Heroland (Switch) im Test – Linearer, humorvoller Vergnügungspark

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Ich wollte schon immer in einem Vergnügungspark arbeiten, deswegen liebe ich prinzipiell solche Simulationen. In Heroland schlüpfe ich dabei in die Rolle eines Mitarbeiters und führe Gäste durch die Dungeons. Ob das der richtige Job für mich ist, verrate ich euch in meiner Review zur Switch Version von Heroland.

Willkommen im Team!

Heroland geht ziemlich cool los, nämlich mit einer Werbung, dass man gerade für den Vergnügungspark Heroland neue Leute sucht, die in den Dungeons unterstützen können. Heroland selbst ist kein gewöhnlicher Park, denn hier kannst du zum Helden werden – ohne dass dir dabei wirklich etwas passiert. Die Attraktionen sind Dungeons und man selbst wird zum Guide durch diese Dungeons. Das bedeutet, dass ich hin und wieder eingreife, hier und da einen Heiltrank um mich werfe oder den Gästen Tipps gebe, wie sie sich verhalten sollen. So wirklich habe ich allerdings keinen Einfluss auf irgendwas, schließlich bin ich nur ein Dienstleister und habe dem zu folgen, was die Gäste von mir wollen.

Und im Grunde liegt dort bei Heroland schon der Hase im Pfeffer. Ich habe als Lucky, der Protagonist, wenig Einfluss auf irgendwas. Das ist zu Zeiten von The Witcher und Co. schon ziemlich mau und irgendwie fehlt mir dadurch auch der Spielspaß. In Heroland folge ich nur den Wünschen meiner durchgedrehten Gäste, die von Prinzen an der 18. Stelle der Thronfolge, Groupies und seltsamen Abenteuerfans geäußert werden. Ich bin schon im richtigen Leben Dienstleister und vermisse hier einfach die Freiheit, die ich in anderen Spielen habe. Na ja, immerhin bekomme ich in Dungeons Plüschfiguren, die ich dann in mein Zimmer stellen kann, um den Hauch von Individualismus zu haben. Wirklich erstrebenswert ist das allerdings nicht.

Na ja, so gute Arbeitsbedingungen sind das jetzt nicht.

In Otter Words

Dafür, dass mir Heroland nicht genug Freiheit bietet, hat es allerdings einen enorm hohen Grad an Humor und Witz vorbereitet. Ob das nun Otter sind, die eine Identitätskrise haben und sich weigern, als Otter angesehen zu werden, oder Prinzen, die sich zu wichtig nehmen, obwohl vor ihnen in der Thronfolge sowieso noch ein Hund steht. Heroland hat viele, sehr spannende Charaktere mit kreativen Geschichten zu bieten. Allein diese Thronfolgengeschichte ist sehr spannend, denn der 18. Prinz kann sehr schnell durch einen weiteren Hund, der einfach älter wird, noch weiter nach hinten rutschen. Doch eigentlich ist genau dieser Prinz der Mittelpunkt unserer Geschichte: Wenn 18 es schafft, den Dark Lord zu besiegen, könnte sich die ganze Thronfolge wieder ändern und er könnte der König werden. Ziemlich viele Konjunktive.

Demnach wird mein Handeln ziemlich stark durch 18 bestimmt. Doch auf de Weg dahin treffen wir auf viele weitere Gäste in Heroland, die sich uns anschließen und die ich dann in den Dungeons nutzen kann. Hierfür greift Heroland auf die klassischen Rollen eines Rollenspiels zurück, hinkt aber trotzdem hinterher, denn so wirkliche Rollenspielelemente gibt es sonst keine. Ich kann lediglich Waffen auswählen, die meine Gäste tragen sollen, nicht aber wie sie sich sonst entwickeln sollen. Leider hält sich jedoch auch die generelle Charakterentwicklung in Grenzen, denn hier wird zwar im Level aufgestiegen, doch viele Fähigkeiten sind einfach von der gewählten Waffe abhängig, die sich der Gast entweder selbst nimmt oder die ich ihm zuordne.

Linearität, Freund oder Feind?

Ich weiß, ehrlich gesagt, nicht so genau, was Heroland eigentlich sein möchte. Es böte genügend Möglichkeiten, dass ich selbst diesen Vergnügungspark leite und lenke, doch ich bin nur ein Guide, der eine sehr linearen Geschichte mit sehr linearen Dungeons erlebt. Klar, die Geschichte ist spannend, aber nimmt sich oft auch viel zu wichtig. Ebenso die Dungeons, die das Herzstück von Heroland darstellen sollten.

Im Grunde wähle ich mir an einem Bord den Dungeon aus, den ich besuchen möchte, dann bestimme ich, wer mit mir kommt. In Storymissionen muss ich natürlich diejenigen mitnehmen, die das Spiel festlegt. Dann lege ich die Waffen und die Aufstellung fest und warte in einem recht langen Moment darauf, dass ich in den Dungeon komme – der meistens mit einer Sequenz eingeleitet wird. Anschließend klicke ich auf das nächste Feld auf einer Karte und hopple rüber, um die dortige Aktion erleben zu können. In einem Kampf habe ich nicht allzu viel zu tun, wenn ich die Klassen der Mitstreiter gut bestimmt habe. Hin und wieder gabelt sich der Weg und dann warten Endboss und Schatzkiste auf uns. Im Grunde ist jedoch eines erkennbar: Abwechslung gibt es hier nicht unbedingt.

Und genauso gestaltet sich das ganze Spiel. Im Grunde ist es nur ein Wechsel zwischen linearen Dungeons und vielen Sequenzen, die man lesen muss, um der Story folgen zu können. Szenen kann man im Übrigen nicht überspringen. Heroland baut zwar irgendwann Anspruch auf, allerdings kann man das fast vollends durch die richtige Wahl der Gäste umgehen.

Auf die Kämpfe selbst habe ich zudem nur bedingt Einfluss, denn die Angriffe oder Zauber wählen die Gäste selbst aus. Ich kann zwar hin und wieder einen Wink geben, doch das ist nicht für dauerhaft und so bin ich wieder der Willkür der KI ausgesetzt. Dafür ist etwas positiv: Sterben alle Gäste in einem Dungeon, gilt dieser als gescheitert, ich erhalte aber trotzdem Belohnungen dafür und kann ihn einfach nochmal machen.

Pappfiguren for the Win

Was ich ziemlich cool in Heroland finde, ist der Grafikstil. Eine Mischung aus Retrostil und Pappfiguren, die ziemlich cool ist. Die zweidimensionalen Pappfiguren lassen sich somit wie beim Puppentheater entsprechend steuern – auch wenn ich die Figuren nie selbst steuern kann, sondern sie nur durch Sequenzen gelenkt werden. Das ist ein bisschen schade, dennoch mag ich den individuellen Grafikstil sehr, denn er hebt sich einfach von anderen Spielen ab.

Auf der Gegenseite finde ich die fehlende Synchro sehr schade, denn sie würde wahrscheinlich einen sehr guten Teil zur Atmosphäre beitragen, die so irgendwie fehlt. Auch sonst ist der Soundtrack nicht sonderlich erinnerungswürdig und bleibt stets im Hintergrund, ohne zu einem Highlight werden.

Fazit: Eher ein lahmer Vergnügungspark

Ich mag Vergnügungsparks, weil sie offen sind und mir viele Entscheidungen bieten. In Heroland bin ich jedoch ein Angestellter und folge nur den Wünschen meiner Gäste – dabei weiß ich nicht genau, was Heroland eigentlich sein möchte: Es ist weder eine offene Welt, noch kann ich Charaktere entwickeln oder habe generell irgendwelchen großen Einfluss. Ich bin einfach nur ein Dienstleister, was wirklich schade ist. So folge ich nur einer linearen Story und finde mich in einem immer gleichen Ablauf wieder. Es gibt nicht Vieles, was mich wirklich an Heroland motiviert, doch immerhin gehören der ganz besondere Humor und auch die Charaktere sowie deren individuelle Geschichten dazu, ebenso wie auch der besondere Grafikstil, denn Pappfiguren steuere ich sonst nur selten. Doch so wirklich möchte der Funke nicht überspringen, es gibt nichts, was mich wirklich, wirklich, wirklich animiert Heroland regelmäßig zu spielen, stattdessen musste ich mich fast schon aufraffen. Es hat schon seine Vorteile, doch greifbar sind sie für mich nicht, vielleicht finden sich ja doch einige Fans da draußen.

ProContra
+ Interessanter Grafikstil– Fehlende Freiheit, viel zu linear
+ Spannende Charaktere mit eigenen Geschichten– Immer wieder gleicher Ablauf
+ Passender Humor– Keine Synchro, mäßiger Soundtrack
+ Vergnügungsparksetting– Kaum Einfluss auf irgendwas
+ Plüschfiguren als Belohnungen– Fehlende Rollenspielelemente, obwohl es wie Rollenspiel wirkt
+ Kein „Game Over“, wenn man in Dungeons stirbt– Relative Willkür der KI

Technik: 66
Grafik: 85
Sound: 60
Umfang: 80
Gameplay: 56
KI: 50

Spielspaß: 48

  • Story: Ihr seid ein Mitarbeiter in einem Vergnügungspark für „Helden“, zwar innovativ, bietet aber wenig Freiheit.
  • Frustfaktor: Im Grunde nicht unbedingt vorhanden, da es kein wirkliches Game Over gibt.
  • Nachhaltigkeitswert: Leider nicht vorhanden. Heroland hat nichts, worüber es sich zu sprechen lohnt.
  • Design/Stil: Innovativ und individuell durch die Pappfiguren.
  • Musik und Sound: Wohl auch da, aber nicht nennenswert.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: 39,99 € sind für den Umfang her in Ordnung, jedoch sollte man dann doch motiviert vom Spiel sein.
  • Akkuverhalten: In einer Stunde werden etwa 35 Prozent Akku verbraucht. Es sind also knapp drei Stunden Spielzeit mit Heroland auf der Switch mit einer Akkuladung möglich.

Offenlegung

Wir haben Heroland für Nintendo Switch direkt vom Publisher bekommen.

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Beatrice Eichhorn
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