Manchmal ist es gar nicht so einfach, Privatleben und Arbeit voneinander zu trennen. Nun, in Max Gentlemen Sexy Business müsst ihr das auch gar nicht, sondern sogar ziemlich eng mit euren Liebschaften zusammenarbeiten, um euer Unternehmen am Laufen zu halten. Ob das gelungen ist oder so albern ist wie es klingt, verrate ich euch in meinem Test zu Max Gentlemen Sexy Business.
Mein viktorianisches Unternehmen
Max Gentlemen Sexy Business versetzt euch in das viktorianische Zeitalter in England – auch wenn man nicht unbedingt auf die historische Korrektheit achten sollte, denn neben dem Kleidungsstil, dem Zug und dem aufkeimenden Interesse an Wissenschaft sucht man vergeblich danach. Was jedoch nicht weiter dramatisch ist. Wer jedoch Max Gentlemen Sexy Business zu „Bildungszwecken“ nutzen wollte, sollte lieber auf ein anderes Spiel zurückgreifen. Doch zurück zum Thema.
Gleich zu Beginn vom Spiel stellt ihr fest, dass euer Familienunternehmen gestohlen wurde und ihr somit kein Vermögen mehr habt. Eure Aufgabe ist es also, euren Rivalen zu besiegen, das Unternehmen wieder unter Dach und Fach zu bekommen und die Ehre eurer Familie wiederherzustellen. Doch das macht ihr nicht allein, zur Seite stehen euch verschiedene Charaktere, die ihr im Laufe des Spiels rekrutiert. Zu Beginn jeder neuen Spielrunde, das bedeutet, wenn ihr entweder verloren oder gewonnen habt, wählt ihr einen Charakter aus, der euer Hauptspieler quasi ist. Damit bestimmt ihr auch, mit welchem Handwerk ihr beginnen werdet. Das hat allerdings auch nur bedingt Einfluss auf das Spiel, denn es gibt keine Stärken oder Schwächen, doch darauf gehe ich später noch einmal genauer ein.
Um euren Rivalen zu besiegen, habt ihr eine gewisse Anzahl an Spieltagen zur Verfügung, die ihr jedoch mit Gold auch verlängern könnt. Mein Tipp: Nutzt die ersten paar Tage, in denen ihr das Darlehen zurückzahlen sollt, um eure Charaktere zu pushen und zu trainieren, dann kommt ihr relativ einfach durchs Spiel, ohne wirklich die Spielzeit verlängern zu müssen.
Übrigens erstellt ihr am Anfang des Spiels eure Gentsona, also euren eigenen Charakter, vollkommen frei und ohne Geschlechterkonventionen. So könnt ihr beispielsweise auch eine Frau mit Bart machen und euch wirklich austoben. Anschließend erstellt ihr euren Rivalen – ich habe versucht, eine Almanfrau zu machen – und dürft euch dort genauso ausprobieren, ohne Rücksicht auf Verluste. Das ist ziemlich cool. Und wenn ihr im Laufe des Spiels unzufrieden seid, könnt ihr beide Profile auch jederzeit abändern, ohne dass dafür irgendwelche Verluste in Kauf genommen werden müssen.
Ich kämpfe um meine Ehre
Habt ihr dann die ganze Einführung und Charaktererstellung hinter euch, werdet ihr mit dem Spielprinzip bekannt gemacht. Max Gentlemen Sexy Business ist hier jedoch wirklich mehr ein Zeitmanagementspiel als eine Datingsimulation, doch dazu später mehr. Man kann Max Gentlemen Sexy Business auf keinen Fall mit den großen Tycoonspielen vergleichen, bei denen man genügend Geld gesammelt haben muss, um beispielsweise auch die Angestellten zu bezahlen. Es ist vom Gameplay her wirklich eher seicht angesiedelt, überzeugt dadurch jedoch mit seinem einfachen und eingängigen Gameplay.
Jeder Charakter, den ihr für euer Unternehmen rekrutiert, kommt mit bestimmten Werten daher. Beispielsweise mit Moustache – je höher dieser Wert ist, desto mehr Arbeiter können rekrutiert werden – oder Custicuffs, mit denen eure Angriffskraft angegeben werden. In den ersten Runden reicht es im Grunde aus, die Anfangsdaten der Charakter zu nutzen, um beispielsweise Geld zu sammeln, später ist das nicht mehr ausreichend und ihr müsst sie in der Gym oder im Barbershop trainieren lassen, um sie zu trainieren. Und so bin ich später im Spiel damit beschäftigt, meine Charaktere von Station Station zu schicken, immer die Zeit im Nacken. Ich bin ganz gut mit der Strategie gefahren, einen Charakter als meinen Hauptkämpfer auszuwählen und diesen wirklich zu trainieren, statt alle ein bisschen.
Wieso ich von Kämpfer geschrieben habe? Nun, der Kampf um die Unternehmensherrschaft ist blutig und wird auf dem Schlachtfeld ausgetragen. Im übertragenen Sinne. Ich wähle mir aus einer Karte den jeweiligen Rivalen aus, gegen den ich kämpfen möchte und der mir gerade am meisten bringt, denn je mehr ich beispielsweise von einem Unternehmenstyp gewonnen habe, desto mehr Geld bringen diese Typen wiederum bei der Bank und können so mehr Geld scheffeln. Habe ich einen Gegner ausgesucht, begibt er sich in die Mitte des Spielfelds, sodass ich meinen Kämpfer dazu schicken kann. Hierbei findet im Grunde dann eine Art Boxkampf statt, auf den ich keinen Einfluss habe. Die Custicuffs bestimmen dabei wie viel Schaden ist mache und die gesammelten Arbeiter stehen für meine Lebenspunkte. Kein Gegner ist dabei übermächtig, und wenn man einmal seinen Hauptkämpfer auf 1.000 Punkte gelevelt hat, ist kein Gegner mehr eine wirkliche Herausforderung.
Das Coole am Spiel ist einfach für mich, dass genau dieser Zeitaspekt und das Überlegen, wen ich jetzt was machen lasse, genau das ist, was mich am Spiel wirklich begeistert. Es macht süchtig und man denkt sich jedes Mal „Moment, ich lasse Bonbon nur noch fix in der Gym trainieren, bis ihr Moxie alle ist“. Moxie stellt hierbei die Motivation der Figuren dar. Ist das alle, brauchen sie eine kurze Pause, um sich wieder zu füllen. Es macht mit Spaß in Max Gentlemen Sexy Business, dass es eben kein Hardcore Spiel ist, sondern dass ich mich im Grunde ganz entspannt auf das Spiel einlassen kann, ohne mich tief in irgendwelche Prozesse einarbeiten zu müssen. Jetzt fehlt mir nur noch, dass bestimmte Handwerke einen Vorteil gegenüber anderen Handwerken haben und schon würde da wenigstens noch ein ganz kleines bisschen Tiefe dazu kommen.
Das Daten im Hintergrund
Ich hatte ja ein ganz kleines bisschen auf HuniePop Charakter gehofft, um für euch einen Guide erstellen zu können, allerdings rückt das Dating an sich fast eher in den Hintergrund. Im Laufe des Spiels schaltet ihr Lunch Dates frei, sodass ihr dort Punkte sammeln könnt, damit eure Charaktere irgendwann mit euch auf ein Date gehen können. Jeder Charakter, der für euch arbeitet, hat ein Herzlevel. Ist das Herz durch die Punkte, die ihr beispielsweise bei Dates, durch Blumen oder bei anderen Entscheidungen im Spiel sammelt, gefüllt, könnt ihr euch auf ein Date mit eben jener Figur begeben.
Ich hatte mittlerweile so viele Dates, dass ich bestätigen kann: Ihr braucht nicht wirklich auf die Antworten zu achten, die ihr da wählt. Nach jedem Date ist der Charakter ein Herzlevel weiter und ihr bekommt ein neues Kostüm für diesen Charakter. Die Antworten, die man in den Dates auswählen kann, haben einfach keinen Einfluss auf irgendwas, was sehr schade ist, denn es würde sich perfekt dafür anbieten, um eben einen Guide zu schreiben oder sich wirklich auszuprobieren. Zumal die Dates am Ende auch keinen Einfluss auf das Spiel haben. Klar, ihr bekommt Kostüme und auch neue Bilder für eure Galerie, doch habt ihr dadurch keinen Vorteil im Spiel. Das ist sehr schade und habe ich mir deutlich anders vorgestellt.
Dafür sollte man jedoch die Dates keineswegs skippen, denn jeder Charakter bringt seine ganz eigene Story mit sich. So löse ich beispielsweise mit Pip Whipple während der Dates einen Mordfall oder schließe mich mit Penny Farthing einer Steampunk Organisation an und überlege, wie sich die Welt in 100 Jahren verändern würde. Das ist ziemlich cool und verleiht jeder Figur auf diese Weise noch einmal einen gewissen Tiefgang. Wenn dann noch die Dates wirklich einen Einfluss auf das Spiel hätten, wäre es doppeltes Win/Win. So fühlt es sich jedoch nur wie eine Mechanik an, die eingebaut wurde, damit man nicht nur ein seichtes Tycoonspiel hat, das eher auf Zeitmanagement, denn wirklich auf Entwicklung des Unternehmens setzt.
Gelungene Synchronsprecher!
Ich hatte im Vorfeld bereits die Synchronsprecher zu Max Gentlemen Sexy Business auf Twitter gesehen und dachte mir, dass sie zumindest vom Aussehen ziemlich gut zu ihren Alteregos passen – und ich wurde tatsächlich nicht enttäuscht. Die Synchronsprecher passen bei jedem Charakter wirklich wie die Faust aufs Auge und wurden richtig, richtig gut gewählt. Hier wurde hervorragende Arbeit geleistet, wie einfach generell mit der Vertonung des Spiels. Auch der Zeichenstil ist ziemlich gut, auch wenn es für mich schwierig war, meine Gentsona wirklich gut zu treffen – vielleicht haben männliche Charaktere da mehr Glück. Dennoch ist das ziemlich gut getroffen und passt sehr gut.
Auch technisch kann sich Max Gentlemen Sexy Business sehen lassen, denn nur vereinzelt traten Bugs auf, wie beispielsweise dass man nicht immer trifft, wenn man eine Figur auf eine Station setzt, manchmal bedarf es hier einen zweiten Anlauf, aber auch das ist nicht weiter dramatisch. Rundum lässt sich sagen, dass Max Gentlemen Sexy Business sehr flüssig läuft und technisch rund ist. Es st auf jeden Fall ein gelungenes Spiel, das man auch mal ganz einfach zwischendurch spielen kann, da das Gameplay nicht ganz so tiefgängig ist, dass man sich jedes Mal aufs Neue wieder einarbeiten müsse.
Fazit: Ich mag’s, alles andere ist egal!
Max Gentlemen Sexy Business ist definitiv anders als ich es erwartet habe. Es ist ein spannendes und süchtigmachendes Zeitmanagementspiel, bei dem ich nebenbei auch die Charaktere daten kann und meinen Spaß habe. Auch wenn die Dates keine wirkliche Bedeutung oder Nutzen haben, entdecke ich dabei interessante Geschichten aus dem viktorianischen England – auch wenn die Korrektheit derer fragwürdig ist.
Max Gentlemen Sexy Business versetzt einen in eine spannende Zeit, punktet mit einem einfachen Gameplay, einem schrägen Setting und herausragenden Synchronsprechern. Es hat ein einfaches Konzept, ohne viel Tiefgang und ist somit auch nicht mit anderen Tycoonspielen zu vergleichen, bei denen man wirklich wirtschaften muss. Dennoch habe ich mir verschiedene Dinge gewünscht, die eben doch für ein wenig Tiefgang gesorgt hätten, so zum Beispiel dass die Handwerke Stärken oder Schwächen haben, dass die Dates wirklich eine Veränderung im Gameplay bringen und dass die beiden großen Gameplayelemente (Tycoon und Datingsim) nicht nur parallel miteinander fungieren, sondern eben ineinander greifen. Max Gentlemen Sexy Business hat mir einige sehr spaßige Stunden beschert und mich doch überrascht. Ich empfehle euch das Spiel auf jeden Fall, allerdings nur dann, wenn ihr weder auf der Suche nach einem tiefgehenden Tycoon oder einer richtig gelungenen Datingsim seid.
Pro | Contra |
---|---|
+ Schräges Setting | – Handwerk keine Bedeutung |
+ Gute Synchronsprecher | – Dates sind einfach nur Beiwerk |
+ Abwechslungsreiche Lunch Dates | – Kleinere Bugs |
+ Dates mit Story | – Historische Korrektheit fragwürdig |
+ Verschiedene Kostüme | |
+ Einfaches, süchtigmachendes Gameplay |
Technik: 72
Grafik: 85
Sound: 87
Umfang: 82
Gameplay: 63
KI: 41
Spielspaß: 89
- Story: Ihr versucht, euer Familienunternehmen zurückzugewinnen und geht nebenbei auf Dates mit viktorianischen Charakteren.
- Frustfaktor: Eigentlich nicht, es ist ein Zeitmanagementspiel.
- Nachhaltigkeitswert: Dafür fehlt der Tiefgang an einigen Ecken.
- Design/Stil: Sehr guter grafischer Stil, der zum viktorianischen Zeitalter passt.
- Musik und Sound: Herausragende Synchronsprecher und gelungener Soundtrack.
- Preis-Leistungs-Verhältnis:Max Gentlemen Sexy Business kostet 16,79 €, was definitiv gerechtfertigt ist, da man doch einige sehr viele Spielstunden im Spiel verbringen kann.
Offenlegung
Wir haben uns Max Gentlemen Sexy Business bei Steam selbst gekauft.