Chinese Parents (Steam) im Test – Kannst du dem Druck der Eltern standhalten?

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In Deutschland müssen Kinder auch mit 30 noch nicht wirklich erwachsen sein, doch im guten alten China sieht das Ganze ein kleines bisschen anders aus. Ich habe mir für euch das Entwicklungsspiel Chinese Parents auf Steam angeschaut und verrate euch im Test, wieso mir der Druck der Eltern fast ein wenig zu viel wurde.

Es ist ein Mädchen!

In Chinese Parents erlebt ihr etwas ganz Besonderes, denn ihr begleitet euer Kind von der Geburt bis zum Schulabschluss. Ihr habt zu Beginn keinen Einfluss darauf, ob ihr ein Mädchen oder einen Jungen bekommt, sondern könnt lediglich festlegen, wie eure Familie heißen soll. In der ersten Generation geht es dann natürlich mit einem Tutorial weiter, wenn ihr später fortsetzt und weitere Generationen spielt, wird das nicht mehr vorkommen. Das Spannende geht jedoch dann erst los: Kurz nach eurer Geburt beginnt ihr natürlich, zu lernen und entwickelt euch. Ihr sammelt bereits als Baby erste Erfahrungen und Punkte, um später im Leben etwas erreichen zu können. Je nachdem, welche Tätigkeiten ihr so pro Runde macht, so könnt ihr neue Tätigkeiten lernen, doch dazu später mehr.

Chinese Parents zeigt euch einen Umgang mit Kindern, wie wir ihn nur aus dem Fernsehen kennen: In meinem ersten Spieldurchgang zum Beispiel war ich als kleines Kind in einer Situation alleine zu Hause und sollte überlegen, ob ich mir etwas koche, etwas bestelle oder selbst einkaufen gehe. Zu diesem Zeitpunkt war ich fünf Jahre alt. Undenkbar in Deutschland, dass man sein fünfjähriges Kind alleine zu Hause lässt oder es gar alleine in der Küche hantieren ließe. Und auch später, wenn ich älter werde, habe ich in Chinese Parents nicht das Gefühl, dass ich meinen Eltern wirklich am Herzen liege, sondern dass sie nur wollen, dass ich gut in der Schule bin und das erreiche, was sie wollen. Im ersten Durchlauf wollten sie, dass ich auf die Business Schule gehe, ich habe mich jedoch in der Entwicklung so widersetzt, dass ich am Ende Künstler wurde – und keinerlei Erfolge mit in meine nächste Generation nehmen konnte. Tja, das habe ich dann von meinem eigenen Willen gehabt…

Ziemlich cool ist jedoch, dass sich der Spieldurchlauf unterscheidet, wenn man ein Mädchen oder einen Jungen hat, denn bei einem Jungen hatte ich das Gefühl, viel mehr unter Stress zu stehen, während im Mädchendurchgang doch eher alles ein bisschen egal schien, weil ich ja eh bloß heiraten werde und der Rest somit unwichtig wurde.

Die Entwicklung des Kindes

Wie bereits beschrieben, beginnt ihr in Chinese Parents direkt bei der Geburt des Kindes und begleitet es dann bis hin zum größten Abschluss des Landes. Hierbei helft ihr dem Kind als Baby, im Kindergarten, in der Grundschule und so weiter und hofft, dass es sich so gut entwickelt, dass es am Ende nicht nur seine Eltern glücklich macht, sondern auch euch. Doch das ist nicht immer so ganz einfach: Um Punkte zu sammeln, macht ihr innerhalb der Runden eine Art Clickspiel durch, das bedeutet, ihr auf verschiedene Symbole klickt und so zum Beispiel IQ Punkte sammelt. Dafür habt ihr jedoch nur eine gewisse Anzahl an Möglichkeiten und wenn diese aufgebraucht sind, könnt ihr die Tätigkeiten eurer nächsten Runde planen.

Pro Tätigkeit steigen eure Werte und ihr könnt neue Tätigkeiten freischalten, sodass eure Eltern stolz auf euch sein können. Doch nur weil ihr die Tätigkeiten festgelegt habt, heißt das nicht automatisch, dass auch tatsächlich das passiert, was ihr dort gewählt habt. Manchmal passieren euch unvorhergesehene Dinge, sodass euch Punkte abgezogen werden. Das ist dann einfach wie das Leben selbst, auf das man auch nur bedingt Einfluss hat. Dennoch ist es ärgerlich, wenn ihr vielleicht zuvor extra auf einen Wert hingearbeitet habt und dieser dann durch eine solche Aktion wieder vernichtet wird. Das frustriert schon sehr.

Je älter euer Kind in Chinese Parents wird, desto größer wird auch der Aspekt der fehlenden Freizeit und Freunde, deswegen könnt ihr ab einem bestimmten Zeitpunkt auch Freunde haben, die jedoch nur für eure Zukunft gedacht sind, sprich, die ihr mal heiraten sollt. Wir sprechen in Chinese Parents von China, das bedeutet, dass es homosexuelle Beziehungen nicht gibt, doch ganz so schlimm finde ich das hier nicht, da ich selbst nicht die Möglichkeit hatte, eine wahre Beziehung im Spiel zu haben. Und auch das gestaltet sich ein wenig trickier, denn zumindest in meinem Durchgang hatte diejenige, die ich heiraten wollte, irgendwann keinen Bock mehr auf mich und alles, was ich ihr so angeboten habe, hatte absolut keinen Effekt mehr, das war sehr demotivierend.

Die chinesische Technik

Chinese Parents benötigt nicht unbedingt viele Ressourcen und ist somit für meinen Laptop besonders pflegeleicht. Technisch habe ich auch so gut wie nichts auszusetzen, denn das meiste hat funktioniert. Lediglich bei den Spielen zwischen den Runden, in denen man Punkte sammeln kann, hatte ich Schwierigkeiten, da die Zuordnung der Flächen nicht immer gepasst hat und ich manchmal, wenn ich die Ecke eines grünen Feldes plötzlich doch ein anderes Feld ausgelöst habe. Das Positive: Man kann nicht so wahnsinnig viel kaputt machen, weil es keine Felder, gibt, die zum eigenen Nachteil sind. Das Negative: Man hat vielleicht seine letzte Möglichkeit für diese Runde verspielt. Und das wiederum ist dann ärgerlich.

Sonst läuft Chinese Parents wirklich flüssig und ich habe lediglich an der englischen Übersetzung ein wenig was auszusetzen, weil es manchmal nicht ganz passt und von der Punktierung im Text auch nicht ganz zutreffend ist. Die Musik im Spiel passt auch und unterstreicht das Ganze gut.

Face Me!

Ein etwas seltsames Element in Chinese Parents sind die Face Events. Pro Tätigkeit sammelt ihr auch Face Punkte, die euch stärker machen, sodass ihr mit vielen Situationen zurechtkommt. Eure Eltern werden immer mal wieder zu Face Events herausgefordert, bei dem sie verbal gegen anderen Leute vorgehen und sagen, wie absolut cool ihr seid. Das ist an sich nicht schlecht, ABER… Ihr habt eine gewisse Anzahl an Aktivitäten zur Verfügung, die mehr oder weniger „Schaden“ eurem Gegenüber zufügen. Sind diese Aktivitäten aufgebraucht, so hilft euch nur noch die Flucht, weil ihr sonst nichts Sinnvolles in diesem Event mehr zu Wege bringt. Das ist seltsam und habe ich nicht verstanden. Ist das ein wichtiger Bestandteil der chinesischen Kultur?

Ebenso ist hin und wieder ein Wettbewerb, bei dem ihr nicht so richtig euer Können unter Beweis stellen könnt, weil auch hier nur eine Tätigkeit ausgewählt wird und entweder, es war die richtige Wahl oder nicht. Das habe ich noch immer nicht ganz verstanden, scheint aber weniger sinnvoll zu sein.

Fazit: Sind die Chinesen die besseren Eltern?

Chinese Parents zeigt euch, wie Kinder in China aufgezogen werden. Dass Leistung an erster Stelle steht und das Wohl des Kindes irgendwo hinten ansteht. Dennoch ist es ein sehr interessantes Spiel und eine spannende Simulation, bei der man mitfiebert, dass man am Ende auch wirklich ein tolles Kind in die Welt entlässt. Das ist ein sehr gutes Gefühl, wenn auch zwischendurch immer mal wieder einige Momente erlebt, bei denen man sich wünscht, dass sie anders verlaufen wären. In Chinese Parents gibt es zudem auch Elemente, die seltsam sind und zwar irgendwie nach China passen, die aber trotzdem unpassend erscheinen, weil man so gut wie keinen richtigen Einfluss hat. Wer auf Spiele in Richtung Simulation und Visual Novel gehen steht, der sollte einen Blick auf Chinese Parents werfen, für den Preis auf jeden Fall eine angemessene Entscheidung.

Pro Contra
+ Zeichenstil spannend – Übersetzung manchmal nicht ganz rund
+ Großer Spielumfang mit vielen zufälligen Ereignissen – Unstimmigkeiten bei den Spielchen zwischen den Runden
+ Interessantes Gameplay – Face Events und Shows sind seltsam
+ Schöne Lebenssim, die das Aufwachsen in China zeigt
+ Angenehmer Soundtrack
+ Gutes Preis-Leistungs-Verhältnis

Technik: 76
Grafik: 86
Sound: 82
Umfang: 91
Gameplay: 74
KI: 46

Spielspaß: 82

  • Story: Ihr beobachtet in Chinese Parents wie  sich ein Kind vom Baby bis hin zum jungen Erwachsenen entwickelt und verhaltet euch dabei typisch chinesisch.
  • Frustfaktor: Der ist vor allem dann vorhanden, wenn falsche Felder ausgewählt werden oder ihr mal wieder in einem Face Event abkackt.
  • Nachhaltigkeitswert: Der Wiederspielwert in Chinese Parents ist sehr hoch, da es so viele Möglichkeiten gibt, das Kind zu entwickeln. Ob das Spiel wirklich in Erinnerung bleibt, wage ich jedoch zu bezweifeln, da es nett für zwischendurch ist, jedoch nicht für megahart viele Stunden an den PC fesseln wird – und am Ende ist es doch nur eine Lebenssim.
  • Design/Stil: Passt nach China.
  • Musik und Sound: Die Musik ist passend und untermalt die richtigen Stellen im Spiel.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Sehr gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, da man für 8,19 € ziemlich viel Spielinhalt bekommt.

Offenlegung

Wir haben Chinese Parents bei Steam selbst gekauft.

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Beatrice Eichhorn
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