The Red Strings Club (Steam) im Test – Die Bar, die mit Emotionen spielt

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Die Zukunft, in der wir mit Implantaten dafür sorgen, dass wir die bestmögliche Version von uns werden, ist noch in eine denkbaren Ferne. Doch was ist, wenn das Ganze doch nicht mehr so weit weg ist, und die Regierung jede Menge Vorteile davon hätte, deine Implantate zu kontrollieren? Im The Red Strings Club gehe ich dem Ganzen nach verrate euch im Steam Test, was ich rausgefunden habe.

Und dann sagt der Barmann…

In The Red Strings Club schlüpft ihr in die Rolle von Donovan, der eine Bar leitet und in der Lage ist, die Emotionen der Gäste herauszufinden, um ihnen auf diese Weise genau die Drinks zu servieren, die der Gast gerade benötigt, oder die wir wollen. Denn Donovan und ich arbeiten auch als Informationshändler. Das bedeutet, dass die Gäste genau in die Stimmung kommen, die wir wollen, damit sie uns auf unsere Fragen auch die richtigen Antworten geben. Doch im The Red Strings Club geht es nicht nur darum, dass wir Drinks mischen und Leute ausquetschen, denn es geht um so viel mehr.

The Red Strings Club spielt in einer Welt, in der es normal ist, dass sich Menschen Implantate einpflanzen lassen, um von sich die bestmögliche Version zu schaffen. Doch die Implantate sind nicht nur körperlicher Natur, sondern können auch das Selbst des Menschen beeinflussen, sodass man zum Beispiel besser verhandeln kann. Klingt an sich ja erstmal nicht verwerflich, doch das, was ein großer Konzern und die Regierung wieder einmal daraus machen möchten, hat böse Folgen. So möchten sie sämtliche negative Emotionen verschwinden lassen. Das klingt zwar erstmal gut, keine Traurigkeit, keine Depressionen, keine Wut mehr, aber das sind doch auch die Emotionen, die uns als Menschen ausmachen. Und so sind Donovan und ich ziemlich schnell dabei, herauszufinden, wann was wie losgehen soll und befinden uns damit selbst in einem ethischen Konflikt.

Das ist in The Red Strings Club echt ziemlich gut gemacht und ich fühlte mich bereits nach einer sehr kurzen Zeit wie ein Teil dieser Welt. Ich möchte diese Welt schützen und sie nicht in den Abgrund stürzen. Zumal es meinem Mann Brandeis auch gut gehen soll, er soll einen Platz in dieser Welt haben. The Red Stings Club bietet eine hervorragende und tiefgehende Story, in der ziemlich viele Themen aufgegriffen werden. Etwas sehr schade ist nur, wie sich die Geschichte im Laufe der Zeit entwickelt, doch hierzu später noch etwas mehr.

Ich bin ein schlechter Barmann…

Damit ich im The Red Strings Club auch die richtigen Cocktails zubereiten kann, muss ich sie natürlich mixen – und das mache ich nur mit meiner Maus. Ich klicke also eine Flasche an, wodurch ich sie in die Hand nehme, dann führe ich sie zum Glas und drehe sie meiner einer flotten Bewegung meiner Maus um, sodass der Inhalt ins Glas läuft. Natürlich verschütte ich dabei jede Menge, doch nach ein bisschen Übung geht es dann doch ganz gut. Ähnlich läuft es am Anfang mit Akara, einem Androiden, die in einer Fabrik Implantate für Menschen töpfert. Auch hier muss ich meine Maus nutzen, um alles richtig zu formen. Verzweifelt hier nicht, denn es ist wirklich eine Frage der Übung, um das alles richtig zu machen. Spannender geht es dann doch in der Bar zu, denn hier geht es dann nicht nur um Getränke.

Jeder Gast, der zu mir kommt, ist nicht durch bloßen Zufall bei mir. Jeder hat etwas mit der großen Geschichte zu tun, die sich in der Welt entsinnt und die mit der Manipulation der Leute zu tun hat. Und somit mixe ich für jeden die richtigen Getränke, um ihre Stimmungen selbst zu beeinflussen und so die richtigen Antworten zu erhalten. Doch bin ich dabei im Grunde nicht genauso manipulativ wie der Konzern? Oder bin ich besser, weil ich es nur für den Dauer eines Drinks tue? Den Gästen stelle ich die richtigen Fragen, doch muss ich auf die Antworten aufpassen. Akara überwacht jedes Gespräch und stellt mir am Ende Fragen, die manchmal auch einfach nur mit Empfindungen und Wahrnehmen zu tun haben, weswegen es nicht immer einfach ist, Akaras Fragen richtig zu beantworten.

Emotionale Bindung?

The Red Strings Club spielt mit den Empfindungen und Stimmungen seiner Gäste, denn mit dem richtigen Drink versetze ich die Leute in die richtige Stimmung. Doch leider fehlt mir die emotionale Bindung zu den wirklich wichtigen Personen im Spiel. Ich mag Donovan und ich hatte beim Russischen Roulette wirklich Angst um ihn, doch dafür kann ich mit Brandeis, seinem Mann, nicht wirklich etwas anfangen – und hier liegt der Hase im Pfeffer. Das Ende im Spiel, in dem ich versuche, alles irgendwie doch aufzuhalten, spiele ich mit Brandeis, während Donovan nur am Telefon ist. Doch genau dieses Ende wirkt so erzwungen, es passt nicht wirklich ins Spiel und lässt alles was wir vorher getan haben, irrelevant erscheinen, so als hätte all die Barmannaktionen keinen Einfluss auf das, was jetzt passiert. Und das ist sehr schade. Zudem es mir fast egal ist, was mit Brandeis passiert. Ich habe zu ihm einfach keine Bindung aufgebaut.

Das Ende selbst, oder nennen wir es das letzte Kapitel, ist so oder so etwas sehr Merkwürdiges. Denn ich muss mit Brandeis verschiedene Leute anrufen, während er diverse Menschen, die wir kennengelernt haben, imitiert. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, warum keiner der Angerufenen darauf eingeht, dass er jetzt schon den ganzen Abend lang angerufen wird. Vor allem von Personen, die eigentlich verschwunden sind oder eine Auszeit nehmen. Doch das hinterfragt keiner. Keiner wundert sich, warum er so häufig am späten Abend angerufen und nach seltsamen Dingen gefragt wird. Alle geben einfach ihre Antworten. Also, mich würde das wundern, wenn mein Telefon mehrfach hintereinander klingelt und immer mal wieder andere Leute dran sind. Ein seltsames Ende irgendwie, das nicht so richtig zur Barmannarbeit von vorher passt.

Dafür ist es technisch ganz in Ordnung. Die deutsche Übersetzung von The Red Strings Club ist sehr gut geworden und überträgt super den Ernst und manchmal auch den Humor der Situation. Schade ist nur, dass besonders das Mixen von Cocktails nicht immer präzise ist und manchmal auch die falsche Flasche genommen wird, obwohl die richtige anvisiert war. Manchmal öffnet sich auch randommäßig das Notizbuch, aber das sind eher Kleinigkeiten. Dafür wird The Red Strings Club mit einem sehr guten Soundtrack untermalt, der wirklich gut ist und hervorragend zur jeweiligen Situation passt.

Fazit: Ich mag die Bar, aber…

The Red Strings Club ist ein spannendes Spiel in einer Welt, die irgendwann gar nicht so undenkbar ist und spielt dabei die LGBTQ-Karte für mich relativ natürlich. Es wirkt nicht erzwungen, sondern Donovan ist einfach mit Brandeis zusammen. Full Stop. Und so fühlt sich auch die Geschichte zum Teil an. Ich bin gerne Barmann im Red Strings Club, ich beeinflusse gerne die Menschen mit meinen Cocktails, um alles über die Hintergründe zu erfahren. Soweit ist auch alles gut. Doch ich mag das letzte Level nicht. Das fühlt sich erzwungen an und ich habe keine wirkliche Beziehung zu Brandeis aufbauen können, um ihn zu mögen und um das Ende irgendwie „gut“ zu finden. Davon abgesehen ist das letzte Kapitel nicht wirklich gut durchdacht, so gibt es zwar Rätsel, die ich aufklären muss, doch ist es logisch gesehen nicht sonderlich gelungen. Das ist schade, denn es hätte so ein gutes Ende geben können. Ich bin viel lieber Donovan und ziehe die Fäden im Hintergrund. The Red Strings Club ist ein nettes Spiel für ein paar Stunden, das ich euch ans Herz legen kann, weil es philosophisch ist und einige ziemlich gute Steuerungsaspekte hat.

ProContra
+ Innovative Steuerung. – Beziehung nicht zu den richtigen Leuten möglich
+ Deutsche, gelungene Übersetzung– Quizfragen haben viel mit Empfindungen zu tun
+ Spannende, gefährliche Geschichte– Manchmal öffnet sich zufällig das Notizbuch
+ Genialer Soundtrack– Nicht immer trifft man die richtige Flasche
+ Fingerspitzengefühl gefordert– Ende wirkt so, als habe alles zuvor keine Rolle gespielt
+ Natürliche Einbindung der Liebesbeziehung

Technik: 75
Grafik: 87
Sound: 84
Umfang: 75
Gameplay: 61
KI: 67

Spielspaß: 72

  • Story: Ihr spielt Donovan, einen Barmann, der mithilfe seiner Cocktails die Stimmungen der Menschen beeinflussen und ein ziemlich großes Geheimnis eines „bösen“ Konzerns aufdeckt.
  • Frustfaktor: Am Anfang recht hoch, da man die Steuerung erst einmal lernen muss, dann an sich kein Frust mehr.
  • Nachhaltigkeitswert: The Red Strings Club hat einen guten Aspekt, nachhaltig zu sein, jedoch hat für mich das Ende alles ein wenig kaputt gemacht.
  • Design/Stil: The Red Strings Club hat einen guten Pixelstil, der mich an die Abenteuerspiele aus dem früheren Jahrhundert erinnert. Wirklich nett.
  • Musik und Sound: Der Soundtrack ist der Hammer!
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Ich habe den The Red Strings Club im Angebot gekauft und ich denke, dass 14,99 € etwas zu hoch angesetzt sind. Alles zwischen 10 und 12 wäre angemessener.

Offenlegung

Wir haben The Red Strings Club für Steam selbst gekauft.

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Beatrice Eichhorn
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