameplay: 68
KI: 54

Spielspaß: 89

  • Story: Ihr seid in einer Widerstandsgruppe und kämpft gegen die Nazis – Von 1933 bis hin zum Ende im Mai 1945.
  • Frustfaktor: Aufgrund der technischen Mängel ab Kapitel 3 durchaus vorhanden.
  • Nachhaltigkeitswert: Through The Darkest of Times ist der wichtigste Titel, der 2020 auf den Markt kommen wird. Hoffentlich nutzen wir ihn richtig.
  • Design/Stil: Tristes Braun mit roten Akzenten.
  • Musik und Sound:Passend. Die Sprecherin ist gut.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Through the Darkest of Times kostet knapp 15 €, was absolut angemessen ist. Ihr erhaltet etwa 5 Spielstunden, und das zu einem wirklich fairen Preis.

Offenlegung

Wir haben Through The Darkest of Times von Handygames kostenlos erhalten.

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Beatrice Eichhorn
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