Ich habe das zauberhafte Love, Ghostie bereits auf dem PC gespielt, kam jedoch auf Dauer nicht ganz ran – vielleicht lag’s einfach auch am Laptop. Nun jedoch habe ich die Version für die Nintendo Switch Version getestet und bin ganz verzückt von allem. Wie sich der Titel spielt und warum es auch ein paar nachdenkliche Momente gibt, kannst du in dieser Review nachlesen.
Kurzum: Du bist tot
Wenig überraschend beginnt auch Love, Ghostie mit einem Tutorial, doch ein bisschen anders ist es schon, denn Ghostina erklärt dir, dass du verstorben bist. Ja, einige Dad Jokes kommen dabei auch vor, was das Ganze noch ein bisschen amüsanter macht. Dir wird ziemlich schnell erklärt, dass deine Aufgabe im Nachleben darin besteht, die Bewohner:innen des Hauses miteinander zu verkuppeln und ihnen eine gemeinsame Zukunft zu garantieren. Denn eins ist klar: Geister machen nichts anderes als Liebende zu finden und zu verkuppeln.
Diese Aufgabe erreiche ich, in dem ich den Bewohner:innen Geschenke mache, die ich vorher aus dem eigenen Haus „stehle“. Also eigentlich liegen die Gegenstände erst im Haus herum, dann sammle ich sie ein und schenke sie, sofern die Eigenschaften und Vorlieben zusammenpassen, dann im Namen einer anderen Figur weiter – so steigert sich die Liebe der Figuren untereinander ganz von allein. Nebenbei schicke ich sie noch auf Dates, lasse sie Selbstfürsorge betreiben oder gegenseitig füreinander da sein. Ein an sich harmonisch klingende Hausgemeinschaft.
Love, Ghostie präsentiert sich von Beginn an sehr süß und humorvoll, kratzt jedoch auch viele Themen an, die in vielen Bereichen Tabuzonen sind, weswegen es in Deutschland auch von der USK ein 16er Siegel bekommen hat. Lass dich also nicht unbedingt vom Niedlichkeitsfaktor täuschen, denn einige der Charaktere dealen mit Anxiety und Selbstzweifeln und einigen anderen schwierigen Themen.
Nichtsdestotrotz gestaltet sich mein Nachleben sehr zauberhaft: Ich beschenke die liebenswerten Charaktere, schaue wie sie zusammenpassen und entdecke die zahlreichen verschiedenen Geschichten. Hast du übrigens alle verfügbaren Figuren miteinander verkuppelt, endet deine erste Runde und du kannst mit New Game+ nochmal sterben und von vorn beginnen. Vorherige Informationen über die Figuren und bereits freigeschaltete Beziehungsenden bleiben dabei bestehen. Zusätzlich gibt es auch noch Deaddit zum Lesen und einige Minispiele, die das Ganze unterhaltsam machen. Das motiviert mich persönlich alles sehr, wirklich noch mehrere Durchgänge zu starten und mir die einzelnen Geschichten der Charaktere anzuschauen. Apropos, Motivation.
Darf ich noch einen Tag, bitte?
Love, Ghostie kommt mit einem klassischen Tagesdesign daher. Das bedeutet, dass du am Tag eine gewisse Anzahl an Aktivitätenpunkte zur Verfügung hast (Ghostina sagt: Als du noch gelebt hast, hast du geschlafen, wenn du ausgelaugt warst, im Nachleben hast du eben Aktivitätenpunkte). Sind die Punkte alle, beendest du den Tag und siehst zum einen das Date, das du eventuell arrangiert hast, und wie sich deine Entscheidungen vom Tag entfalten. Am nächsten Tag startest du wieder – direkt nachdem gespeichert wurde.
Das löst bei mir so häufig aus, dass ich mir sage „Nur noch den einen Tag und dann mach ich wirklich aus, versprochen!“. Zum einen da die Geschichten und Charaktere so herzallerliebst sind, zum anderen aber auch weil sich die Nintendo Switch als Konsole so hervorragend genau für dieses Konzept anbietet. Zumal Love, Ghostie einen sehr guten Akkuverbrauch hat, hier wurde wirklich sehr, sehr gut optimiert. Da merkt man, dass Janbeh Games den Port auf Nintendos Konsole selbst erledigt hat.
Doch nicht nur der Akkuverbrauch ist gut, auch die Umsetzung auf der Switch ist gut gelungen und die Steuerung ist sehr intuitiv. Im Grunde kann ich sagen: Wenn du schon ein paar Games gespielt hast, wirst du mit der Steuerung reibungslos zurechtkommen. Alle Tasten sind auf der klassischen Belegung, ich muss nicht viel umdenken oder mich an komplexe Kombinationen erinnern. Das ist ziemlich gut und gefällt mir. Davon könnten sich einige Konsolenumsetzungen eine Scheibe abschneiden. Ein wenig schade ist nur, dass der Titel aktuell nur auf Englisch zur Verfügung steht, das könnte für einige eine Hürde sein – auch wenn die englische Textausgabe sehr gut und leicht verständlich ist.


Leichtes Haar in der Suppe
So schön Love, Ghostie ist und so gelungen auch die Umsetzung ist, fehlt mir doch etwas. Ich kann prinzipiell jeden Charakter miteinander verkuppeln. Keiner hat irgendwelche Abneigungen und es gibt auch keinen Streit. Ich kann also keine Beziehung in den Sand setzen, weil das ganze Spiel eine Art Sicherheitsnetz ist. Das finde ich ein bisschen schade. Ich hätte gerne auch die Möglichkeit, dass schiefgegangene Dates oder unpassende Geschenke einen Herzverlust in der Beziehung bedeuten, sodass es für mich eine Herausforderung ist. So bleibt die einzige Herausforderung, alle Charaktere in eine Beziehung zu schicken und alle Enden freizuschalten.
Das hätte auch ein bisschen besser dazu gepasst, dass die verschiedenen Charaktere so viele emotionale Herausforderungen haben. Aber gut, es sollte nicht ins Spiel kommen, das ist okay. Love, Ghostie ist trotz allem ein zauberhaftes Spiel, da kann ich auch darüber hinwegsehen, dass es keine negativen Auswirkungen gibt. Allerdings gibt es doch etwas, was mich wirklich ein bisschen stört.
Habe ich mit zwei Figuren die höchste Beziehungsstufe erreicht, ziehen die beiden aus und führen nochmal eine letzte Unterhaltung – aus dieser geht jedoch so gut wie nie hervor, dass die beiden ausziehen. Und keine der anderen Figuren geht im persönlichen Tagebuch darauf ein, dass zwei Leute ausgezogen sind. So harmonisch und familiär wie alle miteinander sind, wären kleinere Erinnerungen á la „Es war schön, als Noir noch bei uns gelebt hat“ oder „Ich hoffe, Wobbles geht es gut“ ganz nett und würden die emotionale Bindung zu den Figuren noch ein bisschen steigern.
Fazit: Das perfekte Feel-Good-Geister-Date

Love, Ghostie ist weit mehr als eine niedliche Verkupplungs-Sim; es ist eine überraschend tiefgründige, emotionale und humorvolle Erfahrung, die wichtige Themen wie Anxiety charmant in den Alltag der Geister-WG einbettet. Die Switch-Portierung ist dabei ein technisches Glanzstück. Mit intuitiver Steuerung und einem hervorragend optimierten Akkuverbrauch ist die Konsole der ideale Ort für das fesselnde „Nur noch ein Tag“-Design. Lediglich das Fehlen negativer Konsequenzen bei missglückten Dates und die fehlende Konsequenz beim Auszug der Paare stören die ansonsten perfekte Immersion leicht. Unterm Strich ist Love, Ghostie ein fantastisches Indie-Juwel. Wer über die englische Sprachhürde hinwegsehen kann, findet hier ein einzigartiges, motivierendes Spiel für unterwegs.
Pro | Contra |
---|---|
+ Zauberhafte Charaktere und Humor | – Die Beziehungen können nicht scheitern |
+ Der Titel kratzt trotz Niedlichkeitsfaktor an wichtigen, tabuisierten Themen | – Aktuell nur in englischer Sprachausgabe |
+ Exzellente Switch-Portierung und hervorragende Akkunutzung | – Das Ausziehen hat keine Konsequenzen |
+ Hoher Wiederspielwert (New Game+) | |
+ Das „Nur noch ein Tag“-Prinzip passt perfekt zur Switch als Handheld-Konsole |
Offenlegung
Vielen Dank an Janbeh Games für den kostenlosen Key zum Spiel.