Dusk Diver (PS4 Pro) im Test – Jagd auf Chaosmonster und eine Reise durch Ximending

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Akihabara ist weltweit bekannt und mittlerweile auch in Videospielen längst als Schauplatz angekommen. Ximending ist ein auch bei Touristen ähnlich beliebtes Ziel: Das Vergnügunsviertel von Taipeh. Dusk Diver wurde nicht nur in Taipeh entwickelt, sondern die Entwickler wählten direkt auch ihre Stadt als Schauplatz für das Spiel. Ob dieses überzeugt, erfahrt ihr im Test.

Von jetzt auf gleich ins große Abenteuer

Zunächst macht es den Eindruck, dass Dusk Diver etwas in die Richtung von Persona schlagen möchte, wenn es um die Spielstruktur geht: Als in Ximending Dimensionsrisse auftauchen und Phantomen Zugang zur Welt der Menschen verschaffen und die Realität verschieben, wird das Schulmädchen Yumo von jetzt auf gleich ins Abenteuer geworfen, da sie zur Kämpferin wird und die Menschen und ihre Freunde schützen muss.

Ein Nebenjob in dem Supermarkt, von dem aus die ganze Operation gesteuert wird, kommt gleich noch mit dazu. Doch dieser Nebenjob und alle anderen Aktivitäten außerhalb von Youshanding, der Dimension der Götter und Phantome, sind weniger aufwändig als zunächst gedacht: Sie sind sehr einfach gehalten und beschränken sich im Wesentlichen auf das Suchen der Symbole auf der Karte und dem Folgen der zahlreichen Dialoge. Dusk Diver erzählt viele interessante und teils auch witzige Geschichten, bleibt aber spielerisch eher anspruchslos, wenn es um die Nebenquests geht.

Das Setting, Ximending, hat man gut umgesetzt. Wirklich nutzen kann man die ganzen dort gebotenen Möglichkeiten leider auch auf Dauer hauptsächlich mit verschiedenen Restaurants und Imbissen. Sonst kann man ins Kino gehen oder beispielsweise Glücksspielautomaten benutzen. Auf eine Shoppingtour nach neuen Klamotten muss man dagegen verzichten – Kostüme werden eher als Belohnungen freigeschaltet. Im Verlauf von Dusk Diver bekommt man jedoch ein gutes Gefühl für Ximending, die dortigen kulturellen Gepflogenheiten und einige seiner Schauplätze – und auch wenn alle Nebenaktivitäten spielerisch platt bleiben, so haben sie alle einen Zweck, denn sie steigern entweder das Freundschaftslevel mit Yumos Gefährten oder bringen Boni für den nächsten Kampf oder auch dauerhafte, denn das Level der Spezialattacke wird dank der Nebenaktivitäten auch gesteigert.

Ximending wirkt zunächst ruhig und geschäftig – doch die Dimensionsrisse öffnen sich.

„Willkommen“ in Youshanding

Youshanding ist die zweite Version von Ximending in Dusk Diver, nämlich die der Phantome. Die Dimensionsrisse verbinden die beiden Ebenen – und für alle großen Missionen betritt Yumo mit ihren Gefährten Youshanding, um es von den Phantomen zu säubern. Hilfswerkzeuge dabei sind bestimmte Scherben, die als Eintrittswährung nach Youshanding gelten. Zu finden sind sie innerhalb der Level als Sammelobjekte, als Belohnung für S Ränge in Missionen, oder aber als Sammelobjekte im normalen Ximending. Unser Boss, ein Porzellanbär mit Persönlichkeit und Chefin der Organisation, gibt es uns immer Hinweise, wenn wir in der Nähe eines der Objekte sind. Sehr praktisch.

Youshanding ist eine düsteres Version von Ximending. Es gibt hier keine Läden und kein Vergnügen, sondern im Wesentlichen leere Gassen und viele Phantome. Optisch und atmosphärisch ist das Ganze richtig gut gelungen und wird vor allem durch die Effekte bereichert, die in den Kämpfen entstehen. So ist Dusk Diver in manchen Situationen beeindruckend hübsch.

Die Faszination geht auf Dauer etwas verloren, denn mit Dusk Diver und insbesondere Youshanding habe ich im Verlauf der Spielstunden ein Problem: Es gibt optisch und spielerisch zur wenig Vielfalt. Zwischenzeitlich regnet es einmal in Youshanding, was umso beeindruckender ist, doch auf Dauer bieten sich einem immer wieder die gleichen Anblicke, auch mit dem gleichen lila Farbschema. Spielerisch ist nicht das Kampfsystem das Problem, sondern eher die viel zu wenigen verschiedenen Gegnertypen. Es gibt gefühlt rund ein Dutzend, die immer wieder in ihren Gruppen auftauchen und im Wesentlichen als Nah- (orange) und Fernkämpfer (blau) existieren. Man sieht sich so in Dusk Diver immer wieder den gleichen Herausforderungen gegenüber und ich war dann bei der x-ten Gruppe der gleichen anspruchslosen Gegner etwas gelangweilt.

Regen in Zusammenhang mit den Effekten sorgt für optisch beeindruckende Szenen.

Flottes Kampfsystem

Das ist etwas schade, denn im Wesentlichen nutzt Dusk Diver nicht die Potentiale seines sehr guten Kampfsystems, was sicherlich das Herzstück des Spieles ist, zusammen mit den Ausflügen nach Youshanding. Unverständlicherweise nutzt man nicht einmal die Fertigkeiten der Gefährten: Ein Nahkämpfer, ein Experte für mittlere Distanz und eine Kämpferin mit Pistolen stehen uns als phantomartige Gefährten zur Seite und können in unsere Kombos mit einbezogen werden. Eine Rolle spielt das im Kampf nicht: Wen ich wähle, bestimmt hauptsächlich meine persönliche Präferenz und meine aktuelle Position auf dem Kampffeld, wirkliche Vor- und Nachteile gegen einzelne Gegnertypen haben die Gefährten nicht.

Auch die Bosskämpfe laufen immer gleich ab und bieten kaum spielerische Varianz oder Herausforderung, lediglich die Anzahl der Gesundheitsbalken der Bosse steigt und hin und wieder auch die Durchschlagskraft ihrer Angriffe. Bestimmte Schwachstellen haben sie aber nicht – und die zu ihrer Erledigung nötige Spezialattacke wird sogar immer ohne unser Zutun ausgelöst. Das ist schade, denn das Kampfsystem in Dusk Diver, von Yumos Seite aus sehr auf Nahkampf ausgerichtet und daher einem Third-Person-Beat’em’Up ähnlich, ist sehr schnell, doch recht vielfältig und auch extrem gut und präzise steuerbar. Das hat ganz klar Daumen hoch verdient. Wirklich genutzt wird es jedoch nicht, weil herausfordernde Widersacher fehlen.

Zum Teil ist natürlich auch alles davon abhängig, wie ihr Yumo und die Gefährten ausbaut: Mittels verdienter Fertigkeitenpunkte kann man einzelne Aspekte von Yumo sowie die Stärke der Gefährten ausbauen. Mein Motto war: Viel austeilen (Angriff steigern) und viel einstecken können (Gesundheit ausbauen), jedoch können auch die Aktionspunkte, das Glück für mehr kritische Treffer und mehr ausgebaut werden. Ein nettes System, mit dem man punktuell etwas überpowert sein kann und die kleinen Gegner immer einfacher werden, jedoch kommen im Spielablauf dann doch auch noch neue Gegner und steigende Herausforderungen hinzu.

Gefährten stehen uns im Kampf zur Seite

Die Geheimnisse Ximendings und Youshandings

Dusk Diver lockt euch wieder zurück in bisherige Level und Missionen, denn eine zusätzliche Herausforderung ist, alles im S Rang abzuschließen, was hauptsächlich zeitbasiert ist. Das wird man am Anfang nicht gleich schaffen, aber mit einer stärkeren Yumo ist das Absolvieren der Level innerhalb der Zielzeit einfacher. Die sammelbaren Scherben sind teils auch sehr gut in den Leveln versteckt – somit bieten sich zwei Durchgänge an, einer zum Sammeln und einer zum Abschluss in der Zeit.

Technisch liefert Dusk Diver auf der PS4 Pro eine solide Grundlage, damit alles Spaß macht. Optisch ist der Titel nicht umwerfend, allerdings solide, und überzeugt mit seinen guten Effekten. Einziges richtiges Ärgernis: Dem flinken Kampfsystem gegenüber steht eine sekundenlange Bedenkzeit von Dusk Diver bei Bestätigungen in den Menüs. Wenn man zum Beispiel einen Riss betritt, dauert es gut und gerne 20 Sekunden, bis überhaupt der Ladebildschirm auftaucht.

Beim ersten Spielstart was Dusk Diver bei mir komplett auf Japanisch eingestellt. Das Hauptmenü war Englisch, aber alle Ebenen dahinter Japanisch. Ich hoffe, dass da nochmal ein Patch ansetzt und das Spiel auf Englisch umstellt. Die Sprachausgabe gibt es generell nur auf Japanisch und Chinesisch.

Essen kaufen steigert nicht nur Werte im Kampf, sondern auch die Beziehung zum Händler.

Fazit: Gelungener Prügler mit zu wenig Abwechslung

Dusk Diver macht in seiner Kerndisziplin vom Grundsatz her alles richtig: Das Herzstück des Spieles, das Verprügeln der Phantome, ist flink und extrem präzise spielbar. Die Nebenquests in Ximending und die Pflege der Beziehungen zu Händlern und Gefährten sorgen für einen zwar spielerisch anspruchslosen, aber inhaltlich dennoch vielfältigen Ausgleich. In Youshanding und damit in den Kämpfen selbst nutzt Dusk Diver aber nicht sein volles Potential: Sicherlich ist Abwechslung keine Königsdisziplin vergleichbarer Spiele, allerdings bietet Dusk Diver auf Dauer zu wenig optische Abwechslung und vor allem zu wenige Gegnertypen. Immer wieder den gleichen kleinen Gegnern und den gleichen Herausforderungen gegenüberzustehen, wirkt irgendwann unnötig und fast langweilig. Auch die Bosskämpfe bleiben spielerisch blass und nutzen nicht das Potential des sehr guten Kampfsystems. Der Ausflug nach Ximending ist somit durchaus unterhaltsam und beleuchtet auch kulturell einen bisher in Videospielen kaum bekannten Schauplatz – doch Dusk Diver entfaltet nicht das ganze (Sucht-)potential, das in seinem Innern schlummert.

ProContra
+ Gutes und flüssiges Kampfsystem– Viel zu wenig Gegnervielfalt
+ Präzise Kampfsteuerung– Wenig optische Abwechslung
+ Guter Schauplatz und gelungene Umsetzung Ximendings– Ungenutztes Potential beim Kampfsystem, dadurch eintönig
+ Tolle Effekte– Anspruchslose Nebenquest
+ Inhaltlich vielfältige Nebenquest– Ewigkeiten keine Reaktion auf Bestätigungen mit X

Technik: 78
Grafik: 81
Sound: 72
Umfang: 68
Gameplay: 73
KI: 80

Spielspaß: 74

  • Story: Kulturell und inhaltlich interessant: Die Geschichte von Dusk Diver ist nicht spektakulär, hält aber immer wieder interessante und auch witzige Geschichten bereit.
  • Frustfaktor: Nur punktuell vorhanden. Größtenteils ist Dusk Diver recht einfach, bringt hin und wieder aber doch unerwartete Überraschungen.
  • Nachhaltigkeitswert: Vor allem Perfektionisten kann Dusk Diver eine Weile beschäftigen und sie werden Level erneut spielen. Durch seinen Entwicklungsort und die kulturellen Inhalte hoffe ich, dass man noch einige Zeit über das Spiel spricht.
  • Design/Stil: Stimmig und durch die Effekte teils beeindruckend, allerdings fehlt es oft an optischer Abwechslung.
  • Musik und Sound: Okay und solide, ist jedoch auch nichts Besonderes.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Dusk Diver kostet 40€, was angemessen ist.

Offenlegung

Wir bedanken uns bei PQube für das Pressemuster von Dusk Diver! Wir haben das Spiel auf einer PS4 Pro mit Standardhardware getestet.

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Manuel Eichhorn
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