Ich mag den Wilden Westen wirklich sehr, auch wenn ich kaum darüber reden und mir das Schießen zu viel ist. Nun habe ich mich todesmutig an West of Dead auf der PlayStation 4 versucht, um mir einen Eindruck zu machen und euch ein bisschen was zu vermitteln. Warum ich mir jedoch einiges anders wünsche, verrate ich euch in der Review zum Spiel.
Tot ist tot
Ich weiß eigentlich nicht so genau, warum ich mich immer und immer wieder auf rogue-like Spiele einlasse, bei denen man stirbt und dann eben tot ist. Eigentlich mag ich solche Spiele nicht einmal besonders, weil ich gerne auf meinen Fortschritt zurückblicke und auch gerne dort weitermache, wo ich vielleicht vor dem Game Over Bildschirm war. Ich mag Fortschritte. Ich mag Ziele. Und trotzdem finde ich mich in der Welt von West of Dead wieder, einem gnadenlosen Shooter, in dem eigentlich nur die Gegner schneller als ihre Schatten ziehen.
In West of Dead spiele ich einen toten Skelettkrieger, der in einer Bar aufwacht, nachdem er stirbt. Ja, in dieser Bar wache ich jedes Mal nach einem Tod wieder auf, um mich erneut durch die unterschiedlichen Gebiete zu schießen. Fortschritt habe ich dabei nur wenig: Im Grunde sammle ich durch besiegte Gegner Sünden ein, die ich wiederum bei der Hexe – sollte ich es bis zu ihr schaffen – einlösen kann, um so neue Waffen oder andere Heiltränke freizuschalten. Das ist schon ziemlich cool und macht auch Spaß – wenn ich nur eben nicht so oft sterben würde.
Aber vielleicht bin ich hier auch einfach wieder selbst schuld, da ich das mit dem Verteidigen nicht so drauf habe, immerhin kann ich hier einfach hinter Gräbern und Kisten in Deckung gehen, das geht meistens gut. Trotz allem bin ich fast öfter im Hauptmenü als im Spiel selbst – absolut übertrieben gesagt. Und bin ich einmal tot, fange ich wieder von vorne an, zwar mit bestimmten Dingen, die ich zuvor freigeschaltet habe, aber zum Beispiel immer mit meinen Loserstartwaffen. Der Tod ist ganz schön frustrierend in West of Dead.
Was ich jedoch nicht verstanden habe, ist die Story. Irgendwie bin ich wohl zu Beginn gestorben und wenn ich den Barkeeper richtig verstanden habe, hat er mir in einem der Durchgänge erklärt, dass ich nach einem Prediger suche, das hat mir dann mein Toter auch in irgendeiner Zwischensequenz verraten. Was ich mit dem Prediger zu tun habe, warum ich ihn überhaupt suche und was generell meine Aufgabe ist, wird mir leider nicht verraten. Ich schieße und sterbe lediglich.
Der Tod ist frustrierend un motivierend
Man könnte auch sagen, dass mich dieser Frust zum Teil animiert, es wieder und wieder zu versuchen. Unter anderem allein deswegen, weil ich wissen will, welche Waffen ich finde und freischalte, denn mit jedem neuen Durchgang ändern sich nicht nur die Dungeons und Gänge, die ich durchstreife, sondern auch die Waffen, die ich finden kann. Und das finde ich wahnsinnig spannend. Und so sterbe ich jedes Mal und beginne erneut von vorne, nur weil ich das spannend finde.
Leider ist nicht alles spannend und West of Dead wäre von der Schwierigkeit her schon schwierig genug, wenn dann da nicht aber noch die Technik wäre, die mich fast immer in den Wahnsinn treibt. In einigen Momenten reagieren meine beiden Schusswaffen einfach nicht, und zwar auch dann, wenn sie voll nachgeladen haben und ich theoretisch schießen könnte. Ebenso reagiert West of Dead generell zum Teil sehr schwerfällig auf meine Eingaben oder reagiert auch einfach gar nicht oder dann Sekunden verzögert, sodass ich am Ende schon das Nachsehen habe.
Generell ist West of Dead für mich sehr träge in der Steuerung, aber das liegt irgendwie am Genre, denn die meisten Spiele dieser Art sind relativ schwerfällig, was ich schade finde. Am meisten nervt mich allerdings wirklich die Steuerung. Ich steuere meinen Toten mit beiden Sticks: Der linke Stick gibt die Laufrichtung vor, der rechte zeigt mir, wohin ich schieße. Auch wenn ich auf einen Gegner ziele und mir das Spiel signalisiert, dass ich diesen Gegner auch erwische, gehen viele Schüsse häufig daneben, was zum Teil an den Waffen liegt. Allerdings ist so etwas sehr nervig, wenn es im wahrsten Sinne um Leben und Tod geht.
Doch nicht nur meine Waffen reagieren nicht immer, manchmal auch die Gegner nicht – und manchmal sehen sie mich lange, bevor ich sie wirklich sehen kann. Das ist auch zum Teil frustrierend, sodass ich manchmal gleich zu Beginn eines Spieldurchlaufs kaum eine Chance habe.
Und dann war mein Spiel tot
Tatsächlich weiß ich nicht genau, was ich beim Testen von West of Dead angestellt habe, aber jeweils nach einer Stunde Spielzeit funktionierte das Speichern nicht mehr. Das bedeutet, dass das Spiel permanent versuchte, zu speichern und ich den Vorgang immer wieder abbrechen musste, da es eine Fehlermeldung ausgelöst hat. In einem Durchgang mit diesem Bug bin ich tatsächlich gestorben, konnte jedoch nicht zurück ins Menü, sondern sah mich mit einem schwarzen Bildschirm konfrontiert. Das war noch frustrierender als der normale Spielprozess.
Unabhängig davon hat West of Dead einen interessanten Soundtrack, der mir immer wieder auch verdeutlicht, dass ein Gegner in der Nähe ist oder dass ich sicher durch die Gänge streifen kann, um einen Ausweg zu finden. Schade ist hierbei nur, dass er nicht sonderlich variiert und ich immer wieder dieselben Klänge höre, dafür passt der Synchronsprecher meines Kriegers, immerhin.
Ebenfalls finde ich den Grafikstil des Spiels ein wenig fragwürdig. Am Anfang, in den Grüften, ist noch alles gut. Dunkel, hier und da Orangetöne, passt. Die Minen hingegen sind jedoch beispielsweise weiß-lila gehalten, was eher verwirrend, denn schön ist. Dafür passt der Zeichenstil ganz gut zum Spiel und auch zum Setting.
West of Dead könnte ein ziemlich interessantes Spiel sein, mich stört nur das rogue-lite an sich – aber das ist nun mal das Spielprinzip – und die technische Umsetzung auf der PlayStation 4, denn auch hier kommt es immer wieder zu kurzen Einbrüchen der Framerate – glücklicherweise nie in Kämpfen. Mir liegt der Titel auch noch für den PC vor, sodass ich mir auch davon noch einen Eindruck verschaffen kann.
Fazit: Das Setting ist schon nice
Es ist eine schwierige Sache mit West of Dead: Ich mag das Setting tatsächlich sehr, auch wenn mich die Story an keiner Stelle abholt und ich keine Ahnung habe, warum ich ständig sterbe oder was mein Ziel ist. Dennoch motiviert mich der frustrierende Twinstick-Shooter sehr, was vermutlich an den vielen verschiedenen Waffen und ihren Fertigkeiten liegt. Oder einfach weil ich schrecklich gerne in diesem trägen rogue-like Spiel sterbe, ich weiß es nicht, denn manchmal frage ich mich selbst, was mich wirklich antreibt.
Technisch ist West of Dead auf der PlayStation 4 leider nicht so rund wie erhofft: Hin und wieder bricht die Framerate außerhalb von Gefechten zusammen. Meine Eingaben am Controller werden ignoriert oder verzögert ausgeführt. Einige meiner Waffen treffen einfach nie ihr Ziel, obwohl sie es sollten. Und dann beschließt das Spiel bei mir im Stundentakt, dass die Speicherfunktion defekt ist, sodass ich alle paar Sekunden die Funktion unterbrechen muss. Das sind alles ärgerliche Momente, die den Spielspaß schmälern, obwohl ich vermutlich schon meinen Spaß mit dem Spiel haben könnte, wenn das doch nur alles funktioniert.
Der Tod ist West of Dead ist frustrierend motivierend und deswegen sollten Fans des Genre auf jeden Fall auf ihre Kosten kommen, denn sollten die Bugs behoben werden, ist es doch ein ganz nettes Spiel mit einem ziemlich coolen Setting.
Pro | Contra |
---|---|
+ Toller Soundtrack… | – … der sich nach einer Weile ausgelutscht hat |
+ Nette Idee, interessantes Setting | – Speicherbug (Spiel konnte nicht mehr speichern) |
+ Klasse Synchronsprecher | – Button reagieren nicht immer oder verzögert |
+ passend designte, zufällige „Dungeons“ | – Story nicht wirklich erklärt |
– Zum Teil sehr träge | |
– KI reagiert ebenso zum Teil träge | |
– Einbrüche der Framerate | |
– Waffen treffen nicht immer, manche fast nie |
Technik: 63
Grafik: 82
Sound: 67
Umfang: 73
Gameplay: 40
KI: 52
Spielspaß: 65
- Story: West of Dead erzählt… ich habe keine Ahnung, worum es geht, außer dass ich wohl ganz viele Gegner töten muss, um irgendwas zu tun.
- Frustfaktor: Sehr, sehr hoch. Jedoch nicht nur durch das Gameplay an sich, sondern auch durch die träge und schwerfällige Steuerung.
- Nachhaltigkeitswert: West of Dead fällt eher in die Kategorie „Kann man mal spielen“ als „Ich werde mich ewig daran erinnern.“
- Design/Stil: Dunkle Schatten, dunkle Farben. Manchmal ein wenig grell.
- Musik und Sound: Am besten ist hier der Synchronsprecher, denn der Soundtrack ist zwar nett, aber relativ schnell ausgelutscht.
- Preis-Leistungs-Verhältnis: 19,99 € für West of Dead scheint angemessen zu sein.
Offenlegung
Wir haben einen Review Key zu West of Dead für die PlayStation 4 von Raw Fury erhalten.