Beinahe 14 Jahre ist es her, dass das erste Ratchet & Clank für die PS2 erschien und nur ein Jahr nach Naughty Dogs Jak und Daxter ein weiteres Heldenduo bereit für viele weitere große Auftritte machte. Tatsächlich sind uns der Lombax Ratchet und die „Blechbüchse“ Clank mit einer gewissen Verlässlichkeit erhalten geblieben. Nach einigen Experimenten und kurzer Pause kam nun, was kommen musste: Ein Remake des ersten Teils, der noch dazu das Spiel zum Film rund um Ratchet und Clank sein soll. Wir berichten euch im Test von der Qualität des PS4-Debüts.
Best of Ratchet & Clank
Dass Ratchet & Clank auch das Spiel zum Film sein soll, merkt man zum Beginn und auch später durch einige eingestreute Gags – Captain Qwark gefällt es nämlich gar nicht, dass hier einfach ein Film ohne seine Erlaubnis veröffentlicht wird. Ansonsten schätzen wir, dass Ratchet & Clank auch ohne die Existenz des Filmes genau so hätte erscheinen können, wie es nun erschienen ist – Auch wenn man teilweise durchaus den Eindruck hat, sich von Szene zu Szene zu hangeln. Es gibt nur relativ wenige Abschnitte im Spielverlauf, die wirklich lange dauern – Ausgelegt ist Ratchet & Clank auf schnelle und unkomplizierte Action mit eher kurzen Levels, was teilweise dazu führt, dass man eher das Gefühl hat, sich von einem Highlight zum anderen zu hangeln anstatt wirklichen Tiefgang zu erleben – Vielleicht ist da dann doch die Nähe zum Film.
Gewissermaßen wirkt Ratchet & Clank ohnehin wie ein „Best of Ratchet and Clank“, was es natürlich auch sein will: Während des Spieles kann man Karten sammeln, die z.B. Figuren und Waffen aus der Seriengeschichte zeigen. Einen Zweck haben die Karten auch: Vollständige Kartensätze sorgen für eine höhere Ausschüttung der wichtigen Bolts oder mehr Kartendrops, zudem schalten die Kartensätze zu den Waffen im Spiel stärkere Versionen derselben für den Herausforderungsmodus frei, der als zweiter Spieldurchgang zur Verfügung steht. Sammelt man alle in den Levels mehr oder weniger gut versteckte (über die Karte dann der Ort jederzeit angezeigt werden, dann muss man nur noch den Weg hin finden) Goldbots, schaltet man nach und nach Räume im insomniac Museum frei – Wir finden dieses aber eher unspektakulär, ein Nerdgasm dürfte wohl auch bei eingefleischten Fans ausbleiben.
Auch spielerisch sammelt man sich die Elemente zusammen, die wohl den Fans am besten und liebsten in der Erinnerung geblieben sind: So unternehmen Ratchet und Clank auch mal Einzelausflüge, sodass man auf die Fertigkeiten des jeweils anderen verzichten muss. Die Abschnitte mit Clank sorgen dann gegen Spielende zumindest für durchschnittliche Rätselkost, die relativ spaßig angelegt ist. Dafür fehlt es hier ein ganz kleines bisschen an Abwechslung, die jedoch durch die Sympathie des Helden gut wettgemacht werden kann.
Hardcore? Nö…
Ratchet & Clank ist also ein sehr kurzweiliges Abenteuer, zu kurz fällt das Abenteuer aber nicht aus: Für einen einmaligen Durchgang benötigt man rund zehn Stunden, und dann auch schon, wenn man so ziemlich alles Mögliche erledigt. Ärgerlicher ist, dass sich das Erkundungspotential der eigentlich sehr hübschen Planeten in Grenzen hält – Man hat schnell alles gesehen und gefunden, wirklich epische Erlebnisse fehlen auch hier. Vor allem echte Fans werden aber noch einmal einen Durchgang im „Herausforderungsmodus“ wagen und dann nochmal zurückkehren.
Nun ist dieser so ganz anders, als man vielleicht erwarten würde: Wie schon erwähnt könnt ihr (noch) bessere Versionen eurer Waffen in diesem Modus durch die Sammelkarten freischalten, was bedeutet, dass ihr beinahe übermächtig seid. Ratchet & Clank ist vor allem für Kenner der Serie keine große Herausforderung – Nicht einmal auf hohem Schwierigkeitsgrad. Und während der Herausforderungsmodus verspricht, das zu ändern, wird das Spiel eher noch leichter, denn ihr behaltet Waffen und Ratchets Level, d.h. seine stark erhöhten Lebenspunkte. Zwar machen Feinde auch mehr Schaden, aber wer sich halbwegs geschickt anstellt, muss sich nicht einmal treffen lassen, das sorgt wiederum für einen höheren Bolt-Multiplikator, also habt ihr mehr Geld, um die restlichen Waffen noch schneller auszubauen… Nach und nach werdet ihr zum Über-Lombax.
Zur eigentlich Herausforderung im Herausforderungsmodus werden einige Stellen im Spiel, die man vorher eher nebenbei erledigt hat, zum Beispiel die Hoverboard-Rennen oder eine Flucht aus der Kanalisation, da hier die KI auf Speed gepimpt wurde und wirklich etwas tricky zu schlagen ist – Nicht die sinnvollste Designentscheidung. So richtig aus der Reihe tanzt bei allen Durchgängen dann nur der Endkampf oder generell die letzte halbe Stunde – Hier scheint insomniac plötzlich aufgefallen zu sein, dass man auch noch was für erfahrene Spieler in petto haben sollte. Vor allem, wer beim ersten Durchgang noch nicht über mächtig viel Waffenpower verfügt, könnte beim fiesen Boss ganz schön auf die Lombax-Schnauze fallen. Startet man das Spiel aber neu, kann man sich zuerst einmal anderen Aufgaben widmen, um die eigene Waffenkraft aufzurüsten.
Von Schafen und Discokugeln
Ratchet & Clank wäre natürlich nicht Ratchet & Clank, würde man irgendwelche Waffen sammeln – Nein, natürlich gibt es eine ordentliche Auswahl an Wummen, die nicht nur über Explosionskraft verfügen, sondern teilweise schlichtweg witzig sind. So kann man Gegner in Schafe verwandeln oder mit einer Discokugel zum Tanzen bewegen – Und selbstverständlich könnt ihr das alles auch kombinieren.
Bei der Implementierung der Spielelemente hat insomniac ganz vorzüglich auch wieder auf kleine Details geachtet und nichts von seiner früheren Kunst verlernt. Beim Einsatz der Discokugel fangen auch zuvor verwandelte Gegner an zu tanzen, sowie auch befreundete NPCs und Co – Eben alles Lebendiges, was sich so in der Gegend aufhält, auch die Fische im Wasser.
In dem Arsenal von knapp 20 Waffen werdet ihr schnell Favoriten herausgepickt haben – Diese könnt ihr auf den Schnellzugriff per Steuerkreuz legen, alle anderen stehen im traditionellen Waffenrad zur Verfügung. Da man sich auch bei den Waffen Highlights aus bisherigen Spielen herausgesucht hat, wirkt insbesondere der „Brenner“, Ratchets Standardwaffe, dieses Mal unglaublich lahm und kann kaum etwas ausrichten.
Egal, welche Waffen ihr zum Einsatz bringt: Ratchet & Clank ist eines der effektgeladensten Abenteuer, die ihr derzeit spielen könnt. Explosionen, jede Waffe mit ihren eigenen Bumm-Effekten, umherfliegende Teile und vor allem die Bolts, die Ratchet magnetisch auch aus der Ferne einsammeln kann: Auf dem Bildschirm ist beim Spielen von Ratchet & Clank immer was los.
Optisch sieht Ratchet & Clank dabei größtenteils richtig aus – Negativ fällt manchmal nur die starke Treppchenbildung auf, aber daran müssen wir uns ja auch in der aktuellen Konsolengeneration einfach noch gewöhnen. Einige Stellen im Spiel gibt es aber, da wirken die Hintergründe nicht mehr wirklich zeitgemäß – Angesichts des tollen Charakterdesigns und der großartigen Animationen sowie des hohen Detailreichtums kann man das aber verschmerzen.
Nicht ganz stabil bleibt indes mitunter die Bildrate – In manchen besonders effektgeladenen Gefechten bricht die Framerate beim Einsatz bestimmter Waffen mal ganz gerne ein. Es gibt keine großartigen Ruckler, jedoch sind die Einbrüche teilweise dennoch deutlich spürbar. Auch spielerisch gibt es teilweise einige Momente, die etwas aus dem Spielfluss reißen: So fallen immer wieder kleinere Bugs auf wie zum Beispiel Spalten, in denen Ratchet hängen bleibt oder die miese Kollisionsabfrage bei den Hoverboard-Rennen. Hier und da wäre bei der Optimierung also noch Luft nach oben gewesen.
Fazit: Eine Best-of-Basis für die Zukunft
Ratchet & Clank wirkt technisch und spielerisch wie ein Best-of aus vierzehn Jahren Geschichte des Maskottchen-Duos. Die Jungs von insomniac games haben sich spielerische Highlights und die besten Wummen herausgepickt und sie zu einem extrem kurzweiligen und effektgeladenen Abenteuer mit den beiden sympathischen Helden verwoben. Und während so nie Langeweile aufkommt und der Witz an der Sache auch nie zu kurz kommt, lässt Ratchet & Clank auf der anderen Seite genau durch diesen Charakter ein kleines bisschen Tiefgang ebenso wie Herausforderung vermissen: Nur der ungünstig ausbalancierte Endboss bleibt als wirklich frustrierende Stelle in Erinnerung, ist aber mit der richtigen Waffenpower auch gut zu meistern. Spätestens wenn man sich zwei Mal von Highlight zu Highlight gehangelt hat und dann wirklich alles gesehen hat, bleibt der Eindruck, dass insomniac hier einen tollen Wiedereinstand abgeliefert hat, der die bisherigen Qualitäten der Reihe auf den Punkt bringt. Fürs nächste Mal kann man sich aber mehr von allem wünschen: Mehr Herausforderung, mehr Tiefgang, mehr Neuerungen… Wir werden sehen, was die Zukunft für das Heldenduo bereithält.
Pro | Contra | ||
+ Spektakuläres Effektefeuerwerk | – Highlight an Highlight statt echtem Tiefgang | ||
+ Kurzweilig und flink | – Fehlende Herausforderung | ||
+ Tolle Waffen | – Bildrate nicht immer stabil | ||
+ Best-of Charakter | – Kleine Bugs und spielerische Unzulänglichkeiten (z.B. Hoverboarden) | ||
+ Größtenteils sehr gute Optik | – Endboss im Vergleich zum Rest zu hart |
- Grafik: 85
- Sound: 85
- Umfang: 79
- Gameplay: 80
- KI: 85
Spielspaß: 84
Singleplayer:
- Story: Viel Witz und Humor und die Geschichte zweier Helden. Gefällt uns gut und fällt aus wie erwartet.
- Frustfaktor: Kaum vorhanden – Nur der Endboss kann mächtig fies sein.
- Wiederspielwert: Für Actionfans und Trophäenjäger relativ hoch. Auf jeden Fall bekommt man ein rund zehnstündiges, kurzweiliges und actionreiches Abenteuer.
- Design/Stil: Charakter- und Leveldesign sind hervorragend, die Optik bis auf kleine Ausreißer sehr gelungen.
- Musik: Musik und Effekte passen, die Synchro ist teilweise „nur“ solide.
Informationen zum Testgerät
Plattform: PlayStation 4 500GB
Hardware: Standard, ohne ausgetauschte Hardware
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 2 Jahre, 5 Monate (PS4 Launchkonsole)
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