WRC 8 (PS4) im Test – Eine beeindruckende Karriere

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Eine große Steigerung versprachen das Entwicklerstudio Kylotonn Games und Publisher bigben interactive mit WRC 8, nachdem man ein Jahr Pause mit der Reihe eingelegt hatte, um zentrale Elemente zu überarbeiten. Ob man abgeliefert hat, verrät unser Test zur PS4 Fassung.

Eine echte Karriere

Es war bisher schon recht beeindruckend, welche Steigerungen man mit der WRC hingelegt hat. Als bigben und Kylotonn vor einigen Jahren von Milestone übernahmen, stieg man mit mittelmäßigen bis soliden Arcaderacern ein – Spaß war durchaus zu haben, allerdings wurden die Spiele durch mäßige Technik und mitunter viele Bugs mitten auf der Strecke geplagt. Von Jahr zu Jahr wurde besser, doch offenbar hat man nun zum Rundumschlag ausgeholt, um Vieles zu überarbeiten. Das Ergebnis ist nun unter anderem ein Karrieremodus in WRC 8, der sich zum ersten Mal wie eine echte Karriere anfühlt.

Im Hauptmenü wird man immer noch von den verschiedensten Modi „erschlagen“, beim ersten Spielstart ist es gar nicht so einfach, den Karrieremodus überhaupt ausfindig zu machen. Doch einmal gestartet, ist er dieses Mal tatsächlich das Herzstück von WRC 8, sondern er bringt wohl so ziemlich alles mit sich, was eine echte Rallyekarriere auch mit sich bringt. Das Beste: Den Kalender darf man sich selbst gestalten, nur die Zeitpunkte für die Rallyes selbst stehen fest: Dazwischen gibt es Testrouten, Herstellerevents, Events unter Extrembedingungen und einige mehr – aussuchen darf man selbst.

Mit zur Karriere gehören auch Levelaufstiege und das Skillen unseres selbst erstellen Rennfahrers – es winken Boni, mehr Geld, schnellere Reparaturen und neue Positionen, die im Team zu besetzen sind. Ausgerechnet die Crewverwaltung ist es dann, was die Karriere doch noch Punkte kostet: Zwar bringen die verschiedenen Positionen wie Ingenieur, Finanzverwalter, Mechaniker, Meteorologe und Co. erkennbare und teils selbsterklärende Vorteile, doch das Herumschieben der einzelnen Kollegen, da sie irgendwann müde werden, sowie das Rekrutieren gleichen eher einem Browserspiel. Hier wäre eine Bindung zu den einzelnen Mitarbeitern oder steigende Erfahrung des Personals wünschenswert – wenn es noch eine Sache gibt, die Kylotonn am nächsten Karrieremodus in WRC verbessern sollte, dann ist es das – doch trotzdem ist der Karrieremodus exzellent, individuell anpassbar und auch ziemlich motivierend. Gute Arbeit, Kylotonn!

Den Kalender darf man sich zum Teil selbst zusammenstellen.

Die Zeiten des Arcaderacers sind vorbei

Auch auf der Strecke ist WRC 8 kaum wiederzuerkennen: Die Zeiten des Arcaderacers sind definitiv vorbei. WRC 8 ist gut anpassbar, was Fahrhilfen betrifft und erreicht auch auf der höchsten Stufe immer noch nicht ganz das Niveau eines Dirt Rally 2.0, allerdings schafft es nun auch Kylotonn, den echten Nervenkitzel des Rallyesports zu vermitteln, zumal man aufs Zurückspulen verzichten muss und je nach Schwierigkeitsgrad nur eine bestimmte Anzahl an Neustarts zur Verfügung hat.

Mir gefällt das Handling exzellent und sogar besser als bei Codemasters‘ Spielen. Die Strecken sind eng, uneben und verlangen teils auch einiges an Fingerspitzengefühl, um gemeistert zu werden. Hervorragend zum Ausdruck kommen die verschiedenen Bodenbeläge und auch die verschiedenen Austragungsorte – die Veranstaltungen in den verschiedenen Ländern und auf verschiedenen Strecken fühlen sich einfach unterschiedlich an.

Damit spielen in WRC 8 auch die Bereifung, aber vor allem auch das Wetter eine Rolle: Das dynamische Wettersystem ist neu und kommt im besten Fall richtig gut zum Ausdruck – die Wettereffekte gehören definitiv zu den guten in aktuellen Rennspielen. Meine Erfahrungen mit dem Meteorologen waren dagegen gemischt – häufig passten die Voraussagen nicht wirklich zum Wetter auf der Strecke, obwohl ich einen guten Meteorologen mit einer hohen Genauigkeit an Bord hatte – sehr komisch. Dennoch macht das Wetter das Fahren sehr anspruchsvoll – besonders die Events unter Extrembedingungen, d.h. meist bei Dunkelheit und bei schwerem Sturm, sorgen wirklich für Nervenkitzel.

Abzüge gibt’s im Bereich der KI und des Schwierigkeitsgrades – die allzu gescripteten Zeiten scheinen zwar vorbei, allerdings ist es nicht wirklich nachvollziehbar, wann man gegen die KI gut dasteht und wann schlecht – glücklicherweise geht es zwar auch nicht wirklich ums Gewinnen, allerdings wirken die KI Zeiten oft willkürlich. Damit sind aber auch die Zeiten vorbei, in denen man in den WRC Spielen problemlos jede Rallye gewinnt.

Die Fahrzeuge und die Strecken wirken sich deutlich aufs Handling aus.

Eine technisch runde Vorstellung

Besonders freut mich, dass Kylotonn Games auch in Sachen Technik einige Gänge hochgeschalten hat: Auf der PS4 Pro läuft WRC 8 komplett ohne Macken. Grafisch spielt man nicht ganz in der oberen Liga mit, doch hübsch anzusehen ist WRC 8 trotzdem. Bugs sind mir soweit auch keine untergekommen, nur einmal hat sich das Spiel im Onlinemodus verhakt – den gibt es und dort findet man auch Spieler. Vom „Matchmaking“ braucht man zwar nach wie vor nicht viel erwarten, aber immerhin findet man Mitspieler und die Partien laufen flüssig, was sehr gut ist.

Beim Sound hat im direkten Vergleich Dirt Rally 2.0 deutlich die Nase vorn, da dort insbesondere die Geräusche des Fahrzeugs besser zum Ausdruck kommen, allerdings kann sich die Soundkulisse in WRC 8 auch sehen lassen – sie hat jedenfalls genug „Rumms“, was Fahrzeuge und Kollisionen betrifft.

Als nervig empfunden habe ich die recht häufigen Ladezeiten, die sich von der Dauer her zwar in Grenzen halten, aber vor allem zum Spielstart doch recht gebündelt auftreten. Ach ja: Und das Tutorial fand ich furchtbar nervig. Es war ziemlich langweilig und ausschweifend und man durfte Ewigkeiten nichts machen. Zum Glück ist es dann doch bald vorbei und man kann die eingesprochenen Tutorials auch übersprungen.

Die Events unter Extrembedingungen sind beeindruckend.

Fazit: Eine steile Karriere

Der tolle Karrieremodus von WRC 8 steht stellvertretend für die Entwicklung der Reihe aus dem Hause Kylotonn Games: Vor einigen Jahren als belächelter Arcaderacer gestartet, hat sich WRC zur ernstzuehmenden Konkurrenz aller Rallyespiele gemausert – und gehört jetzt zu den besten am Markt. Der Karrieremodus gehört zu den motivierendsten in aktuellen Rennspielen. Abstriche gibt es nur durch die öde Crewverwaltung und den unausgegorenen Schwierigkeitsgrad, der den Fortschritt nicht immer nachvollziehbar macht. Das Erlebnis auf der Strecke ist allerdings uneingeschränkt super und auf Simulationsniveau angekommen. Auch technisch liefert Kylotonn endlich eine solide Leistung ab. Und das alles in einer puren Rallyeerfahrung mit genug Vielfalt. Die Entwickler haben innerhalb weniger Jahre die Qualität auf beeindruckende Weise gesteigert, ich bin gespannt, was die Zukunft bereithält.

ProContra
+ Super Karrieremodus– Unausgegorener Schwierigkeitsgrad
+ Handling auf Simulationsniveau– Öde Crewverwaltung
+ Realistische und anspruchsvolle Strecken– Zusammenwürfeln im Onlinemodus
+ Gute Wettereffekte
+ Stabiler Onlinemodus
+ Technisch solide und flüssig
+ Anpassbares Spielerlebnis

Technik: 82
Grafik: 81
Sound: 83
Umfang: 94
Gameplay: 85
KI: 68

Spielspaß: 87

  • Story: Durch den guten Karrieremodus schreibt ihr tatsächlich eine Geschichte – eure eigene.
  • Frustfaktor: Durch den unausgegorenen Schwierigkeitsgrad hier und da vorhanden.
  • Nachhaltigkeitswert: WRC 8 ist ein tolles Spiel für Rallyefreunde und kann eine Weile gespielt werden – mit großer Wahrscheinlichkeit gibt es in einem Jahr allerdings auch den (besseren) Nachfolger.
  • Design/Stil: Stimmig und realistisch.
  • Musik und Sound: Die Soundkulisse ist gut, aber noch nicht ganz auf Topniveau.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Der Vollpreis ist angemessen und im Angebot darf man erst recht zuschlagen.

Offenlegung

Wir haben die digitale Version von WRC 8 auf PS4 selbst gekauft. Gespielt wurde auf einer PS4 Pro.

Ein hübscher Screenshot zum Abschluss.

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Manuel Eichhorn
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