Zenith (PS4) im Test – ARPG mit Atmosphäre, Witz, … und schrecklicher Performance

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Unabhängiger Entwickler (Infinigon) und passender Publisher (BadLand Games) bringen ARPG, bisweilen auch Hack & Slay, heraus und versprechen nicht nur gewöhnliches Monstermetzeln, sondern auch Witz, Atmosphäre, Rätsel (!) und überhaupt eine gehörige Portion Old-School. Manuel springt vor Freude im Kreis und muss dieses Spiel unbedingt ausprobieren! Tatsächlich hat Zenith, erhältlich für PC, PS4 und Xbox One, meine Erwartungen locker übertroffen – Wäre da nicht das leidige Thema Technik… Der folgende Test bezieht sich auf die PS4-Fassung. Zenith kommt für 19,99€ bzw. 24,99€ als Retailfassung.

Gestatten: Argus! Trankbrauer, Magier,… Hurenbock?

Ganz ehrlich: Der Einstieg in Zenith ist ein bisschen schwierig. Nicht nur zeigt sich schon die „tadellose“ Performance des Titels, sondern man hat auch mit den spielerischen Eigenheiten zu kämpfen und zudem den Eindruck, es irgendwie mit einem langatmigen und ausschließlich textlastigen Spiel zu tun haben. Tatsächlich sollte man sich vor dem Lesen nicht scheuen: Insbesondere, wer die NPCs in den Gebieten anquatscht und dabei ggf. Quests erhält (es gibt keine Ausrufezeichen, Markierungen auf der Karte oder ein Questlog… Abgesehen von der Hauptquest müsst ihr euch alle Aufgaben merken!), muss viel Text lesen und händisch wegklicken.

Während eine Sprachausgabe der Präsentation der Story sicherlich gut getan hätte, so wäre eine gute Sprachausgabe sicherlich jegliches Budget gesprengt. An den einzelnen Fetzen, die Argus, der Mittdreißiger-Magier-Trankbauer-Protagonist des Spieles während der Gefechte immer mal wiedergibt, kann man schon erahnen, dass es gut war, auf eine vollständige Vertonung verzichtet zu haben. Zurück zum Thema: Wer sich auf die, teilweise trotz allem etwas zu langen und ermüdenden, da das Spiel nicht immer auf das Weiterklicken reagiert, Dialoge einlässt, wird in Zenith mit einer witzigen, überspitzten und trotzdem ziemlich guten Story belohnt.

Die singenden Spinnen in den ersten Minuten des Spieles sind erst der Anfang – Später werden die Monster deutlich ernstzunehmender, die Geschichte aber nicht weniger lustig. Zentrum des Ganzen ist der Protagonist Argus, einst ein mächtiger Zauberer des Infinigon, der sich dann aber als Trankbrauer zurückgezogen und gehofft hat, durch das Verstecken eines wichtigen Artefakts die Zerstörung der Welt durch das „Unerwartete“ verhindern zu können.

Es kommt wie es kommen musste: Halbstarke Helden, eigentlich verwickelt in pubertäre Mutproben und Herzschmerz, machen sich auf die Suche nach dem Artefakt, wobei letztendlich politische Macht dahintersteckt. Das Unerwartete, welches die Welt problemlos zerstören könnte, ist plötzlich gar nicht mehr so schlimm, wenn man dadurch feindliche Armeen zerstören kann. Überhaupt stecken in dieser Welt in Zenith alle im Clinch: Die Magier mit den nicht-Magiern, die eine Fraktion mit den anderen… Zwischen alldem entwickelt sich dann ein umso größeres Chaos rund um Argus, der wieder als Magier ins Abenteuer zieht und dabei diverse Bündnisse und Freundschaften schließt. Argus macht es sich selbst nicht so leicht, denn nicht nur kann er Projekte binnen Sekunden in die Luft sprengen (im wahrsten Sinne des Wortes), sondern die weibliche Begleitung sieht es auch nicht gerne, wenn in gewissen „Etablissements“ die gesamte weibliche Belegschaft direkt seinen Namen brüllt…

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Monster und Rätsel

Ich würde Zenith nach meiner Testphase durchaus als Hack & Slay bezeichnen – Aber als ein solches, in dem die obligatorischen Kämpfe auch auf Dauer nicht langweilig werden, da das Gameplay und die spielerische Herausforderung eben nicht nur aus den Kämpfen besteht. Zenith überrascht zu einem gewissen Grad auch immer wieder: Nach rund zwei Spielstunden beispielsweise wird die eigentliche Spielwelt in Form einer Weltkarte/Oberwelt eingeführt, wo man künftig selbst zu den nächsten Missionszielen navigiert, zwischenzeitlich natürlich auch andere Areale erkunden und gegen Gegner kämpfen kann.

Generell setzt Zenith noch auf „echtes Handwerk“ und keine prozedurale Generierung o.Ä.: Dementsprechend folgen Welt und auch die Dungeons dem Motto „klein, aber fein“. Häufiger kann man die technischen Probleme ausblenden, da die sehr abwechslungsreichen Schauplätze mit ihrer Atmosphäre, unterstützt durch die meist passende Musik, in ihren Bann ziehen. Zudem fühlen sich die Gebiete wirklich unterschiedlich an und nicht nur so, als ob ein anderes Thema über den immer gleichen Baukasten gelegt wurde.

In den Dungeons gibt es schließlich nicht nur etwas spielerische Abwechslung, sondern auch echte Rätsel: Angefangen bei kleineren Schalterrätseln, wo Argus Objekte herbeischleppen muss um Türen zu öffnen, über eine (optionale) Stealtheinlage, für deren Bestehen man belohnt wird, bis hin zu klugen, teilweise selbst-ironischen „echten“ Rätseln ist hier alles dabei. Auch wenn es dann letztlich auch nur um das Betätigen von Objekten geht, ist teilweise echtes Können gefragt. Merkt euch: Symmetrisch ist nicht identisch!

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Nette Effekte und atmosphärische Schauplätze

In kleinem Maße episch

Zenith ist kein riesiges Spiel – In acht bis zehn Stunden könnt ihr auf alle Fälle zum Ziel gelangen, wenn ihr alle Nebenquests erledigt, könnt ihr bis zu fünfzehn Stunden daraus machen. Wer die Welt wirklich bis ins letzte Detail erkundet und sich viel Zeit nimmt, bekommt eventuell noch mehr Zeit heraus. Doch den inhaltlichen Ausmaßen von Zenith sind dann doch schnelle Grenzen gesetzt: Nach gut fünf Spielstunden hat man beispielsweise den Großteil des Skilltrees von Argus bereits freigeschaltet.

Dass es Stufenaufstiege gibt, muss man erst mal mitbekommen. Immer mal wieder ist der grüne Balken neben Gesundheit und Mana voll, dann gibt’s Fertigkeitenpunkte. Mit diesen könnt ihr so ziemlich alle Aspekte des Helden verbessern. Grundsätzlich gibt es in Zenith drei Elemente, auf denen alle Waffen, Zauber und Fertigkeiten basieren: Wasser, Feuer und Erde. Neben der Ausrüstung verbessern auch die ausgebauten Fertigkeiten Affinität (d.h. den Angriff), Resistenzen (d.h. die Verteidigung) und sie schalten bestimmte neue Fertigkeiten für die einzelnen Waffen oder auch das Ausweichen frei. Dann macht ihr keine langweilige Rolle mehr, sondern gleitet auf Flammen davon. Flammen, die den Gegnern ganz nebenbei noch Schaden zufügen.

Die Auswahl an Waffen ist in Zenith wirklich begrenzt, denn pro Element gibt es Handschuhe, Schwerter und Hammer. Ich habe mich recht schnell für das Flammenschwert entschieden, dazu gibt’s einen Eis-Flächenangriff und eisige Wurfobjekte. Konsequenz: Mittels Ausrüstung Feuer- und Wasseraffinität ausbauen, dann macht’s mehr Schaden. Auch wenn die Auswahl an Fertigkeiten begrenzt sind, sind diese wirklich cool und ihr könnt schnell euren Favoriten finden. Theoretisch könnt ihr eure Angriffe auch in den einzelnen Gebieten anpassen, da feurige Gegner empfindlicher gegen Wasser sind… Müsst ihr aber nicht. Wer auf seine Stats achtet, kommt auch so gut klar.

Loot, und das bedeutet Ausrüstung, gibt es in Zenith aber jede Menge. Es gibt nämlich Rüstungen, die so ziemlich alle Vorlieben abdecken. Viel Angriff, kaum Verteidigung? Eine ausgewogene Mischung? Lieber ein echtes Bollwerk, aber nur schwach angreifen? Ist alles da, und weil dann noch unterschiedliche Affinitäten und Resistenzen existieren, könnt ihr euch schnell ausrechnen, wie viel Ausrüstung existiert. Es lohnt sich, alle Stücke anzusehen. Überflüssiges könnt ihr beim Händler verkaufen und dann ggf. neues kaufen.

Mit dem Suchen nach besserer Ausrüstung dürfte Zenith jeden Hack & Slay Fan ansprechen und insgesamt würde ich das Spiel wirklich als klein, aber episch bezeichnen. Dazu tragen nicht nur dieser Aspekt, sondern eben auch die gelungene und atmosphärische Spielwelt und die nahtlos implementieren Nebenquests bei. Zenith erfordert etwas Köpfchen und Aufmerksamkeit, überfordert aber auch nicht mit einem überladenen Überangebot oder mit einer Map, die vor Angeboten gerade so strotzt. Es ist ein kleines, handwerklich feines Spiel – So, wie ich es gerne öfter sehen würde.

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Die begehbare Weltkarte

Leidiges Thema: Technik

Was Zenith leider nicht gut macht, ist im Bereich Technik zu überzeugen. Generell verfügt das Spiel über ein nerviges Dauerruckeln, an das man sich nach einer Weile schon fast gewöhnt hat. Dieses fällt gebietsabhängig mehr oder weniger stark auf. Auf Dauer noch viel nerviger sind die langen Ladezeiten, die bei jedem Gebietswechsel und auch vor und nach jedem Kampf auf der Weltkarte auftreten – Die Kämpfe dauern oft halb so lange wie die Ladezeiten.

Unter anderem durch die Ruckler fühlt sich auch das Kampfsystem unpräzise und hakelig an. Dass das Spiel dann zum Beispiel in Dialogen nicht immer auf Eingaben reagiert oder dass es bei mir in einem Fall einfach während des Ladebildschirms hängenblieb, sorgt dafür, dass Zenith insgesamt einen unfertigen Eindruck hinterlässt. Auch die Begleiter-KI hätte noch Feinschliff verdient, da sie im Kampf nicht unbedingt wirklich hilfreich zur Seite steht.

Die teils unterirdische Performance trübt das sonst so positive Gesamtbild von Zenith beträchtlich, obwohl das Spiel sonst vor allem auf längere Sicht fast alles richtig macht – Mit mehr Feinschliff und Optimierung hätte Zenith ein echter Hit werden können. Unverständlich ist auch, warum die Entwickler nicht an Soundeinstellungen gedacht haben. Zenith ist viel lauter als alles andere auf eurer PS4 – Und jedes Mal müsst ihr die Lautsprecher leiser stellen.

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Volles Inventar (rechts) und Händler

Fazit: Gelungenes ARPG mit Technik-Bremse

Zenith macht im Grunde alles richtig: Es handelt sich hierbei keineswegs um einen riesigen Blockbuster, aber um einen kleinen und spielerisch wie inhaltlich gelungenen Titel, dem man das handwerkliche Können der Entwickler anmerkt: Eine Spielwelt, die mit Charme statt purer Größe protzen will, eine Story und Figuren, die viel Witz und trotzdem einen gelungenen Inhalt aufweist, und spielerische Abwechslung, da Zenith nicht nur aus Monsterklopperei, sondern auch aus klugen Rätseln besteht.

Ausgebremst wird Zenith nur durch die miese Performance – Ruckler und lange Ladezeiten drücken den sonst guten Eindruck und stören auch den Spielfluss erheblich. Davon wird auch das Kampfsystem beeinflusst, das eher hakelig wirkt, trotz vieler cooler Fertigkeiten. Zenith ist somit immer noch ein gutes Spiel, aber ein weiteres Beispiel dafür, was einige Wochen mehr Feinschliff alles bewirken könnten…

Pro Contra
+ Gelungene und abwechslungsreiche Schauplätze – Framerate fast immer kritisch
+ Atmosphärische Musikuntermalung – Lange (und häufige) Ladezeiten
+ Gelungene Rätsel (!) – Angriffe teils hakelig
+ Abwechslungsreiche Bosskämpfe – Spiel viel zu laut, keine Soundeinstellungen!
+ Witzige und überspitzte, aber trotzdem gelungene Story – Stufenaufstiege kaum erkennbar (bei einem Helden, der sich sonst so feiert?)
+ Gelungene Nebenquests ohne Hilfestellungen
+ Coole Fertigkeiten
+ Viel Loot (Ausrüstung)

Technik: 74

  • Grafik: 59
  • Sound: 76
  • Umfang: 88
  • Gameplay: 78
  • KI: 69

Spielspaß: 77

Singleplayer:

  • Story: Witzig, überspitzt, mitunter geschmacklos… Aber dennoch gelungen!
  • Frustfaktor: Stellenweise durch technische Probleme vorhanden.
  • Wiederspielwert: Nach einem kompletten Durchgang sehr gering (ca. 10 Stunden Spielzeit)
  • Design/Stil: Insgesamt gelungen und atmosphärisch, nur mit technischen Problemen.
  • Musik: Die Musikuntermalung passt, doch dem Spiel fehlt es an Soundeinstellungen, es ist viel zu laut! Sonstige Effekte sind nur Durchschnitt.

Informationen zum Testgerät
Plattform: PlayStation 4 500GB
Hardware: Standard, ohne ausgetauschte Hardware
Alter des Geräts zum Testzeitpunkt: 2 Jahre, 10 Monate (PS4 Launchkonsole)

Wir bedanken uns bei BadLand Games für das Pressemuster zu Zenith!

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Manuel Eichhorn
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