Deadlight: Director’s Cut (Xbox One) im Test – Stimmungsvolles Zombiespiel mit alten Schwächen

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Das spanische Entwicklerstudio Tequila Works ist schon seit einer gefühlten Ewigkeit mit Rime beschäftigt. Ihr Debütwerk, der Zombie-Sidescroller Deadlight, feiert demnächst seinen vierten Geburtstag. Unter dem neuen Publisher Deep Silver gibt es nun den Director’s Cut zum Spiel, erstellt durch Abstraction Games. Versprochen werden nicht nur spielerische bzw. technische Verbesserungen, sondern auch ein neuer Spielmodus. Ob uns Deadlight Director’s Cut überzeugen konnte, verrät der Test zur Xbox One Fassung.

In der Kürze liegt die Würze

Wer bei Deadlight Director’s Cut eine zwanzigstündige, mit Zombies gefüllte Kampagne erwartet, wird enttäuscht werden. Wir waren um ehrlich zu sein beinahe ein wenig überrascht, wie kompakt die ganze Geschichte doch angelegt ist: Für unseren Durchgang durch den normalen Spielmodus haben wir nur gut drei Stunden gebraucht. Danach hat man noch nicht unbedingt alles vom Spiel gesehen, denn zum einen fehlen noch Geheimnisse aus den Levels, zum anderen gibt es für hartgesottene (und frustresistente) Gamer auch noch den Alptraum- und den Überlebensmodus.

Davon abgesehen macht Deadlight Director’s Cut aber mit seiner kurzen Spielzeit trotzdem Vieles richtig: Tequila Works ist es in ihrer Zombieerzählung gelungen, nicht nur ohne Längen auszukommen, sondern auch eine herausragende Atmosphäre zu schaffen und zudem auch spielerisch wie inhaltlich wirklich viel Abwechslung einzubauen. Das Abenteuer mit Randall Wayne, der auf der Suche nach seiner Familie und der Gruppe von Überlebenden ist, mit der er vor einem Streit unterwegs war, kann von Anfang an gekonnt in seinen Bann ziehen. Der Schauplatz: Seattle, das von den Zombies (in dieser Interpretation „Schatten“ genannt) heimgesucht wird.

Deadlight Director’s Cut ist eines der Spiele, die beweisen, dass man auch mit Sidescrolling-2D-Kulisse tolle Atmosphäre und beeindruckende Welten schaffen kann. Die Hintergründe sind nicht nur abwechslungsreich, sondern auch optisch sehr nett gestaltet – Egal ob bei Gewitter, oder mit durch die Wolken blitzende Sonne, Deadlight Director’s Cut macht atmosphärisch etwas her, weil die Optik auch mit der guten Soundkulisse ein stimmiges Gesamtbild gibt. Die Story tritt indes während des Spieles eher in den Hintergrund, überrascht uns aber am gefühlt sehr kurz gehaltenen und plötzlichen Ende – Dieses motiviert uns, uns in das Tagebuch von Randall einzulesen, von dem man einzelne Seiten im Spiel sammelt und welches sich in Gesamtheit vom Hauptmenü aus ansehen lässt. Wir würden behaupten: Deadlight Director’s Cut hat eine der besten, wenn auch vielleicht etwas überstürzten und nicht ganz so cineastisch ausgeschriebenen Storys der Zombiespiele.

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Randalls Träume… Gelungene Story-Elemente!

Größter Feind: Die Schatten… Oder?

Bei der Verknüpfung von Story, Inhalt und Gameplay haben die Entwickler auch aus dem Vollen geschöpft: Die in drei Kapitel unterteilte Geschichte vermittelt den Eindruck, dass man hinterher viele Schrecken der (Post-)Apokalypse einmal durchlebt hat. Zwischendurch ist man auch mal mit KI-Begleitern unterwegs oder landet im Bau eines durchgeknallten Überlebenden, auch sich selbst nur als „die Ratte“ bekannt. Mit Randall bahnt man sich den Weg durch den mit Fallen gesäumten Untergrund, um so die Prüfung der Ratte zu bestehen, letztlich doch ein guter Kerl.

Während Deadlight Director’s Cut nicht nur hier, sondern auch im gesamten Spiel mit angenehmen, abwechslungreichen und absolut logischen Rätseln aufwartet, zündet ein zentraler Punkt des Spieles leider gar nicht: Die größte Bedrohung auf Randalls Reise sollten eigentlich die Schatten sein. Die Entwickler versprechen Munitionsknappheit und natürlich fiese Gegner. Wir konnten das nicht nachvollziehen. Deadlight Director’s Cut krankt in einem Bereich an den gleichen Schwächen wie das Original.

Es ist die Steuerung, die uns immer wieder zu schaffen macht: Sie ist träge, unpräzise, und zudem ist die Kollisionsabfrage von Deadlight Director’s Cut viel zu oft von Fehlern geplagt. Wenn die Schatten an Stufen, Ecken oder in Fenstern hängenblieben, hilft uns das in brenzligen Situationen weiter, doch wenn uns selbst das passiert, treibt uns das regelmäßig zur Weißglut – Ebenso wie das Klettern über Objekte, das nur mit dem linken Stick des Controllers bewältigt werden muss, und bei dem sich Randall viel zu oft selbständig macht.

Am schwersten wiegen die Mängel in der letzten Episode, wo man es offenbar als Aufgabe des guten Entwicklers gesehen hat, möglichst viele nervige Stellen aneinanderzureihen. In den ersten beiden Kapiteln ist der Schwierigkeitsgrad von Deadlight Director’s Cut sehr, sehr moderat und es ist tatsächlich in den meisten Fällen die Steuerung, die uns scheitern lässt. Wieso einem die Munition knapp werden sollte, konnten wir im Spielverlauf nicht nachvollziehen, zumal es in der zweiten Hälfte immer wieder Munitionsquellen gibt, die nie versiegen. Die Gesundheit, die war schon eher mal knapp – Und bis irgendwo im Level der nächste Verbandskasten platziert ist, gibt’s auch keine Heilung. Zurück zum Thema: Im letzten Kapitel gibt es gleich mehrere Szenen, in denen man vor ballernden Feinden flüchten oder durch einstürzende Häuser eilen muss. Freilich alles geskriptet. Randall stirbt zu vorgegebenen Zeitpunkten, egal, ob ihr tatsächlich von Trümmern getroffen werdet oder nicht. Für eine spezifische Stelle haben wir circa 20 Anläufe gebraucht, weil auch Auswendiglernen nicht wirklich etwas brachte. Schon das originale Deadlight wurde für diese Mängel gescholten – Warum hat man sie mit dem Director’s Cut nicht in Angriff genommen?

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Immer wieder gibt es gute Rätseleinlagen – Auch mit der Schleuder.

Schwaches Remaster | Gute Mechaniken als Lichtblick

Doch die Umsetzung auf die Xbox One stellt uns in Deadlight Director’s Cut ohnehin nicht zufrieden: Optisch ist vor allem durch Kanten mit argen Treppchen festzuhalten, dass sich der Director’s Cut erkennbar nur in der Auflösung vom Original unterscheidet. Ärgerlich ist dabei, dass es auf Xbox One sogar immer wieder zu Einbrüchen der Framerate kommt. Das darf nicht sein.

Somit enttäuscht der Deadlight Director’s Cut fast auf ganzer Linie, wenn man sich nur die Überarbeitungen und Verbesserungen gegenüber des Originals anschauen möchte – Immer wieder sind die es die guten Mechaniken des Originals, die zeigen, dass Deadlighttrotzdem ein gutes Spiel ist. Durch den eher übersichtlichen Umfang und den auch nicht allzu hohen Schwierigkeitsgrad ist Deadlight Director’s Cut zwar absolut kein Spiel, in dem man taktisch ständig neue Raffinessen entdeckt, aber es gibt trotzdem öfter nette Möglichkeiten, mit den Schatten umzuspringen (weswegen wir gleich noch weniger zu Schusswaffen gegriffen haben): Sie können verspottet werden und teilweise die Umgebung gegen sie ausgespielt werden, und vor allem bei großen Mengen von ihnen ist das beste Rezept, die Beine in die Hand zu nehmen. Hat man zwischenzeitlich das Paket zur Erweiterung der Ausdauer gefunden, geht das sogar noch besser.

Wer die normale Geschichte durchgespielt hat, darf in Deadlight Director’s Cut auch den Alptraummodus spielen – Hier gibt es keine gespeicherten Fortschritte, sondern Permadeath. Auch wenn dieser Modus für Profis sicher interessant sein dürfte, sollte man eine hohe Frustresistenz mitbringen. Die Idee des Modus ist zwar verlockend, aber durch die zahlreichen Gelegenheiten, unverschuldet durch die modrigen Hände der Schatten zu sterben, stellen wir uns einen Durchlauf sehr nervenaufreibend vor.

Neu im Director’s Cut ist darüber hinaus der Überlebensmodus, wo ihr in einem Krankenhaus möglichst lange gegen die Schatten überleben müsst. Wir haben einige Anläufe gewagt und festgestellt, dass die Bugs hier letztlich noch schwerer wiegen als in der Kampagne. Abstraction Games hat sich offenbar kaum ums Feintuning gekümmert. Es macht zwar Spaß, Taktiken für „langes“ (unser Rekord liegt derweil bei wenigen Minuten) Überleben herauszuarbeiten, ist aber gleichwohl sehr frustrierend.

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Fazit: Licht und Schatten

Deadlight Director’s Cut glänzt und enttäuscht – In erster Linie sind es die zahlreichen gelungenen Aspekte des Originals, die glänzen: Gute Spielmechaniken, eine herausragende Atmosphäre, stimmige Schauplätze, und eine zwar sehr kurze, aber spielerisch und inhaltlich gelungene Kampagne. Der Director’s Cut als Überarbeitung enttäuscht leider in vielerlei Hinsicht: Der Überlebensmodus geht als nettes Gimmick für hartgesottene in Ordnung, krankt aber an den gleichen Schwächen, die der Director’s Cut ganz unverschämt einerseits vom Original übernimmt, andererseits vielleicht noch auf die Spitze treibt: Die Steuerung ist dermaßen unpräzise und buggy, auch durch Kollisionsabfragenprobleme, dass sie uns ziemlich oft zur Weißglut treibt und unser größerer Feind neben den zahmen Schatten darstellt. Auch optisch ist Deadlight Director’s Cut kein großer Fortschritt gegenüber des Originals und ruckelt zudem stellenweise – Von diesem „Remaster“ sind wir enttäuscht. Unterm Strich geben wir diesem Gesamtprodukt dennoch eine solide-gute Wertung, denn Deadlight ist ganz zweifelsohne ein guter Zombie-Sidescroller. Hätte man die Chance des Director’s Cut genutzt, hätte aus diesem Gesamtpaket ein sehr gutes werden können.

Pro Contra
+ Tolle Atmosphäre – Sehr nervige Steuerung (Fehlende Präzision, Probleme mit Kollisionsabfrage)
+ Stimmige Schauplätze – Hohes Frustpotential (insb. Überlebens-/Alptraumodus)
+ Gelungene Story, überraschendes Ende… – … wenn auch leicht überstürzt
+ Gute Gameplayelemente… – … die sich nicht ganz entfalten können
+ Stimmige Soundkulisse – Umfang eher überschaubar (gut drei Stunden Kampagne)
+ Inhaltlich und spielerisch viel Abwechslung in drei Kapiteln

Technik: 70

  • Grafik: 66
  • Sound: 86
  • Umfang: 70
  • Gameplay: 58
  • KI: 70

Spielspaß: 72

Einzelspieler

  • Story: Die zwischenzeitlich etwas in den Hintergrund tretende Story überrascht am Ende mit einem unerwarteten, wenn auch überstürzten Ende.
  • Wiederspielwert: Mäßig – Die Kampagne kann ggf. für einen zweiten Durchgang motivieren, für Hartgesottene gibt es den Alptraum- bzw. Überlebensmodus.
  • Frustfaktor: Stellenweise sehr groß – Aber nur durch die Steuerungsmacken.
  • Design/Stil: Sehr gelungen. Das spanische Studio Tequila Works zeigt hier, was es kann.
  • Musik/Sound: Die Musikuntermalung und Soundkulisse sind gelungen. Die Stimmen sind etwas zu leise abgemischt.

Informationen zum Testgerät (Xbox One)
Plattform: Xbox One
Edition: Standard (500GB), ohne ausgetauschte Hardware
Hardware: Titel auf externer Festplatte (2TB, USB 3.0)
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 1 Jahr, 8 Monate

Wir bedanken uns bei Deep Silver für das Pressemuster zu Deadlight: Director’s Cut!

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Manuel Eichhorn
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