Split Fiction (Xbox) im Test – Arbeit, Aufregung und Abwechslung

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Da wir doch eine oder andere Stunde Spaß mit It Takes Two von Hazelight hatten, haben wir uns sehr auf das neueste Abenteuer gefreut: Split Fiction sollte uns mal wieder dazu bringen, gemeinsam vor dem Fernseher zu sitzen und zu spielen. Geschafft hat es das zumindest, und wir haben uns voller Tatendrang in die Welten geschmissen, wurden jedoch zunehmens enttäuschter. Wir haben Split Fiction, das Co-Op-Abenteuer, auf der Xbox Series X gespielt, Grund genug, euch in unserem Testbericht zu unserer eigenen Reise in diesem fantastischen Science-Fiction-Abenteuer mitzunehmen.

Gleich vorweg: Die Geschichte in Split Fiction konnte uns nicht durchgehend begeistern, da sie bereits bekannten Erzählstrukturen folgt und wenig Neues mit sich bringt. Ihr fehlt es in den meisten Momenten an Tiefgang, auch wenn es einige sehr emotionale Situationen gibt, die gut dargestellt wurden.

Split Fiction folgt den beiden Protagonistinnen Mio und Zoe, beide leidenschaftliche Autorinnen, die bislang noch nichts veröffentlicht haben. Der Tech Konzern Rader Publishing hat einige unveröffentlichte Autor:innen eingeladen, unter dem Deckmantel, verschiedene Ideen zu besprechen und zu schauen, was man daraus wirklich veröffentlichen kann. Dass jedoch alle eingeladenen Personen in eine Kapsel gesperrt werden sollen, damit die Ideen extrahiert und von Rader verwendet werden können, war nicht Teil des Deals. Na ja, und dann kommt es wie kommen muss: Mio erkennt, was Sache ist, wehrt sich und strudelt direkt in Zoes Kapsel hinein. Der Grundstein für Split Fiction ist gelegt.

Nachdem der erste Schock von beiden überwunden ist, finden wir Glitches – also quasi Fehler im System – und hetzen zwischen Fantasy und Science Fiction Welten hin und her, um irgendwie wieder rauszukommen und zu verhindern, dass der Tech Konzern seine Pläne umsetzt. Ein bisschen spielt sich Split Fiction wie sich ein Dystopie-Roman der 2010er Jahre liest und genauso vorhersehbar ist auch vieles.

Immerhin ziemlich cool finde ich die verschiedenen Welten und ihre Geschichten, die wir bereisen, auch wenn wir wenig über die Welt erfahren: Mio hat in der Regel keine Lust über ihre Welten zu reden oder das zu hören, was sich Zoe zu ihren Werken ausgedacht hat. Mio spielt dabei die klassische Unnahbare, während Zoe die Strahlefrau höchstselbst ist und das Ganze sehr spannend finde. Ehrlich gesagt fühle ich Zoe sehr, ich wäre auch super aufgeregt, wenn ich in meiner eigenen Schöpfung sein könnte. Generell kann ich mich sehr gut mit Zoe identifizieren, was mir ein gutes Gefühl gibt – auch ihre Welten machten mir in der Regel viel mehr Spaß.

In Split Fiction gibt es Hauptstränge, die die Hauptstory vorantreiben. Hin und wieder findet man auch einen Nebenstrang, der dann in das jeweils andere Genre zurückwechselt und definitiv zu den Highlights des Spiels gehört. Wenn es die Nebenstränge nicht geben würde, wären wir vermutlich wirklich zu frustriert gewesen, um noch weiter zu spielen. Sie lockern das Ganze sehr stark auf – und punkten mit sensationellen Ideen. Vom Mondmarkt waren wir fasziniert: Dort können wir zaubern und die Welt erkunden, es gibt Dinge zu sehen und sogar Wesen, die dort leben. Während beispielsweise das Anfangs-Level mit den Schweinchen, die Regenbögen pupsen, und die später zu Würstchen verarbeitet werden eine fantastische und komödiantische Darstellung der Wurstherstellung ist – darüber schmunzle ich auch jetzt noch viel.

Auch bieten die Nebenstränge manchmal genug Raum, um auch mal durchzuatmen – das kann ich von den Hauptsträngen mitunter nicht wirklich behaupten. Es gibt so viele Momente, wo wir unsicher um die Ecken in den generischen Gängen geschaut haben und uns fragten, ob es schon vorbei sein – nur um direkt in die nächste Falle zu laufen und um unser Leben zu bangen. Viele Momente fühlten sich für uns nicht nach „Hey, wir spielen mal noch eine Runde Split Fiction, um vom Alltag runterzukommen“ an, sondern eher nach „Uff, hast du Lust? Vielleicht schaffen wir es ja heute endlich durch“ an. Gerade weil es so viele Situationen gibt, die einfach nur aus Weglaufen und Endgegnern bestehen und man das Gefühl hat, von einer Misere in die nächste zu rennen.

Es gibt einige Situationen, die wirklich schön sind und Spaß machen, gerade dann, wenn wir ohne Stress uns gegenseitig durch die Level manövrieren, doch der Großteil fühlt sich für uns einfach nur nach mühevoller Arbeit an, weil Split Fiction beschlossen hat, dass wir auch in schwierigen Situationen zusammenarbeiten müssen. Generell hatte ich immer wieder das Gefühl, dass die Co-Op-Elemente erzwungen waren, nur damit man bewusst beim Wegrennen scheitert und dann eben mehrfach versucht, wegzurennen und das richtige Timing erwischt. Sehr frustrierend.

Split Fiction ist ein Co-Op-Spiel, das bedeutet, du brauchst jemandem, mit dem du es gemeinsam spielen kannst. Das geht entweder zusammen im Couch-Modus oder übers Internet. Wir haben keine Ahnung, wie das Ganze mit jemandem übers Internet funktionieren soll – am besten noch jemand Fremdes. Hier hätte ich mir einfach auch die Möglichkeit gewünscht, mit einer KI zu spielen.

Die Spielzeit von etwa 12 Stunden hätte an einigen Stellen möglicherweise etwas gestrafft werden können, um den Spielfluss zu optimieren. Einige Momente haben sich definitiv angefühlt, als wären sie in die Länge gezogen worden.

Auf dem Weg zum magischen Mondmarkt.

Was ich Split Fiction und somit auch Hazelight jedoch zugutehalte, sind definitiv die verschiedenen Welten. Ein großer Fan bin ich von allen Fantasy-Leveln im Spiel, denn hier haben mich nicht nur die Outfits mit ihren vielen Details fasziniert, sondern auch die Spielwelten an sich. Wie durchdacht Zoes Level waren, besonders ihr Detailreichtum war bemerkenswert! Da kann sich Mio definitiv noch eine Scheibe von abschneiden. Doch nicht nur das, auch die verwendete Architektur ist großartig. Manu musste mich fast schon vom Eispalast wegzerren, damit ich mir nicht jeden Winkel und jeden Wirbel in der architektonischen Gestaltung anschaue. Das ist wirklich großartig und gut gelungen.

Gerne hätte ich die Welten ohnehin mehr erkundet. Vielleicht auf der Suche nach dem einen oder anderen Sammelobjekt, die es im Spiel leider gar nicht gibt, die das Ganze jedoch noch ein bisschen aufgelockert hätten. Es müsste ja auch nicht in jedem Level eins geben, aber gerade die, in denen es auch Zeit zum Erkunden gibt, weil man vielleicht mal Luft zum Atmen hat, würden sich sehr gut anbieten.

Neben den fehlenden Sammelobjekten hat mich jedoch auch die Leblosigkeit der Welten ein wenig traurig gemacht. Da gibt es angeblich gigantische Zukunftsmetropolen, in denen es dann nur Raumfahrzeuge und fliegende Autos gibt, weil es für das Gameplay förderlich ist, jedoch nicht um die Welt zu beleben. Wir laufen zum Beispiel auch durch U-Bahn-Systeme, treffen jedoch auf keinen einzigen anderen Menschen oder Wesen, die dort leben. Mehr Lebendigkeit hätte ich mir in Split Fiction gewünscht, um ein Gefühl für die Welten zu erhalten. So waren es lediglich, wenn auch sehr hübsche, Kulissen für Geschichten, die nur auf Zoes Seite für zwei ausgelegt waren.

Besonders in Mios Welt frage ich mich: Kamen die Gedanken für die Co-Op-Elemente aus Mios Geschichten oder hat Raders Maschine sie hinzugefügt? Zoes Geschichten sind fast immer für zwei ausgelegt, weil sie sie sowieso für sich und ihre Schwester Ella geschrieben hat. Doch Mio? Fehlanzeige.

Das ist der Eispalast! Ist er nicht schön?

Langweilig wird es in Split Fiction zum Glück nur in der Story, jedoch nie im für uns so gut wie fehlerfreiem Gameplay. Hazelight hat hier einen sauberen Titel präsentiert, der nicht nur grafisch überzeugt und gerade auf der Xbox Series X super flüssig läuft, sondern auch technisch vom Feinsten ist. Keine Fehler, keine Ruckler, nichts. Grandios technisch sauber. Das ist wirklich eines der größten Pluspunkte am Spiel: Wir mussten uns nicht durch Fehler arbeiten oder gar mit Fehlern arbeiten, um zum Ziel zu kommen, sondern konnten alles reibungslos verwenden.

Und das braucht es bei der Menge an verschiedenen Gameplay-Mechaniken in Split Fiction auch. Hier ist wirklich einiges geboten, von Wettrennen über Shooter-Einlagen und Flipper-Arcades bis hin zu Schieberätseln und hartnäckigen Endbossen. Wenn da irgendwas wirklich buggy gewesen wäre, wäre der Frust noch viel höher gewesen.

Einige Momente davon sind sehr großartig. Zum Beispiel all die, in denen wir wirklich harmonisch zusammenarbeiten können, wie zum Beispiel in der Flipper-Arena (bevor man sinnlose weglaufen muss) oder auch dann, wenn Mio und Zoe mal getrennte Wege gehen müssen, um zum Ziel zu kommen, aber sich gegenseitig den Weg frei räumen müssen. Diese Momente sind wirklich sehr schön und haben uns auch viel Spaß gemacht, wenn sie nicht jedes Mal damit geendet hätten, dass wir wegrennen oder uns einem Endgegner stellen müssen.

Besonders zum Ende hin ist Split Fiction jedoch wirklich zu einer Split Fiction geworden, denn statt, dass wir jeweils in einer Welt der jeweils anderen stecken, war jede in ihrem Genre und die Welten verliefen parallel, nur mit dem Unterschied, dass Zoe in einem Wald saß und Mio in einer Art Fabrik. Beides sah, mit dem jeweiligen Setting, gleich aus und wir mussten einen Weg durchfinden. Das war sehr großartig und auch so, wie wir uns das Spiel eher vorgestellt hätten.

Auf dem Bild wird ein Score von 67 Punkten angezeigt.

Selten haben wir so starke Erleichterung verspürt wie bei Split Fiction, als die Credits über den Bildschirm flackerten. Es entführte uns zwar auf eine abwechslungsreiche Reise durch unterschiedliche Fantasy- und Science-Fiction-Welten, punktete mit kreativen Ideen und technisch sauberem Gameplay, generierte jedoch Frust mit zu vielen Momenten. Der Geschichte mangelt es an Tiefe und Originalität, wobei jedoch die verschiedenen Welten in ihrer architektonischen Beschaffenheit für den einen oder anderen Stauner sorgten und von kreativer Vielfalt sprachen, auch wenn sie gerne auch lebendiger hätten sein können. Wir hätten uns viel mehr Situationen gewünscht, in denen wir harmonisch zusammenarbeiten können, statt hinter jeder Ecke den nächsten Hetzmoment erwarten zu müssen. Split Fiction war für uns eine mühevolle Abwechslung, die letzten Endes nur durch die Nebenstränge und die fantastischen Spielwelten einige erinnerungswürdige Momente schufen und dafür sorgten, dass wir nicht schon eher das Handtuch warfen.

ProContra
+ Die Nebenstränge sind definitiv die Highlights im Spiel– Die Hauptgeschichte folgt vorhersehbaren Erzählstrukturen und mangelt an Tiefgang
+ Die verschiedenen Welten und Gameplay-Mechaniken zeugen von Kreativität– Die Notwendigkeit der Zusammenarbeit führt oft zu Frustration und Trial-and-Error-Gameplay
+ Fehlerfreies und ruckelfreies Gameplay– Das Gameplay ist in vielen Momenten sehr anstrengend und besteht aus Weglaufen und Endgegnern
+ Besonders Zoes Fantasy-Level beeindrucken mit Detailreichtum und Architektur– Trotz der optischen Vielfalt wirken die Welten oft leblos
+ Es gibt Momente, in denen die Zusammenarbeit harmonisch ist und Spaß macht– Einige Passagen fühlen sich unnötig in die Länge gezogen an

Wir haben Split Fiction für die Xbox Series X selbst gekauft.

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Beatrice Eichhorn
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