Operencia: The Stolen Sun (Switch) im Test – Fantastisches Dungeoncrawling

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Der Begriff Dungeoncrawling stand die letzten Jahre hoch im Kurs – doch so bezeichnet sind oft Hack & Slays und/oder Titel mit zufällig generierten Dungeons und/oder mit Permadeath-Element. Immer öfter kommen jetzt aber auch klassischere Vertreter des Genres wieder heraus, nachdem die Art von Titel vor ein paar Jahren schon mal ein Revival erlebt hat. Zuletzt hatte ich Conglomerate 451 im Cyberpunk-Setting im Test, jetzt wird’s mit Operencia: The Stolen Sun deutlich fantastischer. Ob die Reise auf der Switch überzeugt, erfahrt ihr im Test.

Simple, aber effektive Erzählung

Operencia: The Stolen Sun erzählt nicht technisch aufwändig oder mit viel Tamtam, aber umso effektiver und überzeugt zu jeder Zeit mit seinem fantastischen Stil: Zwar bleiben Figuren auch in Dialogen starr und animationslos, es wird nämlich lediglich ein gezeichnetes Bild angezeigt, doch ihr Design überzeugt umso mehr. Während die Erzählung so nicht pompös inszeniert ist, überzeugt sie auch vom Inhalt her – die fantastische Welt Operencia hält nicht nur unseren jungen, selbst erstellten Protagonisten, sondern auch viele andere Abenteurer in Atem.

Alle Gefährten, die wir im Spielverlauf treffen, bringen ihre eigene Persönlichkeit und Hintergründe mit, los geht es schon, als wir uns zum Spielbeginn zu einem versunkenen Schloss aufmachen, um seine Geheimnisse zu ergründen. In einem Journal werden Inhalt und Erkenntnisse über Monster und Orte zudem gut aufgehoben. Die Entwickler haben bei Operencia: The Stolen Sun hinsichtlich der Erzählung alles aus ihren technischen Mitteln herausgeholt und überzeugen somit auch mit einfachen Methoden.

Gerade die einfache Inszenierung überzeugt.

Linear auf Schienen und doch Komplex

Operencia: The Stolen Sun ist ein klassischer Dungeoncrawler, und so bewegt man sich auf Feldern voran – das ist auf der Switch zunächst etwas bewegungsbedürftig, da der linke Stick natürlich nicht ganz die Aktionen auslöst, die man sich vorstellt. Mit Maus und Tastatur finde ich das intuitiver, denn manchmal läuft man so gefühlt ständig gegen Hindernisse, doch nach einer kurzen Eingewöhnungsphase geht es dann doch ganz gut von der Hand. Aber: Die Steuerung auf der Switch ist nicht sonderlich präzise, vor allem beim Lösen mancher Rätsel, wenn eine Platzierung von etwas notwendig ist, geht das nicht besonders gut und man muss seine Eingaben genau koordinieren.

Man bewegt sich in Operencia: The Stolen Sun nicht nur auf Schienen fort, sondern erlebt alles in allem auch ein lineares Spiel: Entscheidungen oder eine freie Erkundung einer großen Spielwelt braucht man nicht zu erwarten, man wird relativ linear und Quest für Quest durch die Level geschickt. Dennoch gibt es viele versteckte Dinge und Geheimnisse und Operencia: The Stolen Sun kann mit jeder Menge Vielfalt auftrumpfen: Die Rätsel in den Dungeons sind zwar meistens mechanische und somit von Schaltern abhängig, doch die gilt es erst mal zu finden und nicht immer ist eine simple Interaktion genug: Eine Reihenfolge kann entscheidend sein oder auch ein gutes Auge für Details.

Auch hier gilt, dass die Entwickler mit Operencia: The Stolen Sun gezeigt haben, dass man auch ohne allzu aufwändige Mechaniken ein vielfältiges und komplexes Spielerlebnis schaffen kann, denn letztlich verhalten sich auch die Kämpfe so: Es gibt pompösere Kampfsysteme, denn Operencia: The Stolen Sun nutzt kaum die Umgebung oder dynamische Elemente, allerdings bietet man dennoch genug verschiedene Fähigkeiten, Resistenzen und Upgrades, dass die Kämpfe auch auf lange Sicht anspruchsvoll bleiben, wenngleich sich durchaus eine gewisse Routine einschleicht und dem Spiel nach längerer Spielzeit in gewisser Weise etwas die Puste ausgeht, denn viele Kämpfe laufen von Anfang an ziemlich gleich ab.

Das Kampfsystem ist nicht furchtbar komplex, aber dennoch fordernd.

Genug Loot für alle

Bei der Charakterentwicklung und -ausstattung überrascht Operencia: The Stolen Sun dagegen und überlässt euch viele Freiheiten: Das geht schon bei der Charaktererstellung und der Auswahl eures Schwierigkeitsgrades los. Spieler, die eine Herausforderung wollen, könne Permadeath und ein schmales UI aktivieren, sodass nicht mal eine Map angezeigt wird: So wird’s ganz klassisch und anspruchsvoll, allerdings kann Operencia: The Stolen Sun so zu einer echten Herausforderung werden. Die Entwickler haben hier extrem ausgewogene Optionen geschaffen, sodass Operencia: The Stolen Sun sowohl Einsteiger als auch Profis ansprechen kann.

Auf Dauer gibt es viele Upgrademöglichkeiten für die Figur nach jedem Levelaufstieg und mit so viel neuer Ausrüstung und sonstigem Loot hätte ich in Operencia: The Stolen Sun gar nicht gerechnet: Ständig findet man neue Rüstung oder Waffen, wer Verstecke findet noch mehr als andere, und kann sich entscheiden, wen man am besten mit einem bestimmten Stück ausrüstet. So bietet Operencia: The Stolen Sun insgesamt genug Material, um Abenteurer länger bei der Stange zu halten, mit über 20 Stunden Spielzeit haben die Entwickler nämlich auch ein langes Abenteuer geschaffen.

Man findet ständig was Neues.

Technisch solides Dungeoncrawling auf der Switch

Lob verdient die technische Umsetzung von Operencia: The Stolen Sun auf die Nintendo Switch: Die Umsetzung lässt sich als grundsolide bezeichnen. Optisch gefällt das Spiel an den meisten Stellen richtig gut, auch wenn man mit etwas unscharfen Texturen und teilweise nachladenden Elementen leben muss. Dafür läuft Operencia: The Stolen Sun größtenteils flüssig und bietet unerwartet viele Spiegelungseffekte und Lichteffekte. Die Texte und Symbole sind im Handheldmodus auf der Switch teilweise etwas klein.

Negativ aufgefallen sind mir ansonsten lediglich die Ladezeiten, die Optimierung auf den Akkuverbrauch geht hingegen gerade noch in Ordnung, auch wenn nur gut zwei Stunden Spielzeit mit einer Switch vom Launch drin sind. In dieser Zeit wird man allerdings auch von einem soliden und gut passenden Soundtrack begleitet, der die fantastische Reise von Operencia: The Stolen Sun gut untermalt. Die Umgebungen und Dungeons überzeugen sowieso mit ihrer Gestaltung und vielen Details und sind richtig atmosphärisch.

Fazit: Eine einfache, komplexe Reise

Die Entwickler bei den Zen Studios zeigen mit Operencia: The Stolen Sun, dass auch mit klassischem Gameplay und ohne viel technischen Schnickschnack ein komplexes und fesselndes Spiel geschaffen werden kann: Weder das Kampfsystem noch das sonstige Gameplay halten überaus große Überraschungen oder besonders ausgefuchste Mechaniken bereit, dennoch holen die Entwickler aus Gameplay und Erzählung alles heraus, was mit den klassischen und simplen Mitteln geht. So machen Erkundung, die abwechslungsreichen Rätsel und die Kämpfe viel Spaß, auch wenn Operencia: The Stolen Sun durchaus zwischendurch die Puste auszugehen droht. Die individuellen Einstellungen hinsichtlich Schwierigkeitsgrad und Charaktererstellung gefallen hingegen uneingeschränkt und auch die technische Umsetzung auf die Switch kann mit Abzügen bei den Ladezeiten überzeugen. Für Fans klassischer Dungeoncrawler und eher geduldiger Spieler mit geschultem Auge ist Operencia: The Stolen Sun auf jeden Fall eine Empfehlung wert.

ProContra
+ Einfache, aber effektive Erzählung– Lange Ladezeiten, nachladende Texturen
+ Abwechslungsreiche Rätsel– Stellenweise unpräzise Steuerung
+ Überzeugendes Kampfsystem– Kleine Schrift und Symbole (Handheldmodus auf Switch)
+ Fantastischer Stil– Auf Dauer teils Motivationslücken
+ Detailreiche Umgebungen
+ Viel Loot und umfangreiche Charakterentwicklung
+ Umfangreiche Einstellungsmöglichkeiten (Schwierigkeit, Spielstil)

Technik: 86
Grafik: 82
Sound: 90
Umfang: 85
Gameplay: 85
KI: 87

Spielspaß: 85

  • Story: Operencia: The Stolen Sun erzählt von einer fantastischen Welt, die viele Geheimnisse mitbringt – und macht das richtig gut.
  • Frustfaktor: Kaum vorhanden.
  • Nachhaltigkeitswert: Operencia: The Stolen Sun bietet gute und lang dauernde Unterhaltung – es ist ein guter Vertreter klassischer Dungeoncrawler, der vor allem mit seinem guten Stil in Erinnerung bleibt.
  • Design/Stil: Richtig gut gelungen, detail- und relativ abwechslungsreich.
  • Musik und Sound: Die Musikuntermalung und auch die Soundeffekte haben mir richtig gut gefallen.
  • Preis-Leistungs-Verhältnis: Die 29,99€ für das Spiel sind gerechtfertigt.

Offenlegung

Wir haben einen Reviewkey zu Operencia: The Stolen Sun vom Publisher erhalten.

Operencia Kaufen und uns unterstützen

Wenn ihr Operencia: The Stolen Sun über die folgenden Links einkauft, könnt ihr uns unterstützen. Das geht aktuell, wenn ihr das Spiel für PC (über Humble) oder für Xbox One (über Amazon) kauft.

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Manuel Eichhorn
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