Die Zeit der Magical Girls ist eigentlich schon eine ganze Weile vorbei, vor allem auf Spielekonsolen konnte man sie eher selten erblicken. Doch wenn die Welt mal wieder im Chaos versinkt, ist es an der Zeit, dass sich ganz normale Mädchen aufmachen, die Welt zu retten und den Lauf der Zeit zu ändern. Compile Heart und idea Factory versuchen genau diese längst vergangene Zeit mit Omega Quintet wieder aufleben zu lassen und präsentieren uns singende Magical Girls, die die Welt beschützen sollen. Ob sie das auch wirklich hinbekommen, verraten wir euch in unserem Test zu Omega Quintet, das für die PlayStation 4 erschien.
Es ist vorbei!
Omega Quintet beginnt damit, indem euch erst einmal ein bisschen über die Welt erzählt wird. Demnach war es so, dass die Menschen in Frieden lebten, bis die Blares, sogenannte Schattenwesen, böse Monster, in die Welt einfielen und die Menschen zurückdrängten. Nur noch wenig Raum steht den Menschen zur Verfügung und die Blare versuchen immer weiter Herr über die Erde zu werden. Doch einige wenige junge Frauen sind in der Lage, den Monstern zu zeigen, wer das Sagen hat: Durch ihre magischen Stimmen können sie die Blare zurückdrängen und vernichten.
Wir als Spieler schlüpfen dabei in die Rolle von Otoha und ihrem Freund Takt. Sie träumt davon, eine mächtige Verse Maiden (der Fachbegriff für singende Magical Girls) zu werden, während er ihr auf Schritt und Tritt folgt und sogar später ihr Manager wird. Wie es die Umstände so wollen, muss die älteste Verse Maiden das Feld räumen, sodass Platz für unsere beiden Hauptfiguren ist – und damit sind wir auch schon mitten in Omega Quintet. Um nicht zu viel zu spoilern, verraten wir euch, dass das Spiel in verschiedene Episoden aufgeteilt ist, die im Schnitt etwa zwei Stunden dauern und sogar jeweils über ein Intro und ein Outro verfügen. Hier wurde sich große Mühe gegeben.
Zudem hat Omega Quintet ein großes Problem, doch zumindest wir konnten mit dem Titel überhaupt nicht warm werden und mussten uns ganz schön aufrappeln, um uns überhaupt an den Titel zu setzen. Es fehlt ihm am gewissen Etwas, was schade ist, da viele Spiele vom Entwickler eben genau dieses Etwas hat, das uns normalerweise stundenlang vor die Konsole fesselt.
Sechs mächtige Frauen?!
Typisch für die Spiele von Compile Heart steuert ihr selbstverständlich nicht nur Otoha oder Takt, sondern könnt wie immer auch den Anführer eurer Gruppe ändern und beispielsweise mit Aria (sehr interessante Verse Maiden mit Affinität für Katzen) spielen. Im Grunde könnt ihr wählen, wen ihr wollt: Ihr braucht in bestimmten Gebieten die verschiedenen Fähigkeiten der Verse Maiden, die in eurer Gruppe sind, allerdings müssen diese nicht als Leader ausgewählt sein, um die Fähigkeit einsetzen zu können. Kanadeko zum Beispiel ist sehr stark und kann somit Baumstämme oder andere schwere Sachen aus dem Weg räumen, während Otoha verschlossene Kisten öffnen kann.
Wir sprachen schon so oft über Takt: Takt ist tatsächlich ein junger Mann, der als erstes männliches Wesen in den Genuss kommt, im Team der Verse Maiden zu arbeiten. Als Manager ist es seine Aufgabe, auf seine Damen acht zu geben, das bedeutet, dass ihr ihn ebenfalls im Kampf einsetzen könnt. Hierbei ist es im Vorfeld ratsam, zu überlegen, welchem Mädchen er zu geordnet werden soll. Ihr könnt Takt mit jeder verfügbaren Verse Maiden “paaren”, so steht er ihr als Unterstützer und Beschützer im Kampf zur Seite. Greift ihr also an, könnt ihr rechtzeitig X drücken und Takt setzt einen weiteren Angriff hinterher. Wird das gepaarte Mädchen angegriffen, so kann Takt sich schützend vor sie stellen und Schaden absorbieren. Gesondert kann man Takt allerdings nicht einsetzen, aber so ist er ein nützlicher Sidekick.
Ansonsten unterscheiden sich die Mädchen durch ihre Startwaffen. Aria beispielsweise kämpft mit Fächern, während Nene mit Gewehren unterwegs ist. Wenn euch die Waffenauswahl nicht gefällt, könnt ihr sie natürlich jeder Zeit ändern, gesetzt dem Fall, dass ihr genügend andere Waffen zur Verfügung habt. Diese könnt ihr entweder in den einzelnen Gebieten beim Erkunden finden oder aber ihr stellt sie selbst her. Wichtig ist es jedoch, dass ihr ebenfalls die Waffen levelt, so machen die Mädchen am Ende auch mehr Schaden. Die Waffen leveln übrigens bei jedem Kampf automatisch mit, jedoch immer nur diejenige, die ihr auch gerade ausgerüstet habt.
Zum Kampfsystem lässt sich sagen, dass es rundenbasierend ist und ähnlich wie andere JRPGs funktioniert: Ihr könnt entweder mit einem Skill angreifen oder mit einer normalen Attacke. Seid ihr auf einem höheren Level, könnt ihr auch mehr Angriffe pro Runde durchführen. Ärgerlich ist hierbei nur das Anvisieren der Gegner, da dies meist irgendwas anvisiert nicht aber den Gegner, den man gern hätte. Hier hätte ein bisschen mehr Logik sein müssen.
Unstimmigkeiten…
Wo wir schon so viel über Takt geredet haben, ist es an der Zeit auch über die eher unschönen Unstimmigkeiten zu sprechen. Ihr spielt Takt nur, wenn ihr euch im Office befindet, im Feld selbst spielt ihr als die gewählte Verse Maiden. Allerdings hat Takt nicht gerade eine wirklich männliche Stimme: Nutzt ihr ihn im Office und wählt verschiedene Menüs an, so hört ihr immer die Stimme von Otoha, die die verschiedenen Aktivitäten kommentiert. Das ist nicht gerade passend und wirkt stellenweise auch viel zu übertrieben. Dabei hat Takt eine recht schöne Synchronstimme, warum diese nicht genutzt wird, ist uns ein Rätsel.
Zudem ist es schade, dass sich die Profilbilder der einzelnen Verse Maiden nicht anpassen, wenn man das Mädchen anpasst. Man kann im Make up Studio sowohl die Frisur als auch die Haarfarbe und die Augenfarbe anpassen – sofern man diese Dinge bereits freigeschaltet hat – aber auf die Profilbilder, die im Kampf oder auch während der Gespräche angezeigt werden, hat das keinerlei Einfluss, was sehr schade ist, da man so die Änderungen nur im offenen Feld und im Kampf direkt sieht.
Eine große Unstimmigkeit findet sich im Kampfsystem selbst: Erst wird einem erklärt, dass man die Gegner mit dem Gesang vernichten kann, aber so wirklich niemand singt, um die Gegner zu besiegen. Warum singen sie nicht wenigstens ihre Angriffe oder geben besondere Töne von sich, wenn doch dies angeblich das Mittel ist, um die Gegner zu besiegen? Das ist absolut unstimmig und nicht nachvollziehbar – auch wenn das selbstverständlich trotzdem keine Abbrüche am Kampfsystem tut. Aber unstimmig ist es trotz allem.
Zeit zum Erkunden!
Eines hat Omega Quintet allerdings anderen Spielen desselben Entwicklers voraus: Ihr habt unheimlich große Gebiete, die ihr erkunden könnt. In viele Gebiete müsst ihr sogar später noch einmal zurückkehren, da einige Teilstücke nur durch bestimmte Abilities geöffnet werden können. Dadurch erscheinen die Gebiete zunächst recht klein, vor allem wenn man denkt, dass sie eine ähnliche Größe haben wie aus anderen Compile Heart Spielen, doch kehrt man später zurück, erstreckt sich erst das volle Ausmaß. Selbstverständlich erwarten euch in den einzelnen Gebieten auch Gegner, die ihr besiegen könnt. Ob ihr dies tut, ist allerdings euch überlassen, da die Spawnzeit recht kurz ist, sodass es sich oft gar nicht lohnt, die Gegner zu besiegen, schließlich sind sie bald wieder da. Das kann stellenweise sehr nervig werden. Allerdings sind die Gebiete auch nicht sonderlich hübsch gestaltet, sodass man sich nicht wirklich lange aufhalten möchte.
Level und andere Dinge
In Omega Quintet stehen euch sehr viele Dinge zur Verfügung, die ihr level könnt: Ihr könnt natürlich selbst im Level aufsteigen. Nach jedem Kampf gibt es selbstverständlich eine gewisse Anzahl an Erfahrungspunkten, die euch im Level aufsteigen und euch stärker werden lässt. Dazu gibt es noch die Möglichkeit, euer Waffenlevel aufsteigen zu lassen. Hier sammelt ihr auch einfach Erfahrungspunkte pro Kampf, die automatisch euer Waffenlevel ansteigen lässt. Dies hat dann Auswirkungen auf den Schaden, den ihr macht, aber auch auf die Waffenführung selbst, sodass ihr weniger oft daneben schlagt. Zu guter Letzt gibt es dann noch die Beziehung zu Takt, die ebenfalls pro Kampf steigt und ihm mehr Kraft verleiht.
Neben den normalen Erfahrungspunkten erhaltet ihr noch Punkte, die ihr in der Skillanalyse einsetzen könnt, um weitere Skills und Fähigkeiten zu erlernen. Je nach Skill braucht ihr unterschiedlich viele Punkte. Etwas blöd ist nur, dass jede Verse Maiden dieselben Fähigkeiten lernen kann, was ihnen ganz schön die Individualität nimmt, da sich so erst recht jedes Mädchen gleich spielen lässt. Takt hat übrigens auch die Möglichkeiten, Skills zu erlernen, doch bei ihm konzentriert sich eher alles auf die Art, wie ihr ihn einsetzen könnt: Entweder als Angreifer oder Beschützer.
Wer sich neben der Hauptstory langweilt, kann auch in der Stadt verschiedene Nebenquests annehmen und so noch mehr Geld, Erfahrungspunkte oder Items bekommen. Die meisten Nebenquests nötigen euch dazu, Items zu sammeln oder eine bestimmte Anzahl an Gegnern zu besiegen. Besonders innovative Schritte begeht man in Omega Quintet leider nicht, auch wenn ein bisschen mehr möglich gewesen wäre.
Technisch keinen Grammy
So umfangreich Omega Quintet auch ist und so innovativ man auf der PlayStation 4 auch sein wollte, so sehr musste leider die Technik drunter leiden, auch wenn es keine großartigen Bugs oder dergleichen gibt. Leider flimmern die Kanten und Ebenen ziemlich stark, dass man fast schon glaubt, einen Haufen Ameisen über die Gebiete klettern zu sehen. Dadurch kommt es allerdings auch zu einem recht hohen Maß an Tearing, was wirklich nicht sein müsste. Es wirkt fast so als wäre man mit der PlayStation 4 ein wenig überfordert gewesen, da die einzelnen Charaktere schon recht hübsch gestaltet sind und kaum grafische Mängel aufweisen.
Dafür ist der Soundtrack recht schön, auch wenn die Siegesfanfare am Ende eines Kampfes fast schon nervig erscheint. Um einiges nerviger sind dann noch die Synchronstimmen. Versteht das nicht falsch, die Stimmen an sich sind sehr passend gewählt und die Sprecher machen das auch wirklich ziemlich gut, leider ist an der Umsetzung aber irgendwas schief gegangen. Besonders in Kämpfen hat man ein Wirrwarr an Stimmen, die vollkommen unnütz irgendwelches Zeug von sich geben. Untermalt wird das Ganze von Ayumi, die vom Office aus das Kampfgeschehen kommentiert und dann so Kommentare wie “Takt, don’t block the camera so much” abgibt. Was sich dabei gedacht wurde, kann man nur schwer sagen, wir jedenfalls finden es durchaus nervig.
Ebenso nervig sind die Figuren an sich, wenn man sich mit ihnen im normalen Feld befindet. Hier wird am laufenden Band irgendwas kommentiert, laut geatmet oder irgendwas vor sich hin gesungen, was wirklich absolut keinen Sinn ergibt und einen jedes Mal aufhorchen lässt, in der Hoffnung, dass doch irgendwas Sinnvolles von sich gegeben wird. Leider ist dies in den seltensten Fällen der Fall. Schade. Und generell wiederholen sich diverse Sprüche einfach viel, viel zu oft, einige ergeben zudem nicht mal Sinn. Nene zum Beispiel ruft ganz oft beim Schießen “Promise” (dt. Versprechen), aber der Sinn hat sich uns absolut nicht erschlossen, warum sie das tut. Vor allem sind es diese Sachen, die den Spielspaß mindern, weil es einem stellenweise nur noch auf die Nerven geht. Ebenso wie das seltsame Anivisieren bei den Kämpfen, so was muss einfach nicht sein und ließe sich unter Garantie auch anders darstellen.
Singen wir, um die Welt zu retten?
Es ist eine schwierige Sache mit Omega Quintet: Zum einen hat es schon eine interessante Geschichte und ein recht innovatives System, zum anderen motiviert es an keiner Stelle. Die Geschichte rund um die Verse Maiden und eine Welt, die am Abgrund steht, ist zwar nicht unbedingt neu, ist allerdings schon recht unterhaltsam, wurde jedoch leider absolut nicht bis zum Ende gedacht, sodass von den singenden Verse Maiden nicht unbedingt viel zu hören ist – vor allem im Kampf nicht.
Hinzu kommt, dass Omega Quintet an vielen Stellen fast schon nervend ist, vor allem im Kampfgeschehen, wenn sich die vielen Synchronsprecher ein Wettrennen liefern, wer nun wie viel unnützes Zeug von sich gibt. Das ist schade und sind wir auch vollkommen anders gewöhnt. Auch technisch kann Omega Quintet leider nicht mithalten, bietet zwar keine großen grafischen Bugs, aber leidet immerhin an Kanten- und Ebenenflimmern und Tearing, was ebenfalls nicht hätte sein müssen, aber was wohl zum Teil der neuen Technik für die Entwickler liegen muss. Leider ist Omega Quintet nicht das erhoffte JRPG für die PlayStation 4, was sehr schade ist, da es an diesem Genre auf Sonys neuer Konsole doch noch sehr mangelt. Aber man soll bekanntlich die Hoffnung nicht aufgeben und möglicherweise findet ja doch der eine oder andere Gefallen an Omega Quintet.
Pro | Contra | ||
+ Interessante Geschichte/Idee… | – … die leider nicht vollkommen durchdacht wurde | ||
+ Gut gewählte Synchronstimmen… | – … die einem im Kampf den letzten Nerv rauben können | ||
+ Großer Umfang | – Heftiges Kanten/Ebenenflimmern und Tearing | ||
+ Episodenhafter Aufbaue mit Intro/Outro | – Fehlende Motivation | ||
+ Schöner Soundtrack | – Seltsames Anvisieren im Kampf | ||
+ Große Gebiete | – Viele Unstimmigkeiten | ||
– Sprüche im Kampf ergeben oft überhaupt keinen Sinn | |||
– Monster spawnen viel zu schnell wieder |
- Grafik: 67
- Sound: 70
- Umfang: 85
- Gameplay: 65
- KI: 62
Spielspaß: 60
- Story: Die Story kann irgendwie an keiner einzigen Stelle fesseln und ist auch nicht sonderlich innovativ.
- Frustfaktor: Absolut nicht vorhanden, es sei denn man wird durch die verschiedenen nervigen Synchronstimmen frustriert.
- Wiederspielwert: Der ist leider so gut wie gar nicht gegeben.
- Design/Stil: Im Stil bleibt man typischen Spielen von Compile Heart treu.
- Musik: Der Soundtrack ist ganz okay, leidet aber sehr stark an den nervigen Synchronstimmen, die vor allem im Kampf den Spieler an seine Grenzen treiben.
Information: Der Review Code zu Omega Quintet wurde uns von idea Factory zur Verfügung gestellt.
Informationen zum Testgerät
Plattform: PlayStation 4
Version: Standard
Hardware: Standard, ohne ausgetauschte Hardware
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 8 Monate