Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands (Nintendo Switch) im Test – Inselerkundung mit wenig Überraschungen

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Stranded Sails verspricht eine Welt voller Abenteuer – und bedient sich einer Formel, die aktuell sehr beliebt ist und bei der eigentlich wenig schiefgehen kann. Eine Mischung aus Farming, Erkundung und Aufbau eines Lagers erwartet euch, gepaart mit Quests in einer offenen Welt. Ob die Mischung auch als Gesamtspiel überzeugt, erfahrt ihr im Test.

Der Beginn einer großen Reise

Der Spieleinstieg von Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands ist episch und verspricht ein großes Abenteuer: Der Protagonist, sein Vater als Kapitän und eine zugehörige Crew machen sich bereit für ein großes Abenteuer, mit dem Schiff soll es raus aus der gewohnten und offenbar ungeliebten Heimat gehen.

Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands lässt euch die Masten besteigen, die Segel setzen und in die Reise aufbrechen – die ersten Minuten sind die Vorboten eines epischen Abenteuers, das in vielen Belangen auch eine gute Figur macht. Die Reise läuft nämlich natürlich nicht wie erwartet: Die Crew erleidet Schiffbruch. Die ersten Aufgaben lauten, die Insel zu erkunden, mit uns angespülte Samen aus unseren Vorräten anzupflanzen, um etwas zu essen zu haben, und die über mehrere Inseln verteilte Crew wieder einzusammeln.

Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands tut gut darin, nach und nach verschiedene Spielelemente einzuführen. Aus unserem unerfahrenen Abenteurer wird so nicht nur ein Obst- und Gemüseexperte und Koch, sondern auch ein Erforscher, Baumeister und schließlich Kämpfer. Nach und nach findet man mehr über die Inseln heraus, auf denen wir gestrandet sind, baut das Lager aus, erntet mehr Essen und zaubert Gerichte daraus, erhält ein Ruderboot zum Erkunden der verbleibenden Inseln und sammelt schließlich sogar die Einzelteile eines alten Schwertes, um einige Kämpfe gegen Widersacher auf der Insel zu führen.

Beim Pflanzen der ersten Sorten besteht noch Faszination!

Ein böses Erwachen

Fast genauso böse wie das Erwachen der Crew nach dem Schiffbruch ist  die spielerische Offenbarung, die Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands nach einer Weile bietet. Das Spiel einige gute und außergewöhnliche Elemente, die allerdings von der Umsetzung her eher schwach sind und auch den Realismus nicht – wie von den Entwicklern eigentlich vorgesehen – bereichern, sondern eher das Erlebnis unnachvollziehbar machen. Bestes Beispiel: In Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands sorgt jede Tätigkeit – sogar das Laufen – für Erschöpfung der Spielfigur und man hat nur eine begrenzte Menge an Energie zur Verfügung. Aufgefüllt werden kann nur mit Proviant, von dem man aber wiederum auch nur eine begrenzte Menge mitnehmen kann, was auch im Spielverlauf nur unbedeutend erweitert wird. Geht einem die Energie aus, passiert … nichts, außer dass man wieder ins Lager zurückgebracht wird und dort aufwacht.

Immerhin bleiben alle Gegenstände im Inventar erhalten und grundsätzlich finde ich das Element durchaus gelungen, denn somit ist Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands in gewisser Weise einmal ein echtes Survivalspiel. Jeder Ausflug muss vorbereitet sein, was ich sehr begrüße – allerdings ist der Energieverbrauch dermaßen eklatant, dass es einfach unrealistisch ist. Vor allem Sprinten zieht die Energieleiste übermäßig leer. Dass der Weg mit dem Ruderboot zu einer der Inseln schon ungefähr die Hälfte der Energie aufbraucht, macht die Suchaufgaben frustrierend: In der Regel reicht es trotz vollem Proviant nicht für die komplette Erkundung der Insel, zumindest beim ersten Mal. Wird man so nicht gleich fündig, muss man mehrmals zur Insel fahren, aber zwischenzeitlich immer wieder ernten und kochen – die Abläufe gehen einem irgendwann in Fleisch und Blut über. Wie fast alles in Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands.

Das Spiel zwingt einen durch die Aufgaben immer wieder zur Erkundung der gleichen Orte. Immerhin befüllen sich Kisten mit zufälligen Inhalten über Nacht immer wieder, doch damit wird auch das Haushalten mit Rohstoffen ziemlich absurd. Der Bedarf ist sehr überschaubar, Nachschub aber nach einem Mal schlafen immer wieder vorhanden. Die Spielwelt ist mit ihrer Hauptinsel und den vier anderen einfach viel zu überschaubar, hält kaum Überraschungen und Gefahren bereit und hätte man nicht das stetig sinkende Energielevel in Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands integriert, das aber im Großen und Ganzen nur an den Nerven zehrt, wäre das Spiel auch umso schneller durchgespielt.

Dadurch, dass man so oft schlafen oder essen muss, verkommt nämlich auch das Anbauen und Ernten sowie das Kochen zu einer immer gleich ablaufenden Fließbandarbeit. Immerhin ist jede Frucht unterschiedlich und hat unterschiedliche Wachstumszeiten und auch die Handhabung ist realistisch – bei manchen Sachen muss man erst mal noch das Feld umgraben, während bei Tomaten oder Mais einfach wieder eine neue Frucht an derselben Pflanze wächst. Dadurch, dass auch der Ausbau des Dorfes eher oberflächlich bleibt und die Quests im Prinzip immer wieder die gleichen Aufgaben sind, bietet Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands bei unzähligen guten Ansätzen wenig, um seine Welt glaubhaft und fesselnd zu machen und mit Tiefgang auszustatten – und das trotz einiger Geheimnisse, die die Crew erst aufdecken muss. Dass wir auf cursed islands unterwegs sind, spielt aber irgendwie erst sehr spät eine Rolle – hier wäre atmosphärisch durchaus noch was drin gewesen.

Das Rudern geht einem irgendwann auf den Keks, da es immer wieder auf die gleichen Inseln geht.

Zu viel Mobilegamecharakter

Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands ist ein Konsolenspiel für immerhin 25€. Doch von seiner DNA her wirkt es fast eher so, als sei es ein Port eines Mobilegames, aus dem man die Bezahlfunktionen entfernt hat. Dass keine Zeit über dem angebauten Gemüse abläuft und man bei Erschöpfung auch einfach ein paar Diamanten zahlen kann, um an Ort und Stelle weiterzumachen, fehlt gerade noch, denn für ein echtes Erkundungs- und Aufbauspiel, das Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands eigentlich sein will, ist jedes Element einfach viel zu kurzlebig. Selbst die erst später im Spiel eingeführten Kämpfe und Dungeons sind kaum mehr als eines Mobilegames würdig. Irgendwie schade, denn mobile Spiele hat das übrigens deutsche Entwicklerstudio Lemonbomb Entertainment bisher nicht einmal gemacht.

Tiefgang versucht man mit dem Kreieren von Rezepten zu erschaffen, hat da aber irgendwie übers Ziel hinausgeschossen. Das Erstellen eines neuen Rezepts ist eher ein kleines Rätsel, denn vier Zutaten müssen jeweils an den richtigen von drei oder vier Plätzen gebracht werden. Ich finde die Idee ein weiteres Mal gut, doch dann hätte man eher das Ganze in ein echtes Minispiel umwandeln sollen, in dem man die Zutaten zum Beispiel zum richtigen Zeitpunkt hinzufügen muss, damit das Essen am Ende auch schmeckt.

Die technische Umsetzung auf die Nintendo Switch ist indes recht solide. Zwar sind deutliche Abstriche gegenüber den anderen Versionen optisch erkennbar, allerdings gibt es auf einige Framerateeinbrüche und einen viel zu lang angezeigten schwarzen Bildschirm zum Spielstart nichts auszusetzen. Lediglich das Gießen der Pflanzen ist sehr unpräzise, sodass man dasselbe Feld auch mal doppelt gießt.

Ins Ohr geht der Soundtrack, der zwar immer wieder die gleichen Melodien aufweist, allerdings dennoch nicht nervt. Steuerung und die Handhabung von Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands auf der Nintendo Switch sind voll und ganz gelungen und sowohl im Handheld- als auch im TV-Modus fehlerfrei. Abstürze sind mir nicht begegnet – was bei meinen letzten Spielen auf der Switch fast immer der Fall war.

Auch Angeln kann man.

Fazit: Manche Reisen sind anders als erwartet

In den ersten Minuten, ja sogar in der ersten Stunde hatte ich eine riesige Faszination für Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands, denn wir werden nicht nur in ein interessantes Setting geworfen, sondern auch noch mit Aufgaben eines echten Abenteurers konfrontiert. Die Erkundung und das Lösen von Geheimnissen auf fremden Inseln und das gleichzeitige Aufbauen eines Lagers klingen spannend und vielfältig. Leider bleiben fast alle dieser Aufgaben mehr als oberflächlich, sind sehr repetitiv und führen immer wieder an die gleichen Orte der überschaubaren Spielwelt. Das Erschöpfungssystem  mit viel zu schnellem Energieverbrauch in Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands führt hauptsächlich zu Frust und mindert den Realismus, als dass es ihm nützt. Durch seine oberflächlichen und kurzlebigen Spielelemente wirkt Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands eher wie ein Premium-Mobilespiel, aber nicht wie ein ausgewachsener Titel für Konsolen. Und das, obwohl im Ansatz ein potentieller Hitkandidat steckt.

ProContra
+ Gelungenes Setting– Missionen führen immer wieder an die gleichen Orte
+ Musikuntermalung gefällt– Erschöpfungssystem sorgt eher für Frust
+ Abwechslungsreiche Spielmechaniken– Erschaffen von Rezepten seltsam
– Fast alle Elemente bleiben oberflächlich oder werden Fließbandarbeit
– Einbrüche der Bildrate auf der Switch

Technik: 78
Grafik: 70
Sound: 75
Umfang: 59
Gameplay: 38
KI: 60

Spielspaß: 54

  • Story: Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands bietet ein spannendes Setting und auch eine vernünftige Geschichte, die sich nach und nach rund um die Inseln entfaltet.
  • Frustfaktor: Sehr hoch, denn das Erschöpfungssystem geht einfach auf den Geist.
  • Nachhaltigkeitswert: Nochmal spielen würde ich Stranded Sails: Explorers of the Cursed Islands definitiv nicht – und in Erinnerung bleibt es eher wegen seiner nervigen Elemente.
  • Design/Stil: Sehr stimmig.
  • Musik und Sound: Die Musik bleibt im Ohr und passt, wiederholt sich aber oft. Die Soundeffekte sind eher rudimentär.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Den Normalpreis von 25€ finde ich insgesamt nicht angemessen. Mit ungefähr der Hälfte gehe ich mit.

Offenlegung

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Manuel Eichhorn
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