Vikings: Wolves of Midgard (Xbox) im Test – Widrige Bedingungen

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Ich habe Vikings: Wolves of Midgard mal auf der gamescom mit einem der Entwickler:innen angesehen. Wieso ich mir das Spiel anschließend nicht gekauft habe, weiß ich nicht so genau, doch da der Titel kürzlich im Games with Gold Angebot enthalten war, habe ich ihn dann doch endlich einmal ausprobiert. Wie gut er mir gefallen hat, verrät dieser Test zur Xbox One Version, gespielt auf Xbox Series S.

Vorsicht, Suchtgefahr?

Du weißt bestimmt, wie das mit vielen ARPGs ist: Man fängt an und kommt kaum noch davon los. Stufenaufstiege, Loot, nur noch dieses eine Gebiet, dieser eine Auftrag – man kann sich Stunden darin verlieren, und das haben bei mir viele dieser Spiele in den letzten Jahren geschafft. Kurzum: Vikings: Wolves of Midgard hat es nicht gepackt.

Vielleicht sagt das schon genug über das Spiel aus, doch es war nicht von Anfang an klar, dass mich das Spiel nicht dauerhaft fesseln würde. Dass die Story eher platt bleiben würde und mich die Welt nicht wirklich in ihren Bann ziehen konnte, war zwar von Anfang an klar, dennoch machte das Ganze mechanisch einen guten Eindruck. Vikings: Wolves of Midgard überzeugte mit seiner Atmosphäre und es war ziemlich cool, dass es Umwelteinflüsse gibt, die sich auf einen auswirken: Kälte oder Gift, bei solchen Umgebungen ist es entscheidend, immer wieder rechtzeitig einen Unterschlupf (z.B. ein Lagerfeuer) zu finden.

Was mir aber von Anfang an aufgefallen ist: So richtig Spaß macht das mit dem Loot nicht. Irgendwie ist das Menü ziemlich unübersichtlich und nicht so schön zu bedienen, irgendwie gibt es zu wenig, und auch beim Finden von Geheimnissen werde ich kaum belohnt. Dann heißen auch noch viele Stücke gleich. Ich will nicht sagen, dass Vikings: Wolves of Midgard einen der wichtigsten Aspekte des Genre komplett in den Sand setzt, doch so richtig den Drang, jetzt nach einer neuen Waffe zu jagen, kann der Titel auch nicht auslösen.

Es gibt auch einige Entscheidungen – die langfristige Option lohnt meist mehr.

Alles etwas oberflächlich

Es ist wie noch mit weiteren Elementen: Es bleibt alles etwas oberflächlich in Vikings: Wolves of Midgard. So wenige verschiedene Fähigkeiten hatte ich gefühlt noch nie in einem Action-RPG. Zudem sind die Fähigkeiten auch nicht allzu mächtig oder besonders gut zu gebrauchen – das Kampfsystem bleibt ziemlich platt, wenngleich einige Kämpfe durchaus anspruchsvoll sind.

Die Nutzung der Umgebung, der Ausbau des Lagers, verschiedene Gegnertypen: Es ist alles irgendwie da, aber es wirkt einfach nicht feingeschliffen. Es ist vollkommen klar, dass die Entwickler:innen alle Elemente eines guten APRGs kannten, doch sie selbst zu einem wirklich stimmigen Paket zu verpacken – das ist nicht so gelungen. Vor allem der Ausbau der Siedlung hätte gern noch umfangreicher genutzt werden können, doch die Siedlung bleibt ein trostloser Ort, in dem ich nur Schmied und andere Händler:innen ausbauen darf.

Der Aspekt der Umwelteinflüsse nutzt sich recht schnell und wird zum nervigen Beiwerk, zumal ich in Vikings: Wolves of Midgard Gebiete immer wieder und viel öfter ablaufe, als mir lieb ist. Vor allem, wenn ich auf der Suche nach allen Objekten für die zusätzlichen Herausforderungen bin, um die zusätzlichen Rohstoffe dafür zu kassieren, latsche ich die Umgebungen wieder und wieder ab. Das zieht das Erlebnis unnötig in die Länge, während Belohnungen für möglichst lange Angriffsketten sowie das komplette System dafür abermals ziemlich schal bleiben.

Auf dem Weg zur Wikingerlegende

Vikings: Wolves of Midgard ist ein erstaunlich umfangreiches Abenteuer – zwischendurch überraschen mich immer wieder frische Elemente, der Soundtrack gefällt und die eine oder andere Umgebung weiß zu gefallen. Doch im Endeffekt hätte ich mir ein kürzeres Erlebnis gewünscht, das dafür mehr Tiefe bietet und dieselbe Abwechslung eben in die kürzere Spielzeit packt.

So hätte man vielleicht auch die Story fesselnder gestalten können und auf allzu unspektakuläre Missionstexte wie „Nimm Rache“ verzichten können und die Ladesequenzen mit mehr Text als nur zwei bis drei Zeilen füllen können. Ich glaube, das Studio hatte einfach mehr im Sinn, als letztlich mit Zeit und Budget umsetzbar war.

Fazit: Die Augen waren größer als der Mund

Ich denke, die Vision für Vikings: Wolves of Midgard war größer als das, was am Ende realistisch umgesetzt werden konnte. Das Team bei Games Farm hat alle Versatzstücke für ein cooles ARPG dabei und bringt sogar ganz erfrischende Elemente wie Umwelteinflüsse mit ein. Doch im Endeffekt blieben die meisten Elemente unspektakulär und schal: Der Loot fesselt mich nicht wirklich und auch die Fähigkeiten meiner Spielfigur bleiben platt. Selbiges gilt für die Story, während ich immer wieder dieselben Umgebungen ablaufe. Zwischendrin freue ich mich über die Abwechslung und die gute Atmosphäre. Bei Vikings: Wolves of Midgard wäre weniger vielleicht mehr gewesen. Es muss nicht immer ein riesiges Spiel sein, welches dann nicht fesseln kann – hier hätte mir ein kurzes, aber dafür dichtes Abenteuer gereicht.

ProContra
+ Nette Atmosphäre– Loot fesselt nicht wirklich
+ Einige spannende Spielelemente (Umwelteinflüsse)– Unspektakuläre Fähigkeiten
+ Großer Umfang– Auch andere Spielelemente bleiben platt (Siedlungsbau, Kämpfe)
– Story bleibt blass
– Weniger wäre mehr gewesen

Technik: 69
Grafik: 73
Sound: 73
Umfang: 84
Gameplay: 58
KI: 58

Spielspaß: 62

  • Story: Vikings: Wolves of Midgard erzählt eine mythische Geschichte rund um Eroberungen, Rache und Erscheinungen – bleibt dabei aber ziemlich platt.
  • Frustfaktor: Gelegentlich vorhanden.
  • Design/Stil: Grundsätzlich ganz stimmig, aber ohne große Wagnisse.
  • Musik und Sound: Ist okay und begeistert stellenweise, im Großen und Ganzen aber dennoch unauffällig.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Auf den Umfang betrachtet sind die 29,99€ UVP angemessen.

Offenlegung

Vikings: Wolves of Midgard haben wir im Rahmen von Games with Gold heruntergeladen.

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Manuel Eichhorn
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