Kentucky Route Zero (Xbox) im Test – Auf dem Weg zum Ziel

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Kentucky Route Zero und ich haben eine seltsame Geschichte hinter uns: Ich hatte es schon mal auf der Xbox Series X installiert, dann nicht gespielt und wieder deinstalliert. Nur um es jetzt nochmal zu installieren und dabei herauszufinden, dass es gar nicht mehr lange im Game Pass ist. Also habe ich mich beeilt und mich auf die Route Zero begeben, um Conways letztes Paket zuzustellen. Ob mir das gelungen ist und warum ich mich immer wieder fragte, was ich hier mache, erfährst du im Spieletest zu Kentucky Route Zero. !B

Zu sehen ist eine Tankstelle im Licht der untergehenden Sonne. Auf der rechten Seite fährt ein Lastwagen mit Licht auf den Parkplatz der Tankstelle.

Irgendwo muss doch diese Straße sein

Ich wusste nicht so wirklich, worauf ich mich in Kentucky Route Zero einlassen würde. Die ersten Minuten waren interessant: Ich lerne Conway kennen, der sein letztes Paket zustellen muss. Er arbeitet für ein Antiquitätengeschäft, das jedoch seine Türen schließen muss, und genau dafür soll er noch dieses letzte Paket zu jemandem bringen. Ganz so einfach ist das jedoch nicht, denn die Adresse, zu der das Paket gehen soll, ist uns nicht bekannt. Auch vielen anderen nur bedingt, sodass sie mich auf die Route Zero schicken.

Doch auf die Route Zero zu kommen, ist gar nicht so einfach. Ich werde zu Häusern geschickt, in denen einsame Damen wohnen, bei denen ich mir am Ende des Besuchs nicht mal mehr zu hundert Prozent sicher bin, was das Gespräch bedeutet. Ich lerne Menschen kennen, die in Heizungskellern wohnen und bin mir hinterher nicht mal sicher, ob es diese Menschen wirklich gab oder ob ich sie mir nur eingebildet habe. Ich beobachte hypnotisierendes Fernsehen und fahre in einer Mine, in der ich mir das Bein verletze. Ich entdecke die Route Zero, die gar keine echte Straße zu sein scheint, und befinde mich auf einer surrealen Reise.

Ja, Kentucky Route Zero ist definitiv nichts, was ich so schnell wieder vergessen werde. Es ist ein surreales Erlebnis, eine Reise zu mir selbst und eine Reise, an dessen Ende ich ein Paket zustellen soll. Ein Paket, das vielleicht auch gar nicht existiert zu einer Adresse, die vielleicht gar nicht existiert.

Wenn doch nur noch so viel Text zu lesen wäre. Kentucky Route Zero punktet zwar mit tollen Hintergründen und lebhaften Charakteren, scheitert jedoch an der Zugänglichkeit. Es ist fast zu viel Text, den ich da mit weißer Schrift auf schwarzem Grund lese und dem ich versuche, zu folgen. Manches überspringe ich, manches lese ich und in manchen Situationen habe ich Einfluss auf das Gesagte – doch nicht immer passt die Antwort der anderen Charaktere zu meinem Gesagten. Das ist schade und nimmt auch ein bisschen die Atmosphäre raus. !B

In einem Bürogebäude sind verschiedene Etagen. In der mittleren Etage befinden sich Bären.
Ich weiß bis heute nicht, warum da Bären im Bürogebäude sind.

Und zwischendurch ins Museum

Kentucky Route Zero wird in Akten erzählt, die jeweils ungefähr eine Stunde gehen (mal mehr, mal weniger) und die mich und Conway immer ein Stückchen näher zu unserem Ziel bringen, manchmal auch wieder ein Stückchen weg vom Ziel. Zwischen den einzelnen Akten gibt es verschiedene Zwischenspiele, die unterschiedliche Elemente zur Hauptstory beitragen. In einem Zwischenspiel gehe ich ins Museum, mit den Leuten aus dem Heizungskeller, bei denen ich mir nicht sicher bin, ob sie wirklich existieren. Das Museumszwischenspiel ist auch die hervorragende Überleitung zum nächsten Kapitel.

Später bin ich in einer Bar, in der auf eine Künstlerin gewartet wird, doch die Künstlerin kommt nicht. Also verbringe ich Zeit damit, den Leuten zuzuhören. Im nächsten Akt spielt die Bar eine wichtige Rolle. Es sind fantastische Zwischenspiele, auch wenn mich das Museum deutlich mehr beeindruckte als die Bar und die späteren Zwischenspiele. Doch keines davon ist unnötig, sondern auf ihre ganz persönliche Weise tragen sie etwas zur textlastigen Geschichte bei und umrahmen die surreale Erlebniswelt mit fantastischen Klängen wie aus einer anderen Welt. !B

Über ein schwarzes Bild, auf dem sich weiße Linien befinden, fliegt ein weißer Adler.
Und manchmal fliegt man auch mit einem Vogel über die schwarze Landschaft

Es läuft sich schwer

In Kentucky Route Zero bist du nicht nur mit dem Auto unterwegs. Du bist nicht nur ein weißes Rad, das sich auf einer weißen Linie in einer schwarzen Umgebung bewegt. Du erkundest zwischendurch auch verschiedene Gebiete und Szenerien, die allesamt sehr hübsch gestaltet sind. Und gerade das fühlt sich die ersten Akte sehr langsam und schwerfällig an. Conway läuft recht langsam, andererseits ist er auch ein älterer Herr, der selbst kurz vor der Ruhe steht. Dadurch macht es mir persönlich jedoch recht wenig Spaß, die einzelnen Gebiete ausführlich zu erkunden. Später, wenn sich das Bein ein wenig erholt hat, kann Conway auch deutlich schneller laufen, dann geht das auch leichter von der Hand.

Was ich wirklich faszinierend, schön und atmosphärisch finde, ist der Soundtrack im Spiel. Immer wieder werden verschiedene Songs eingespielt, mal im Radio, mal lauschen wir einer Performance in einer Kneipe, das untermalt die Stimmung sehr. Neben diesen Songs ist die gesamte Geräuschkulisse eine wahre Ohrenweide. Die Geräusche passen wunderbar und wenn man mit Kopfhörern spielt, ist fast alles zum Schneiden dick, weswegen mich das ganze Spiel auch so sehr fasziniert und mitreißt.

Es gibt wirklich wenig, was ich an Kentucky Route Zero auf der Xbox Series S auszusetzen habe und das finde ich toll. Es hat sich für mich wirklich gelohnt, den Titel kurz vor dem Ende im Game Pass doch noch zu spielen – auch wenn ich mich an vielen Stellen fragte „Was mache ich hier eigentlich?“. !B

Ein Mann und eine Frau stehen im Zwielicht vor einem alten Fernseher und starren auf den Bildschirm. Im Hintergrund ist eine dunkle Pyramide zu sehen.

Fazit: Auf zur Route Zero

Nach einigem Hin und Her habe ich Kentucky Route Zero auf der Xbox Series S doch gespielt und hätte das viel früher machen sollen. Es ist ein surreales Erlebnis, bei dem wir eine Straße suchen, die nur so halb existiert und nur durch schräge Wegbeschreibungen gefunden werden kann und bei dem ich mir bei der Hälfte des Spiels nicht sicher bin, ob manche Szenen wirklich stattgefunden haben. Es geht hierbei eher um den Weg als um das Ziel und ich denke in vielen Momenten an die dichte Atmosphäre, den tollen Soundtrack, die wunderbaren Orte und die fantastischen Menschen zurück – auch wenn ich mich stellenweise durch die surreale Welt fragte, was ich hier eigentlich tue. Teilweise ist es mir nur allerdings ein bisschen zu textlastig und einige der Antworten, die es auf mein Gesagtes gibt, passen nicht zusammen, doch es gibt wirklich nur wenig, was ich persönlich auszusetzen habe an Kentucky Route Zero.

ProContra
+ Wunderbar dichte Atmosphäre– Sehr textlastig
+ Hervorragender und sehr passender Soundtrack– Antworten passen nicht immer zusammen
+ Interessante „Der Weg ist das Ziel“-Thematik– Teilweise langsame Steuerung
+ Sehr surreale Erfahrung, die sich lohnt
+ Liebevoll gestaltete Umgebungen
+ „kurze“ Akte für zwischendurch
+ Interessante und gut dargestellte Zwischenspiele

Offenlegung

Kentucky Route Zero war bis zum 15.03.2023 Teil des Xbox Game Pass‘, sodass ich es dadurch spielen konnte.

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Beatrice Eichhorn
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