The Alters aus dem Hause 11bit Studios ist derzeit eines der Spiele, die ich viele Stunden hoch und runter spiele und mich daran versuche, mit Jan Dolski und den anderen Jans zu überleben. Ganz einfach ist das nicht – und auch technisch macht es mir manchmal einen Strich durch das Weltraumüberlebensspiel. Ob ich es geschafft habe oder ob mir mehrere neue graue Haare gewachsen sind, kannst du in meiner Review nachlesen.
Ich bin allein…
Jans Geschichte beginnt fast ein bisschen typisch für eine Story, die im Weltraum spielt: Er strandet auf einem fremden Planeten, mitten im Sturm, allein und er hat nur ein Ziel, nämlich wieder nachhause zurückzukehren. Der Anfang lockt mich nicht hinterm Ofen vor, wohl aber die restliche Sci-Fi-Geschichte, die doch die eine oder andere makabre Stelle hat und verschiedene moralische Entscheidungen von mir fordert, die mich lange zum Nachdenken anregten.
Jan findet in The Alters ziemlich bald heraus, dass er der einzige Überlebende seiner Crew ist. Alle anderen haben den Absturz auf dem fremden Planeten nicht überlebt. Doch dafür finden wir ziemlich bald eine Alternative zur toten Crew, denn praktischerweise wächst auf dem fremden Planeten Rapidium, mit dem ich alternative Versionen von Jan erschaffen kann. Das greift im Grunde diese Theorie auf: Was wäre aus mir geworden, wenn ich auf die Uni gegangen wäre? Was wäre aus mir geworden, wenn ich mich eher auf das Leben in der Mine konzentriert hätte? Mit Hilfe von Ally Corp, dem Unternehmen, das unsere tödliche Reise sponsort, schaffe ich also meinen ersten neuen Jan. Einen Techniker, zudem ich tatsächlich auch die engste Bindung aufbaue.
Auf meiner Reise, auf diesem fremden Planeten, der auf den ersten Blick keine großen Gefahren birgt und auf dem zweiten doch deutlich gefährlicher wird, erschaffe ich ganz verschiedene Alters. Mal einen Botaniker, vor allem den Wissenschaftler. Alle schaffe ich in meinem ersten Durchgang nicht, vielleicht wenn ich einen zweiten starte. Ob ich das tun will, weiß ich aktuell nicht, dafür gab es doch zu viele stressige Momente. Nach gut 22 Spielstunden hatte ich The Alters durch – obwohl ich einmal den Sonnenaufgang gesehen habe.
Dabei ist The Alters ein Survival-Game, bei dem es ums Überleben geht, aber auch darum, Entscheidungen zu treffen und Rohstoffe zu sammeln. Besonders in den ersten beiden Gebieten fühle ich mich ein bisschen wie in Death Stranding, denn ich kann ganz entspannt, ohne viel Tamtam, einfach meine Rohstoffe sammeln. Da will noch niemand groß was von mir, nicht mal die Sonne nervt und auch die Rohstoffe sind nicht sonderlich umfangreich. Doch der entspannte Eindruck vom Anfang täuscht und treibt mich in einigen Situationen manchmal in den Wahnsinn.
… doch ich hab ja mich
Meine Jans sind zum Glück keine NPC, sondern helfen mir bei ganz unterschiedlichen Dingen: Sie können kochen, im Gewächshaus Nahrung anpflanzen, an den Außenstellen Rohstoffe wie Mineralien oder Organische Stoffe abbauen, sie forschen oder tun noch einige andere Dinge, die ich in die verschiedenen Warteschleifen von Werkstatt und Co. packe. Selbstständig fragen sie manchmal, ob sie etwas Bestimmtes tun wollen, wenn sie eine Arbeit erledigt haben. Das ist ziemlich cool und auch praktisch, denn nicht immer habe ich auf dem Schirm, was ich vielleicht am nächsten Spieltag brauche.
Weniger nützlich, wenn auch menschlich, sind die Alters dann, wenn sie versuchen, Dinge zu verarbeiten. Es gibt zum Beispiel einige Entscheidungen, die du im Spiel treffen musst, doch nicht alle führen zu großen Konsequenzen. Die landen eher in der Kategorie, dass sich zwei Alters streiten und ich eine Entscheidung treffen soll, die entweder einen von beiden sauer macht oder beide, wenn ich mich raushalte.
Ein wichtiger Aspekt ist dabei eher das Management der Jans und ihren Stimmungen. Im Gegensatz zum Haupt-Jan finden diese die ganze Geschichte mit den Alternativen und dem Überleben auf einem fremden Planeten nicht ganz so cool und brauchen manchmal Zeit, um Bestimmtes zu verarbeiten. Dann sind sie wütend und wollen nicht arbeiten, doch ich habe wenig Möglichkeiten, um sie aus dieser Misere herauszuholen. Es ist einfach doof, wenn man auf einem fremden Planeten feststeckt und das Schicksal in den Händen eines Jans liegt, dessen einziges Überlebensglück darin bestand, ausgewählt wurden zu sein. Wenn sie schlecht drauf sind, arbeiten sie entweder gar nicht oder weniger und manchmal wünsche ich mir, dass ich sie einfach an einen Tisch setzen und sagen kann „Wir reißen uns jetzt mal alle heute noch zusammen, sammeln 120 Metalle und verlassen diesen verdammten Planeten.“ Aber das geht nicht.
Ich mag die meistens Jans, denn jeder hat eine andere Persönlichkeit. Am meisten nervt mich der Wissenschaftler, der das Wissen mit Löffeln gefressen hat und deswegen unermüdlich jansplained, aber irgendwie unverzichtbar ist, wenn man wirklich ans Ziel kommen möchte. Er kann nämlich als einziger Jan forschen. Jeder Jan hat somit auch eine bestimmte Aufgabe, die er besonders gut kann, sodass zum Beispiel der Techniker schneller bei Wartungsarbeiten ist, während der Botaniker schneller im Gewächshaus arbeitet.
Die Zeit rennt davon
Das Ziel in The Alters ist in erster Linie die eigene Basis an einen sicheren Ort zu bewegen, damit uns das Rettungsteam abholen kann. Das ist das Hauptziel, doch es gibt noch viele andere Aspekte, die die Zeit auf diesem Planeten zu einem kostbaren Gut werden lassen. Denn ganz so einfach wie das jetzt klingt, ist es nicht – und dann wäre es auch nur halb so spannend – oder aber doppelt so entspannend.
Der fremde Planet birgt gewisse Gefahren. Nicht nur herrscht prinzipiell eine Rohstoffknappheit, sodass du und deine Alters viel damit beschäftigt seid, Rohstoffe abzubauen und Dinge herzustellen, sondern im Verlaufe des Spiels triffst du auf sogenannte Anomalien. Am Anfang lassen sie einen noch in Ruhe, doch später greifen sie dich auch selbst an oder blockieren deinen Weg. Keine Sorge, das sind die einzigen „Außerirdischen“, die dir begegnen werden und du kannst sie einfach mit dem Luminator besiegen – dann geben sie dir sogar wichtige Rohstoffe, die du weiterverarbeiten kannst. So eine Anomalienjagd sollte also nicht unterschätzt werden.
Abends setzt zudem eine radioaktive Strahlung ein, die Strahlungsschäden bei dir oder deinen Alters verursachen kann, wenn ihr nicht rechtzeitig in der Basis seid und dort auch noch genügend Strahlungsfilter habt. Beides ist entsprechend nervig, da es ganz schön die Arbeitszeit einschränkt. Und weil alles so nett ist, kommt alle paar Tage ein Magnetischer Sturm vorbei, der deine Basis schlimm angreift (später kannst du weitere Schutzmaßnahmen freischalten) und weil das nicht schon genug ist, kommt nach einer bestimmten Spielzeit die Sonne und verbrennt einfach alles, wenn du nicht weitergereist bist.
Das macht die Ressource Zeit sehr kostbar, denn so viel hast du davon nicht. The Alters ist nach circa 75 bis 80 Spieltagen übrigens vorbei und dann hast du es entweder geschafft oder bist von der Sonne erledigt worden. Mehr Optionen gibt es dann nicht so richtig. Eine richtige Planung ist also wichtig – oder du siehst wie ich den Sonnenaufgang und konzentrierst dich ab da nur noch auf die Mission. Keine Erkundung mehr – das hat mir dann doch ein wenig den Spielspaß genommen. Allerdings war ich heilfroh, als es vorbei war. The Alters war mir zu viel Stress, zu viel Angst um meine Jans, zu viel Angst ums Überleben, und zu wenig Positives, was im Gegenzug passiert ist – das macht auch die Jam Session in der Küche nicht wett. Ich bin glücklich mit meinen anderen Spielen, die ich sonst so spiele, den Stress brauche ich dabei nicht.
Und neben der Sonne hat mir manchmal auch die Technik einen Strich durch die Rechnung gemacht und mir Stirnrunzler beschert. Zum Beispiel stürzte der Titel bei mir einfach ab. Ich war gerade dabei, DIE Entscheidung im Spiel zu treffen und dann landete ich im Dashboard der Xbox. Glücklicherweise ging es nach dem Neustart weiter, aber ich hatte schon Panik, das Ende nicht mehr sehen zu können. Ansonsten haben mich verschiedene Bugs besucht, so zum Beispiel der, dass manche Interaktionen einfach nicht weggingen und dann mein Controller zum Beispiel mehrere Spieltage weiter vibriert hat, wenn ich aus einer radioaktiven Zone kam. Das sind zwar alles Kleinigkeiten, die nicht wirklich einen Einfluss auf das Spielerlebnis hatten, aber ich bin mir sicher, dass sie vermeidbare gewesen wären.
Fazit: Ich mag die Alters, aber der Sonnenaufgang kann wegbleiben

The Alters von 11bit Studios ist ein intensives Survival- und Ressourcenmanagement-Spiel, das mich mit seiner tiefgründigen Sci-Fi-Geschichte und den vielschichtigen moralischen Dilemmata überzeugt. Die einzigartige Mechanik, alternative Jan-Versionen zu erschaffen, bereichert das Gameplay ungemein und schafft eine besondere Dynamik im Überlebenskampf. Mein anfänglicher Eindruck, es mit einem halbwegs entspannten Spiel zu tun zu haben, täuscht jedoch: The Alters entwickelt sich schnell zu einem nervenaufreibenden Wettlauf gegen die Zeit, Rohstoffknappheit und permanente planetare Gefahren. Während mich die emotionalen Aspekte der Story und die Charaktervielfalt faszinieren, haben der konstant hohe Stressfaktor und die teils frustrierende Handhabung der Launen der Alters eher für das eine oder andere graue Haar gesirgt. Es ist ein Spiel, das viel von mir fordert und bei mir am Ende Erleichterung statt Begeisterung hinterlassen hat, auch wenn ich mich später noch an einiges erinnern werde.
Pro | Contra |
---|---|
+Tiefe Story mit relevanten moralischen Entscheidungen | – Ressourcen- und Zeitmanagement kann, besonders im späteren Spielverlauf, überfordernd sein und für großes Stresspotential sorgen |
+ Innovatives „Alters“-System | – Begrenzte Einflussmöglichkeiten auf die Launen der Jans können nerven und die Produktivität behindern |
+ Der Wettlauf gegen die Zeit und die Umwelt ist herausfordernd und motivierend | – Eingeschränkter Wiederspielwert für Entdecker (Dringlichkeit der Hauptmission schränkt Erkundung ein) |
+ Jeder Jan hat eine einzigartige Persönlichkeit und spezielle Fähigkeiten | – Technische Mängel (Abstürze, teilweise Performance-Probleme etc.) trüben Erlebnis |
– Es gibt selten positive Momente, die die Stimmung steigern, sehr auf Negativität fokussiert |
Offenlegung
The Alters ist aktuell im Game Pass..