Märchen haben uns gelehrt, dass es nie gut ist, einer alten oder armen Frau einen Wunsch abzuschlagen. Immer geschahen dann schlimme Sachen, die meistens mit Verwünschungen zu tun hatten. Nicht anders geht es Galand im Spiel Effie, das kürzlich zunächst auf der PlayStation 4 erschien. Doch für ihn sollte sich aus diesem Fehler das größte Abenteuer ergeben. Seid ihr bereit für eine Review zu einem spanischen Indietitel, der euch überraschen wird? Dann bleibt dran!
Mach’s gut, Jugend!
Effie hat einen interessanten Erzählstil, denn die Geschichte selbst wird einem jungen Mädchen namens Effie erzählt, das ist innovativ und definitiv einmal eine Ablenkung: Die Story beginnt, als Galand einer Frau den Wunsch abschlägt, ihr zu helfen. Wie es sich für ein märchenähnliches Setting gehört, ist dies keine gewöhnliche Frau, sondern eine Hexe, die das nun gar nicht gut findet und Galand seiner Jugend beraubt – und ihm zum größten Abenteuer seines Lebens verhilft. Natürlich möchte Galand nicht alt bleiben, weswegen er sich auf die Suche nach der Hexe begibt und dabei den einen oder anderen Kobold töten und hier und da ein Rätsel lösen muss.
Innerhalb der ersten paar Minuten fällt mir auf, dass sich die Entwickler sehr viel Mühe in jedem einzelnen Detail gegeben haben. Klar, es handelt sich um keine realistische Darstellung, das ist jedoch in diesem Genre überhaupt nicht angebracht. Dafür kann man sich wirklich in den Grafikstil von Effie gewöhnen und ich war einige Minuten nur damit beschäftigt, mich umzusehen.
In den ersten Minuten trifft man übrigens seinen treuen Begleiter, der dich und Galand durch die Welt führt: Runestone. Runestone ist dabei ein Schild, der als Waffe und Transportmittel herhält. Transportmittel? Klar, wie soll man schließlich sonst von A nach B kommen, wenn nicht auf dem Rücken eines mächtigen Schildes? Eben, das dachte ich mir auch – und besonders die Fortbewegung ist ziemlich cool und es macht unheimlich viel Spaß, mit Höchstgeschwindigkeit die Weinlande zu erkunden. Runestone ist definitiv eine der besten Erfindungen, denen ich seit langem in einem Videospiel begegnet bin. Übrigens, bevor ihr euch fragt, Effie ist ein 3D Platformer, der mich sehr an die alten Zeiten denken ließ.
Ist es wirklich wie früher?
Wenn ich ehrlich bin, habe ich nur noch die folgenden Erinnerungen an 3D Platformer von früher: Sie waren bockschwer und ich kam nie wirklich über die ersten Level hinaus. Gleichzeitig war ich zu diesem Zeitpunkt auch wesentlich jünger als jetzt und hatte meine Feinmotorik noch nicht sonderlich gut trainiert. Das ist mittlerweile anders – und entweder liegt es an mir oder Effie ist relativ leicht. Alle Rätsel sind recht schnell zu durchschauen. Die Kämpfe sind nicht wirklich anspruchsvoll – nur nervig, weil das Kampfsystem ein wenig träge ist. Und auch sonst verstecken sich spielerisch keine wirklichen Herausforderungen in den wunderschönen Weinlanden, wie man es vermuten könnte. Ich kann mich jedoch beim besten Willen nicht dran erinnern, ob die Spiele früher wirklich schwieriger waren oder ob ich nun einfach besser geworden bin, doch das macht nichts, denn so ist Effie ein ganz nettes Spiel für zwischendurch.
Es hat zudem eine automatische Speicherfunktion, was mich schon oft geholfen hat, denn so konnte ich vor der Arbeit immer mal noch ein paar Minuten spielen und mich im Abenteuer verlieren. Das ist also schon einmal ein Vorteil im Vergleich zu den früheren 3D Platformern.
Technisch schon noch wie früher, oder?
Was mir an Effie wirklich ein wenig sauer aufstößt, ist die technische Seite. Ich habe Effie auf der weißen Standard-PS4 getestet und bin hier immer mal wieder Opfer von Framerate Einbrüchen geworden. Sowohl, wenn ich zu Fuß durch die Gegend laufe, mich im Kampf befinde oder wenn ich mit Runestone durch die Gegend surfe. Immer mal ruckelt das und ruckt mich ein Stück nach vorne, vermutlich weil es die Aussetzer so kompensiert. Das ist wirklich ärgerlich und nimmt mir den Spielspaß, denn Effie ist wirklich ein schönes Spiel, jedoch trübt das sehr. Neben dem ist auch das Kampfsystem sehr träge und macht kaum wirklichen Spaß. Ich kenne es aus vielen anderen Spielen, dass man Attacken von Gegnern unterbrechen kann oder selbst unterbrochen wird, wenn ein Gegner angreift, doch in Effie ist das nicht der Fall, sodass ich immer wieder Schläge kassiere, weil die Gegner ihre Attacke stur bis zum Ende ausführen.
Ansonsten verfügt Effie über einen wunderbaren Soundtrack und der Erzähler hat eine traumhafte Stimme, so richtig schön raspelnd, gefällt mir sehr gut und passt hervorragend zum Setting. Wie bereits erwähnt, ist der grafische Stil ebenfalls wunderbar anzusehen, denn Effie ist wirklich eine Augenweide, vor allem außerhalb der „Dungeons“, wenn man einfach nur durch die Gegend surft. Auch wenn es dann doch kleinere Details gibt, die mir als Gamer auffallen, die aber leider nicht bedacht wurden.
Effie ist ein relativ kurzes Spiel, macht aber dennoch Spaß, da die Rätsel nicht sonderlich schwierig sind. Mir reichen sie so, ich muss nicht stundenlang irgendwo rätseln und dann den Controller genervt zur Seite legen. Deswegen finde ich es nicht schlimm, vom Anspruch her ist es auch bei den Kämpfen ganz angenehm, wenn nur das System selbst nicht so träge wäre, dann wäre es bestimmt noch besser.
Fazit: Ich will auch mal auf Runsetone surfen!
Effie ist ein märchenhaftes Spiel, das mit einer innovativen und schönen Geschichte aufwartet und sich sehr an den 3D Platformern von früher orientiert. Ich liebe Runestone, denn mit ihm kann ich durch die Gegend surfen und den wunderschönen Grafikstil von Effie bewundern – und dem einen oder anderen Gegner eins auf die Mütze geben. Mich stört nur die Framerate auf der weißen Standard PS4, da diese dort immer wieder einbricht und das macht wirklich keinen Spaß. Neben dem habe ich noch nicht meinen Frieden mit dem Kampfsystem gemacht, das für meinen Geschmack ein wenig zu träge ist. Dafür ist Effie ein zauberhafter 3D Platformer mit einem hervorragenden Erzähler und recht einfachen Rätseln, sodass ihr hier nicht unbedingt verzweifelt den Controller in die Ecke werft. Ein schönes Spiel und definitiv zu empfehlen.
Pro | Contra |
+ Wunderschöner und detailreicher Grafikstil | – Träges Kampfsystem |
+ Surfen auf Runestone | – Recht starke Einbrüche der Framerate (Standard PS4) |
+ Relativ einfache Rätsel | – Relativ einfache Rätsel |
+ Perfekter Erzähler | – Recht kurzes Spiel |
Technik: 79
Grafik: 82
Sound: 87
Umfang: 72
Gameplay: 73
Spielspaß: 84
- Story: Nachdem Galand einer Frau nicht helfen wollte, nahm sie ihm die Jugend und Galand möchte das aber nicht.
- Frustfaktor: Nicht unbedingt, nur in den Kämpfen.
- Wiederspielwert: Es ist recht kurz, bietet jedoch keine wirklichen Überraschungen, also eher nicht.
- Design/Stil: Wunderschön und sehr detailreich. Allein in die Welt kann man sich verlieben.
- Musik: Schön und passend, toller Erzähler!