A Mortician’s Tale (PC) im Test – Von Abschieden, Lebenden und Toten

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Abschied nehmen ist nicht immer leicht. Manchmal fällt es uns viel schwerer, mit uns selbst zurechtzukommen, als den Tod eines Menschen zu akzeptieren. Ein kleines bisschen Hilfe verspricht das kleine Spiel A Mortician’s Tale, das den Tod aus der Sicht einer Bestatterin zeigt. Ich habe mir den Titel für euch angesehen und verrate euch in meiner Review, was es mit mir gemacht hat.

Abschied nehmen

A Morticians Tale gehört zu den Spielen, die ich schon eine Weile beobachte, es aber noch nicht geschafft habe, es Teil meiner Bibliothek werden zu lassen. Nun ist es Teil des Itch Bundle for Racial Justice and Equalty. Perfekt für mich also, einen Blick ins Spiel zu werfen und mich überraschen zu lassen, denn nicht nur wollte ich es spielen: Ich hatte tatsächlich keine Ahnung, worum es ging, mich hatte einfach nur das Cover interessiert. Seltsam manchmal, nicht wahr?

A Mortician’s Tale erzählt nun die Geschichte einer jungen Bestatterin namens Charlie. Sie arbeitet in einem freundlichen Familienbestattungshaus und bereitet die Verstorbenen auf ihre letzte Ruhe vor. Ich lerne, wie ich die Leichen präpariere, wie ich sie mal verbrenne und wie ich sie für eine offene Trauerfeier vorbereite. Hierbei unterstützt mich das Spiel immer wieder, denn es zeigt mir jeden Schritt an, sodass ich nichts vergesse.

Nebenbei erzählt sich die Geschichte in e-Mails, die ich vor jedem neuen Verstorbenen bekomme. Während der Ton zuvor sehr familiär war, schlägt er um, als das kleine Bestattungshaus von einer Kette aufgekauft wird. Plötzlich bin ich nicht mehr Charlie, sondern Charlotte. Plötzlich erhalte ich keine weitergeleiteten Danksagungen der Angehörigen mehr. Plötzlich lese ich nur noch von großartigen Deals, die gemacht werden sollen, damit wir noch mehr Geld bekommen. Das gefällt mir nicht, und Charlie genauso wenig.

A Mortician’s Tale erzählt eine Geschichte, wie es sie kein zweites Mal gibt, denn es erzählt die Geschichte vom Abschied nehmen auf mehrere Weisen. Ich lerne, wie es ist, mich von Verstorbenen zu verabschieden, und wie es ist, wenn ich mich von Bekanntem trenne und etwas Anderes versuche.

Meine persönliche Entwicklung

Ich konnte bei mir etwas sehr Spannendes feststellen, als ich A Mortician’s Tale spielte. Ich habe mich am Anfang nicht wirklich um die Verstorbenen bemüht, denn ich hatte akzeptiert, dass es Charlies Job war, dass sie dafür Geld bekommt. Mich haben die kleinen Nachrichten der Hinterbliebenen sehr berührt, doch am meisten hat mich eine Beerdigung mitgenommen.

Ich habe einen alten Herren vorbereitet. Doch niemand kam zu seiner Trauerfeier. Ich war der einzige Gast, der einzige, der Abschied nehmen konnte, obwohl ich ihn gar nicht kannte. Und obwohl ich diesen digitalen Menschen selbst auch nicht kannte, hat mich das sehr traurig gemacht, auch jetzt, während ich das schreibe, wünsche ich mir, dass irgendjemand zu dieser Trauerfeier gekommen wäre. Ich wünsche das niemandem, dass er alleine sterben muss und das niemand an ihn denkt.

Dieser Moment hat bei mir zu einem Umdenken geführt. Ich hatte die Hoffnung, dass der nächste Verstorbene wieder jemanden hat – und dabei hat sich danach alles so gut entwickelt. A Mortician’s Tale hat mich selbst auf eine emotionale Reise mitgenommen, die ich gar nicht vermutet hätte. Zwar ist der Titel mit knapp 40 Minuten recht kurz, doch sehr zu empfehlen.

Ein Soundtrack zum Sterben schön

Mir gefällt der minimalistische Stil von A Mortician’s Tale, jedoch im Sinne der Einfachheit. Der Großteil des Spiels spielt ohnehin im Krematorium, also dort, wo ich die Leichen vorbereite und entsprechend in Urnen bringe, um sie für ihre letzte Ruhe vorzubereiten. Habe ich einen Verstorbenen vorbereitet, gehe ich ihm selbst die letzte Ehre erweisen. Gameplaymäßig ist hier jedoch nichts Gravierendes. Das Spiel sagt mir immer, was ich zu tun habe, ich brauche mir keine Abfolgen zu merken und habe auch keine Konsequenzen, denen ich mich stellen müsste. Das ist zwar ein bisschen schade, allerdings wollen die Entwickler (Laundry Bear!) Charlies Geschichte erzählen.

Untermalt wird das Ganze von einem hervorragenden Soundtrack, der übrigens auch bei Deezer zu finden ist und mit seinen tiefen, respektvollen Tönen wunderbar zum Setting und den einzelnen Situationen passt. Eine wahre Offenbarung.

Ich hätte mir lediglich ein paar mehr Entscheidungen und Konsequenzen gewünscht, sodass ich auch mal etwas falsch machen kann, ohne dass mich das Spiel permanent an die Hand nimmt. Gerade mit der Spiellänge kann ich mir Abläufe definitiv merken. Und ich hätte mir deutlich mehr Spielzeit gewünscht. Irgendwie hatte ich, dadurch dass mich das Spiel so an die Hand nimmt, ständig das Gefühl, noch im Tutorial zu sein, weswegen es mich sehr überraschte, als plötzlich die Credits über den Bildschirm flimmerten.

Und ich mochte Charlie. Ich weiß nicht, ob es an meinem Laptop lag oder am Design der Figur, aber ich hatte mir beim Spielen eingebildet, dass sie mit dem rechten Bein hinkt. Das hat sie mich sehr sympathisch gemacht und ich habe sie direkt ins Herz geschlossen.

Fazit: Den Tod aus anderen Augen sehen

Ich wusste absolut nicht, was mich bei A Mortician’s Tale erwarten würde und dann traf mich dieses stille Abenteuer aus der Sicht einer Bestatterin mit all seiner Lautheit. Mit A Mortician’s Tale habe ich nicht nur gelernt, wie man Verstorbene zur letzten Ruhe bettet, sondern es hat mir auch gezeigt, wie viel Herz in mir steckt. Ich habe nicht nur beobachtet, wie Menschen zu Trauerfeiern gehen, sondern auch was aus Familienunternehmen wird, wenn sie von großen Ketten übernommen werden.

Besonders auf der Storyebene hat A Mortician’s Tale sehr viel zu bieten, im Gameplay hakt es ein bisschen. Das Spiel hat mich die ganze Zeit über an die Hand genommen, sodass ich vom Ende ganz überrascht war, weil sich alles irgendwie immer noch wie im Tutorial angefühlt hat. Mit A Mortician’s Tale erhaltet ihr knapp 40 Minuten Spiel, mit dem ihr euch mit dem Tod beschäftigen könnt und lernt, wie es ist, auf der anderen Seite zu sein. Dass es für manche eine Herzensangelegenheit ist und für manche einfach nur Profit. Große Empfehlung meinerseits.

ProContra
+ Mit dem Tod arbeiten: innovatives Konzept– Keine Konsequenzen
+ Phänomenaler Soundtrack– Kurze Spielzeit, die sich anfühlt, als wäre man immer noch im Tutorial
+ Sympathische Protagonistin– Keine Entscheidungen
+ Liebevolle und mächtige Geschichte– Einfaches Gameplay ohne Überraschungen
+ Minimalistischer Grafikstil

Technik: 76
Grafik: 90
Sound: 95
Umfang: 67
Gameplay: 51

Spielspaß: 94

  • Story: A Mortician’s Tale lässt dich in einem Bestattungsunternehmen arbeiten und die Nähe zum Tod kennenlernen.
  • Frustfaktor: Sehr einfaches Gameplay, somit gibt es keinen Frustfaktor.
  • Nachhaltigkeitswert: Ich hoffe, dass wir jetzt mehr über A Mortician’s Tale reden.
  • Design/Stil: Wunderbar einfacher Stil, der hervorragend zum Setting passt.
  • Musik und Sound: Ein traumhafter Soundtrack, der Trauer und Tod vermittelt.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Im Normalpreis kostet A Mortician’s Tale rund 9 €, was ich ein bisschen überzogen finde. Ich denke, trotz der Tiefe des Spiels, dass 5 € praktischer wären.

Offenlegung

A Mortician’s Tale war Teil des gigantischen Bundles von itch.io für Racial Justice and Equality. Du willst mehr Reviews zum Bundle lesen? Dann folge diesem Link.

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Beatrice Eichhorn
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