Cinderella is Dead – Wenn ein Märchen über die Gesellschaft bestimmt

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Schon vor einer ganzen Weile empfahl mir Goodreads ein Buch namens Cinderella is Dead, eine Neuinterpretation des Märchens, das wir alle sehr gut kennen sollten. Jedoch ist es keine klassische Neuinterpretation, so wie es momentan viele im englischsprachigen Bereich gibt, sondern eher „die Wahrheit hinter dem Märchen“, denn Cinderella is Dead erzählt keine Geschichte über eine blühende Märchenwelt. Es erzählt eine Geschichte über eine gefährliche Welt, in der Frauen nur noch Waren sind.

“Happiness is a bonus, Sophia. You’re not entitled to it, and the sooner you accept that, the easier your life will be.”

Cinderella is Dead, Kalynn Bayron

Cinderella is Dead beginnt damit, dass Cinderella bereits seit 200 Jahren tot ist und nun ein besonderer Ball gehalten werden soll, doch so besonders ist der Ball gar nicht. Seitdem Cinderella vor 200 Jahren Prinz Charming heiratete, findet jährlich ein Ball statt, an dem 17-jährige Mädchen teilnehmen müssen, um ihren zukünftigen Mann zu finden. Jedes Mädchen hat drei Jahre Zeit, um einen Mann finden zu können, sonst wird sie als unwürdig eingestuft und landet in einem Arbeitslager. Ja, die Welt in Cinderella is Dead entspringt aus keinem Märchen.

Generell sind Frauen in dieser Welt nichts wert. Der Mann ist das reine Oberhaupt der Familie und entscheidet über das Wohl der Frau. Die Frau spurt nicht? Dann wird sie geschlagen. Die Frau ist mittlerweile alt und runzlig? Dann kommt sie eben ins Arbeitslager, woraufhin sich der Mann eine neue Frau auf den jährlichen Bällen aussuchen kann. Und alles nur, weil Prinz Charming eigentlich ein Arschloch ist.

If you drop a frog in a pot of boiling water, it will jump out. But if you stoke the fire slowly, it will allow itself to be boiled to death.

Cinderella is Dead, Kalynn Bayron

Die Welt selbst wird durch das Märchen Cinderella bestimmt: Die Mädchen müssen diese Geschichte auswendig können und aus dem Stegreif rezitieren, sobald sie jemand danach fragt. Der jährliche Ball entstammt der Geschichte, in der Hoffnung, dass dort die Menschen aufeinander treffen, die sich sofort ineinander verlieben. Gute Feen gibt es schon lange nicht mehr, sondern nur jene, die einem Pferdepisse als Glückselixiere andrehen. Und für Menschen, die anders sind, gibt es keinen Platz. So wie Sophia, die Protagonistin des Ganzen, die vor hat, das Regime und Prinz Charming zu stürzen.

Sophia selbst hat kein Interesse an Männern und möchte lieber mit ihrer Kindheitsfreundin Erin durchbrennen. Doch das ist keine Option, denn Homosexualität oder jegliche andere Formen, die vom Heteronormativ abweichen, haben keine Relevanz für die Männer und den König. Du musst da einfach durch, ob du willst oder nicht – doch Sophia hat darauf keine Lust. Sie will weder, das ein Märchenbuch ihre Geschicke lenkt, noch dass sie sich irgendeinem Mann unterordnen möchte.

“I want to be with Erin.” “I know,” she says, glancing around as if someone might hear. “But you will keep that to yourself.” Her tone is flat, emotionless. It’s how she protects herself from the reality of what I’m facing.

Cinderella is Dead, Kalynn Bayron

Und dann lernt sie wie Wahrheit über Cinderella und ihre Geschichte und lernt, dass Geschichten immer nur von Siegern geschrieben werden. Dass die Bösen in unserer Darstellung der Geschichte am Ende gar nicht die Bösen waren, sondern nur nicht stark genug, um die eigentlichen Bösen in die Schranken zu weisen.

In unserer Welt scheint das merkwürdig. Wer würde sich denn ernsthaft von einem Buch sagen lassen, was sier zu tun hat? Tja, schauen wir doch mal ein paar Jahre in die Vergangenheit und werfen einen Blick auf unser eigenes „Märchenbuch“, das über Millionen von Menschen regelmäßig bestimmt. Was, wenn auch diese Geschichten eigentlich ganz anders waren? Und genau diesen Aspekt scheint die Autorin Kalynn Bayron aufgegriffen zu haben. Doch zurück zur Geschichte selbst.

We are all trapped here, our stories already written.

Cinderella is Dead, Kalynn Bayron

Cinderella is Dead lässt sich teilweise als Dystopie einstufen, denn am Ende wird versucht, das System zu stürzen. Doch wie viel Erfolg hat es, ein System zu stürzen, wenn man seit 200 Jahren die immer gleichen Regeln befolgt. Wie lange dauert es allein in unserer Gesellschaft an, bis es keinen Rassismus gegenüber BiPoC Menschen oder Leuten aus der LGBTQIA+ Community mehr geben wird. Und so scheint auch Sophias Kampf vielleicht nur ein Tropfen zu sein. Doch das sehen wir auch bei uns: Steter Tropfen höhlt den Stein und so wird es auch irgendwann in Sophias Welt Gleichberechtigung geben und noch vieles mehr. Ich drücke ihr die Daumen, dass das in ihrer Welt nicht so lange dauern wird wie in unserer.

Ich habe diesen Artikel mit verschiedenen Zitaten des Buchs Cinderella is Dead untermalt, genutzt aus der Kindle Version des Buches, um einen Überblick zu geben, wie die Welt teilweise ist, wie verbittert und traurig die Menschen sind. Und denkt immer daran: Geschichten werden von Siegern aufgeschrieben, Held/-innen können zu Schurk/-innen werden, böse Hexen zu guten Feen. Der Blickwinkel ist dabei immer entscheidend.

You will hear people speak of light and dark, but in my experience you must be well versed in both to find a balance.

Cinderella is Dead, Kalynn Bayron

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Beatrice Eichhorn
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