Einige Spiele, die man so in den Weiten verschiedener Onlinestores findet, könnte man kontrovers diskutieren. Könnte man, muss man aber nicht. Stattdessen kann man sich genauso gut auf die Stärken und den Humor konzentrieren. Das Entwicklerteam HuniePot beispielsweise hat sich auf das Kombinieren verschiedener Spielstile konzentriert und brachte mit HuniePop ein Spiel heraus, das herausfordernd und dennoch auf den meisten Livestreamplattformen verboten war. Nun versucht sich HuniePot an einem Titel, bei dem ihr euer ganz eigenes Webcamstudio leitet und Geld mit „Sex vor der Kamera“ verdient. Warum HunieCam Studio allerdings kein Hentaispiel ist und ihr den „Sex vor der Kamera“ verdammt lange suchen müsst, verraten wir euch in unserem Test.
USK 18?
Wer schon HuniePop auf dem PC gespielt hat und vor allem den unzensierten Modus kennt, wird sich bei HunieCam Studio etwas wundern. Der Entwickler hat zwar im Vorfeld bereits bekannt gegeben, dass allein der Grafikstil nicht unbedingt dazu geeignet ist, sich anderweitig mit dem Titel zu vergnügen, doch ganz ehrlich: Hingegen zu HuniePop hat HunieCam Studio kaum sexuelles Bildmaterial. Lediglich im Ladebildschirm werden euch verschiedene Bilder präsentiert, allerdings taucht der Ladebildschirm auch nur zu Beginn und zum Ende jeder Spielsitzung auf. Demnach ist das Ziel des Spiels sehr schnell erkennbar: Es geht nicht darum, dass ihr eurer Lust freien Lauf lasst, sondern dass ihr eine etwas andere Wirtschaftssimulation mitsamt Zeitmanagement-Aspekt vor euch habt.
In HunieCam Studio werdet ihr zu Beginn von der Sexfee Kyu, die ihr möglicherweise aus HuniePop schon kennt, gebeten, ihr Webcamstudio zu leiten. Dabei stehen euch verschiedene Frauen zur Verfügung, die zum Teil dem Cast von HuniePop entsprungen sind, es wurden jedoch auch einige weitere Charaktere entwickelt, die ihr vor die Kamera setzen könnt. Was ihr dabei seht? Nun, nichts. Eine gesamte Spielsitzung über habt ihr nur die Stadt vor euch, in der ihr eure Angestellten platzieren könnt. Ihr braucht euch also nicht auf irgendwelche Videosessions einstellen. Und euch auch nicht wirklich schämen, wenn ihr eine Runde HunieCam Studio zocken wollt, versaute Sachen werdet ihr nämlich sehr lange suchen müssen.
Im Grunde geht es in HunieCam Studio darum, möglichst viele Fans zu bekommen. Je mehr Fans ihr habt, desto erfolgreicher verläuft das Spiel am Ende auch. Kyu stellt euch nämlich die Aufgabe, dass ihr eine ganz bestimmte Anzahl an Fans haben müsst, um wirklich erfolgreich sein zu können. Doch wer nun denkt, dass wir es hier mit einem einfachen Spiel zu tun haben, der irrt. Es bedarf einige Zeit, um das Konzept von HunieCam Studio zu durchschauen und zu beherrschen.
Fans = Geld = Fans = Geld
Wie bereits erwähnt, benötigt ihr eine gewisse Anzahl an Fans in HunieCam Studio, um wirklich erfolgreich zu sein. Fans erhaltet ihr, in dem ihr eure Mädchen ins Fotostudio schickt. Doch das ist nur für den Anfang ratsam. Wer wirklich viele Fans sammeln möchte, sollte die verschiedenen Promos kaufen, die sich auf spezielle Fetischs eurer Kunden und Mädchen beziehen. Je mehr Fans übrigens ein Mädchen hat, desto mehr verdient sie auch bei einer Runde im Camstudio. Das Wichtige ist jedoch, dass Fans und Geld Hand in Hand gehen. Es bringt euch nichts, wenn ihr eure Mädchen nur permanent ins Fotostudio steckt, denn jede Stunde, die die Damen für euch arbeiten, kostet Geld. Wie viel, das ist von dem jeweiligen Level der Damen abhängig. Deswegen ist es ratsam, alles in einem gewissen Stil zu nutzen und regelmäßig zu wechseln.
Damit eure Mädchen jedoch sowohl mehr Fans als auch mehr Geld sammeln, müsst ihr sie sowohl in Style als auch in Talent leveln. Style-Punkte sammelt ihr in der Boutique, diese sind dafür da, dass ihr mehr Fans im Fotostudio sammelt. Je höher im Style-Level, desto mehr Fans pro Fotosession. Talent-Punkte bekommt ihr beim Tabledance und diese Punkte dienen vor allem dazu, dass ihr mehr Geld im Camstudio verdient. Beide Punkte werden am Ende in Level verrechnet und treiben zudem den Preis pro Mädchen pro Stunde in die Höhe. Ihr solltet also gut darauf achten, was ihr tut. Um das Ganze zu verstehen, werden vermutlich einige Spielsitzungen ins Land gehen, aber genau das macht HunieCam Studioso interessant.
Sogar HuniePop war bei bestimmten Punkten bereits anspruchsvoll, vor allem wenn man versucht hat, alle Errungenschaften zu sammeln. Doch HunieCam Studio setzt noch einmal eine Schippe obendrauf, aber wenn man erst einmal das Konzept verstanden und durchschaut hat, ist es gar nicht mehr so kompliziert. Dann kommt es nur noch auf das glückliche Händchen und Timing an. Aber nicht nur das ist gefragt, denn es kommt noch ein recht nerviger Aspekt des Spiels hinzu. Einige Mädchen sind süchtig nach Zigaretten und Alkohol und sie werden sauer und schneller müde, wenn euer Vorrat daran zur Neige geht. Hier kann entweder mit regelmäßigen Einkäufen oder gar verschiedenen Accessoires gegengesteuert werden.
Stil ist alles?
HunieCam Studio wurde bereits im Vorfeld sehr stark aufgrund des grafischen Stils kritisiert. Dieser ist nun, im Gegensatz zu HuniePop eher im Comiclook gehalten, was einige Fans des ersten Spiels abschreckt. Auch wenn es am Anfang möglicherweise etwas befremdlich anmutet, so werdet ihr euch ziemlich schnell an den Stil gewöhnen, zumal ihr die Damen ja auch nicht so oft zu Gesicht bekommt. Eigentlich seht ihr sie nämlich nur genau dann, wenn ihr euch entscheidet, sie in eurem Unternehmen aufzunehmen. Ansonsten dürft ihr euch nur an den Gesichtern erfreuen, die auf der rechten Seite des Bildschirms aufgeführt sind und mit denen ihr eure Mädchen in die einzelnen Gebäude und Aufgaben zieht. Also, keine Sorge. Der Grafikstil ist durchaus erträglich.
Gesteuert wird HunieCam Studio übrigens mit der Maus, was ganz gut funktioniert. Und bevor man sich über den Grafikstil des Spiels aufregt, sollte man vielleicht eher die Art des Spiels ankreiden, da diese doch sehr an mehrere kostenlose Spiele erinnert – was aber nicht schlecht ist. Da im Gegensatz zu vielen kostenlosen Spielen der Einsatz von Echtgeld fehlt und dafür ein entsprechend hoher Einsatz von grauen Zellen gefordert ist. Wir jedenfalls hatten sehr viel Spaß mit HunieCam Studio, auch dabei, die verschiedenen Möglichkeiten auszuprobieren, um möglichst viele Fans abzugreifen.
Etwas wenig schön hingegen ist jedoch der technische Stil. Es wurde zwar bereits schon ein Patch dagegen aufgespielt, dennoch gibt es ab Tag 13 ungefähr Einbrüche der Framerate. Häh, Framerate? Jup, die verschiedenen Instanzen produzieren ja zum Beispiel Geld oder Fans, die eingesammelt werden müssen. Ab einem bestimmten Zeitpunkt bei jeder Sitzung dauert das Einsammeln ewig, das liegt jedoch nicht an der Menge, die produziert wird, sondern tatsächlich an der Framerate. Die eingesammelten Elemente fliegen dabei zur Sammelstelle und das geschieht ab diesem bestimmten Punkt dann fast schon nur in Zeitlupe. Wir hoffen, dass das noch gefixt wird. Ansonsten gibt es nicht viel an der technischen Seite auszusetzen. Ach ja, wie bei vielen unabhängigen Spielen solltet ihr in der Lage sein, Englisch zu verstehen. Es wird nicht unbedingt ein hohes Sprachniveau von euch verlangt, aber ihr solltet schon wissen, worum es geht.
Fazit: Einmal ein eigenes Camstudio besitzen?
Gleich vorweg: Für HunieCam Studio muss man bereit sein, denn es ist definitiv kein Spiel für Jedermann. Das schon allein aus dem simplen Grund, dass die Thematik im Grunde an Erwachsene gerichtet ist. Doch bevor ihr nun aufschreit, wie sexistisch das alles ist, lasst euch gesagt sein, dass HunieCam Studio eher eine Art Parodie auf die ganze Branche zaubert. Gleichzeitig verlangt das Spiel auch noch einen gewissen Grad an grauen Zellen von euch ab, denn es ist nicht immer leicht, die angeforderte Anzahl an Fans und Geld zu besitzen. Man muss sich als Spieler schon eine kleine Weile reinfuchsen, um nun wirklich voranzukommen. Aber das macht Spaß. Die kurze Spielzeit von etwa zwei Stunden pro Spielsitzung animiert zusätzlich dazu, es immer mal wieder mit einer anderen Strategie zu versuchen.
Etwas befremdlich kann der Grafikstil wirken, der sich an einem Comiclook orientiert, dafür punktet HunieCam Studio jedoch mit einer interessanten Auswahl loopartiger Musikstücke, die an keiner Stelle nervig werden. Englisch solltet ihr allerdings schon können, um auch zu verstehen, worum es denn nun wirklich geht. Technisch sollte allerdings noch etwas geschraubt werden, da es hin und wieder doch zu Einbrüchen der Framerate und somit zu Zeitlupenanimationen kommt. Das ist schade, wird aber bestimmt noch gefixt werden. Wir hatten viel Spaß beim Testen des Spiels, haben zudem auch einige graue Haare bekommen, wenn wir Pleite gingen. Empfehlen können wir es trotzdem nur einem ausgewählten Publikum, das ist schon allein der Thematik verschuldet.
Pro | Contra | ||
+ Interessantes Spielkonzept, das graue Zellen fördert | – Einbrüche der Framerate | ||
+ Große Auswahl an Figuren | – Gameplay nicht gleich zu durchschauen | ||
+ Schöner Soundtrack + gute Synchronisation | – Bedürfnisse der Damen nehmen zum Teil Überhand | ||
+ Humorvolle Darstellung des Businesses | – Gameplay erinnert an vielen Stellen an kostenlose Spiele |
- Grafik: 70
- Sound: 82
- Umfang: 76
- Gameplay: 67
- KI: 61
Spielspaß: 83
- Story: Die Aufgabe ist ziemlich einfach. Ihr leitet ein Webcamstudio und müsst es zum erfolgreichsten Studio der ganzen Stadt schaffen.
- Frustfaktor: Da eine Spielsitzung relativ kurz ist, gestaltet sich auch der Frustfaktor relativ gering. Ihr vergeudet im Grunde nicht viele Stunden, wenn ihr einen Fehler macht.
- Wiederspielwert: Recht groß, zumindest wir hatten unseren Spaß.
- Design/Stil: Der grafische Stil ist im Comiclook angesiedelt. Ist nicht unbedingt die Sache der Mainstreamspieler, aber verkehrt ist er auch nicht.
- Musik: Der Soundtrack passt super zum Spiel.