Wavetale (Stadia) im Test – Zwischen Wellen und Geschichte

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Ich hatte mein Stadia Pro Abo vor einigen Monaten gekündigt, doch aktuell hat mich ein Titel motiviert, es zumindest zunächst wieder aufzunehmen: Wavetale von Thunderful ist zunächst exklusiv für Stadia erhältlich, bevor es im Laufe des Jahres auch auf die anderen Konsolen gelangt. Ich bin mit Protagonistin Sigrid nun gesurft, gesprungen und habe die Welt erkundet – und verrate dir, ob sich der Ausflug lohnt.

Auf den Spuren der Katastrophe

Durch Setting und Optik hat mich Wavetale zunächst etwas an Submerged erinnert und beim Betrachten einiger meiner Screenshots zahlt das Spiel auch weiterhin dieselben Vibes aus – doch Wavetale spricht seine eigene Sprache. Wavetale spielt auch in einer überfluteten Welt und setzt einen gewissen Wert auf ihre Erkundung, ist aber ein deutlich actionreicherer Platformer mit einigen Kämpfen auf dem Weg zum Ziel.

Was allerdings wichtig zu erwähnen ist: Wavetale ist wirklich sehr einfach. Die Kämpfe ebenso wie die Sprungeinlagen verlangen einem nur wenig ab, und selbst, wenn mal etwas schiefgeht, vergibt einem Spiel das schnell. Doch ich wurde im ganzen Spiel nur einmal zum letzten Kontrollpunkt zurückgesetzt, als ich nach dem Besiegen eines Feindes aus Versehen ins Dunkel gesprungen bin, das diese Welt bedroht. Sonst hat sich Sigrids Gesundheitsanzeige nie auch nur ansatzweise geleert.

Wavetale macht es dir recht entspannt möglich, diese Welt zu erkunden und auf die Spuren der Katastrophe zu bekommen: Eine Katastrophe, für die der Mensch wieder einmal alles und jeden verantwortlich macht und sich wieder nach Normalität sehnt. Dass es dieses „normal“ objektiv gar nicht gibt und man sich nicht darauf verlassen sollte, dass einem alles in den Schoß fällt, lehrt das Spiel auf eindrückliche und sympathische Weise. Eine schöne Parabel auf unsere Welt! !B

Unterwegs in den Wellen vor einem (ehemaligen) Marktplatz mit hohen Türmen.
Das Surfen durch die Spielwelt ist einfach faszinierend.

Es war einmal…

Wavetale baut in den vier bis fünf Stunden Spielzeit eine sehr dichte Spielwelt mit vielen sympathischen Figuren auf, wobei man sich nicht immer auf seinen Ersteindruck verlassen soll. Sigrid ist die jugendliche Retterin der Welt – während die Erwachsenen die Katastrophe nur weiter vorantreiben würden. Schön ist, dass man auch andere Kinder und Jugendliche auf dem Weg trifft, die einen meist mit Nebenquests versorgen.

Die Nebenquests sind sehr einfach gestrickt und reichen kaum über „suche und bringe“ Aufgaben hinaus, wobei die zu suchenden Objekte meist in unmittelbarer Nähe der Auftraggeber:innen versteckt sind. Hier wäre mehr drin gewesen, denn vor allem driftet Wavetale hin und wieder etwas zu sehr darin ab, nur vom einen Questziel zum nächsten zu hetzen, obwohl die Spielwelt meines Erachtens mehr Potential bereit hält.

Das ist vor allem dadurch so, dass nebenbei auch sehr gekonnt eine Skizze der vorherigen Welt gezeichnet wird. Äpfel zum Beispiel hat Sigrid nie gesehen, weiß aber durch ihre Oma, was sie sind. Die Oma erinnert sich auch an andere Dinge, die einmal waren, wie an die beste Bäckerei der Stadt, die längst den Fluten zum Opfer gefallen ist. Für die Erkundung der Welt wäre noch spannend gewesen, mehr Spuren eben dieser alten Welt zu finden. !B

Das Tagebuch stellt Figuren mit Texten vor, hier Charlie Billborg und Schrottplatz.
Das Tagebuch wird im Spielverlauf mit allerlei Infos gefüllt.

Zwischen Action und Entspannung

Wavetale hat für mich etwas geschafft, das noch kaum ein anderes Spiel geschafft hat: Obwohl es sich hier durchaus um einen eher actionreichen Platformer handelt und man einige Male in schwindelerregenden Höhen unterwegs ist, empfinde ich das Spielerlebnis insgesamt als vollkommen entspannend. Wavetale ist ein wholesome game für mich. Das liegt zu einem Teil natürlich sicher an dem schon erwähnten sehr moderaten Schwierigkeitsgrad. Zum anderen Teil auch daran, dass Sigrids einzige Waffe ein Netz ist und die Vielfalt in den Kämpfen somit sehr begrenzt ist – viel mehr als draufhauen gibt’s gar nicht.

Das zentrale Element ist aber auch sehr entspannend, denn Sigrid kann durch ihren persönlichen Schatten aus dem Dunkel auf dem Wasser laufen und direkt durch die Wellen gleiten, sodass man nicht an ein Boot oder Ähnliches gebunden. Hierbei muss man auch kaum mit Gefahren rechnen – und es ist einfach super entspannend, zum nächsten Einsatzziel zu surfen und dabei die Aussicht zu genießen.

Trotz seiner Geschwindigkeit geht das Gameplay dabei größtenteils gut von der Hand und prüft deine Geschicklichkeit auf angenehme Weise. Die anspruchsvollsten Teile von Wavetale sind einige Kurse mit Zeitlimit, die eine der anderen jugendlichen Figuren für Sigrid geschaffen hat. Die vierte Herausforderung davon hat es wirklich in sich, sodass ich hier mehrere Erfolge bis zum Erfolg gebraucht habe. !B

Kampf gegen einen "Stakser" im Wasser.
Die Kämpfe sind recht einfach gestrickt.

Großartiger Soundtrack, holprige Technik

Was das Spielerlebnis in Wavetale gut abrundet, ist die großartige Musik. Die Melodien sind nicht aufdringlich, aber dennoch eingängig und passen einfach super zum Geschehen und zu den Schauplätzen. Ganz große Klasse – auch die sonstige Soundkulisse überzeugt und auch die deutsche Synchronisierung ist sehr gut gelungen (ich musste Wavetale noch umstellen, Stadia hat zunächst die englische Version des Spieles abgespielt).

Bei der sonstigen Technik gibt es noch einige Baustellen, die gern gelöst werden dürfen, bis Wavetale dann auch auf andere Plattformen kommt. Zum Beginn des Spieles ist mir das sehr unruhige Bild aufgefallen mit vielen Pop-Ups – das hat zum Glück etwas nachgelassen und insgesamt hat Wavetale einen guten optischen Eindruck hinterlassen.

Probleme gibt es aber mit einigen Quests: Zwei Nebenquests konnte ich nach einer Spielpause und somit Neustart des Spieles nicht mehr abschließen, da die NPCs nicht mehr ansprechbar waren. Eine Hauptquest dagegen wurde bis zum Ende des Spieles nicht als abgeschlossen gezählt und das entsprechende Questziel steht nun bis heute als offen in meinem Questlog. Hier sollte nachgebessert werden. !B

Shoppen im Kleiderladen. Anprobiert wird gerade der mythische Hut.
Mit gesammelten Geld kann man nicht viel mehr tun als sich neue Klamotten zu kaufen.

Fazit: Entspannendes Wellenreiten

Es hat sich gelohnt, für Wavetale mein Stadia Abo zu reaktivieren (man kann das Spiel übrigens auch für 29,99€ kaufen). Wavetale ist ein echter Überraschungshit für mich, der mich durch Submerged Vibes ansprach, allerdings ganz famos ein eigenes Vermächtnis setzt. Spielerisch erwartet dich hier ein flotter, aber nur sehr mäßig fordernder Platformer, inhaltlich eine gelungene Darstellung einer überfluteten Welt nach der Katastrophe mit einer jugendlichen Protagonistin, die in See sticht, um sie zu retten. Die Erzählung ist dabei sehr sympathisch und gerade das entspannte Gameplay macht Wavetale zu dem, was es ist: Ein wholesome game, bei dem ich mich freue, dass es im Laufe des Jahres andere Plattformen und damit hoffentlich auch mehr Spieler:innen erreicht.

ProContra
+ Großartige Musik– Technisch etwas unsauber
+ Entspanntes, aber flottes Gameplay– Quests teilweise verbuggt
+ Sympathisch erzählte, tiefe Geschichte– Kämpfe etwas oberflächlich
+ Gelungene Figuren
+ Gutes Skizzieren menschlicher Gedanken

Technik: 85
Grafik: 82
Sound: 100
Umfang: 84
Gameplay: 80
KI: 80

Spielspaß: 85

  • Story: Wavetale erzählt auf entspannte Weise eine tiefe und mitreißende Geschichte von einer Katastrophe und der Menschheit.
  • Design/Stil: Sehr gelungen.
  • Musik und Sound: Die Soundkulisse ist einfach großartig.
  • Frustpotential: Kaum vorhanden.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Die UVP von 29,99€ halte ich für angemessen.
  • Langzeitmotivation: Wavetale liefert nach dem Durchspielen noch einige Dinge, die in der Spielwelt zu erledigen sind. Insgesamt daher moderat.

Offenlegung

Wir haben Wavetale im Rahmen des Stadia Pro Abos gespielt.

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Manuel Eichhorn
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