Der aktuelle Trend hinsichtlich Remastered-Spielen geht vielen Spielern, die diese Titel bereits kennen, gegen den Strich. Anders verhält sich das jedoch, wenn es um einen zeitlosen Klassiker der Adventure-Ära handelt. Grim Fandango erschien ursprünglich 1998 für den PC, ganz sooo alt ist der Titel also nicht, ein waschechtes Adventure ist es selbstverständlich trotzdem. Uns lagen sowohl die PS4 als auch die Steamfassung der überarbeiteten Version namens Grim Fandango Remastered vor und was wir von dem Titel halten, ob sich diese überarbeitete Fassung lohnt, verraten wir euch im Test.
Dieser Test kümmert sich sowohl um die PC- als auch die PS4-Fassung. Die Abschnitte der PC-Version hat thomary übernommen. Am Ende des Testes findet ihr dann jedoch die Wertungen zu beiden Versionen einzeln Gleichermaßen bezieht sich der Test vor allem auf die technische Überarbeitung.
Einmal Unterwelt, bitte
Wer vor vielen Jahren noch nicht in den Genuss von Grim Fandango kam, dem verraten wir ein bisschen was über die Geschichte: Ihr schlüpft auch in Grim Fandango Remasteredin Rolle von Manuel Calavera, der bei einem Unternehmen, das mit DOD abgekürzt wird, arbeitet und dessen Aufgabe darin besteht, frische Seelen ihren Weg in die Unsterblichkeit zu zeigen. Dies geht – je nach bisherigem Leben – entweder zu Fuß, mit dem Auto, dem Kreuzfahrtschiff oder ganz bequem in vier Minuten per Zug.
Unser guter Manuel ist aber mit seinem Job nicht so recht zufrieden, weil er immer nur die “Loser” bekommt, die mit viel Glück gerade mal die vierjährige Wanderschaft ins Jenseits bekommen können. Also beschließt er doch mal eben, dass er darauf keine Lust mehr hat und stiehlt seinem Kollegen Domino eine “Heilige”, die ein Leben voller Entbehrung, Nächstenliebe und Aufopferung lebte. Dumm nur, dass Manuels Boss die Sache spitzkriegt und den Guten ins Kittchen wirft. Tja, und genau ab hier hören wir auf und erwähnen nur noch Schlagworte wie Korruption, Betrug, Liebe, Geheimagenten und Unterwelt.
Wie es für diese Spiele typisch ist, sind die einzelnen Szenen zumeist mit einigem Humor unterlegt, was die ganze Sache sehr spaßig macht. So gibt es selbst Anspielungen auf die Art von Spiele selbst, denn einmal sagt die Sekretärin, dass wir sie immer wieder ansprechen können, aber sie uns immer wieder nur dieselbe Antwort geben kann. Sehr gut gemacht. Leider waren wir mit der technischen Umsetzung eher weniger einverstanden.
Remastered ungleich Verbesserung
Was wir Grim Fandango Remastered gleich einmal zugutehalten wollen ist, dass ihr die Möglichkeit habt, zwischen den verschiedenen Grafiken hin und her zu wechseln. Ihr könnt euch also entscheiden, ob ihr die etwas überarbeitete Fassung oder die ursprüngliche Version hinsichtlich der Grafik spielen wollt. Dabei sei jedoch gesagt, ein bisschen was wurde im Vergleich zur Ursprungsversion schon geändert, sodass einige “Rätsel” nun ein bisschen anders gelöst werden müssen als es noch in der alten Fassung der Fall war. Leider wurde neben diesen Dingen fast nur die Grafik aufgebohrt, an der Technik selbst scheint so gut wie nicht geschraubt worden zu sein – oder sie ist durch die Remasterung schlechter geworden.
PlayStation 4
Die PlayStation 4 Fassung von Grim Fandango Remastered trieb uns stellenweise ganz schön in den Wahnsinn. Zwar ist die Steuerung echt super, da eigentlich fast alles sehr gut mit den Tasten gelöst wurde, aber besonders an einigen Aspekten muss noch gearbeitet werden – und das hat nicht unbedingt nur was mit der Umsetzung zu tun. Bisher gab es für die PS4 einen Patch, den wir erst nach einer mehrmaligen Fehlermeldung herunterladen konnten, zudem konnten wir heute erst nach einiger Zeit speichern, da die PlayStation 4 angeblich keine Verbindung zum Server herstellen konnte. Uns ist unklar, wozu sie diese Verbindung zum Speichern brauchte…
Aber da sind wir gleich beim ersten technischen Manko: Auf der PlayStation 4 dauert es unglaublich lange, bis man a) im Speichermenü ist und b) gespeichert hat. Man kann da locker mit etwa 5 Minuten rechnen, die man nur fürs Speichern verbraucht. Dafür wiederum braucht es zu Beginn fast keine Ladezeiten oder so, weil das Spiel jedes Mal einfach so startet, ohne Menü und so.
Ärgerlicher sind dann aber auch verschiedene Eingänge, in die Manuel einfach hineingeht, wenn man nicht in einem ganz bestimmten Abstand daran vorbeigeht. Das hat uns viel mühsame Kletterarbeit beschert. Leider clippt es auf der PS4 an einigen Stellen sehr krass, ebenso kommt es stellenweise zu Einbrüchen der Framerate, sodass es manchmal ein kleines Ruckelkonzert gibt. Erstaunlicher sind dann zudem noch die Wechsel zwischen den Grafiken, denn manchmal wirkt es so als hätten die Entwickler einen Teil von Cutscenes vergessen zu remastern, denn hier legt sich dann manchmal der pixelige Ursprungsgrafikbrei drüber.
Ein Remastered hätten wir uns ein wenig besser vorgestellt, gerade auf der PlayStation 4 wäre mehr möglich gewesen, da sind wir uns sicher. Zwar geht dadurch der ursprüngliche Charme nicht so schnell verloren, aber etwas mehr hätten wir schon erwartet, vor allem, wenn dennoch so viele technische Probleme sind. Beispielsweise werden auch Dinge im Inventar nicht korrekt angezeigt oder Manuel beamt sich quasi durch verschiedene Teilstücke der Landschaft.
PC
Auf dem PC sieht die Sache nicht sehr viel besser aus, im wahrsten Sinne des Wortes: Der einzige wirklich sichtbare Unterschied zwischen Remastered- und Originalfassung sind die Figuren, die schon deutlich überarbeitet wurden, aber auch immer noch nicht gut ausschauen. Höhere Auflösung + ein wenig Anti-Aliasing, das wars! Ansonsten fallen auch immer wieder Stellen auf, wo direkt die olle Pixelgrafik durchkommt. Meistens, wenn sich etwas bewegt, und das sieht dann richtig unschön aus! Außerdem wurde Grim Fandango Remastered nur unzureichend an das 16:9 Format angepasst und alles wirkt gleich nochmal pixeliger.
Erfreulicherweise kann man auf dem PC in Sekundenschnelle speichern und auch die Framerateeinbrüche sind kaum vorhanden, dafür, leider leider, kommt es aber immer wieder zu Tearing und zu unschönen Aussetzern: Während der Dialoge benötigt Grim Fandango Remastered auf dem PC häufig einige Bedenksekunden, ehe Gespräche fortgeführt oder uns die nächsten Aktionen angezeigt werden. Das ist schade und hätte vermieden werden müssen! Unser PC ist auch für aktuelle Spiele noch potent genug, aber Grim Fandango Remastered scheint ihn hin und wieder an die Grenzen zu bringen.
Rein spielerisch liegt der große Unterschied der PC-Fassung natürlich in der Steuerung: Auf dem PC wird in Grim Fandango Remastered “Point’n’Click” noch wörtlich genommen, denn so macht ihr quasi alles. Im Inventar braucht ihr dann für mehr Komfort auch mal die Tastatur. Durch das Klicken ist die Fortbewegung etwas präziser auf dem PC und viele der Fortbewegungsbugs bleiben uns erspart, nicht aber alle: Hin und wieder laufen wir unbeabsichtigt auch mal stumpfsinnig gegen ein Objekt, weil wir aus “dem falschen Winkel” heraus drauf geklickt haben…. Ultra ärgerlich!
Versteh’ einer die Logik!
Was diese alten Adventure schon immer gemeinsam hatten, waren Rätsel, bzw. Dinge die man im Spiel tun musste und die einem als Spieler einfach furchtbar unlogisch erscheinen, sodass man gleich nur mit Komplettlösung arbeiten muss. Auch jetzt, so viele Jahre nach der glorreichen Ära der Adventures, hat sich daran selbstverständlich nichts getan, aber man ist gerade als heutiger und junger Spieler diese Dinge einfach nicht mehr gewohnt.
Wir glauben, dass die Remastered-Fassung von Grim Fandango keine neuen Spieler hinter dem Ofen hervorlockt, sondern möglicherweise nur die, die zu der Zeit bereits Videospiele gespielt haben oder die direkt damit aufgewachsen sind und heute betagte Zocker sind (nicht persönlich nehmen, Jungs). Schade ist das schon, denn besonders die Geschichte ist sehr witzig und gut erzählt. Leider sind die meisten Spieler heute nur noch Spiele gewohnt, in denen man eben nicht durch einen dummen Zufall herausfinden muss, dass man erst ein Ballontier in eine Schüssel und danach Brotkrumen draufstreuen muss, um einen Haufen Vögel wegzulocken.
Empfehlen wir Grim Fandango Remastered?
Grim Fandango Remastered bietet ein unglaublich gute Geschichte mit lustigen Dialogen und facettenreiche Charakteren, die man wirklich kennengelernt haben sollte. Leider reicht das jedoch nicht aus, um mit heutigen Titeln mitzuhalten, wie wir finden. Wir möchten an dieser Stelle noch einmal darauf hinweisen, dass wir in erster Linie auf die Überarbeitung geschaut haben, denn das eigentliche Spiel lässt sich nicht wirklich bewerten, wenn es schon einmal auf dem Markt war.
Man hätte aus Grim Fandango Remastered so vieles machen können, eine einfache Qualitätskontrolle hätte vermutlich schon einige der Fehler, die uns ins Auge stachen, ausmerzen können. Doch so kämpft sich Manuel Calavarez auf PlayStation 4 und Steam eher schlecht als recht durch sein Abenteuer und wird mit verschiedenen technischen Macken beschenkt. Schade, wirklich sehr schade, denn das sind Dinge, die nicht hätten sein müssen.
Wie wir bereits schrieben, denken wir, dass der Titel keinen der neueren Spieler hinter dem Ofen vorlocken wird, aber gerade alte Adventurehasen kommen selbstverständlich auf ihre Kosten, sofern sie sich mit den technischen Macken abfinden können. Aber hey, vielleicht gehört das ja zum Charme der alten Spiele dazu. Grim Fandango Remastered sollte vor allem denjenigen Spaß bereiten, die ganz gern mal um mehrere Ecken denken, um an eine Lösung zu kommen. Geradherausdenker und Pragmatiker werden bei den Lösungen häufig eher in die Röhre gucken.
Pro | Contra | ||
+ Kurze Speicherzeiten (PC) | – Lange Speicherzeiten (PS4) | ||
+ Witzige Unterweltstory | – Clippingfehler, Framerateeinbrüche (PS4) | ||
+ Humorvolle Dialoge… | – … leider mit Bedenkpause (PC) | ||
+ Kreative Charaktere | – Auswählen von Objekten nicht sauber | ||
+ Passender Soundtrack | – Keine wirkliche Überarbeitung | ||
+ Ursprungsgrafik vorhanden | – Häufig automatische Wechsel zwischen alter und neuer Grafik | ||
+ Gute Steuerung (PS4) | – Lösungswege häufig sehr unlogisch | ||
– Äußerst gewöhnungsbedürftige Steuerung (PC) | |||
– Diverse Fehlermeldungen (PS4) | |||
– Probleme mit 16:9 Format (PC) | |||
– Manuel beamt sich regelmäßig (PS4) |
PS4
Technik: 62
Grafik: 48
Sound: 80
Umfang: 85
Gameplay: 50
KI: 50
Technik: 65
Grafik: 50
Sound: 75
Umfang: 85
Gameplay: 60
KI: 55
- Story: Ein witzige und spritzige Geschichte aus der Unterwelt wird euch präsentiert, die sich wirklich lohnt, sofern ihr euch auf die Logik einlassen wollt.
- Frustfaktor: Der ist leider sehr hoch, gerade wenn man nicht mit einer Komplettlösung neben dem Spiel sitzen will. Gerade weil viele Lösungen uns unheimlich unlogisch vorkamen.
- Wiederspielwert: Das kommt ganz darauf an, wie man mit solcher Art von Spielen vorankommt.
- Design/Stil: Leider hätten wir uns vom Stil her ein bisschen mehr von einer Remastered-Fassung vorgestellt.
- Musik: Die ist ganz in Ordnung und passt zum Setting.
Information: Grim Fandango Remastered wurde uns von Double Fine für PC und PS4 zur Verfügung gestellt.