Gear Club Unlimited 2 (Nintendo Switch) im Test – Leicht inkonsequenter Nachfolger

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Nachdem man sich einige Zeit auf Mobilegames konzentriert hatte, brachten die Rennspielexperten von eden games im letzten Jahr mit Gear Club Unlimited wieder einmal ein Heimkonsolenspiel heraus. Erkennbar war jedoch, dass es sich um eine leicht getunte Mobilumsetzung handelte. Mit Gear Club Unlimited 2 soll das anders sein: Das Spiel wurde von Grund auf für die Nintendo Switch entwickelt und sollte vor allem entsprechende technische Verbesserungen mitbringen. Ob nur die Oberfläche poliert wurde, oder auch unter der Haube nachgebessert, verrät unser Test.

Auch wenn es technisch durchaus einige Macken gab und sich das Handling eines Konsolenspieles nicht hundertprozentig würdig anfühlte, hatte ich im letzten Jahr viel Freude an Gear Club Unlimited – und auch, wenn ich es eine ganze Weile gespielt habe, bin ich bis heute nicht ganz durch. Der Umfang des Titels konnte sich wirklich sehen lassen. Letztlich fand ich so auch den Preispunkt des Titels angemessen.

Gear Club Unlimited 2 ist nun mit einer UVP von 59,99 Euro endgültig ein Vollpreistitel – warum aber auch nicht, da die Entwickler immerhin das Team aufgestockt und diesmal bei der Entwicklung ihres Titels gleich die Nintendo Switch ins Auge gefasst hatten. Eins vorweg: Vom Umfang her ist hier nicht viel auszusetzen. Die Entwickler werben mit mehreren Hundert Rennen, die definitiv auch vorhanden sind. Genug freizuschalten und Rennen zu fahren gibt es definitiv.

Umso überraschender ist dann erst einmal der Einstieg ins Spiel: Während die Menüs und die Weltkarte Spielern des ersten Teils sehr vertraut sein dürften, ist der Einstieg ins Spiel überraschend „linear“ – man hat für eine Weile erst mal mehr oder weniger nur ein Event zur Auswahl, wird allerdings durch eine Art Story geführt, denn natürlich tritt man als Anfänger gegen ein Team und dementsprechend gegen Widersacher an. Wer jetzt mehr als ein paar Texthülsen erwartet, um einen Anlass für die Rennen zu haben, wird selbstredend enttäuscht. Aber so bekommt eben doch irgendwie alles einen Sinn.

Den Mini als Wagen zum Start fand ich sehr cool.

Struktur statt Chaoskarte

Gear Club Unlimited wirkte von Anfang an immer wie ein Mobilespiel, in dem man direkt jede Menge Geld in Zusatzinhalte gesteckt hatte – mehr oder weniger bestand das Spiel aus einer überladenen Karte, auf der man sich aussuchen konnte, was man als Nächstes tun wollte. Das bedeutete auch, dass man von Anfang an nicht an bestimmte Rennklassen gebunden war – man brauchte eben nur das passende Kleingeld, um sich einen geeigneten Wagen zu kaufen.

In Gear Club Unlimited 2 ist das über weite Strecken anders, was im Endeffekt sogar dafür sorgt, dass die Weltkarte gar nicht gebraucht wird. Das ebenfalls zur Verfügung stehende Menü würde es irgendwie auch tun, und immer wieder starte ich Events in Gear Club Unlimited 2 sogar darüber.

Diesmal folgen die Events einer klareren Struktur, weil die Meisterschaften und Klassen, die man freischaltet, den Viertel-, Halbfinalen und so weiter der übergeordneten Meisterschaft entsprechen. Das bedeutet, dass man sich dieses Mal auch bei den Klassen hocharbeitet. Es gibt die Fahrzeugklassen A-D mit jeweils drei Unterklassen. Nachdem man die Meisterschaften von A1 und A2 auf eine recht lineare Art abgeschlossen hat, hält dann aber doch die Auswahlmöglichkeit Einzug: Hier darf man sich dann zum ersten Mal aussuchen, ob man mit A3 oder B1 weitermacht.

Von Anfang an darf man sich einen schnelleren Wagen kaufen – nötiges Geld vorausgesetzt.

Nicht überall getunt

Vieles in Gear Club Unlimited 2 fühlt sich vertraut an: Optische Ähnlichkeiten sind ebenso wie spielerische offensichtlich. Leider ist der Titel aber nicht in allen Bereichen eine konsequente Weiterentwicklung des Vorgängers – bei vielen Features hat man sogar abgespeckt. Konkret sieht das so aus: Auf den abwechslungsreichen Strecken in den verschiedenen Umgebungen der Spielwelt macht Gear Club Unlimited 2 eine wesentlich bessere Figur als der Vorgänger, das Drumherum muss aber ganz schön zurückstecken.

Die meisten Sachen, bei denen man den Rotstift angesetzt hat, sind wohl darauf zurückzuführen, dass die Macher bei eden games unbedingt den Eindruck eines Mobiltitels loswerden wollten: So wollt gibt es keine Levelaufstiege des Fahrers mehr und keine Herausforderungen, die man nebenbei für sein Team erledigt und für die man Geld und Erfahrungspunkte bekommt. Die Belohnungen und die Herausforderungen waren im Vorgänger zwar ohnehin kaum der Rede wert, haben aber noch ein kleines Rahmengerüst mitgegeben – das fehlt Gear Club Unlimited 2 komplett.

Der Titel ist dadurch deutlich spürbar entschlackt und ist in erster Linie wesentlich übersichtlicher. Das ist auf jeden Fall etwas Gutes. Manche Dinge vermisse ich aber dennoch – zurückkehren zum ersten Gear Club Unlimited möchte ich aber wegen des Erlebnisses auf der Strecke nicht mehr: Gear Club Unlimited 2 wurde nicht nur optisch wesentlich aufgehübscht, sondern vor allem das Handling wurde deutlich verbessert. Die Wagen steuern sich noch ein Stückchen realistischer und vor allem die Physik ist deutlich besser. Das Verhalten der Wagen bei Kollisionen insbesondere ist jetzt wesentlich besser. Man wird nicht mehr ganz so unrealistisch ausgebremst und insgesamt hat man in vielen Situationen bessere Kontrolle über seine Wagen, wobei sich das Handling der einzelnen Boliden angenehm unterscheidet. Analoge Trigger habe ich in Gear Club Unlimited 2 nicht vermisst.

Wie gehabt und sehr vertraut ist noch die eigene Werkstatt, die man nach und nach ausbaut. Genauer gesagt baut man die einzelnen Teile wie Reifenabteilung und Mechanikabteilung immer weiter aus, um seine Fahrzeuge bei Leistung und Handling verbessern zu können. Die Werkstatt wurde fast unverändert in Gear Club Unlimited 2 übernommen – die neu eingeführten und eher peinlichen herumlaufenden Mechaniker hätte man sich aber sparen lassen.

In der Werkstatt ist (fast) alles wie gehabt – inklusive schwacher Performance. Die Mechaniker sind neu.

Bekannte Performanceschwächen, fehlende Abwechslung

Während man optisch nachgebessert hätte, hat man sich dem Thema Performance von Gear Club Unlimited 2 bei weitem nicht in ausreichendem Maße angenommen. Glücklicherweise läuft das Spiel wie schon der Vorgänger in den Rennen ausreichend flüssig, während die Bildrate allerdings ab und zu durchaus unter die 30 Bilder Marke einbricht. Auffällig sind aber die viel zu langen Ladezeiten zum Spielstart und zu den Rennen – ebenso wie die schwache Performance in der Werkstatt. Diese befindet sich auf dem gleichen Niveau wie im Vorgänger – hier hätte ich mir wirklich ein flüssigeres Erlebnis gewünscht.

Zur echten Qual wird aber, wenn man an den Onlineligen teilnimmt. Hier fährt man die Wettbewerben aus der ganzen Welt um die beste Zeit auf verschiedenen Strecken in den verschiedenen Fahrzeugklassen und sammelt so Erfahrungspunkte, Geld und Punkte für den Club, den man zunächst zwingend gründen oder einem Club beitreten muss. Die zugehörigen Menüs sind aber furchtbar langsam und stocken teilweise bis zu einer halben Minute – offenbar, weil Gear Club Unlimited 2 mit dem parallelen Abrufen der Ligaergebnisse nicht klarkommt. Insgesamt braucht Gear Club Unlimited 2 beim Thema Performance dringend noch ein Update.

Ob es dieses Mal Updates auf Dauer geben wird, bleibt noch abzuwarten. Dem Versprechen, den Vorgänger mit regelmäßigen Updates zu versorgen, ist man nicht gerecht geworden. Vielleicht hat man sich aufgrund des Erfolgs auch eher überraschend für einen schnelle(ren) Nachfolger entschieden. Diesmal würde ich mir aber wünschen, dass sich die Entwickler durchaus noch neue Inhalte ausdenken, zumal das Spielerlebnis doch recht gleichförmig ist. Beispielsweise zwischen Zeitrennen und normalen Rennen gibt es kaum einen Unterschied, nur, dass in Zeitrennen alle anderen Fahrer eben als Schemen unterwegs sind. Wirklich anders an fühlt sich das aber nicht. Rallye- und Eliminierungsrennen bringen immerhin eine kleine Varianz ins Spiel – enttäuschend ist dagegen, dass die sogenannten „Schaurennen“ rein gar nicht anders sind als alle anderen Rennen, lediglich viel größere Geldbelohnungen einbringen.

Etwas mehr Abwechslung würde ich mir allein deshalb wünschen, weil Gear Club Unlimited 2 auf der Strecke wirklich eine gute Figur macht. Seit dem Launch habe ich jeden Tag einige Zeit mit dem Switch Rennspiel verbracht. Doch vor allem im Bereich Spielmodi dürfte sich noch etwas tun. Meine Hoffnung ist, dass sobald der echte Multiplayermodus zur Verfügung gestellt wird auch schon ein Update für den Rest erscheint. Bislang sind die Mehrspielerrennen nur mit dem Hinweis „Bald verfügbar“ versehen.

Die Wagenmodelle machen eine gute Figur.

Fazit: Leicht untermotorisiert

Gear Club Unlimited 2 ist ohne Zweifel ein gutes Rennspiel auf der Nintendo Switch. Bei der wichtigsten Disziplin, nämlich auf der Strecke, macht der Titel aus dem Hause eden games dank eines gelungenen Handlings und optischer Verbesserungen nämlich eine richtig gute Figur. Trotzdem ist Gear Club Unlimited 2 auch noch ein Titel ungenutzter Potentiale: Wo der Vorgänger beim Drumherum fast ein wenig unübersichtlich war, hat man hier beinahe bis aufs Skelett runtergekürzt. Auch spielerische Abwechslung kommt etwas zu kurz und die Performance ist auch wegen der überlangen Ladezeiten unbedingt verbesserungswürdig. Damit Gear Club Unlimited 2 sein ganzes vorhandenes Potential entfalten kann, hoffe ich, dass die Entwickler dieses Mal regelmäßige Updates nachliefern. Beim Vorgänger hatte man ein solches Versprechen gemacht – wurde diesem aber nicht gerecht.

Technik: 74
Grafik: 72
Sound: 70
Umfang: 81
Gameplay: 77
KI: 69

Spielspaß: 73

  • Story: Es gibt den rennspieltypischen Versuch einer Story, der aber kaum der Rede wert ist.
  • Frustfaktor: Nur selten vorhanden. Der Schwierigkeitsgrad ist eher gering angesetzr.
  • Wiederspielwert: Dank des großen Umfangs und täglich wechselnder Onlineligen durchaus vorhanden.
  • Design/Stil: Der Fokus auf Realismus tut dem Spiel gut.
  • Musik: Menümusik erinnert eher an „Fahrstuhlmusik“ – insgesamt zusammen mit Soundeffekten aber solide.
ProContra
+ Umfangreiches Tuning und Entwicklung der Werkstatt– Keine Levelaufstiege oder Herausforderungen abseits der Rennen
+ Sehr gutes Handling– Fehlende Abwechslung, Rennen unterscheiden sich kaum
+ Abwechslungsreiche Strecken– Schwache Performance
+ Optisch zufriedenstellend– Lange Ladezeiten
+ Viele Events, großer Umfang– „Schaurennen“ sind ganz normale Rennen
+ Onlineligen

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Manuel Eichhorn
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