Auf der gamescom 2015 überraschte uns Ironcast und wurde zu einem unserer persönlichen Hits der Messe. Wir haben schon damals erkannt, dass viel mehr als nur ein gewöhnliches Match-Three-Spiel hinter diesem Titel steckt. Nun hatten wir die Gelegenheit, Ironcastausführlich unter die Lupe zu nehmen, mittlerweile steht das Spiel nämlich auch für PS4 und Xbox One zur Verfügung. Wie jetzt unser Fazit, verrät unser Test.
Match Three? Und sonst?
Ironcast ist also ein Match Three (Drei gewinnt) Spiel, ja?, werdet ihr jetzt fragen. Ja, ist es. Aber sogar in dieser Formel stecken schon einige Kniffe, denn: Erstens verschwinden die Steinchen, hier Knoten genannt, nicht von alleine, wenn drei oder mehr beisammen liegen, und darüber hinaus… Drei Knoten bringen euch meistens wirklich nicht viel. In Ironcastkommt es wirklich auf spektakuläre Kombinationen an, die ihr erstellt, in dem ihr einen Knoten markiert und dann eine Linie über alle kompatiblen Knoten zieht… Das geht sogar diagonal!
Außerdem hat Ironcast auch eine Story und ein Setting, welches für ein Spiel dieser Art extrem fesselnd, stimmig und gelungen ist. Die Stichworte dazu: Steampunk, Viktorianisches London. Wie sollte es auch anders sein! England und Frankreich befinden sich im Krieg, doch diesen bestreiten sie mit riesigen Mechs, hier Ironcasts genannt. Ironcast führt dieses Setting recht gekonnt mit Texten ein und auch die Story ist ganz nett inszeniert, auch wenn ihr nach zwei bis drei Spieldurchgängen die meisten Texte einfach überspringen könnt.
Passend zu dieser Story erklärt sich auch, warum Ironcast so viel mehr ist als nur ein Match-Three-Spiel: So geht es zum einen nicht nur darum, die Knoten auf dem Spielfeld zu beseitigen, nur um sie beseitigt zu haben. Stattdessen handelt es sich um vier wertvolle und quasi dauerhaft knappe Ressourcen eures Ironcast: Munition, Energie, Kühlmittel und Reparatur. Hier kommt ein weitere Kniff zum Einsatz: Die maximale Lagerkapazität jeder dieser Ressourcen ist begrenzt, d.h., vielleicht bringt euch gar nichts, zehn oder mehr Munitions-Knoten zu kombinieren, wenn ihr ja nur acht lagern könnt! Könnt ihr erahnen, wie taktisch das die Gefechte in Ironcast macht? Neben den vier Ressourcen gibt es auch „Schrott“ auf dem Feld einzusammeln, der als Währung für Updates dient, sowie Amplifikatoren, die bei Einsatz Systeme stärken, und Auszeichnungen, dazu später mehr.
Kämpfen, Überleben, Sammeln
Stichwort Gefechte: Ja, wenn ihr draußen auf dem Schlachtfeld seid, kümmert ihr euch nicht nur um die Knoten auf dem Feld, stattdessen habt ihr immer eine bestimmte Aufgabe. Meistens: Den feindlichen Ironcast oder ein anderes feindliches Gefährt erledigen. Dann bringt ihr die Waffen eures Ironcasts zum Einsatz, um anzugreifen und die Verteidigungssysteme (Antrieb, damit ihr euch bewegt und somit schwieriger getroffen werdet und Schilde, um Schaden von eurem Rumpf abzuwenden), um nicht gleich besiegt zu werden. Übrigens: Ironcast ist ein Rogue-like mit Permadeath! Doch dazu gleich noch ein wenig mehr.
Jedes Aktivieren eurer Systeme kostet Ressourcen: Waffen natürlich Munition und dazu in erster Linie Kühlmittel, die Verteidigungssysteme dagegen kosten Kühlmittel und Energie. Greift der Feind dann eure Systeme an, also Waffen, Verteidigung oder Antrieb, müsst ihr diese mit Reparaturknoten reparieren. Nur der Rumpf kann auf dem Schlachtfeld nicht repariert werden, und gehen seine HP auf Null, dann ist euer Spiel vorbei. Das findet ihr ziemlich komplex? Ja, ist es auch. Doch in den Battles spielen sogar noch andere Nuancen eine Rolle, zum Beispiel, welche Systeme des Feindes ihr am besten angreift…
Ironcast ist eines dieser Spiele, in der jede Entscheidung zählt und jedes Versäumnis tödlich sein kann. Der Schwierigkeitsgrad ist wirklich nicht ohne und bis ihr das erste Mal die Kampagne wirklich abschließt, werden viele, viele Runden vergehen, obwohl das theoretisch recht schnell erledigt ist: Eure Aufgabe ist nämlich, den sich auf London zu bewegen Feind auszuschalten, und dafür habt ihr sieben Spieltage Zeit, wobei mit jedem erledigten Auftrag ein Spieltag vergeht.
Es gibt übrigens auch noch andere Auftragstypen neben den normalen Gefechten. In manchen davon liegt der Fokus überhaupt nicht auf dem Kämpfen, wie beispielsweise in den Sammel- und Überlebensmissionen. Da müsst ihr Vorräte sammeln, die sich auf dem Knotenfeld als Kisten befinden, oder aber schlichtweg eine bestimmte Anzahl von Runden überleben. Ein Fokus muss dann also auf der Verteidigung liegen – Ob ihr den Gegner nebenbei auch noch angreift, bleibt euch überlassen. Interessant sind auch die Handelsmissionen, durch die ihr knappe Ressourcen auffüllen könnt. Hier muss man auf die Texte achten, denn wenn man dem Handelspartner nicht das gibt, was er möchte, fahrt ihr erfolglos nach Hause. Gescheiterte Missionen bedeuten, dass ihr keine Belohnung bekommt, ihr könnt eure Kampagne aber trotzdem fortsetzen.
Die Macht des Zufalls
Ironcast setzt auf viele Zufälle: Jede Kampagne wird zufällig generiert. Nein, ausnahmsweise mal nicht die Spielwelt, aber die Aufträge werden jedes Mal aus dem feststehenden Pool zufällig herausgenommen und ebenso könnt ihr nie mit bestimmten Levelaufstiegsbelohnungen rechnen, da diese ebenfalls zufällig ausgewählt werden.
In Ironcast führt das dazu, dass sich jede Kampagne frisch anfühlt und man wirklich nicht in einen Trott verfallen kann. Für zartbesaitete Spieler, die sich nicht wirklich lange mit Ironcast beschäftigen wollen, ist das Spiel also nichts, denn jede Kampagne ist erneut herausfordernd und mitunter bringt der Zufallscharakter auch einen schwankenden Schwierigkeitsgrad mit sich, was aber nicht bedeutet, dass manche Durchgänge leicht ausfallen, sondern eher, dass einige besonders schwierig sind. Also, wir haben euch gewarnt, ihr wisst, was euch erwartet!
Motivierendes Belohnungssystem
Die einzigen beiden Komponenten in der Kampagne, die ihr sicher beeinflussen könnt, sind euer gewählter Kommandant und euer Ironcast – Die nimmt euch keiner. Sie bringen jeweils eine Fertigkeit mit, die des Ironcasts sind aktiv und können alle paar Runden im Kampf angewendet werden, die des Kommandanten sind passiv und werkeln automatisch im Hintergrund.
Mit jedem Levelaufstieg werden euch zufällig drei neue Fertigkeiten zur Wahl gestellt, wobei ihr eine auswählen könnt. Wieder könnt ihr also nicht fest mit etwas rechnen, aber trotzdem motiviert Ironcast mit seinem Entwicklungs- und Belohnungssystem, denn ihr dürft für verdiente Auszeichnungen für neue Fertigkeiten ausgeben, die dann in den Pool der verfügbaren Levelaufstiegsbelohnungen gepackt werden.
Die erwähnten Belohnungen befinden sich teilweise als Knoten auf dem Knotenfeld zum Einsammeln, darüber hinaus wird euch pro 5.000 verdienter Erfahrungspunkte eine verliehen. Ja, in Ironcast muss man was leisten. Aber genau das macht es so fesseln und spannend. Trotz des hohen Zufallsfaktors besteht zudem dauerhaft der Eindruck, dass alle Elemente perfekt aufeinander abgestimmt wurden und hervorragend zusammenpassen – Das hat man ja nicht so oft bei Spielen.
Die Konsolenumsetzung
Übrigens wurde im Bereich der Freischaltungen eine Änderungen zur PC-Version vonIroncast vorgenommen: Auf dem PC waren die Freischaltungen linear, d.h. ihr durftet euch für die Auszeichnungen nicht selbst etwas aussuchen dürfen. Da finden wir die offene Variante der Konsolenversion schon motivierender.
Ansonsten ist die Konsolenumsetzung von Ironcast ohne grobe Schnitzer, aber es gibt durchaus noch ein bisschen Luft nach oben: Insbesondere Schriften und Optik sind für die Augen eher anstrengend, da alles ein wenig pixelig und klein wirkt. Darüber hinaus gibt es Tearing in den schön gestalteten und zum Setting passenden Hintergründen, was nicht unbedingt sein müsste.
Während Musik und Soundeffekte mit ihrer Stimmigkeit begeistern, weist die Steuerung kleine Schönheitsfehler auf: So sind die Menüs manchmal leicht verwirrend, da man beispielsweise das Ausrüsten einer neuen Waffe sehr umständlich zweimal bestätigen muss. An die sonstigen Eigenheiten hat man sich recht schnell gewöhnt, insbesondere das Bedienen des Sticks erfordert manchmal ein bisschen Fingerspitzengefühl. Übrigens ist Ironcast komplett auf Deutsch, wobei die Übersetzung ganz kleine Lücken aufweist.
Fazit: Vorsicht, Suchtgefahr…
Nur noch diese eine Runde… Ironcast ist einer dieser Titel, die unheimlich süchtig machen können. Ja, es gibt frustrierende Momente, aber man weiß auch: Die nächste Kampagne wird wieder etwas Neues, und eigentlich… Ja, eigentlich habe ich mir mein Scheitern selbst zuzuschreiben! In Ironcast zählt jede Entscheidung, jedes Versäumnis kann tödlich sein und die Kampagne beenden. Doch Ironcast ist trotz des hohen Zufallsfaktors ziemlich belohnend, kann man sich doch mit den verdienten Auszeichnungen hilfreiche neue Dinge kaufen. Bis man alles gesehen hat, vergeht einige Zeit. Bei der Konsolenumsetzung wäre insbesondere durch die leicht pixelige Optik und die kleine Schrift noch Luft nach oben… Das lenkt aber nicht davon ab, dass Ironcast einer der besten und fesselndsten Indies ist, die wir in der letzten Zeit spielen durften.
Pro | Contra | ||
+ Taktisch und spielerisch vielschichtig und anspruchsvol | – Schrift und Optik anstrengend für die Augen, Tearing bei den Hintergründen | ||
+ Jede Kampagne tatsächlich neu und herausfordernd… | – … dadurch mitunter schwankender Schwierigkeitsgrad | ||
+ Motivierendes und belohnendes Entwicklungssystem | – Bedienung und Menüs ab und zu leicht verwirrend | ||
+ Jede Entscheidung zählt | – Kleine Lücken in der Übersetzung | ||
+ Nicht nur die Aufträge erfordern Aufmerksamkeit | |||
+ Fesselndes Setting | |||
+ Tolle Musik und gute Soundeffekte |
- Grafik: 60
- Sound: 90
- Umfang: 85
- Gameplay: 94
- KI: 89
Spielspaß: 93
Singleplayer:
- Story: Sogar das Setting kann fesseln. Nach ein paar Durchgängen könnt ihr die Story zwar überspringen, aber dennoch ist sie ein netter Bonus, der im Grunde wirklich spannend ist.
- Frustfaktor: Stellenweise vorhanden – Der recht große Zufallsfaktor bringt teilweise einen schwankenden Schwierigkeitsgrad mit sich. Fakt ist aber: Jede Handlung muss gut überlegt sein, dann klappt das schon. Außerdem wird man für Vieles belohnt, was einem im nächsten Durchgang zugutekommen kann!
- Wiederspielwert: Riesig – Jede Kampagne fühlt sich frisch an, bis man alles gesehen (und endlich mal gewonnen hat) vergeht zudem eine ganze Weile.
- Design/Stil: Sehr stimmig und stilistisch gelungen. Leider ist die Optik recht anstrengend für die Augen, da gerade die Schrift eher pixelig wirkt. Zudem gibt es Tearing in den Hintergründen.
- Musik: Musik und Soundeffekte sind toll und auch extrem passend zum Setting.
Informationen zum Testgerät
Plattform: PlayStation 4 500GB
Hardware: Standard, ohne ausgetauschte Hardware
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 2 Jahre, 3 Monate (PS4 Launchkonsole)
Wir bedanken uns bei Ripstone für die Bereitstellung des Downloadcodes zu Ironcast!
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