Ein Pferdespiel, auf das ich mich freue – das hat wirklich Seltenheitswert. Doch Horse Tales: Rette Emerald Valley! hat mich bei seiner Ankündigung mit der offenen Welt, der großen Freiheit und dem Versprechen eines gewaltfreien Adventures überzeugt. Einige seiner Versprechen löst das Spiel auch ein, doch bei meinem Test der Nintendo Switch Fassung beschäftigte ich mich mehr mit Bugs als mit den Pferden. Horse Tales: Rette Emerald Valley! ist im aktuellen Zustand eine große Enttäuschung für mich geworden. Mehr verrät die Review.
Eine neue Heimat
Soviel vorab: Ein Patch wurde Horse Tales: Rette Emerald Valley! in der PC-Version wurde bereits veröffentlicht, der zumindest einen groben Bug, der mich vom Weiterspielen abhielt, fixte. Doch diesen Patch gibt es noch nicht auf Nintendo Switch, vermutlich kommt er Anfang bis Mitte der kommenden Woche. Ich konnte das Spiel also auch nicht durchspielen, habe aber dennoch einige Stunden im Spiel verbracht, denn Spaß macht es ja an vielen Stellen. Doch gleichzeitig sind die Probleme der Switch Fassung auch so bedeutsam, dass ich dennoch den Test schreibe, da ich auch denke, genug vom Spiel erfasst zu haben.
Horse Tales: Rette Emerald Valley! startet wie so viele Spiele mit einem ähnlichen Ansatz. Eine Geschichte, die fast ein Farming-Abenteuer erahnen lässt: Du kommst neu im Emerald Valley an und besuchst das Anwesen deiner Tante. Ein Anwesen, das schon wesentlich bessere Tage gesehen hat, denn deine Tante kümmert sich nicht mehr wirklich darum. Deine Aufgabe: Bau das Anwesen wieder auf. Die Welt drumherum erkundet sich am besten zu Pferd, daher darfst du dir zum Beginn des Spieles gleich eins aussuchen und später noch weitere Pferde zähmen und, wenn du möchtest, auch züchten.
Soweit ist Horse Tales: Rette Emerald Valley! erst mal schnell erklärt, doch die Welt ist auf den ersten Blick deutlich spannender als in vielen Farmingspielen: Hier gibt es unwegsames und recht vielfältiges Gelände, in dem die Rohstoffe gefunden werden wollen. Die brauchst du natürlich, um Dinge auf dem Anwesen bauen zu können. Doch eine Sache ist schon deutlich anders: Bäume fällen oder Erze abbauen kannst du hier nicht wirklich. Stattdessen liegen die entsprechenden Rohstoffe in der Spielwelt einfach so herum.
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Mehr InformationenLose Zügel
Und da geht es schon los: Horse Tales: Rette Emerald Valley! geht recht schnell der rote Faden verloren, viele Spielelemente werden nicht erklärt. Oder anders: Sie werden zu Zeitpunkten eingefordert, wo es noch gar keinen Sinn ergibt. Von Anfang an ist mein Pferd ständig schmutzig und ich soll es Waschen oder Striegeln, doch die entsprechenden Gebäude habe ich noch gar nicht und die sind teilweise an die Fortschritte von (Neben-)Quests gebunden. Auch das Thema Rohstoffe wird nicht erklärt und man muss mit den auf der Switch sehr unscharfen Symbolen auskommen.
Doch Rohstoffe können auch noch bearbeitet werden, Holz zum Beispiel geschnitten. Doch wer nicht zufällig diese Gebäude auf der Karte findet, wird sich fragen, was genau zum Bau von Gebäude X überhaupt benötigt wird. Doch selbst der Gebäudebau ist unklar: In der Spielwelt von Horse Tales: Rette Emerald Valley! gibt es jede Menge verschiedener Bauplätze, die alle einer Kategorie angehören. Irgendwann kann ich drei Weiden auf meinem Grundstück haben, während andere Plätze noch gar nicht bebaut werden können, weil ich nicht das passende Gebäude habe. Auch so was wie die Waschstation geht nur an bestimmten Stellen, die ich vorher vielleicht schon mit was anderem bestückt habe.
Es ist nicht so, dass das irgendwie für sich genommen unlogisch ist, doch insgesamt wirkt Horse Tales: Rette Emerald Valley! wie ein Zusammenwurf verschiedener Elemente und Features, die nicht wirklich gut aufeinander abgestimmt wurden, es fehlt das kreative Ganze dahinter. Vor allem für jüngere Spieler:innen ist das Spiel überfordernd, denke ich. Es bleibt einfach Vieles unklar. !B
Die Liebe zu meinem Pferd
Fast gar kein Element im Spiel ist wirklich gut erklärt oder vollständig durchdacht: Zum Beispiel sammelst du Ruhm, durch etwas versteckte Kugeln in der Spielwelt, den Abschluss von Aufgaben und das Abschließen von Pferderennen. Für eine Quest brauchst du diesen Ruhm auf jeden Fall auch, wie ich in Rezensionen bei Steam las, spielt es später keine Rolle mehr. Doch ich habe mittlerweile auch schon so viel davon gesammelt, dass ich ohnehin alles Erkennbare im Spiel freischalten konnte – das geht wahnsinnig schnell, genauso schnell, wie die Spielwelt an Reiz verliert.
Horse Tales: Rette Emerald Valley! bietet grundsätzlich eine wirklich schöne Spielwelt mit verschiedenen Gebieten. Sie lädt dazu ein, dass man sie erkundet, es gibt einige versteckte Orte, Einiges zum Sammeln, Pferde zu zähmen und noch ein paar Dinge mehr. Doch schnell zeigt sich, dass man recht schnell auch alles gesehen hat, vor allem, weil die Welt nicht dynamisch ist. Die Rohstoffe hat man auch bald alle eingesammelt, und bald reitet man nur noch von A nach B für die verschiedenen Aufgaben. Ich habe es sogar irgendwie hinbekommen, alle wilden Pferde zu verschrecken. Eins konnte ich noch zähmen, alle anderen sind nun weg…
Doch nicht einmal die Liebe zum eigenen Pferd kommt so richtig durch: Pferde, die man nicht reitet, sind unsichtbar im Stall verschwunden. Sie laufen nicht mal auf den Weiden herum, die ich ja extra für sie gebaut habe. Im weitesten Sinne ist das Anwesen, das ich aufbaue, also auch nur eine Farce. Ja, ich kann dort mein Pferd waschen und striegeln, diese Elemente sind auch richtig cool. Doch von den Persönlichkeiten, die mir das Menü vorgaukelt, merke ich nichts. Ob mein Pferd klassische Musik liebt oder Katzen hasst? Das kann ich lesen, doch ich spüre nicht, dass es einen Unterschied macht. Wie man die Pferde trainiert, bleibt auch unklar, stattdessen liefert Horse Tales: Rette Emerald Valley! immer wieder dieselben Dinge, teils in unpassenden Momenten: Das Pferd wird schmutzig, während ich grade durch Wasser reite, oder hat ohne erkennbaren Grund Panik. !B
Bugs statt Pferde
Es klingt alles so wahnsinnig negativ, was ich hier schreibe. Und das ist schade, denn Horse Tales: Rette Emerald Valley! bringt wirklich gute Ansätze mit. Es strahlt am Anfang und auch dauerhaft Vibes von The Legend of Zelda: Breath of the Wild aus – durch die Optik und selbst durch die Soundeffekte, die ganz offensichtlich dort inspiriert sind. Was grundsätzlich auch ganz großartig ist: Die Steuerung und das Verhalten des Pferds, auf dem man reitet, ist ziemlich realistisch und fühlt sich besser an als in vielen anderen Spielen. Hier legt Horse Tales: Rette Emerald Valley! eigentlich einen guten Grundstein. Auch, dass das Spiel nicht so sehr an die Hand nimmt, ist ja grundsätzlich zu begrüßen, doch dafür bietet es am Ende eben doch zu wenig Freiheiten, denn wirklich viel abseits der begrenzten Anzahl von Quests machen kann man nicht.
Es kommt einfach alles, nicht so zusammen, wie es soll, und dann kommt die Technik auf der Nintendo Switch noch dazu. Von Anfang an läuft Horse Tales: Rette Emerald Valley! hier nicht flüssig. Es kommt immer wieder zu starken Rucklern. Dennoch hat man versucht, die Schnellreise zurück zum Anwesen, die einzige Schnellreise, die zur Verfügung steht, ohne Ladezeit zu realisieren. Das sorgt dafür, dass man erst mal in einer leeren Welt steht, die sich dann nach und nach um einen herum aufbaut.
An vielen Stellen in der Spielwelt kann man sich verkanten, da führt dann kein Weg mehr raus. Und dann gibt es da noch den ganz lustigen Bug, dass die Kleidung meiner Spielfigur immer wieder ausgeblendet wird, vor allem beim Reiten, aber zum Beispiel auch beim Füttern des Pferdes wird meine Spielfigur abschnittsweise nur noch mit Höschen dargestellt.
Durch die Technik werden auch die Pferderennen, die eigentlich fordernd sein wollen und fordernd sein könnten, eher nur frustrierend. Beim Story-Rennen gegen Lilli habe ich wirklich viele Versuche gebraucht, da Sprünge sehr präzise ausgeführt werden müssen, um nicht in ein Hindernis oder einen Abgrund zu springen und zurückgesetzt zu werden – doch das ist in der Form gar nicht so richtig möglich. Als ich das Rennen dann endlich geschafft hatte, konnte ich dann dennoch nicht weiterspielen, da dies eben grade noch ein Bug in der Switch Fassung von Horse Tales: Rette Emerald Valley! ist, dass mein Sieg über Lilli nicht korrekt verrechnet wird.
Fazit: Ein holpriges Pferdeabenteuer
Es tut mir wirklich leid um Horse Tales: Rette Emerald Valley! Hier gibt es eine wunderschöne Spielwelt, in der erkennbar viel Potential schlummert. Potential, das ungenutzt bleibt. Horse Tales: Rette Emerald Valley! ist schlichtweg unfertig, denn zu viele Bugs und technische Mängel plagen von Anfang an das Spielvergnügen. Die Nintendo Switch Fassung kann aktuell noch nicht einmal durchgespielt werden. Während hier ein Patch absehbar ist, gibt es aber auch im Spiel an sich viele Themen, die nicht richtig zu Ende gedacht wurden: Es fehlt das große, kreative Ganze, das alles zusammenhält. Nicht einmal die wahre Liebe zu Pferden schafft das Pferdespiel, das die Dinge besser machen wollte als andere, richtig auszudrücken, da zum Beispiel nicht aktiv genutzte Pferde einfach unsichtbar verschwinden und das spektakuläre Anwesen inklusive für die Pferde gebauter Weiden und Plätze fast komplett ungenutzt bleibt. Ich glaube, dass mit mehr Entwicklungszeit und mehr Budget ein richtig, richtig gutes Spiel aus Horse Tales: Rette Emerald Valley! hätte werden können (und auch noch werden kann). In der aktuellen Form ist es jedoch die bisher größte Enttäuschung 2022 für mich.
Pro | Contra |
---|---|
+ Schöne Spielwelt | – Viele technische Mängel: Ruckler, unscharfe Optik |
+ Viele Orte zum Wiederaufbauen | – Unzählige, teils game-breaking, Bugs |
+ Gute Animationen und Pferdeverhalten | – Viele Ideen nicht kreativ zu Ende gedacht |
– Spielwelt entpuppt sich schnell als leer und leblos | |
– Nicht genutzte Pferde verschwinden unsichtbar im Stall | |
– Zu viele Elemente bleiben unerklärt und unklar (z.B. Rohstoffe, Pferdetraining…) |
Offenlegung
Wir haben Horse Tales: Rette Emerald Valley! selbst gekauft.
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