Dokumentiere auf einem entspannten Roadtrip deine Welt, um mit den Nachfahr:innen zu teilen, was die Welt lebenswert machte: So oder so ähnlich lässt sich deine Aufgabe in SEASON: A letter to the future zusammenfassen. Scavengers Studio liefert einen gewaltfreien, teils gar meditativen Titel, dem hier und da aber Kleinigkeiten fehlen, um selbst in ausschließlich positiver Erinnerung zu bleiben. Ich habe das Spiel auf PS5 getestet und verrate dir in unserer Review, ob sich das Spiel für dich lohnt.
Tschüß, Welt
Die Hauptfigur in SEASON: A letter to the future bricht auf eine traurige, aber wichtige Mission auf: Ihre Dorf erwartet das Ende des aktuellen Zeitalters, einen Neuanfang für die Gesellschaft. Sie nimmt Abschied von ihrem Dorf, um sich auf den Weg zu machen, das Dorf selbst und die Außenwelt zu dokumentieren, mit Schrift, Bildern und Tonaufnahmen, um die Welt, so wie sie ist, für die Menschen danach begreifbar zu machen.
SEASON: A letter to the future ist ein Spiel, das sich intensiv damit auseinandersetzt, was es wert ist, sich daran zu erinnern. Erinnerungen, Emotionen und Freundschaften und Familie sind die zentralen Elemente, die festgehalten werden wollen. Gleichzeitig erzählt SEASON: A letter to the future aber auch viel von seiner Gesellschaft bzw. von mehreren Gesellschaften. Ein Krieg, der ein bereits vergangenes Zeitalter darstellte, scheint die Welt maßgeblich geprägt zu haben. Unsere Hauptfigur kommt aus einem friedlichen Dorf namens Caro, das weitestgehend abgeschottet von der restlichen für sich funktionierte.
SEASON: A letter to the future erzählt von einem Aufbruch in eine ungewisse Zukunft und auch von den Einflüssen, die andere Menschen und geteilte Erinnerungen auf eine:n haben. Es ist insgesamt eine schöne Erzählung, die in den größten Teilen auch gelungen ist. SEASON: A letter to the future erzählt durch seine Welt, die Erzählungen der Hauptfigur, aber durch Begegnungen mit einer Handvoll anderer Leute, die man im Laufe des Abenteuers trifft. !B
Hallo, Welt
Um das hinter sich zu lassen, was ganz offensichtlich bald vorbeigehen wird, ist es in SEASON: A letter to the future also erst einmal entscheidend, das zu erleben und aufzufangen, was gerade ist. Dazu machst du dich mit einem Fahrrad, das du selbst aussuchen kannst, auf den Weg in die Welt.
Nach der Einführung macht SEASON: A letter to the future dir relativ wenig Vorschriften: Es lädt dich dazu ein, alles aufzunehmen, was dir wichtig erscheint. Ein paar Dinge gibt es, die du aufnehmen „musst“, aber bei denen ist es auch immer auf irgendeine Weise logisch, dass sie im Tagebuch auftauchen sollten. Doch genau dieses Tagebuch darfst du sehr frei gestalten: Die Seiten sehen am Ende größtenteils genau so aus, wie du sie angeordnet hast, mit den eigenen Bildern und Tonaufnahmen, die man mit der Kamera und Aufnahmegerät der Hauptfigur aufgenommen hat.
Insgesamt ist das Gameplay von SEASON: A letter to the future ziemlich entspannt: Wenn du zu Fuß unterwegs bist, ist es fast schon zu langsam, doch auf dem Fahrrad ist die Geschwindigkeit perfekt: Man kommt gut voran und kann dennoch die Spielwelt genießen. Diese ist definitiv ein Highlight von SEASON: A letter to the future: Sie bietet schöne Farben, viel Abwechslung und eine Umgebung, die definitiv in Erinnerung bleibt. !B
Holprige Momente
Am Ende sollte man insgesamt eher darauf schauen, was SEASON: A letter to the future aussagt als auf das, was es wirklich erzählt: So ganz passt es nicht, dass sich die Dokumentation der Welt am Ende im Grunde genommen auf ein einziges Tal beschränkt, was in einigen Tagen durch einen Dammbruch vernichtet werden wird. Hier löst eher der Gedanke aus, dass dies einer von mehreren Abschnitten sein könnte, aber tatsächlich nähert sich die Spielzeit von SEASON: A letter to the future nach dem Abschluss dieses Gebiets sehr schnell dem Ende.
Rund sechs Stunden Spielzeit sind es dahin, was durchaus okay ist. Schade ist, dass in dieser Zeit nicht technisch alles so rund ist, wie es sein könnte. Grundsätzlich wünsche ich mir für SEASON: A letter to the future glaube ich HDR Support. Das Bild wirkt teilweise etwas platt und es ist schwierig, die Helligkeit nachzujustieren. Ich glaube, mit HDR würde es besser aussehen, aber das gibt es ja bei den wenigsten Indie-Titeln. Ein echter Makel ist das also nicht, allerdings fällt das Bild somit etwas hinter der wirklich starken Soundkulisse zurück, die die Welt gut zum Leben erweckt.
Generell wäre nämlich grafisch noch mehr Feinschliff drin gewesen: Die Performance von SEASON: A letter to the future ist auf PS5 nicht ganz einwandfrei, es kommt zu Pop-Ups und mit dem Fahrrad oder auch zu Fuß verhakt man sich ganz gerne mal in Objekten und Dingen oder die Kollisionen funktionieren nicht ganz fehlerfrei. Da habe ich mich ab und zu geärgert, da manche Momente dahingehend leicht frustrierend sind, während SEASON: A letter to the future eigentlich ein entspanntes, in Teilen fast schon meditatives Erlebnis ist.
Woran es SEASON: A letter to the future auch noch etwas mangelt, ist ein Wiederspielwert, was man sogar schon beim ersten Durchgang merkt. Für ein paar Kleinigkeiten im Tagebuch, also um dieses zu vervollständigen, muss man nämlich in bereits bekannte Orte in der Spielwelt zurückzukehren, zum Beispiel, um ein Radio zu nutzen oder zu einer Gottheit zu beten. Das ist aber fast etwas nervig, vor allem, weil man beim ersten Besuch des Ortes vermutlich mehr Zeit damit verbracht hat, herauszufinden, ob man etwas übersieht, um alle Elemente zu vervollständigen. Kehrt man später zurück, hat der jeweilige Teil der Spielwelt schon seinen Reiz verloren und es ist weniger spannend, nochmal durch dieselbe Umgebung zu fahren.
Am Ende bringt SEASON: A letter to the future auch einige Entscheidungen mit, die ziemlich wichtig erscheinen, ob sie aber einen Unterschied machen, könnte ich nur mit einem kompletten zweiten Durchgang herausfinden, da man nicht irgendwo während des Spieles nochmal einsteigen kann. !B
Fazit: Eine emotionale Reise über das Erinnern und Vergessen
SEASON: A letter to the future ist ein emotionales Abenteuer, das sich intensiv mit der Frage beschäftigt, was es wert ist, sich daran zu erinnern – und was es bedeutet, Dinge zu verlieren oder zu vergessen. Mit dieser Erzählung und seiner wunderschönen Spielwelt kann SEASON: A letter to the future begeistern. Es überzeugt aber eher mit seiner Botschaft als dem tatsächlichen Inhalt, denn der Mission, die komplette Außenwelt des zurückgezogenen Startdorfes aufzuzeichnen, wird das rund sechsstündige Abenteuer nicht wirklich gerecht. Auch ein paar technische Fehler gibt es es während des Abenteuers, die vor allem im grafischen Bereich auffallen. Als gewaltfreies, teils meditatives Adventure ist SEASON: A letter to the future definitiv zu empfehlen, doch hier und da bleibt der Eindruck, das noch nicht alles aus diesem Zeitalter erzählt wurde.
Pro | Contra |
---|---|
+ Wunderschöne Spielwelt | – Technische Makel (Pop-Ups, Performance nicht immer gut) |
+ Emotionale Erzählung über Erzählung und Vergessen | – Gefahr von Steckenbleiben in der Spielwelt |
+ Gewaltfreies Gameplay | – Inhaltlich nicht ganz rund |
+ Meditative Elemente | – Backtracking / wenig Wiederspielwert |
(- HDR Support schmerzlich vermisst) |
Offenlegung
Wir haben einen Reviewkey zu SEASON: A letter to the future erhalten.
- Gamer’s Palace geht in eine Pause - 21.12.2023
- Sony enthüllt das neue PS5 Modell - 10.10.2023
- Fate/Samurai Remnant (PS5) im Test – Ein intensives Abenteuer - 04.10.2023